Andere am Evangelium teilhaben lassen
Das Kostbarste, was wir geben können, ist unser Zeugnis vom Herrn, unser Zeugnis von Jesus Christus.
Als Jesus dabei war, seine Kirche zu gründen, „ging er auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott.
Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel.”1 Sie kamen aus ganz gewöhnlichen Lebensbereichen.
Petrus, der als erster berufen wurde, bildete zusammen mit Jakobus und Johannes die Präsidentschaft, wie wir es nennen würden. Der Herr sagte zu Petrus: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.”2 Die gleiche heilige Vollmacht wird mit der Ordinierung jedem Apostel übertragen.
Paulus lehrte, daß Apostel und Propheten berufen wurden, „um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi”, und er verkündete, daß diese Ämter bestehen bleiben sollen, bis „wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen”.3
Aber mit der Zeit waren alle Apostel fort und mit ihnen auch die Schlüsselgewalt. Paulus hatte prophezeit, daß die
Menschen „von jedem Widerstreit der Meinungen” hin und her getrieben werden würden.4
Und so war es auch; es kam nicht zur Einheit im Glauben, sondern zu Spaltungen und Uneinigkeit.
So war es noch, als der junge Joseph Smith betete, um herauszufinden, welche von allen Kirchen wahr sei und welcher er sich anschließen sollte.
Joseph Smiths Vision von Gott dem Vater und dem Sohn eröffnete diese Evangeliumszeit. Dann kam die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums Jesu Christi mit der gleichen Organisation, wie sie in der Urkirche bestanden hat, gebaut auf das Fundament der Apostel und Propheten.5
Manche meinen, die vollständige Organisation sei dem Propheten Joseph Smith wie ein kompletter Bauplan, bei dem alle Einzelheiten von Anfang an bekannt sind, überreicht worden. Aber so war es nicht. Vielmehr wurde sie Zug um Zug offenbart, so, wie die Führer der Kirche bereit waren und Gott danach fragten.
Das Melchisedekische Priestertum, die umfassende Vollmacht, die Gott dem Menschen gibt, wurde durch Petrus, Jakobus und Johannes wiederhergestellt. Durch sie, so der Herr, habe „ich euch zu Aposteln ordiniert und als solche bestätigt, … damit ihr besondere Zeugen meines Namens seiet und die Schlüssel eures geistlichen Dienstes und alles dessen innehabet, was ich auch ihnen offenbart habe, und denen ich die Schlüssel meines Reiches und eine Ausschüttung des Evangeliums für die letzte Zeit übertragen habe”.6
Die Erste Präsidentschaft wurde 1833 eingesetzt; zwei Jahre später, im Februar 1835, folgte das Kollegium der Zwölf Apostel. Und genauso soll es auch sein. Die Erste Präsidentschaft war zuerst da und hat auch die größere Vollmacht. Und sie wurde, wie zuvor, aus Männern gebildet, die aus ganz gewöhnlichen Lebensbereichen stammten.
Nachdem nun die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf im Amt
waren und auch die Ämter der Siebziger und der Präsidierenden Bischofschaft offenbart worden waren, hatte alles seine richtige Ordnung. Aber es gibt einen Unterschied.
Vielleicht hat Präsident J. Reuben Clark es am besten ausgedrückt: „Einigen Generalautoritäten [den Aposteln] ist eine besondere Berufung übertragen worden. Sie besitzen eine besondere Gabe; sie sind als Propheten, Seher und Offenbarer bestätigt worden, was ihnen eine besondere geistige Gabe für die Unterweisung der Mitglieder der Kirche verleiht. Sie haben das Recht, die Kraft und die Vollmacht, den Menschen den Sinn und den Willen Gottes zu verkündigen, wobei sie der alles umfassenden Kraft und Vollmacht des Präsidenten der Kirche unterstehen. Anderen Generalautoritäten ist diese besondere geistige Gabe … nicht gegeben.” Die daraus folgende Beschränkung „gilt für jeden Beamten und jedes Mitglied der Kirche, denn keiner von ihnen ist geistig als Prophet, Seher und Offenbarer ausgerüstet.”7
Präsident Clark sagte ferner, daß von allen, die im Rat der Zwölf und in der Präsidentschaft als Apostel berufen sind, „nur der Präsident der Kirche, der Präsidierende Hohe Priester, als Prophet, Seher und Offenbarer für die Kirche bestätigt wird. Nur er hat das Recht, für die Kirche Offenbarungen zu empfangen, ob neue oder korrigierende, oder maßgebende Auslegungen der heiligen Schriften zu verkündigen, die für die Kirche verbindlich sind, oder die bestehenden Lehren der Kirche auf irgendeine Weise zu ändern.”8
Etliche Jahre - eine ganze Generation des Fragens und Empfangens waren notwendig, ehe die Ordnung, wie wir sie heute kennen, endgültig festgelegt war. Jeder Schritt, mit dem diese Ordnung weiter vervollständigt wurde, kam als Reaktion auf ein Anliegen, als Antwort auf Gebete. Dieser Prozeß dauert bis zum heutigen Tag an.
„Die Zwölf sind ein reisender präsidierender Hoher Rat, der unter der Leitung der Präsidentschaft der Kirche im Namen des Herrn und im Einklang mit den Satzungen des Himmels amtieren soll, um die Kirche aufzubauen und alle Angelegenheiten derselben in allen Nationen zu ordnen.”9
„Überall dort”, wohin die Erste Präsidentschaft nicht kommen kann, werden die Zwölf hingesandt, um „die Tür des Reiches [aufzuschließen]”.10 Sie sind beauftragt, in alle Welt zu gehen, denn das Wort Apostel bedeutet „Abgesandter, Bote”.
„Darum”, so sagt der Herr, „wo auch immer du meinen Namen verkündigst, da wird sich dir eine Tür zum Erfolg öffnen, so daß die Menschen mein Wort empfangen können.”11 Und er verheißt: „Sei demütig, dann wird der Herr, dein Gott, dich an der Hand führen und dir auf deine Gebete Antwort geben.”12
Die zwölf Apostel „sind berufen, … besondere Zeugen des Namens Christi in aller Welt zu sein”.13 Jeder von ihnen hat dieses feste Zeugnis, daß Jesus der Messias ist. Präsident Joseph Fielding Smith hat erklärt: „Daß Jesus der Sohn Gottes ist, soll der Heilige Geist einem jeden Mitglied in die Seele geprägt haben, damit es nicht vergessen werden kann.”14
Von Nephi wissen wir, daß Engel „durch die Macht des Heiligen Geistes” reden.15 Mormon hat gesagt, daß „das Amt ihres geistlichen Dienstes ist, … die Menschen zur Umkehr zu rufen und das Werk der Bündnisse des Vaters, die er für die Menschenkinder gemacht hat, zu erfüllen und auszuführen und unter den Menschenkindern den Weg zu bereiten”. Mormon erklärte ferner, daß die Engel ihren geistlichen Dienst erfüllen, „indem sie den erwählten Gefäßen des Herrn das Wort Christi verkünden, so daß sie von ihm Zeugnis geben können.
Und dadurch bereitet der Herr Gott den Weg, damit die übrige Menschheit Glauben an Christus habe, damit der Heilige Geist in ihrem Herzen Platz habe gemäß seiner Macht; und auf diese Weise bringt der Vater die Bündnisse zuwege, die er für die Menschenkinder gemacht hat.”16
Denen, „die Gott bestimmt und ordiniert, daß sie über die Kiche wachen”, ist die Macht des Erkennens gegeben.17
Präsident Harold B. Lee hat mir einmal von einem Gespräch erzählt, das er im Tempel mit Eider Charles A. Callis vom Kollegium der Zwölf geführt hatte. Bruder Callis hatte gesagt, die Gabe des Erkennens sei eine ungeheure Last. Ganz klar zu sehen, was kommen wird, und doch feststellen zu müssen, daß die Mitglieder nur zögernd reagieren oder den Rat nicht annehmen oder sogar das Zeugnis der Apostel und Propheten verwerfen, das stimmt einen doch sehr traurig.
Trotzdem muß die Aufgabe, diese Kirche zu führen, auf uns ruhen, bis, wie der Herr sagt, „ihr andere zu euren Nachfolgern ernennt”.18
Er hat uns vor den wenigen in der Kirche gewarnt, „die vorgegeben haben, meinen Namen zu kennen, aber mich nicht kennen und die mich mitten in meinem Haus verlästern”.19
„Deine Stimme”, gebot der Herr den Zwölf, „soll ein Tadel für den Übertreter sein; und auf deinen Tadel hin soll die
Zunge des Verleumders von ihrer Verderbtheit ablassen.”20
Einige wenige in der Kirche verurteilen die Führer in den Gemeinden, den Pfählen und der Kirche unverhohlen oder, was vielleicht noch viel schlimmer ist, heimlich und anonym; sie trachten danach, sie „zum Missetäter [zu] erklären um eines Wortes willen”21’ wie Jesaja gesagt hat. Ihnen sagt der Herr: „Verflucht sind alle, die die Ferse gegen meine Gesalbten heben, spricht der Herr, und schreien, sie hätten gesündigt, wenn sie vor mir doch nicht gesündigt haben, spricht der Herr, sondern das getan haben, was in meinen Augen recht war und was ich ihnen geboten hatte.
Aber diejenigen, die Übertretung schreien, tun es, weil sie selbst Knechte der Sünde und Kinder des Ungehorsams sind. …
Weil sie meine Kleinen geärgert haben, werden sie von den Verordnungen meines Hauses abgeschnitten werden.
Ihr Korb wird nicht voll sein, und ihre Häuser und Scheunen werden verfallen, und sie selbst werden von denen verachtet werden, die ihnen geschmeichelt haben.
Sie sollen kein Anrecht auf das Priestertum haben, auch nicht ihre Nachkommenschaft nach ihnen, von Generation zu Generation.”22
Diese schreckliche Strafe gilt nicht für diejenigen, die sich so gut wie möglich bemühen, nach dem Evangelium zu leben und ihre Führer zu unterstützen. Sie braucht auch nicht für diejenigen zu gelten, die sich in der Vergangenheit der Gleichgültigkeit oder sogar der Auflehnung schuldig gemacht haben, wenn sie umkehren, ihre Übertretungen bekennen und davon lassen.23
Kürzlich hat Präsident Hinckley den Brüdern gesagt: „Letzten Endes sind wir doch nicht besonders weise, nicht besonders begabt - nichts Außergewöhnliches, sondern ganz normale Männer, die zu diesem heiligen geistlichen Dienst berufen worden sind.” Wir finden Trost in dem, was der Herr zu den ursprünglichen zwölf Aposteln sagte: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und … bestimmt.”24
Auch wenn sich jeder seiner Unzulänglichkeiten bewußt ist, macht Einigkeit doch stark. Niemals in der Geschichte der Kirche waren die Brüder von der Präsidentschaft und vom Rat der Zwölf einiger.
Jede Woche kommen wir im Tempel zusammen. Wir eröffnen die Sitzung, indem wir uns zum Gebet niederknien. Wir schließen mit einem Gebet am Altar. Jedes Gebet wird im Geist der Ergebenheit und des Gehorsams gegenüber ihm, der uns berufen hat und dessen Knechte und Zeugen wir sind, gesprochen.
Der Herr verlangt, daß „jede Entscheidung, die von einem dieser Kollegien getroffen wird, … einstimmig sein” muß und daß „die Entscheidungen dieser Kollegien … in aller Rechtschaffenheit getroffen werden: in Heiligkeit und Herzensdemut, mit Langmut und Glauben und Tugend, Mäßigkeit, Geduld, Frömmigkeit, brüderlichem Wohlwollen und Nächstenliebe.”25 - Darum bemühen wir uns aufrichtig.
Wir wissen, daß wir die Macht des Priestertums innehaben „zusammen mit allen denen, … die irgendwann, vom Anfang der Schöpfung an, eine Ausschüttung empfangen haben”.26 Wir denken an diejenigen, die uns in diesem heiligen Amt vorausgegangen sind, und manchmal spüren wir ihre Gegenwart.
Wir sind überwältigt von dem, was der Herr über diejenigen gesagt hat, die diese heilige Berufung innehaben. „Was sie, bewegt vom Heiligen Geist, reden werden, soll heilige Schrift sein, soll der Wille des Herrn sein, soll der Sinn des Herrn sein, soll das Wort des Herrn sein, soll die Stimme des Herrn und die Kraft Gottes zur Errettung sein.”27
Während einer sehr schwierigen Zeit sprach der Herr die strengste Warnung aus, die ich aus den heiligen Schriften kenne. Es ging um den Bau des Nauvoo-Tempels. Die Heiligen wußten aus Erfahrung, daß es schreckliche Verfolgung mit sich brachte, wenn sie weiter damit fortfuhren; also zögerten sie den Bau hinaus. Der Herr gab ihnen mehr Zeit und sagte: „Wenn ihr nach Ablauf der bestimmten Zeit dies nicht tut, werdet ihr als Kirche samt euren Toten verworfen werden, spricht der Herr, euer Gott.”28
Die wunderbare Verheißung in dieser Offenbarung wird oft übersehen. „Wenn mein Volk auf meine Stimme hören will, auch auf die Stimme meiner Knechte, die ich bestimmt habe, mein Volk zu führen, siehe, wahrlich, ich sage euch: Sie sollen nicht von ihrem Platz entfernt werden.”29
Denken Sie an diese Verheißung; halten Sie daran fest. Sie schenkt allen Trost, die darum ringen, in einer Gesellschaft, die gegenüber den Grundsätzen, die für eine glückliche Familie wesentlich sind, immer gleichgültiger, ja, sogar feindseliger wird, ihre Familie zusammenzuhalten.
Diese Verheißung wiederholt etwas, was der Herr zur Menschenmenge gesagt hat: „Gesegnet seid ihr, wenn ihr die Worte dieser Zwölf beachtet, die ich aus euch erwählt habe, euch zu dienen und eure Knechte zu sein.”30
Ich wiederhole die Verheißung, daß diejenigen, die auf die Stimme dieser Manner hören, die der Herr erweckt hat, „nicht von ihrem Platz entfernt werden” sollen.31
Auf die Verheißung folgt allerdings diese Warnung: „Wenn sie aber nicht auf meine Stimme hören wollen, auch nicht auf die Stimme dieser Männer, die ich bestimmt habe, so werden sie ohne Segen sein.”32
Das Kostbarste, was wir zu geben haben, ist unser Zeugnis vom Herrn, unser Zeugnis von Jesus Christus.
Ich versichere Ihnen, daß die vierzehn Männer, die wie ich diese Ordinierung erhalten haben, tatsächlich Apostel sind. Damit sage ich nicht mehr als das, was der Herr gelehrt hat, nicht mehr als das, was jedem offenbart werden kann, der sich mit aufrichtigem Herzen und wirklichem Vorsatz um ein Zeugnis des Geistes bemüht.
Diese Männer sind wahre Diener des Herrn; schenken Sie Ihrem Rat Beachtung. Das gleiche gilt für die Siebziger, die als besondere Zeugen eine apostolische Verantwortung tragen, und die Präsidierende Bischofschaft, alles würdige Männer Gottes. Das gleiche gilt auch für die Brüder und Schwestern überall in der Kirche, die berufen sind zu führen, die diese Erkenntnis, die kostbarer ist als alles andere, erlangt haben.
Der Geist setzt dem, was uns zu sagen gestattet ist, Grenzen;33 also schließe ich mit meinem Zeugnis, meinem besonderen Zeugnis, daß Jesus der Messias ist. Durch einen Propheten, den Präsidenten, präsidiert er über diese Kirche, „die einzige wahre und lebendige Kirche auf dem ganzen Erdboden”.34 Im Namen Jesu Christi, amen.