Wohnen, Familie und eigene Entfaltung
Wir wünschen uns sehr, dass jede Schwester sich geistig stärkt und die Fertigkeiten erwirbt, die unerlässlich sind, wenn wir die Herausforderungen, die vor uns liegen, bewältigen wollen.
Als die FHV am 17. März 1892 ihren 50. Geburtstag feierte, kamen in allen Zweigen, Gemeinden und Pfählen überall in der ganzen Kirche, so wie auch hier in Salt Lake City im Tabernakel, die Schwestern zusammen, um gemeinsam zu beten. Joseph F. Smith, der damals Ratgeber von Präsident Wilford Woodruff war, sprach ein besonderes Lob- und Dankgebet. Darin sagte er: ”Segne die … Mitglieder der FHV auf der ganzen Erde… . Sei mit deinem Geist mit ihnen, sie zu segnen und zu bewirken, dass sie sich vor dir freuen.” (Protokoll des Hauptausschusses der FHV, 17. März 1892, Historical Department Archives, The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, 233f.)
Mehr als ein Jahrhundert später sind wir heute Abend als Schwestern hier versammelt, um uns zu freuen. Mein Herz ist von Freude und Dank dafür erfüllt, dass wir alle Mitglieder dieser wunderbaren Kirche sind und den Erlösungsplan kennen, den der Vater im Himmel für uns aufgestellt hat. Ich freue mich über die wunderbaren Segnungen, die wir erhalten, wenn wir durch die Programme der Kirche lernen und wachsen. Heute bin ich besonders froh über die Programme der FHV. Ich freue mich über das, was sie in der Vergangenheit für uns bewirkt haben, und noch mehr über das, was wir in der Zunkunft dadurch erreichen werden.
Präsident Joseph F. Smith empfahl uns die FHV zu unserem Nutzen, als er sagte, dass sie ”von Gott geschaffen, von Gott bevollmächtigt, von Gott eingerichtet” sei (Minutes, 17. März 1914, 54).
Elder Ezra Taft Benson sagte: ”Die Kirche wurde weitgehend zu dem Zweck erschaffen, der Familie zu helfen; und [die Familie] wird noch lange weiterbestehen, nachdem die Kirche ihre Mission erfüllt hat.” (Improvement Era, Dezember 1970, 46.)
Ich möchte darüber sprechen, wie ein Zuhause aufgebaut wird, in dem jede von uns, ob verheiratet oder alleinstehend, jung oder alt, sich entfalten und ihr Potential verwirklichen kann; wo die Familienmitglieder alles lernen können, was sie wissen müssen, um den Erlösungsplan zu erfüllen, den Plan, den der Vater im Himmel für jeden von uns vorgesehen hat, damit wir den Weg zurück zu ihm und unserem himmlischen Zuhause finden, wenn dieses Erdenleben beendet ist.
Mit demselben Nachdruck wie Präsident McKay wiederhole ich seine Worte: ”Von ganzem Herzen glaube ich daran, dass das Zuhause der beste Ort ist, um uns auf das ewige Leben vorzubereiten.” (”Blueprint for Family Living”, Improvement Era, April 1963, 252.)
Und doch sagen uns die heiligen Schriften warnend, dass es in allem einen Gegensatz geben muss (siehe 2 Nephi 2:11). Ja, Präsident Packer sagt uns: ”Es ist das höchste Ziel des Widersachers, … die Familie zu stören, zu spalten und zu vernichten.” (”The Father and the Family”, Ensign, May 1994, 19.)
In diesem Frühjahr haben zwei verschiedene Vogelfamilien in meinem Garten ihr Nest gebaut. Ein kleiner Spatz wählte eine Rose im Vorgarten für sein Nest. Immer wieder flog er mit kleinen Zweigen und Grashalmen hin und her. Vorsichtig suchte er sich seinen Weg zwischen den Dornen und brachte sein Material an die vorgesehene Stelle. Ohne Ruhepause flog er hin und her, bis das Nest fertig war. Ich wunderte mich darüber, wie sorgfältig das Gras zu einem starken und stabilen Gebilde verflochten wurde. Und als ich auf dem Boden des Nests vier kleine Watteflocken sah, damit die Kleinen einen weichen Platz hatten, war ich fast zu Tränen gerührt.
Der andere Vogel, eine Wanderdrossel, baute das Nest vor meinem Haus an der Regenrinne, wo seine Feinde auf der Erde es nicht erreichen konnten. Weil die Wanderdossel größer war, war ihr Nest auch größer, und außerdem war die Außenseite mit Lehm verputzt, der Gras und Zweige zusammenhielt und dafür sorgte, dass es in einer Biegung der Regenrinne sicher ruhte. Innen waren die Grashalme zu einer weichen, tassenförmigen Höhlung verflochten, in die der Vogel genau hineinpasste.
Als die Nester fertig waren, legten beide Vögel ihre Eier hinein und begannen mit der täglichen Aufgabe des Hegens und Pflegens. Stunde um Stunde saßen diese Vögel auf ihren Eiern. Als die Kleinen geschlüpft waren, arbeiteten die Mütter den ganzen Tag, um ihre hungrigen Jungen zu füttern.
An einem besonders heißen Tag sah ich die Wanderdrossel auf dem Netz sitzen und mit geöffnetem Schnabel hecheln. Die Sonnenhitze war ihr offensichtlich unangenehm. Ich fragte mich, warum sie nicht fortflog. Dann erkannte ich, dass sie nicht so tief im Nest saß wie sonst, wenn sie ihre Kleinen warmhielt. Sie hatte sich auf dem Nest ausgebreitet, um ihre Kleinen vor der Sonne zu schützen.
Ich fing an, etwas über Vögel zu lesen und darüber, wie sie sich anstrengen, ein Zuhause für ihre Familie zu bauen. Die Rauchschwalbe fliegt mehr als 1200 Male mit Lehm hin und her, um ihr Nest zu bauen. Im Nest eines Trupials fand man 3387 verschiedene Teile. Es scheint, dass die Vögel alles opfern-- ihre Zeit, ihre Energie, ihre Möglichkeiten und ihre Bequemlichkeit-- um ein Zuhause zu schaffen und ihre Jungen aufzuziehen. Sie verweisen dies nicht auf den zweiten Platz oder weichen dem ganz aus. Es nimmt bei ihnen den ersten Platz ein.
Seitdem ich die Vögel vor meinem Haus beobachte, frage ich mich, wer den Vögeln das gezeigt hat. Woher wissen sie, wie man ein Nest baut und die Jungen darin vor der Sonne schützt? Vögel haben den Instinkt zu bauen, zu beschützen und zu ernähren. Ich glaube, dass ihnen dieser Instinkt von Gott gegeben ist, und als ich darüber nachdachte, rief ich mit dem Psalmisten aus: ”Wie groß sind deine Werke, o Herr!” (Psalm 92:6.)
Wir sind ebenfalls mit gottgegebenen Instinkten gesegnet. Instinktiv wünschen wir uns so viel für diejenigen, die wir lieben, aber weil wir Menschen sind, haben wir viel mehr Probleme als die Vögel, die ich beobachtet habe. In der heutigen Gesellschaft gibt es viele, die die Bedeutung der traditionellen Familie anzweifeln. Manche denken, dass eine Frau ihre Zeit und ihre Talente für Wichtigeres einsetzen kann als für die Familie. Aber die Propheten haben unnachgiebig erklärt, dass die Aufgabe, ein Zuhause zu schaffen, eines der heiligsten und bedeutungsvollsten Ziele für Mann und Frau ist. Schwestern haben in allen Lebenslagen Gelegenheit, andere innerhalb ihrer Einflusssphäre aufzubauen und zu nähren. Wenn wir mehr über den Erlösungsplan des Vaters im Himmel erfahren, wissen wir auch, dass es von äußerster Wichtigkeit ist, für die Menschen, die wir lieben, Geborgenheit zu schaffen, in welchen Umständen wir auch leben mögen.
Elder Neal A. Maxwell hat gesagt: ”Im allgemeinen ist das Zuhause der Ort, wo der größte Teil unseres Glaubens begründet und vermehrt wird… . Wie traurig ist es darum, dass manches Zuhause nur ein Zwischenaufenthalt ist, wo es doch die Vorschule für das celestiale Reich sein sollte.” (Lord, Increase Our Faith, 117.)
Während wir die negativen Einflüsse der Welt bekämpfen und uns bemühen, ein Zuhause aufzubauen, das ”die Vorschule für das celestiale Reich” ist, wollen wir daran denken, dass unsere irdischen Handlungen eine geistige Grundlage und eine celestiale Folge haben.
Als Präsidentschaft der FHV möchten wir aufs neue unsere Ziele und unsere Verpflichtung gegenüber dem Zweck der FHV bekräftigen-- den Schwestern und ihrer Familie zu helfen, zu Christus zu kommen. Wir möchten sicherstellen, dass die FHV für jede Schwester in der Kirche eine Hilfe und ein Segen ist, ganz gleich, in welchen Umständen sie sich befindet. Wir wünschen uns sehr, dass jede Schwester sich geistig stärkt und die Fertigkeiten erwirbt, die unerlässlich sind, wenn wir die Herausforderungen, die vor uns liegen, bewältigen wollen.
Darum freuen wir uns, mit Billigung der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel folgendes ankündigen zu können: Ab 1. Januar 2000 bekommt die Arbeitsstunde einen neuen Namen. Sie wird FHV-Versammlung -- Wohnen, Familie, eigene Entfaltung heißen. Dieser neue Name hat den Zweck, deutlich zu zeigen, was diese wichtige Versammlung in der Woche erreichen soll. Weiter soll der neue Name jedem von uns helfen, unsere Aufmerksamkeit erneut darauf zu richten, uns selbst zu stärken und dann mit dieser größeren Stärke unsere Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn und unser Gemeinwesen aufzubauen, damit jeder dem Vater im Himmel und seinem Sohn, Jesus Christus, nähergebracht wird. Im Unterricht, der fünfzehn Minuten dauert, wird ein geistiges Thema besprochen. In der 60 - 90minütigen Aktivität lernen wir praktische Fertigkeiten, die zu dem geistigen Thema passen. Diese praktischen Fertigkeiten könnten beispielsweise häusliche Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten, Gartenarbeit oder Quilten sein. Wir können uns auch dafür entscheiden, bei einer Dienstaktivität mitzumachen, die anderen Segen und Stärkung bringt. Diese Versammlung soll uns helfen, uns zu entfalten und uns weiter zu entwickeln.
Das Evangelium gibt die Antworten, die die Welt braucht, um alle Probleme zu lösen, die uns umgeben. Durch das Evangelium Jesu Christi haben wir das Wissen und die Mittel, ein Zuhause voller Kraft, Frieden, Liebe und Glauben aufzubauen. Wir brauchen das nicht allein zu tun. Die Programme der Kirche können uns dabei helfen. Wir brauchen auch die Hilfe, die unser Vateer im Himmel uns geben möchte. In Psalm 127:1 werden wir gewarnt: ”Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut.”
Kürzlich kam mein Freund Richard von der Arbeit nach Hause und fand ein kleines Mädchen, das auf dem Bürgersteig saß und weinte. Er fragte, ob er helfen könne. Unter Schluchzen erzählte es, dass es sich verlaufen habe. Er sagte, dass dies sein Haus sei und seine Frau darin sei. Er sagte der Kleinen, er wüsste zwar, dass sie nicht mit Fremden gehen dürfe, aber wenn sie mit hineinkommen wolle, dann würden er und seine Frau sich bemühen, ihre Adresse zu finden. Sie gingen ins Haus, und seine Frau bemühte sich, das kleine Mädchen zu trösten. ”Du hast bestimmt Angst”, sagte sie.
”Ich hatte Angst,” sagte die Kleine, ”bis ich das Bild von Jesus an deiner Wand sah. Da wusste ich, dass mir hier niemand etwas tut.”
In der ganzen Welt haben sich viele Kinder Gottes verlaufen. Wir, die wir die Wahrheit kennen, können ihnen helfen. Wir können ihnen ein starkes Zuhause und eine rechtschaffene Familie zeigen. Wir können ihnen helfen, wenn der Erretter bei uns zu Hause ist nicht nur sein Bild an der Wand, sondern auch seine Lehren, sein Geist und seine Liebe. Trotz der Instinkte, mit denen wir gesegnet sind, ergibt sich solch ein Zuhause nicht automatisch. Wir brauchen geistige Kraft und praktische Fertigkeiten, um ein Zuhause aufzubauen, in dem der Geist des Herrn ist. Die FHV-Versammlung -- Wohnen, Familie, eigene Entfaltung ist ein Ort, wo wir miteinander Schwestern sein, Kenntnisse erwerben, Fertigkeiten lernen und unser Zeugnis stärken können. Diese Versammlung ist auch der Ort, wo wir uns erneut unserem Zuhause und unserer Familie weihen und dort dienen können, wo unser Dienst gebraucht wird.
Wenn die Führungskräfte der FHV und wir Mitglieder alle uns diese FHV-Versammlung -- Wohnen, Familie, eigene Entfaltung vorstellen und uns dafür begeistern können, und wenn wir aus dieser Begeisterung heraus handeln, werden unser Zeugnis und unsere geistige Stärke wachsen. Wir werden unserem Erretter näherkommen und erkennen, wie wir ein Zuhause schaffen können, in dem er wohnen kann. Dann, sagt Präsident Monson, ”kann der Herr als unser Bauinspektor zu uns sagen, was er zu Salomo, einem Erbauer in früheren Zeiten, gesagt hat: Ich habe … dieses Haus, das du gebaut hast, geheiligt. Meinen Namen werde ich für immer hierher legen, meine Augen und mein Herz werden allezeit hier weilen.’” (Thomas S. Monson, Pathways to Perfection, 250; 1 Könige 9:3.)
Die Organisation der FHV ist göttlichen Ursprungs. In ihr ruhtdie Macht, die Schwestern undihre Familie zu stärken und eine weltweite Familie von Schwestern zu bilden.Im Namen Jesu Christi, amen.