Anderen helfen, die Einflüsterungen des Geistes zu erkennen
Wir können anderen helfen, mit den Eingebungen des Geistes vertrauter zu werden, indem wir Zeugnis vom Einfluss des Heiligen Geistes in unserem Leben geben.
Gegen Ende des Tages gehen zwei Missionare nach Hause, als plötzlich einer sich zum anderen umdreht und sagt: „Ich habe das Gefühl, dass wir es hier doch noch einmal versuchen sollten.“ Ein Heimlehrer hat die Eingebung, eine Familie, die er nur wenige Tage zuvor besucht hat, anzurufen. Eine Junge Dame hat vor, an der Party einer Schulfreundin teilzunehmen, aber fühlt sich dazu gedrängt, dieses Mal zu Hause zu bleiben.
Wodurch wussten die Missionare, dass sie an die Tür von jemandem klopfen sollten, der darum gebetet hatte? Oder der Heimlehrer, dass er eine Familie anrufen sollte, die dringend Hilfe brauchte? Oder die Junge Dame, dass sie eine Situation meiden sollte, in der vielleicht ihre Werte auf dem Spiel standen? In jeder dieser Situationen wurde jemand durch den Einfluss des Heiligen Geistes geführt.
Ähnliches erleben Mitglieder auf der ganzen Welt häufig und regelmäßig. Andererseits gibt es da auch diejenigen, die gern spüren möchten, wie der Geist sie täglich führt. Auch wenn jeder lernen kann, die Einflüsterungen des Geistes zu erkennen, kann dieses Lernen dadurch gefördert werden, dass andere uns helfen, Klarheit über den Heiligen Geist zu haben, uns ihr Zeugnis geben und eine Umgebung schaffen, in der man den Geist spüren kann.
Die Lehre verstehen
Wie wichtig es ist, anderen die Lehre zu erklären, wird im Buch Lehre und Bündnisse beschrieben: „Eltern in Zion oder einem seiner organisierten Pfähle“ wird gesagt, dass sie ihren Kindern helfen müssen, „die Lehre … zu verstehen“.1
Ob im Unterricht, bei einer Missionarslektion oder beim Familienabend: Wenn wir über den Teil der Lehre sprechen, der den Heiligen Geist betrifft, kann das anderen helfen, diese wichtige Gabe zu verstehen. Wir erfahren, dass zwar „jedem Menschen … der Geist Christi gegeben [ist], damit er Gut von Böse unterscheiden könne“2, das Recht darauf, dass der Heilige Geist ständig bei einem ist, aber erst dadurch erlangt wird, dass man als Mitglied diese Gabe durch das Händeauflegen derer, die die entsprechende Vollmacht haben3, erhält.
Der Heilige Geist kann beständig bei uns sein, wenn wir würdig sind. Wir erfahren, dass „der Geist des Herrn nicht in unheiligen Tempeln wohnt“4, und wenn wir „Tugend immerfort [unsere] Gedanken zieren“ lassen, dann wird „der Heilige Geist … [unser] ständiger Begleiter sein“.5
Aus den heiligen Schriften und von den Propheten erfahren wir, wie es ist, wenn man diesen ständigen Begleiter hat. Der Herr sagt uns: „Ich werde es dir in deinem Verstand und in deinem Herzen durch den Heiligen Geist sagen, der über dich kommen wird und der in deinem Herzen wohnen wird.“6 Enos berichtet: „Während ich … im Geiste rang, siehe, da erging die Stimme des Herrn … an meinen Sinn.“7 Joseph Smith sagte: „Wenn jemand spürt, dass reine Intelligenz in ihn einströmt, taucht vielleicht plötzlich ein Gedanke in ihm auf.“8 Präsident Henry B. Eyring beschrieb den Einfluss des Heiligen Geistes als „Friede, Hoffnung und Freude“ und fügte hinzu: „Fast immer habe ich auch den Eindruck, als sei da ein Licht.“9
Meine Lieblingsbeschreibung stammt allerdings von einem achtjährigen Jungen, der, nachdem er den Heiligen Geist gerade empfangen hatte, sagte: „Das ist ein Gefühl, wie wenn die Sonne scheint.“
Zeugnis geben
Nun ist es aber nicht immer leicht, diese Sonnenschein-Momente sofort zu erkennen. Im Buch Mormon wird von einigen glaubenstreuen Lamaniten berichtet, die „mit Feuer und mit dem Heiligen Geist getauft wurden, und sie wussten es nicht“.10
Wir können anderen helfen, mit den Eingebungen des Geistes vertrauter zu werden, indem wir Zeugnis vom Einfluss des Heiligen Geistes in unserem Leben geben. Bedenken Sie aber, dass einige Erlebnisse zu heilig sind, um davon zu berichten. Wenn wir jedoch Zeugnis vom Geist in unserem Leben geben, fällt es denjenigen, die mit solchen Eingebungen nicht vertraut sind, leichter, sie zu erkennen, wenn sie ähnliche Gefühle haben.
Ich war die Erste aus meiner Familie, die sich der Kirche anschloss. Als ich acht Jahre alt war, erwartete ich, dass ich mich nach meiner Taufe irgendwie anders fühle. Ehrlich gesagt fühlte ich mich, als ich aus dem Wasser kam, nur … nun ja: klatschnass. Ich erwartete, dass etwas Tiefgreifenderes geschehen würde, wenn ich konfirmiert werde. Aber nachdem ich den Heiligen Geist empfangen hatte, war ich zwar auch glücklich, aber ich fühlte mich gewiss nicht anders als ein paar Minuten zuvor.
Erst am folgenden Tag erlebte ich etwas während der Fast- und Zeugnisversammlung, was ich heute als den Einfluss des Heiligen Geistes erkenne. Ein Bruder stand auf, um Zeugnis zu geben, und sprach darüber, wie er durch die Mitgliedschaft in der Kirche gesegnet wurde. Ich spürte eine Flut von Wärme über mich kommen. Auch als Achtjährige erkannte ich, dass das etwas anderes war. Ich fühlte Frieden auf mich herabkommen und hatte das deutliche Gefühl, dass der himmlische Vater mit mir zufrieden war.
Eine Umgebung schaffen, in der man den Geist spüren kann
Es gibt Orte, wo man den Geist leichter spüren kann. Zeugnisversammlungen und Generalkonferenzen gehören dazu. Sicherlich auch der Tempel. Die Herausforderung für uns alle besteht darin, eine Umgebung zu schaffen, in der man den Geist jeden Tag bei uns zu Hause und jede Woche in der Kirche spüren kann.
Ein Grund, warum wir jeden Tag beten und in den heiligen Schriften lesen sollen, ist, dass wir damit den Geist in unser Zuhause einladen und in das Leben unserer Angehörigen.
Der Geist wird oft als leise, sanfte Stimme beschrieben,11 darum ist es auch wichtig, in unserem Leben eine Zeit der Ruhe zu haben. Der Herr hat uns nahegelegt: „Seid ruhig und wisst, dass ich Gott bin.“12 Wenn wir jeden Tag eine stille und ruhige Zeit einplanen, in der wir nicht von Fernsehen, Computer, Videospielen oder anderen elektrischen Geräten bombardiert werden, sorgen wir dafür, dass die sanfte, leise Stimme die Gelegenheit hat, uns persönlich Offenbarung zu geben und uns liebevoll Führung, Zuversicht und Trost zuzuflüstern.
Gleichermaßen können wir in der Kirche eine Umgebung schaffen, wo es dem Geist möglich ist, dem, was gelehrt wird, göttliche Bestätigung zu verleihen. Lehrer und Führungsbeamte leisten mehr als unterrichten oder Versammlungen leiten. Sie machen es jedem Mitglied leichter, die Einflüsterungen des Geistes zu hören. Elder Richard G. Scott hat gesagt: „Wenn Sie in der Beziehung zu Ihren Schülern nichts anderes zustande bringen, als ihnen zu helfen, die Eingebungen des Geistes zu erkennen und zu befolgen, dann segnen Sie das Leben Ihrer Schüler unermesslich und auf ewig.“13
Die Lehrerin einer Sonnenstrahlenklasse wickelte einmal alle Kinder nacheinander in eine Decke ein, um ihnen klarzumachen, dass einem der Geist das gleiche Gefühl des Wohlbehagens und der Geborgenheit wie diese Decke gibt. Eine Mutter, die dabei war, hörte diese Lektion auch.
Viele Monate später dankte die Mutter der Lehrerin. Sie sagte, sie sei kein sonderlich aktives Mitglied gewesen, als sie ihre kleine Tochter zur PV begleitet habe. Einige Wochen nach dieser Lektion hatte die Mutter eine Fehlgeburt. Sie war von Trauer erfüllt, als sie auf einmal große Wärme und Frieden spürte. Sie hatte das Gefühl, als habe sie jemand in eine warme Decke gehüllt. Sie erkannte, dass der Geist sie tröstete, und ihr wurde bewusst, dass der himmlische Vater auf sie achtete und dass er sie liebte.
Wenn uns bewusst wird, was eine Einflüsterung des Geistes ist, können wir ihn auch hören, wenn er uns das „Friedfertige des Reiches“14 lehrt und uns „alles [sagt], was [wir] tun [sollen]“.15 Wir werden Antworten auf unsere Gebete erkennen und wissen, wie wir jeden Tag umfassender nach dem Evangelium leben können. Wir werden geführt und beschützt. Diese Gabe können wir auch noch weiterentwickeln, wenn wir den geistigen Eingebungen folgen. Am wichtigsten ist, dass wir spüren werden, wie er uns Zeugnis gibt vom Vater und vom Sohn.16
Als ich als Junge Dame eine Jugendtagung besuchte, spürte ich, wie der Geist mir Zeugnis davon gab, dass das wiederhergestellte Evangelium wahr ist. Zu Beginn der Zeugnisversammlung hatten wir „Der Geist aus den Höhen“ gesungen. Ich hatte dieses Lied ja schon oft in der Abendmahlsversammlung gesungen. Aber in dieser Versammlung spürte ich fast vom ersten Ton an den Geist. Als wir „entzündet die Herzen zu heiliger Glut“17 sangen, wusste ich, dass dies nicht nur ein schöner Text war, sondern herrliche Wahrheit.
Der Heilige Geist hat mir bestätigt, dass Gottvater lebt. Er liebt uns alle. Er kennt jeden von uns ganz persönlich. Er hört, worum wir im Herzen flehen, und er erhört unsere aufrichtigen Gebete.
Jesus Christus ist unser Erretter und Erlöser. Er kam in der Mitte der Zeiten auf die Erde, um für unsere Sünden zu sühnen. Und er wird wiederkommen. Diese und alle weiteren Aspekte des Evangeliums, die mein Zeugnis ausmachen, sind durch den Einfluss des Heiligen Geistes tief in meinem Herzen verankert. Im Namen Jesu Christi. Amen.