Zu Hause eifriger und besorgter
Wir können zu Hause eifriger und besorgter sein, indem wir mit mehr Glaubenstreue das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi lernen und von ganzem Herzen danach leben.
1833 empfing der Prophet Joseph Smith eine Offenbarung, in der einige der führenden Brüder der Kirche deutlich zurechtgewiesen wurden, ihre Familie in Ordnung zu bringen (siehe LuB 93:40-50). Eine bestimmte Formulierung aus dieser Offenbarung dient als Thema für meine Botschaft, nämlich „zu Hause eifriger und besorgter“ (Vers 50). Ich möchte drei Methoden vorstellen, wie jeder von uns zu Hause eifriger und besorgter werden kann. Ich bitte Sie, mit offenem Ohr und fühlendem Herzen zuzuhören, und ich bete, dass der Geist des Herrn bei uns sein möge.
Vorschlag Nummer 1: Bekunden Sie Ihre Liebe durch Worte – und durch die Tat
Um zu Hause eifriger und besorgter zu sein, können wir damit anfangen, dass wir denen, die wir lieben, auch sagen, dass wir sie lieben. Dazu sind keine blumigen Worte oder langen Reden nötig. Wir sollen einfach nur unsere Liebe aufrichtig und häufig zum Ausdruck bringen.
Brüder und Schwestern, wann haben Sie das letzte Mal Ihren Ehepartner in den Arm genommen und gesagt: „Ich liebe dich“? Alle Eltern frage ich: Wann haben Sie das letzte Mal Ihren Kindern aufrichtig Ihre Liebe bekundet? Ihr Kinder, wann habt ihr euren Eltern das letzte Mal gesagt, dass ihr sie lieb habt?
Wir alle wissen bereits, dass wir denen, die wir lieben, auch sagen sollen, dass wir sie lieben. Aber unser Wissen spiegelt sich nicht immer in unserem Tun wider. Vielleicht fühlen wir uns unsicher, unbehaglich oder sogar ein wenig verlegen.
Als Jünger Jesu sind wir nicht einfach nur bestrebt, mehr zu wissen; vielmehr müssen wir uns verbessern, indem wir beständig mehr von dem tun, was wir als richtig erkannt haben.
Bedenken wir aber, dass die Worte „ich liebe dich“ nur ein Anfang sind. Wir müssen es sagen und es auch meinen, doch vor allem müssen wir es beständig zeigen. Wir müssen Liebe sowohl durch Worte als auch durch die Tat bekunden.
Präsident Thomas S. Monson hat uns unlängst erklärt: „Oftmals meinen wir, [unsere Mitmenschen] wüssten ganz bestimmt, wie lieb wir sie haben. Wir sollten das aber nicht vermuten, wir sollten es sie wissen lassen. … Wir werden es nie bedauern, wenn wir etwas Nettes sagen oder Zuneigung zeigen. Wir werden es vielmehr bedauern, wenn wir dergleichen in den Beziehungen, die uns am meisten bedeuten, unterlassen.“ („Freude an der Reise finden“, Liahona, November 2008, Seite 85f.)
Gelegentlich hören wir in der Abendmahlsversammlung in einer Ansprache oder einem Zeugnis eine Aussage wie diese: „Ich weiß, dass ich meiner Frau nicht oft genug sage, wie sehr ich sie liebe. Heute möchte ich meine Frau, meine Kinder und alle Anwesenden wissen lassen, dass ich meine Frau liebe.“
Eine solche Liebesbekundung mag vielleicht angebracht sein. Wenn ich jedoch eine Aussage wie diese höre, winde ich mich innerlich und rufe im Stillen aus, dass die Ehefrau und die Kinder diese offenbar selten geäußerten und sehr persönlichen Worte nicht in aller Öffentlichkeit in der Kirche hören sollten! Hoffentlich können die Kinder miterleben, wie die Liebe zwischen den Eltern im täglichen Umgang miteinander in Wort und Tat zum Ausdruck kommt. Sollte jedoch die öffentliche Liebesbekundung in der Kirche die Ehefrau oder die Kinder ein wenig überraschen, dann ist es offenbar notwendig, zu Hause eifriger und besorgter zu sein.
In den heiligen Schriften wird wiederholt aufgezeigt, in welchem Verhältnis Liebe und ein entsprechendes Verhalten zueinander stehen; dies wird auch durch diese Anweisung des Erretters an seine Apostel deutlich: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14:15.) So wie sich unsere Liebe zum Herrn darin kundtut, dass wir unser Leben lang auf seinen Wegen gehen (siehe Deuteronomium 19:9), zeigt sich unsere Liebe zu unserem Ehepartner, unseren Eltern und Kindern am eindringlichsten in unseren Gedanken, Worten und Taten (siehe Mosia 4:30).
Wer die Sicherheit und Beständigkeit der Liebe eines Ehepartners, eines Vaters, einer Mutter oder eines Kindes verspürt, ist reich gesegnet. Eine solche Liebe nährt und erhält den Glauben an Gott. Eine solche Liebe ist eine Quelle der Kraft und vertreibt die Furcht (siehe 1 Johannes 4:18). Nach einer solchen Liebe verlangt jede Menschenseele.
Wir können zu Hause eifriger und besorgter sein, indem wir unsere Liebe durch Worte bekunden – und immer auch durch die Tat.
Vorschlag Nummer 2: Geben Sie Zeugnis – und leben Sie danach
Wir können außerdem zu Hause eifriger und besorgter sein, indem wir denen, die wir lieben, Zeugnis geben von dem, was wir durch das Zeugnis des Heiligen Geistes als wahr erkannt haben. Ein Zeugnis muss nicht langatmig oder gewandt formuliert sein. Wir brauchen auch nicht bis zum ersten Sonntag im Monat warten, um unser Zeugnis von der Wahrheit abzulegen. Innerhalb der eigenen vier Wände können und müssen wir aufrichtig Zeugnis geben von der Göttlichkeit und der Existenz des Vaters und des Sohnes sowie vom großen Plan des Glücklichseins und von der Wiederherstellung.
Brüder und Schwestern, wann haben Sie Ihrem Ehepartner das letzte Mal Zeugnis gegeben? Wann haben Sie als Eltern das letzte Mal Ihren Kindern Zeugnis von dem gegeben, was Sie als wahr erkannt haben? Und ihr Kinder, wann habt ihr das letzte Mal euren Eltern und der ganzen Familie euer Zeugnis gegeben?
Wir alle wissen bereits, dass wir denen, die wir am meisten lieben, Zeugnis geben sollen. Aber unser Wissen spiegelt sich nicht immer in unserem Tun wider. Vielleicht fühlen wir uns unsicher, unbehaglich oder sogar ein wenig verlegen.
Als Jünger Jesu sind wir nicht einfach nur bestrebt, mehr zu wissen; vielmehr müssen wir uns verbessern, indem wir beständig mehr von dem tun, was wir als richtig erkannt haben.
Bedenken wir, dass es nur ein Anfang ist, wenn wir von Herzen Zeugnis geben. Wir müssen Zeugnis geben und es auch so meinen, doch vor allem müssen wir beständig danach leben. Wir müssen unser Zeugnis geben und auch danach handeln.
Die Beziehung zwischen einem Zeugnis und dem entsprechenden Verhalten wird in den Anweisungen des Erretters an die Heiligen in Kirtland deutlich: „Das, was der Geist euch bezeugt, von dem möchte ich, dass ihr es tut.“ (LuB 46:7.) Unser Zeugnis von den Evangeliumswahrheiten muss sich sowohl in unseren Worten als auch in unseren Taten widerspiegeln. Und es ist am eindringlichsten, wenn wir unser Zeugnis zu Hause in der Familie kundtun und in die Tat umsetzen. Ehepartner, Eltern und Kinder sollen sich bemühen, jegliches Zaudern, Widerstreben und jede Verlegenheit zu überwinden, wenn es darum geht, Zeugnis zu geben. Wir müssen auf Gelegenheiten, Zeugnis von Evangeliumswahrheiten abzulegen, achten, sie schaffen – und danach leben.
Ein Zeugnis ist das, was wir als wahr erkannt haben, weil der Heilige Geist es uns im Verstand und im Herzen kundgetan hat (siehe LuB 8:2). Indem wir von der Wahrheit Zeugnis ablegen anstatt zurechtzuweisen, zu ermahnen oder einfach nur von interessanten Erfahrungen zu berichten, fordern wir den Heiligen Geist auf, die Wahrheit unserer Worte zu bestätigen. Die Wirkung eines reinen Zeugnisses (siehe Alma 4:19) beruht weder auf einer anspruchsvollen Sprache noch auf einem wirkungsvollen Vortrag, vielmehr ist sie das Ergebnis von Offenbarung, die vom dritten Mitglied der Gottheit, nämlich dem Heiligen Geist, übermittelt wird.
Wer die Macht, das erhebende Gefühl und die Beständigkeit des Zeugnisses eines Ehepartners, eines Vaters, einer Mutter oder eines Kindes verspürt, ist reich gesegnet. Ein solches Zeugnis bestärkt den Glauben und weist einem den Weg. Ein solches Zeugnis erzeugt Licht in einer Welt, in der es zunehmend dunkel wird. Ein solches Zeugnis ist die Grundlage einer ewigen Sichtweise und beständigen Friedens.
Wir können zu Hause eifriger und besorgter sein, indem wir Zeugnis geben – und beständig danach handeln.
Vorschlag Nummer 3: Seien Sie beständig
Als unsere Söhne heranwuchsen, hat unsere Familie das gemacht, was Sie gemacht haben und noch machen. Wir haben regelmäßig als Familie gebetet, gemeinsam in den heiligen Schriften gelesen und den Familienabend abgehalten. Sicher hat sich das, was ich jetzt schildere, bei Ihnen zu Hause nie ereignet, aber wir haben es erlebt.
Meine Frau und ich haben uns manchmal gefragt, ob sich der Aufwand für diese in geistiger Hinsicht entscheidenden Punkte wirklich lohnt. Mitunter wurden beim Lesen von Schriftstellen Ausbrüche laut wie: „Der hat mich angefasst!“, „Sag ihm, er soll nicht immer zu mir herschauen!“ oder „Der nervt mich!“ Ein aufrichtiges Gebet wurde manchmal durch Gekicher und Geschubse unterbrochen. Und mit unseren lebhaften, wilden Jungen waren die Lektionen am Familienabend nicht immer sonderlich erbauend. Manchmal waren meine Frau und ich der Verzweiflung nahe, da die rechtschaffenen Gewohnheiten, die zu pflegen wir so eifrig bemüht waren, scheinbar nicht sofort das gewünschte und erhoffte Ergebnis brachten.
Würde man heute unsere erwachsenen Söhne fragen, was sie im Hinblick auf Familiengebet, Schriftstudium oder Familienabend in Erinnerung behalten haben, wüsste ich wohl, wie ihre Antwort lauten würde. Wahrscheinlich würden sie nicht ein einzelnes Gebet oder ein bestimmtes Schriftstudium oder eine besonders einprägsame Familienabendlektion als Schlüsselerlebnis in ihrer geistigen Entwicklung nennen. Sie würden aber sagen, sie könnten sich sehr wohl daran erinnern, dass wir als Familie beständig darin waren.
Meine Frau und ich dachten, der größte Erfolg läge darin, unseren Söhnen den Inhalt einer bestimmten Lektion oder einer konkreten Schriftstelle näherzubringen. Ein solcher Erfolg stellt sich jedoch nicht immer dann ein, wenn man gemeinsam liest, betet oder lernt. Die wichtigste Lektion war wohl die Beständigkeit unserer Absichten und unserer Anstrengung – eine Lektion, deren Wert uns damals gar nicht völlig bewusst war.
In meinem Büro hängt ein schönes Bild von einem Weizenfeld. Das Bild besteht aus einer endlosen Ansammlung einzelner Pinselstriche, von denen keiner – für sich betrachtet – besonders interessant oder beeindruckend ist. Eigentlich kann man, wenn man direkt vor der Leinwand steht, lediglich eine Unmenge scheinbar zusammenhangloser und reizloser Striche von gelber, goldener und brauner Farbe erkennen. Bewegt man sich jedoch nach und nach von der Leinwand weg, fügen sich die einzelnen Pinselstriche ineinander und ergeben so das wunderschöne Landschaftsbild eines Weizenfelds. Viele gewöhnliche, einzelne Pinselstriche wirken zusammen, um ein bezaubernd schönes Gemälde hervorzubringen.
Jedes Mal, wenn die Familie gemeinsam betet, gemeinsam die heiligen Schriften liest oder den Familienabend abhält, wird ein Pinselstrich auf die Leinwand unserer Seele gesetzt. Keines dieser Ereignisse mag besonders beeindruckend oder erinnernswert sein. Doch so wie die gelben, goldenen und braunen Pinselstriche einander ergänzen und ein beeindruckendes Meisterwerk ergeben, kann unsere Beständigkeit darin, vermeintlich Unscheinbares zu tun, eine bedeutende Wirkung erzielen. „Darum werdet nicht müde, Gutes zu tun, denn ihr legt die Grundlage für ein großes Werk. Und aus etwas Kleinem geht das Große hervor.“ (LuB 64:33.) Beständigkeit ist ein entscheidender Grundsatz, wenn wir in unserem Leben die Grundlage für ein großes Werk legen und zu Hause eifriger und besorgter werden.
Zuhause beständig zu sein ist auch noch aus einem anderen Grund wichtig. Viele der schärfsten Zurechtweisungen des Erlösers waren an Heuchler gerichtet. Jesus warnte seine Jünger und sagte über die Schriftgelehrten und Pharisäer: „Richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen.“ (Matthäus 23:3.) Angesichts des Ratschlags, „Liebe durch Worte zu bekunden – und durch die Tat“, „Zeugnis zu geben – und danach zu leben“ und „beständig zu sein“, ist diese deutliche Warnung ernüchternd.
Heuchelei ist vor allem zu Hause in der Familie sehr leicht zu durchschauen und richtet dort die größte Zerstörung an. Gerade Kinder sind oft am aufmerksamsten und empfindsamsten, wenn es darum geht, Heuchelei zu erkennen.
Ein öffentliches Liebesbekenntnis ist dann heuchlerisch, wenn es an nicht öffentlichen Liebesbekundungen zu Hause mangelt. Das schwächt die Grundlage für ein großes Werk. Ein öffentlich abgelegtes Zeugnis ist dann heuchlerisch, wenn es zu Hause an Glaubenstreue und Gehorsam fehlt. Das untergräbt die Grundlage für ein großes Werk. Das Gebot „Du sollst nicht falsch … aussagen“ (Exodus 20:16) zielt ganz bewusst auf den Heuchler in jedem von uns. Wir müssen beständig sein und immer beständiger werden. „Sei den Gläubigen ein Vorbild in deinen Worten, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben, in der Lauterkeit.“ (1 Timotheus 4:12.)
Wenn wir nach der Hilfe des Herrn trachten, können wir, mit seiner Kraft, nach und nach das Missverhältnis zwischen unseren Worten und Taten, zwischen verbalen Liebesbekundungen und beständigen Liebesbeweisen und zwischen dem eigenen Zeugnis und einem entsprechenden Lebenswandel verringern. Wir können zu Hause eifriger und besorgter sein, indem wir mit mehr Glaubenstreue das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi lernen und von ganzem Herzen danach leben.
Zeugnis
„Die Ehe zwischen Mann und Frau [ist] von Gott verordnet … [und die Familie steht] im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder … im Mittelpunkt.“ („Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, Oktober 2004, Seite 49.) Aus diesen und anderen für die Ewigkeit wichtigen Gründen müssen wir zu Hause eifriger und besorgter sein.
Möge es jedem Ehepartner, jedem Kind, jedem Vater und jeder Mutter vergönnt sein, Liebe zu bekunden und zu empfangen, machtvoll Zeugnis zu geben und von einem starken Zeugnis erbaut zu werden und in dem, was scheinbar eine Kleinigkeit, aber doch so wichtig ist, beständiger zu werden.
In diesem wichtigen Unterfangen werden wir niemals allein gelassen werden. Der himmlische Vater und sein geliebter Sohn leben. Sie lieben uns und kennen unsere Lebensumstände, und sie werden uns dabei helfen, zu Hause eifriger und besorgter zu sein. Dass dies wahr ist, bezeuge ich im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.