1990–1999
Wir verabschieden uns von diesem wundervollen alten Tabernakel
Oktober 1999


Wir verabschieden uns von diesem wundervollen alten Tabernakel

Der Geist des Herrn war in diesem [Tabernakel] zu spüren. Es ist uns heilig. Wir hoffen und beten, dass das neue Gebäude ebenfalls den gleichen Geist ausstrahlen wird.

Meine Brüder und Schwestern, am Schluss dieser schönen Konferenz bewegen uns tiefe Gefühle. Wenn es bei den derzeitigen Plänen bleibt, ist dies das letzte Mal, dass wir hier im Tabernakel zusammenkommen. Mit wenigen Ausnahmen, es waren vielleicht ein halbes Dutzend, haben unsere Konferenzen seit 132 hier stattgefunden.

Das Tabernakel wude 1832 konzipiert und es wurde zum ersten Mal für die Konferenz im Oktober 1867 benutzt. Damals gab es die Empore noch nicht. Sie wurde für die Konferenz im April 1870 eingebaut.

Dieses Tabernakel ist ein beachtliches und wunderbares Gebäude. Aber es ist für unsere Bedürfnisse zu klein geworden. Zu der Zeit, als es gebaut wurde, war es ein gewaltiges Unterfangen, es sollte allen Platz bieten, die die Konferenz besuchen wollten. Es ersetzte das alte Tabernakel, das südlich von diesem Platz stand, mit seinen etwa 2500 Sitzplätzen.

Wir ehren Präsident Brigham Young für seinen Mut, in einer Zeit, in der hier noch Grenzland war, den Bau dieses einzigartigen und ungewöhnlichen Gebäudes zu wagen. Die Konstruktionspläne waren etwas Einmaliges. Seine Erbauer hatten noch nie etwas ähnliches gesehen.

Zuerst wurden die großen Sandsteinpfeiler errichtet, die ein Oval mit einer Länge von über 76 Metern bildeten. Auf diese Pfeiler wurde eine große Gewölbekonstruktion aus Holz gebaut. Die Bogen hatten größtenteils eine Spannweite von über 45 Metern. Es gab innen keine Stützpfeiler. Die Schwarzseher sagten voraus, dass das ganze Dach einstürzen werde, sobald das innere Baugerüst entfernt werde. Die Dachkonstruktion war fast drei Meter dick. Sie bestand aus einem großen Gitterwerk aus Holzbalken, die mit Holznägeln verbunden wurden. Die Balken wurden mit ungegerbter Tierhaut umwickelt, die, wenn sie trocknete, den Nägeln noch mehr Halt gab.

Schließlich wurde das Dach mit Holz verschalt und dann mit Schindeln gedeckt. Der Innenraum wurde mit Leisten verschalt und dann verputzt, wobei der Gips mit Rinderhaaren vermischt wurde, damit er mehr Halt hatte.

Das Baugerüst wurde entfernt und das Dach blieb fest. Und das blieb es auch über einhundertdreißig Jahre lang, außer dass die Schindeln vor einigen Jahren durch Aluminium ersetzt wurden.

In all diesen Jahren ist das Tabernakel den Bedürfnissen der Kirche und des Gemeinwesens gerecht geworden. Die Generalkonferenzen der Kirche sind hier abgehalten worden. Die Stimme von Propheten war von diesem Pult aus zu hören. Hier ist das Gesetz verkündet und Zeugnis gegeben worden. Zahlreiche sonstige Veranstaltungen der Kirche haben hier stattgefunden. In diesem schönen alten Gebäude sind Beerdigungsfeiern für geliebte Führer der Kirche abgehalten worden. Präsidenten dieses Landes und andere berühmte Persönlichkeiten haben von diesem Pult aus gesprochen. Händels Messias ist über viele Jahre hinweg hier aufgeführt worden. Zahlreiche Konzerte verschiedener Art, eine Vielfalt von Ensembles und viele berühmte Solisten haben das Publikum in dieser wunderbaren Halle unterhalten.

Welch ein beachtliches und nützliches Gebäude! Welchem großartigen Zweck es gedient hat! Ich kenne auf der ganzen Welt kein vergleichbares Gebäude.

Natürlich können wir mit Hilfe der Elektronik von hier aus überallhin senden, wo wir gehört werden wollen. Aber vor dem Fernseher zu sitzen ist nicht das Gleiche wie im Gebäude mit den Sprechern und dem Chor zu sein.

Die neue Halle, die wir nicht weit von hier entfernt bauen und die wir Konferenzzentrum genannt haben, hat 21000 Sitzplätze, mit dem dazugehörigen Theater 22000, fast dreieinhalb mal so viel wie dieses Tabernakel. Ich weiß nicht, ob wir sie füllen werden, aber ich weiß, dass wir schon vor viel größeren Versammlungen von Heiligen der Letzten Tage gesprochen haben. In Santiago de Chile haben wir beispielsweise in einem großen Fußballstadion zu 57000 gesprochen, in Buenos Aires in Argentinien zu 50000, in Manila auf den Philippinen haben wir in einem großen Theater zu 35000 gesprochen, die unter einem Dach versammelt waren.

Dieses Tabernakel wird weiterhin für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt werden. Wir gehen davon aus, dass die wöchentlichen Sendungen des Chores von hier ausgehen werden. In diesem Gebäude werden weiterhin verschiedene Versammlungen der Kirche und auch öffentliche Veranstaltungen stattfinden und es wird auf vielfältige Weise genutzt werden.

An die neue Halle werden wir uns gewöhnen müssen. Aber sie wird freundlicher sein. Sie wird eine Klimaanlage haben. Die Sitze werden sehr viel bequemer sein als diese harten Holzbänke. Ich fürchte, dass viel zu viele einschlafen werden. Die Halle ist nicht so konstruiert wie das Tabernakel, aber sie ist auch einzigartig und großartig. Sie verkörpert die neuesten Kenntnisse in Architektur und Ingenieurwesen. Und das Parken wird einfacher.

Wir gehen davon aus, dass wir im April in der neuen Halle zusammenkommen, um ein neues Jahrhundert und ein neues Jahrtausend einzuleiten. Das Gebäude ist zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht ganz fertig. Die Orgel wird wahrscheinlich noch nicht fertig sein. Andere Einzelheiten werden noch in Bearbeitung sein. Siewird voraussichtlich in einem Jahr geweiht werden.

Es ist ein sehr großes und wirklich eindrucksvolles Gebäude, das nach den höchsten Anforderungen an die Erdbebensicherheit entworfen und gebaut wird. Es wird aus Stahlbeton gebaut und mit Granit verkleidet. Dieser Granit ist der gleiche, der für den Bau des Salt-Lake-Tempels verwendet wurde, einschließlich der Makel im Granit, die Sie bei beiden Gebäuden sehen können.

Somit nehmen wir, was die Generalkonferenz angeht, Abschied von einem alten und wunderbaren Freund. Wir hoffen, er bleibt noch bei uns und wird uns noch lange Zeit nützlich sein. Es ist ein kühner Schritt, aber diese Kühnheit steht im Einklang mit der gewaltigen Ausbreitung der Kirche über die ganze Welt.

Uns liegt überhaupt nichts daran, Brigham Young oder seine Architekten, William H. Folsom, Henry Grow und Truman O. Angell, zu übertreffen. Wir möchten nur auf dem mächtigen Fundament weiterbauen, das Präsident Young hier in den Tälern des Westens gelegt hat, als er für dieses wunderbare Werk hier den Weg bahnte.

Wenn wir heute die Türen des Tabernakels schließen und uns darauf freuen, im April die Türen des neuen Konferenzzentrums zu öffnen, tun wir das voller Liebe, Dankbarkeit und Achtung für dieses Gebäude und für diejenigen, die uns vorausgegangen sind, die so gut gebaut haben und deren Handwerkskunst uns so lange dienlich war.

Der Geist des Herrn war in diesem Gebäude zu spüren. Es ist uns heilig. Wir hoffen und beten, dass das neue Gebäude den gleichen Geist ausstrahlen wird.

Nun lasse ich Ihnen, meinen lieben Weggefährten in dieser großen Sache, mein Zeugnis, meinen Segen und meine Liebe. Dieses Werk ist wahr. Es ist Gottes Werk. Es ist das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi. Es ist der Weg zum Glücklichsein, der Plan für Frieden und Rechtschaffenheit.

Gott, unser ewiger Vater, lebt. Sein Sohn, unser Erlöser, der auferstandene Erretter der Welt, lebt. Sie erschienen dem jungen Joseph Smith, um den Himmel für das großartige Werk der Wiederherstellung zu öffnen, das die Evangeliumszeit in der Zeiten Fülle einleitet. Das Buch Mormon ist wahr. Es redet wie die Stimme eines, der aus dem Staube ruft, und gibt Zeugnis von der Göttlichkeit des Herrn. Das Priestertum ist mit all seinen Schlüsseln, seiner Vollmacht und seinen Segnungen auf der Erde.

Wir haben teil an diesen wunderbaren Gaben. Mögen wir als Heilige der Letzten Tage so leben, dass wir ihrer würdig sind, darum bete ich demütig im Namen Jesu Christ, amen.