2000–2009
„Bis aufs Wiedersehn“
Oktober 2001


„Bis aufs Wiedersehn“

Von Anfang an haben das Dienen, der Glaube und die Opferbereitschaft der treuen Frauen in der Kirche einen großen Teil der Stärke der Kirche ausgemacht.

Meine lieben Schwestern, es stimmt mich demütig, daß ich heute Abend bei Ihnen sein darf. Es ist eine besondere Ehre für uns, daß sowohl Präsident Hinckley als auch Präsident Monson hier anwesend sind. Ich bin dankbar für das schöne Gebet von Schwester Silver und für den Gesang dieses außergewöhnlichen Chors. Ihr Gesang war sehr erbauend. Jede von Ihnen strahlt Glauben und Güte aus. Die Ansprachen von Schwester Aileen Clyde, Schwester Chieko Okazaki und Schwester Elaine Jack über Glauben, Hoffnung und Nächstenliebe waren sehr inspirierend.

Ich möchte Ihnen allen, unseren wunderbaren Schwestern, jung und alt, meine tiefe Bewunderung und Dankbarkeit bekunden. Ich danke Ihnen für Ihren Glauben und Ihre Opferbereitschaft. Ich danke Ihnen für Ihr rechtschaffenes Beispiel. Es ist wunderbar zu beobachten, wie Sie mit den vielen Herausforderungen fertig werden, mit denen Sie konfrontiert werden. Ihre gottgegebene Empfänglichkeit für alles Geistige, Liebenswerte und Schöne ist Teil Ihres göttlichen Wesens. Sie machen das Leben für jeden von uns so viel angenehmer und lebenswerter.

Vor einem Jahr hat Präsident Gordon B. Hinckley im Namen der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel in dieser Versammlung die Proklamation „Die Familie - eine Proklamation an die Welt” verlesen. Da Sie, die Mütter, das Herz und die Seele der Familie sind, war es angebracht, sie zuerst in der allgemeinen FHV-Versammlung zu verlesen.

Ich schätze den Einfluß und die Errungenschaften der FHV sehr. Sie ist die größte Frauenorganisation der Welt. Es ist ein besonderer Vorzug für Sie, zu dieser wunderbaren Organisation zu gehören. Ich bin durch die FHV schon reich gesegnet worden. Meine Urgroßmutter war dreiunddreißig Jahre Gemeinde-FHV-Leiterin. Meine Frau war sowohl Pfahl-FHV-Leiterin als auch Gemeinde-FHV-Leiterin. Unsere älteste Tochter dient derzeit als Gemeinde-FHV-Leiterin. Eine unserer Schwiegertöchter ist Pfahl-FHV-Leiterin. Meine Frau besucht seit jeher treu die FHV, und in all den Jahren ist unsere Familie mit einer größeren geistigen Gesinnung und größerem Frieden gesegnet worden. Dadurch, daß sie dort geistig gestärkt wird, läuft alles reibungsloser. Ich denke, ich kenne mich sehr gut aus, was den Nutzen der FHV betrifft.

Der Prophet Joseph Smith hat von dieser Vereinigung gesprochen und dabei die Worte des Erretters zitiert: ^Vollbringt die Werke, die ihr mich vollbringen seht.’ Das ist das Motto, nach dem die Vereinigung handeln soll.”

Die Werke des Erretters zu vollbringen schließt für die Töchter Gottes natürlich nicht den Gebrauch der Schlüsselgewalt und der Vollmacht des Priestertums mit ein. Aber es schließt mit ein, daß man durch sein Zeugnis und sein Beispiel den Glauben stärkt. Es schließt mit ein, daß man die Lehren der Errettung lehrt. Es schließt mit ein, daß man dem Beispiel des Erretters folgt, indem man allen Menschen Liebe entgegenbringt. Es schließt mit ein, daß man seinen Mitmenschen dient, denn als die FHV gegründet wurde, sagte der Prophet Joseph Smith: „Die Vereinigung sei von Nächstenliebe geprägt und entspreche der Wesensart der Frauen; für sie sei es etwas Natürliches, Nächstenliebe und Mildtätigkeit zu empfinden.” „Laßt vielmehr euer Vorbild an Unschuld, Freundlichkeit und Zuneigung wirksam werden; … nicht Streit und Auseinandersetzung, auch nicht Widerspruch und Zank, sondern Sanftmut, Liebe und Reinheit - das ist es, was euch in den Augen aller guten Männer groß machen wird.”

Dieser Auftrag an die Frauen der Kirche birgt auch eine Verheißung in sich. Der Prophet Joseph hat gesagt: „Wenn ihr diesen Grundsätzen gemäß lebt, so wird euer Lohn im celestialen Reich fürwahr groß und herrlich sein! Wenn ihr so lebt, wie es euer verbürgtes Recht ist, wird nichts die Engel daran hindern können, sich zu euch zu gesellen.”

Ihre Gabe, zu hegen und zu pflegen, die Gott Ihnen verliehen hat, ist noch nie dringender gebraucht worden. Dies ist eine einzigartige Gabe der Frauen. Ein Mann ist mit diesen Gaben nicht so reichlich ausgestattet. Der höchste Ausdruck dieser Gabe ist die Mutterschaft, aber sie wird auch sonst auf vielerlei Weise offenbar. Ein Beispiel ist die weibliche Intuition. Eine unserer treuen Gemeinde-FHV-Leiterinnen hat erzählt, wie sie einmal eine Eingebung hatte:

Während ich die Versammlungen besuchte, hatte ich das dringende Gefühl, ich solle bei einer weniger aktiven Schwester meiner Gemeinde vorbeischauen. Mein erster Gedanke war: „Ich habe die Leitung; ich kann nicht gehen.” Aber dann dachte ich: „Was würde Christus tun?” Natürlich hätte er die Versammlung verlassen und wäre zu seinem verlorenen Schaf gegangen. Also ging ich. Als ich bei der Schwester eintraf, sagte ich zu ihr: „Ich weiß nicht, warum ich hier bin, aber geht es Ihnen gut?” Sie sagte, es gehe ihr gut. Aber ich blieb hartnäckig. Wenn der Herr mich hergeschickt hatte, konnte ich ja nicht einfach wieder gehen.

Sie bat mich herein, und ich erfuhr an diesem Ostersonntag, daß ihr Mann sie Anfang der Woche verlassen hatte. Ihre Kinder fingen an zu fragen, wo ihr Vater sei. Und sie hatte zum ersten Mal seit langer Zeit um Hilfe gebetet. Es gelang uns dann, ihre Familie einzubeziehen, und unser Bischof und sein Ratgeber kamen und halfen, die Krise zu überwinden, so daß die Familie wieder zusammenkam.

Dieses Erlebnis hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, auf den Geist zu hören und den Eingebungen, die man erhält, Folge zu leisten. Ich habe aus der Erfahrung, daß ich „die neunundneunzig” Schafe zurückgelassen und „das verirrte” gesucht habe, viel gelernt.

Wie kann eine treue Schwester in der Kirche das Gefühl haben, sie sei unwichtig, wenn sie doch die Werke vollbringen soll, die der Erretter vollbracht hat? Dazu gehört, daß man sich selbst vergißt und seinen Mitmenschen dient.

Eine Freundin von uns, die allein lebt, brach sich einmal die Schulter und brauchte Hilfe. Die Nachricht verbreitete sich rasch in ihrer Gemeinde, und die Gemeindemitglieder brachten ihr so viel Essen, daß sie ihnen Einhalt gebieten mußte, weil ihr Kühlschrank bereits überquoll. Eine Schwester, die fast blind war, trug ein Tablett mit heißem Essen über eine vielbefahrene Straße. Eine andere Schwester bot ihr an, ihr beim Putzen zu helfen. Als sie sah, daß unsere Freundin zögerte, entgegnete sie: „Wie kann ich dir denn sonst zeigen, daß ich dich lieb habe?” Eine weitere Schwester, die beim Einkaufen half, sah, daß der Unfall unserer Freundin auch eine gute Seite hatte, und wies sie darauf hin: „Wir sind uns dadurch wieder nähergekommen!” Alle diese Schwestern hatten die richtige Vorstellung von dem Werk, das der Erretter für sie im Sinn hatte.

Von Anfang an haben das Dienen, der Glaube und die Opferbereitschaft der treuen Frauen in der Kirche einen großen Teil der Stärke der Kirche ausgemacht. Als die edlen Töchter Gottes haben die

Schwestern all die Jahre hindurch fest und treu im Glauben gestanden. Die Mutter meiner Frau, Elizabeth Hamilton Wright, hatte sieben Kinder und war mit dem achten Kind schwanger, als ihr Mann auf Mission berufen wurde. Sie mußte allein für die Familie sorgen und, mit der Hilfe eines Lohnarbeiters, dafür sorgen, daß die sechzehn Kühe jeden Tag gemolken wurden, daß im Garten Gemüse angebaut und geerntet wurde, daß die Beeren gepflückt wurden und die Kinder versorgt waren. Sie war eine Frau mit tiefem Glauben, die den Herrn liebte. Ihr Leben lang wankte ihr Glaube nicht. Er gab ihr die Kraft, das Werk zu vollbringen, das der Erretter ihr aufgetragen hatte, und selbst in Abwesenheit ihres Ehemannes den Bedürfnissen ihrer wachsenden Familie gerecht zu werden.

Schwestern, Ihr Rat und Ihre Gedanken werden in der Kirche gebraucht. Schon seit vielen Jahren darf ich mit Schwester Elaine Jack die Sitzungen des Wohlfahrtsführungskomitees besuchen. Ich bin froh, daß an den Sitzungen des Wohlfahrtskomitees der Kirche auch Schwester Chieko Okazaki und Schwester Aileen Clyde teilnehmen und sich einbringen. Ihre Weisheit ist groß, und was sie zu sagen haben, ist wesentlich. Ihre Ideen und Gedanken werden dringend gebraucht und sehr geschätzt.

Sie, die Schwestern, die in den Ratsversammlungen in der Gemeinde oder im Pfahl sitzen, müssen wissen, daß Sie das Recht haben, dort Ihre besondere Weisheit und Erfahrung einzubringen. Wenn dann der Bischof oder der Pfahlpräsident eine Entscheidung trifft, werden alle sie unterstützen wollen.

Sie werden viel mehr geschätzt, als Ihnen bewußt ist. Wir sind uns Ihrer vielen Schwierigkeiten bewußt, die in dieser unruhigen Welt oft überwältigend und ermüdend sind. Jede von Ihnen steht vor den verschiedensten Herausforderungen. Es ist gewöhnlich schwer, mit dem auszukommen, was man einnimmt. Manche Schwestern ringen mit gesundheitlichen Problemen. Manchen ergeht es geistig nicht immer wohl. Anderen machen Alter oder Krankheit zu schaffen. Die Mütter unter Ihnen stehen vor enormen Herausforderungen; Sie müssen den Bedürfnissen der unterschiedlichen Persönlichkeiten in ihrer Familie gerecht werden. Das gilt vor allem für alleinstehende Mütter. Manche leiden, weil Kinder oder Enkel vom Weg abgekommen sind. Andere sorgen für jemand in der Familie, der behindert ist. Andere trauern, weil ein geliebter Angehöriger gestorben ist. Manche sind sehr einsam. Und inmitten all dessen versuchen subtile Stimmen unaufhörlich, Sie von Ihrer göttlichen Bestimmung abzubringen.

Trotzdem erhalten Frauen größere Segnungen als je zuvor. Im Lauf meines Lebens ist die Plackerei, für den Haushalt und die Kinder zu sorgen, um einiges vermindert worden. Ich erinnere mich an das alte Waschbrett auf dem meine Großmutter von Hand die Wäsche schrubbte. Das Essen kochte sie im Sommer wie im Winter auf einem Holzofen. Ich erinnere mich, wie unsere kleine Stadt dann Strom erhielt und welche wunderbaren Vorteile das mit sich brachte. Noch nie hatten die Frauen mehr Möglichkeiten, sich zu bilden und zu reisen. Aber im ewigen Plan ist Ihre Aufgabe unendlich viel wichtiger, und sie bringt die Verheißung geistiger Segnungen mit sich, die größer sind als diese zeitlichen Vorteile.

Ein Teil der schwierigen Aufgabe liegt für uns darin, jeden Tag treu nach den ewigen Grundsätzen zu leben. Eine der Schwestern, deren Bekanntschaft ich machen durfte, hat folgendes gesagt:

„Die Sonntage waren schwierig, als meine Kinder klein waren - alle bereit zu machen und sie dann dazu zu bringen, während der dreistündigen Versammlungen stillzusitzen. Sie wurden oft müde und hungrig oder langweilten sich sogar, weil die Versammlungen auf das Niveau der Erwachsenen ausgerichtet waren. Manchmal fragte ich mich, ob es die ganze Mühe wert sei. Ich fühlte mich selten geistig erbaut, weil ich mich so anstrengte, meinen Kindern zu helfen, andächtig zu sein.

Wenn ich jetzt zurückblicke, kann ich sehen, daß diese frühen Erfahrungen in der Kirche für meine Kinder wahrhaftig der Beginn einer sicheren Grundlage waren, auf die sie weiter bauen konnten.

Weil sie jede Woche dort waren, lernten sie allmählich, wie wichtig das Abendmahl ist; sie lernten, zuzuhören, andächtig zu sein, die guten Gefühle des Geistes zu erkennen, und ihr Zeugnis begann zu gedeihen. Ich habe erkannt, daß es für uns eine einzigartige und kostbare Zeit ist, wenn unsere Kinder klein sind und unsere Führung brauchen. Jetzt, wo meine Kinder erwachsen sind, sehe ich ganz deutlich, daß meine ständigen, wiederholten Bemühungen sich gelohnt haben.

Damit jede Schwester die Herausforderungen der Ewigkeit Tag für Tag meistern kann, stärkt sie sich, indem sie durch das Beten täglich mit dem himmlischen Vater spricht. Das Schriftstudium hat den Vorteil, daß es uns in geistiger Hinsicht Mut macht. Der Besuch der Abendmahlsversammlung, wo wir die heiligen Symbole zu uns nehmen und unsere Bündnisse erneuern, ist Woche für Woche eine Quelle der Kraft.

Die Schwestern, die bemüht sind, mit den unzähligen Herausforderungen unserer schwierigen Zeit fertig zu werden, können mehr als je zuvor von der Schwesternschaft der Kirche profitieren. Die Worte von Schwester Lucy Mack Smith in einer der ersten Versammlungen der FHV sind heute genauso gültig wie damals. Sie sagte: „Wir müssen einander wertschätzen, über einander wachen, einander trösten und Unterweisung erhalten, damit wir uns einmal alle gemeinsam im Himmel niedersetzen können.”

Drei Schwestern, die auf einer Insel bei Tavira in Portugal wohnen, sind so sehr darauf bedacht, die Versammlungen der Kirche zu besuchen, daß sie jeden Sonntag zu Fuß einen knappen Kilometer zu einem Wasserlauf gehen, sich hinüberrudern lassen und dann noch einmal acht Kilometer bis zum Gemeindehaus zu Fuß zurücklegen. Schwester Pereira ist 62, Schwester Neves ist 73, und Schwester Jesus ist 84. Diese Schwestern kommen jeden Tag zusammen, um in den heiligen Schriften zu lesen und einander geistig zu stärken.

Zeugnis zu geben nützt sowohl demjenigen, der Zeugnis gibt, als auch demjenigen, der zuhört. Der regelmäßige Besuch des Tempels hilft uns, alle Herausforderungen zu meistern. Berufungen von Priestertumsführern und Aufträge als Besuchslehrerin von der FHV-Leiterin anzunehmen führt zu großartigen und stärkenden Erfahrungen. Wenn Sie persönlich und als Gruppe Dienst am Nächsten leisten, treten Ihre eigenen Probleme in den Hintergrund, und Sie vollbringen die Werke, die der Erretter vollbracht hat.

Kürzlich traf ich mich mit einer Familie, die durch einen unglücklichen Autounfall einen geliebten Sohn verloren hatte. Sie fragten sich, wann der tröstende Einfluß des Heiligen Geistes sie einhüllen würde, um ihnen Kraft zu geben. Ich gab ihnen den Rat, daß sie, wenn sie bereit waren, dem Herrn zu sagen: „Dein Wille geschehe”, den inneren Frieden verspüren würden, den der Erretter verheißen hat. Sich bereitwillig dem Vater unterordnen, ist genau das, was der Erretter im Garten Getsemani in beispielhafter Weise getan hat.

Schwestern, wir leben in der großartigsten Zeit der Geschichte der Kirche. Ihre Möglichkeiten, zu dienen und anderen ein Segen zu sein, sind grenzenlos. Sie haben noch nie mehr für das Werk Gottes geleistet. Wir brauchen Ihre einzigartigen und besonderen Leistungen dringend, um unsere Familien zu stärken, unsere Kinder und Jugendlichen zu unterweisen und unseren Mitmenschen zu helfen. Ihr rechtschaffenes Beispiel ist für den Fortschritt des Reiches Gottes unentbehrlich.

Meine lieben Schwestern, möge Gott jede von Ihnen für alles, was Sie sind, und alles, was Sie tun, segnen. Möge sein Friede mit Ihnen sein. Ich bezeuge, daß wir alle im heiligen Werk Gottes tätig sind. Daß dies so ist, können wir nicht leugnen, wenn wir sehen, wie es sich über die ganze Welt ausbreitet. Ich liebe den Herrn, und es stimmt mich demütig, mit Ihnen in diesem heiligen Werk tätig zu sein. Im Namen Jesu Christi, amen. D

  1. Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite 243.

  2. Ibd., Seite 232.

  3. Ibd., Seite 232.

  4. Ibd., Seite 232. 5

  5. Aus persönlichen Unterlage.

  6. Aus persönlichen Unterlagen.,

  7. Protokoll der FHV von Nauvoo, 24. März 1842; in History of Relief Society 1842-1966, 1966, Seite 20.

  8. Wie von Erma Adams Kunzler berichtet, die in Portugal eine Mission erfüllt hat.