Propheten und geistige Maulwurfsgrillen
Im heutigen Israel bedeutet der Dienst für den Herrn, dass wir den Propheten genau folgen.
Ich möchte Ihnen heute Morgen sagen, dass ich Sie liebe. Ich spreche zu den engagierten Mitgliedern der Kirche in allen Ländern der Erde. Sie sind von Ihrem Zeugnis erfüllt. Dass Sie heute an diesem schönen Samstagmorgen hier im Tabernakel sitzen oder anderswo mitten am Tag in einem verdunkelten Raum die Konferenz verfolgen, spricht dafür, dass Sie ein Jünger sind. Es ist Ihnen ernst mit dem, woran Sie glauben, und es kommt in Ihrem Leben zum Ausdruck.
Eine Ermahnung, die mir Kraft verleiht, ist die nachdrückliche Erklärung des Propheten Josua: ”Entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt… . Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.” (Josua 24:15.)
Die Worte Josuas sind auch heute noch relevant, aber trotzdem ändert sich die Art, wie wir unseren Entschluss, dem Herrn zu dienen, unter Beweis stellen, offensichtlich mit jeder Generation. Vor dreieinhalbtausend Jahren, als Josua sprach, bedeutete es, dass man die falschen Götter hinter sich ließ und gegen die Kanaaniter in die Schlacht zog und genau auf die Worte des Propheten hörte. Wir können fast das Heulen der Skeptiker hören, als Josua seine Schlachtpläne für die Eroberung Jerichos bekannt gab. Erstens, so sagte er, wollten sie still, ohne ein Wort die Stadt an sechs aufeinanderfolgenden Tagen jeweils einmal umkreisen. Dann, am siebten Tag, wollten sie sieben Mal um die Stadt ziehen. Danach sollten die Priester die Widderhörner blasen und das Volk sollte einen lauten Schrei ausstoßen. Dann, so versicherte Josua ihnen, würden die Mauern einstürzen (siehe Josua 6). Als die Mauern dann wirklich einstürzten, verstummten die Skeptiker.
In unserer heutigen Welt hat sich nichts geändert, seit Josua sprach: diejenigen, die sich dafür entscheiden, dem Herrn zu dienen, werden dem Propheten immer aufmerksam zuhören. Im heutigen Israel bedeutet der Dienst für den Herrn, dass wir den Propheten genau folgen.
Die Herausforderungen, vor denen wir und unsere Familie als Jünger Christi stehen, sind etwas anders als diejenigen der Israeliten zu Josuas Zeit. Ich will das an einem Erlebnis veranschaulichen. Unsere Familie hat viele Jahre im Bundesstaat Florida gelebt. Da es in Florida viel Sand gibt, wird dort für den Rasen eine Grasart mit breiten Stengeln verwendet, die wir Saint Augustine nennen. Ein schrecklicher Feind des Rasens in Florida ist ein kleines braunes Insekt--die Maulwurfsgrille.
Als ich eines Abends mit meinem Nachbarn auf der Vordertreppe stand, fiel ihm ein kleiner Käfer auf, der bei mir über den Bürgersteig lief. ”Du sprühst besser deinen Rasen ein”, warnte er mich. ”Das ist eine Maulwurfsgrille.” Ich hatte den Rasen allerdings erst kurz zuvor mit Insektiziden besprüht und war der Meinung, dass ich weder Zeit noch Geld hatte, das jetzt schon wieder zu tun.
Im Licht des nächsten Morgens sah ich mir den Rasen genau an. Er war herrlich grün. Ich bückte mich, um festzustellen, ob ich vielleicht welche von den kleinen Käfern sah. Ich sah keine. Ich weiß noch, wie ich dachte: ”Na ja, vielleicht ist die kleine Maulwurfsgrille ja nur durch meinen Garten zu den Nachbarn gelaufen.”
Ich beobachtete meinen Rasen eine Woche lang und achtete auf Zeichen von Eindringlingen, aber ich sah keine. Ich gratulierte mir selbst, weil ich nicht, auf die Warnung meines Nachbarn hin, übereifrig reagiert hatte.
Die Geschichte hat allerdings ein trauriges Ende. Eines Morgens, etwa 10 Tage nach dem Gespräch mit dem Nachbarn, kam ich aus der Haustür. Schockiert sah ich, dass über Nacht braune Flecken im Rasen aufgetaucht waren. Ich rannte zum Gartenhandel, kaufte das Insektizid und sprühte sofort, aber es war zu spät. Der Rasen war ruiniert, und ich musste, um ihn in seinen früheren Zustand zurück zu versetzen, erst eine neue Saat ausbringen, viele Stunden arbeiten und viel Geld ausgeben.
Die Warnung meines Nachbarn hatte dem Wohlergehen meines Rasens gegolten. Er hatte Dinge gesehen, die ich nicht sehen konnte. Er wusste etwas, was ich nicht wusste. Er wusste, dass die Maulwurfsgrillen unter der Erde leben und dass sie nachtaktiv sind und Inspektionen bei Tageslicht nichts nützen. Er wusste, dass die Maulwurfsgrillen sich nicht von den Rasenhalmen ernähren, sondern von den Wurzeln. Er wusste, dass diese kleinen Wesen ziemlich viele Wurzeln verspeisen konnten, ehe die Auswirkungen über der Erde sichtbar wurden. Ich bezahlte teuer für meine überheblichkeit.
Wir leben in einer wundervollen Zeit. Die Segnungen unserer Generation sind wundervoll grün. Im Glauben an den Erretter und im Gehorsam gegenüber seinen Geboten kann unser Leben voll Zufriedenheit und Freude sein.
Und doch sind in dieser Zeit voll Schönheit die Schwierigkeiten, denen wir im Dienst für den Herrn begegnen, subtiler als früher und dazu auch in geistiger Hinsicht verheerender. Es gibt geistige Maulwurfsgrillen, die sich unter unserem Schutzwall durchgraben und unsere Wurzeln unterwandern. Viele dieser Insekten der Schlechtigkeit sehen klein aus; manchmal sind sie fast unsichtbar. Aber wenn wir sie nicht bekämpfen, schaden sie uns und versuchen, das zu zerstören, was uns am Kostbarsten ist.
Die Warnungen der Propheten und Apostel gelten immer der Familie. Ich möchte über die warnende Stimme der Propheten sprechen. Am 11. Februar dieses Jahres hat die Erste Präsidentschaft, mit der Unterstützung des Kollegiums der Zwölf Apostel, jedem Mitglied der Kirche einen Brief mit Ratschlägen zur Familie geschickt. Ich möchte Ihnen aus diesem Brief nur zwei Sätze vorlesen:
”Wir raten den Eltern und Kindern, räumen Sie dem Familiengebet, dem Familienabend, dem Evangeliumsstudium und der Unterweisung im Evangelium und sinnvollen Familienaktivitäten höchste Priorität ein. So sinnvoll und angemessen andere Anforderungen und Aktivitäten auch sein mögen, sie dürfen die von Gott übertragenen Aufgaben, die nur die Eltern und die Familie erfüllen können, nicht verdrängen.” (”Policies, Announcements, and Appointments”, Ensign, Juni 1999, 80; siehe auch Der Stern, Dezember 1999.)
Wie gehen wir mit diesem prophetischen Rat um? Wie gehe ich, wie gehen Sie mit dem Brief um, den die Erste Präsidentschaft vor fast acht Monaten ausgesandt hat?
Als Vater von Jugendlichen in unserer geschäftigen Welt kann ich bestätigen, dass man diesen Fragen oberste Priorität einräumen muss, damit wir in unserer Familie richtig damit umgehen können. Wir haben gerade die wunderschöne Geschichte von Elder Featherstone und dem Familiengebet gehört. Können wir uns angesichts der bösen Einflüsse, denen unsere Kinder ausgesetzt sind, überhaupt vorstellen, sie am Morgen hinaus zu schicken, ohne mit ihnen niederzuknien und den Herrn demütig gemeinsam um seinen Schutz anzuflehen? Oder den Tag beenden, ohne gemeinsam niederzuknien und ihm Rechenschaft abzulegen und ihm für seinen Segen zu danken? Brüder und Schwestern, wir brauchen das Familiengebet.
Gewiss kommt es vor, dass es nicht unbedingt ein geistiges Erlebnis ist, das man ins Tagebuch eintragen sollte, wenn wir uns bemühen, die Familie zum Schriftstudium zusammenzubringen. Aber wir dürfen uns nicht davon abbringen lassen. Es gibt besondere Augenblicke, in denen ein Sohn oder eine Tochter gerade bereit ist, die Macht dieser großartigen Schriftstellen wie Feuer auf sich einwirken zu lassen. Wenn wir den himmlischen Vater bei uns zu Hause ehren, ehrt er auch unsere Anstrengungen.
Wir wissen alle, welcher Anstrengungen es bedarf, den Familienabend zu halten. Es gibt Diebe unter uns, die uns den Montagabend stehlen wollen. Aber die Verheißungen, die der Herr den Familien gegeben hat, die den Familienabend halten, die die Erste Präsidentschaft vor 84 ausgesprochen hat und die unsere Propheten heute wiederholen, sind niemals widerrufen worden. Sie gelten auch uns:
”Wir verheißen den Heiligen, die diesen Rat befolgen, große Segnungen. Die Liebe in der Familie und der Gehorsam gegenüber den Eltern werden zunehmen. Die Jugend Israels wird im Herzen Glauben entwickeln udn die Kraft haben, dem bösen Einfluss und den Versuchungen, die auf sie zukommen, zu widerstehen.” (In James R. Clark, Hg., Messages of the First Presidency of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, 6 Bde. [196575], 4:339.)
Wer, der heute meine Stimme hört, wäre bereit, diese Segnungen an diejenigen zu verkaufen, die unseren Montagabend kassieren wollen? Keiner.
Wir alle, die wir Jünger Christi sind, müssen mehr dafür tun, dass der Glaube unserer Kinder stark wird. Wir machen als Eltern nicht immer alles richtig. Ich weiß, dass das für mich gilt. Aber wir müssen von vorn anfangen. Der Herr sieht unsere rechtschaffenen Anstrengungen; er eröffnet uns den Segen des Himmels, wenn wir unseren Familien die oberste Priorität einräumen. Meine Brüder und Schwestern, es gibt geistige Maulwurfsgrillen, die an unseren Wurzeln nagen, udn wir müssen unsere Treuhandschaft gegenüber unserer Familie noch ernster nehmen.
Hören wir in dieser Konferenz aufmerksam auf unseren lieben Präsidenten Hinckley, auf seine Ratgeber und auf die Apostel, die zu uns sprechen.
Gehen wir nicht so vor, wie ich angesichts meiner Maulwurfsgrillen in Florida. Ignorieren wir die Warnungen nie. Bilden wir uns nie ein, wir wären unabhängig. Hören wir immer demütig und gläubig zu und lernen wir und seien wir bereit, umzukehren, wo es nötig ist.
Dies ist das Reich Gottes auf der Erde. Wir alle sind Jünger des Herrn Jesus Christus. Er ist der Sohn Gottes. Er lebt. Er leitet dieses Werk. Präsident Hinckley ist sein Prophet und mit ihm gibt es 14 weitere Männer, die die apostolische Schlüsselgewalt innehaben. Sie sind Wächter auf dem Turm, Boten der warnenden Stimme, Propheten, Seher und Offenbarer.
”Entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt… . Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.” (Josua 24:15.)
”Das Volk sagte zu Josua: Dem Herrn, unserem Gott, wollen wir dienen und auf seine Stimme hören.” (Josua 24:24.)
Ich bete darum, dass diese Wort uns ins Herz geschrieben sein mögen. Im Namen Jesu Christi, amen.