Richten Sie Ihren Blick auf die Ewigkeit!
Verstehen Sie, warum es so wichtig ist, rein zu bleiben?
Als unser erster Enkel geboren war, eilte die ganze Familie ins Krankenhaus. Ich fand es einfach umwerfend, als ich sah, wie unser ältester Sohn, Matthew, diesen kleinen Schatz im Arm hielt. Als wir mit unserem jüngsten Sohn, Chad, am Fenster des Säuglingszimmers standen, blickten wir staunend in die Augen dieses neuen kleinen Geistes, der so sauber, rein und frisch vom Himmel gekommen war. Es war, als sei die Zeit stehen geblieben und als könnten wir für einen Augenblick den großen Plan der Ewigkeit sehen. Es war überdeutlich, dass das Leben heilig ist, und ich flüsterte Chad zu: „Verstehst du, warum es so wichtig ist, rein zu bleiben?“ Er erwiderte andächtig: „O ja, Mutti. Ich verstehe.“
Dieser Augenblick war so überwältigend, dass ich jedem Jungen Mann und jeder Jungen Dame, jedem jungen Erwachsenen, ja einem jeden von uns wünsche, er möge fühlen und erkennen, wie wichtig es ist, ein würdiges und reines Leben zu führen. Es ist die eigene Würdigkeit, die uns befähigt, unseren speziellen Auftrag auf Erden zu erfüllen.
Unsere eigene Mission begann lange bevor wir auf der Erde ankamen. Im vorirdischen Leben wurden wir „berufen und vorbereitet“, zu einer Zeit stärkster Versuchungen und Herausforderungen auf der Erde zu leben. Das geschah „aufgrund [unseres] außerordentlichen Glaubens und [unserer] guten Werke“ und weil wir „das Gute erwählt“1 hatten. Wir verstanden den Plan unseres Vaters und wussten, dass er gut war. Wir haben uns nicht nur dafür entschieden, sondern ihn auch verteidigt. Wir wussten, dass unsere Mission auf der Erde von Versuchungen, Herausforderungen und Mühsal erfüllt sein würde. Wir wussten aber auch, dass wir mit der Fülle des Evangeliums, mit lebenden Propheten und mit der Führung des Heiligen Geistes gesegnet sein würden. Wir wussten und verstanden, dass unser Erfolg auf dieser Erde von unserer Würdigkeit und Reinheit abhängen würde.
Was bedeutet es, würdig zu sein? Im Buch Mormon flehte Lamonis Vater: „Was soll ich tun, dass ich dieses ewige Leben habe, von dem du gesprochen hast?“2 Dann verpflichtete sich der König dem Herrn, indem er sagte: „Ich werde alle meine Sünden aufgeben, um dich zu erkennen.“3 Sobald Lamonis Vater verstand, wer er war, und er den großen Plan, zu dem er gehörte, kannte, wünschte er sich von ganzem Herzen Würdigkeit.
Um würdig zu werden, treffen wir Entscheidungen, die uns befähigen, in die Gegenwart unseres himmlischen Vaters zurückzukehren. Wir tun das, was uns dazu befähigen wird, alle Segnungen, die er für uns bereithält, in Anspruch zu nehmen. Aus diesem Grund sind wir hier auf der Erde – um zu „sehen, ob [wir] alles tun werden, was auch immer der Herr … gebietet.“4 Durch unseren Glauben an den Herrn Jesus Christus können wir der Versuchung widerstehen.5 Unser Glaube wird uns befähigen, das Böse zu verabscheuen. Es wird uns abstoßen, denn „Licht hält fest an Licht“ und „Tugend liebt Tugend“.6
Um nicht länger von der Welt befleckt zu sein, braucht man nicht nur Glauben, sondern auch Umkehr und Gehorsam. Wir müssen nach den Grundsätzen leben und das tun, was uns berechtigt, den Heiligen Geist als ständigen Begleiter und als Führung zu haben –denn der Geist kann nicht in einem unheiligen Tempel wohnen.7
Ein junger Mann, den ich kenne, sagte mir einmal: „Das ist einfach zu schwierig. In meiner Welt nach den Grundsätzen leben zu wollen, ist unrealistisch. Es ist einfach zu schwierig.“ Da wir wissen, dass wir Söhne und Töchter Gottes sind, müssen wir uns dennoch um Würdigkeit bemühen. Ich kenne andere Jugendliche, die sich zum Motto gemacht haben: „Ich schaffe auch das, was schwer ist.“ Sie wissen, wer sie sind. Sie kennen ihre Mission und die Quelle, woher sie Führung bekommen, und sie erhalten Kraft, weil sie ihren Bündnissen treu sind. Außerdem wissen sie, dass sie sich ändern können, wenn sie Fehler machen! Der Satan möchte uns glauben machen, wir könnten nicht umkehren. Aber das stimmt nicht. Der Erretter hat Vergebung verheißen.8 Jede Woche ermöglicht die würdige Teilnahme am Abendmahl einem jeden von uns, rein zu werden, wenn wir versprechen, „immer an [den Erretter] zu denken und seine Gebote … zu halten“.9 Das Evangelium ist einfach und verständlich – und uns wurden die Mittel,die den Weg geradlinig und schmal machen, gegeben. Der Weg ist klar: „Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.“10
Vor 38 Jahren wurden mein Mann und ich im Salt-Lake-Tempel von Präsident Gordon B. Hinckley getraut. Der Rat und die Weisung, die er uns an jenem Tag gab, sind zum Leitstrahl für unser Leben geworden. Als wir als Mann und Frau den Tempel verließen, gingen wir in einen Park in der Nähe des Tempelgeländes und notierten in einem Tagebuch die weisen Worte, die er uns mitgegeben hatte. Er hatte uns geraten, immer an das Gebet zu denken – abends und morgens als Ehepaar und als Familie zu beten. Er hatte uns geraten, den Zehnten immer voll und ehrlich zu zahlen. Er hatte uns geraten, täglich in den heiligen Schriften zu lesen und ihre Grundsätze in unserem Leben anzuwenden. Und er hatte uns geraten, würdig zu bleiben. Er sagte: „Lebt immer so, dass ihr den Herrn bitten könnt, wenn ihr seine Segnungen braucht, und dass ihr sie empfangt, weil ihr würdig seid.“ Er sagte: „Es wird Zeiten in eurem Leben geben, in denen ihr unverzüglich Segnungen braucht, und eure Lebensführung muss so sein, dass sie euch gewährt werden– nicht aus Gnade, sondern weil ihr würdig seid.“ Ich habe damals nicht verstanden, was das bedeutete, aber in den folgenden 38 Jahren haben wir viele „unverzügliche Segnungen“ vom himmlischen Vater erbeten. Dass wir uns so heilige Gewohnheiten aneigneten und regelmäßig das Richtige taten, half uns Tag für Tag, unseren Kurs auf dem Pfad zu festigen, der in die Gegenwart unseres Vaters zurückführt. Heute sage ich: „Wir danken, o Gott, für den Propheten, den du, uns zu führen, gesandt.“11
Die persönliche Würdigkeit ist unumgänglich, um in Gottes heiligen Tempel zu gehen und letztendlich Erben all dessen zu werden, was der Vater hat.12 Der Herr hat gesagt: „Lass Tugend immerfort deine Gedanken zieren; dann wird dein Vertrauen in der Gegenwart Gottes stark werden.“13 Wenn wir das tun, können wir zuversichtlich und in dem Wissen in die heiligen Tempel Gottes gehen, dass wir würdig genug sind, dorthin zu gehen, wohin der Herr selbst geht. Wenn wir würdig sind, werden nicht nur wir in den Tempel eingelassen, sondern wir lassen den Tempel in uns ein. Die Verheißungen der Errettung und des Glücklichseins, die der Herr gegeben hat, werden uns gehören – und unsere Mission auf der Erde wird ihm gehören.
Vorigen Monat erst ist unser jüngster Sohn, Chad, mit einer schönen, würdigen jungen Frau in den Tempel gegangen, um für Zeit und alle Ewigkeit getraut zu werden. Als er ihre Hand nahm und am Altar kniete, schaute ich auf beiden Seiten in den Spiegel. Und wieder wollte ich flüstern: „Verstehst du, warum es so wichtig ist, rein zu sein?“ Diesmal aber musste ich ihn nicht daran erinnern, denn der Geist übernahm das Flüstern.
Ihr Jugendlichen von edler Geburt: Schaut in die Fenster der Ewigkeit! Seht euch selbst in den heiligen Tempeln des Herrn. Seht euch, wie ihr ein würdiges und reines Leben führt. Generationen sind auf euch angewiesen! Ich bezeuge, dass Würdigkeit durch die erlösende und befreiende Macht des Sühnopfers Jesu Christi möglich ist. Ich bete darum, dass von einem jeden von uns gesagt werden kann: „Sie werden mit mir in weißen Gewändern gehen, denn sie sind es wert.“14 Im Namen Jesu Christi. Amen.