Sei mutig und stark
Die Ratschläge aus dem Buch Josua werden uns gemeinsam die mächtigste Quelle für Mut und Stärke erschließen, die es gibt: den Glauben an den Vater im Himmel und an seinen Sohn, Jesus Christus.
Oft beginnen die Generalautoritäten, wenn sie sich bei der Generalkonferenz an die Brüder im Priestertum wenden, ihre Worte damit, dass sie sagen, es käme ihnen so vor, als sprächen sie zu einem „mächtigen Heer“ von Führern im Priestertum. Heute komme ich mir so vor, als stünde ich vor einem „mächtigen Heer“ auserwählter Töchter Gottes. Ihr seid auserwählt worden, voranzugehen und den tapferen Priestertumsträgern in diesen Letzten Tagen in Rechtschaffenheit zur Seite zu stehen. Ihr seid ein imponierender und wunderschöner Anblick.
Ich möchte zu Beginn dieses Abends den geschichtlichen Hintergrund unseres Jahresmottos aus Josua 1:9 kurz erläutern: „Sei mutig und stark … Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst.“
Mose war der mächtige Prophet, der die Kinder Israel aus dem Land Ägypten führte, wo sie Sklaven gewesen waren und verleitet worden waren, falsche Götter anzubeten. Nach vierzig harten Jahren in der Wüste waren sie ihrer neuen Heimat ganz nahe, wo sie frei sein konnten, den wahren und lebendigen Gott anzubeten. Nach Moses Tod wurde Josua von Gott als der Prophet berufen, der diese wundersame Reise zu Ende führen sollte.
Josua war ein einflussreicher Führer. Im Bible Dictionary wird er als das große Beispiel eines frommen Kriegers bezeichnet. Dort steht auch, dass sein Name „Gott ist Hilfe“ bedeutet (siehe auch Schriftenführer unter „Josua“, Seite 114). Seine inspirierte Führung wurde dringend gebraucht, weil noch viele Flüsse zu überqueren und viele Schlachten zu gewinnen waren, bevor alles, was der Herr den Kindern Israel verheißen hatte, verwirklicht und erlangt werden konnte.
Der Herr wusste, dass der Prophet Josua und die Kinder Israel in dieser Zeit großen Mut brauchten. Im ersten Kapitel des Buches Josua sagt der Herr mehrmals zu ihm: „Sei mutig und stark.“ Das Wort Mut wird definiert als „geistige oder sittliche Kraft, auszuharren und Gefahren, Ängsten oder Schwierigkeiten standzuhalten“ (Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary, 11. Auflage, 2003, „courage“; Hervorhebung hinzugefügt). Durch ihren Mut und Gehorsam waren Josua und die Kinder Israel in der Lage, ins Land der Verheißung zu gelangen und in den Segnungen des Herrn ihr Glück zu finden.
Josua und die Kinder Israel lebten vor langer, langer Zeit. In unserer Zeit streben aber auch wir danach, in ein „Land der Verheißung“ vorzudringen. Unser größtes Ziel ist es, ewiges Leben bei unserem Vater im Himmel zu erlangen. Im ersten Kapitel des Buches Josua finden wir vier zuverlässige Ratschläge, die uns helfen, Hindernisse zu überwinden, unsere Reise zu vollenden und uns der Segnungen des Herrn in unserem „Land der Verheißung“ zu erfreuen.
Erstens verheißt der Herr dem Josua in Vers 5: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ Wir können aus der Verheißung Mut und Kraft schöpfen, dass der Herr immer da sein und uns niemals alleine lassen wird. Wir hören immer wieder, dass der Vater im Himmel ein jedes seiner Kinder kennt und liebt. Als eine seiner geliebten Töchter könnt ihr durch die Macht des Gebets auf die Sicherheit und die Führung zurückgreifen, die er gibt. Im Buch Lehre und Bündnisse lesen wir: „Sei demütig, dann wird der Herr, dein Gott, dich an der Hand führen und dir auf deine Gebete Antwort geben.“ (LuB 112:10.)
Ich glaube diesen Worten und verspreche euch, dass der Vater im Himmel eure Gebete wirklich hört und erhört. Oftmals ist jedoch Geduld erforderlich, wenn wir auf den Herrn warten. Dann meinen wir vielleicht, dass wir verlassen worden sind oder unsere Gebete nicht gehört wurden oder dass wir wohl nicht würdig sind, erhört zu werden. Dem ist aber nicht so. Mir gefallen die tröstlichen Worte König Davids: „Ich hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn. Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien.“ (Psalm 40:2.)
Was immer euch auf eurer persönlichen Reise auch widerfahren mag – der erste Ratschlag, den wir in Josua finden, ist eine Aufforderung, zu beten, geduldig zu sein und an Gottes Verheißung zu denken: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ (Josua 1:5.)
Den zweiten Ratschlag finden wir in Vers 7, wo der Herr zu Josua sagt: „Achte genau darauf, dass du ganz nach der Weisung handelst … Weich nicht nach rechts und nicht nach links davon ab, damit du Erfolg hast in allem, was du unternimmst.“ Der Herr weist Josua an, die Gebote strikt zu halten und nicht vom Pfad des Herrn abzuweichen. Präsident Howard W. Hunter hat erklärt: „[Josua] wusste, dass der Gehorsam ihm Erfolg bringen würde, und wenn es ihm auch nicht klar war, auf welche Weise sich der Erfolg einstellen würde, so vertraute er jetzt doch darauf, dass er erfolgreich sein würde. … Sicher sind die Erfahrungen der Propheten [in den heiligen Schriften] aufgezeichnet [und bewahrt] worden, damit wir besser begreifen, wie wichtig es ist, sich für den Weg des unbedingten Gehorsams zu entscheiden.“ („Sich Gott gegenüber verpflichten“, Der Stern, April 1983, Seite 120, 122.)
Vor einem Monat habe ich eine Gruppe Junger Damen besucht. Ich fragte die älteren Mädchen, welchen Rat sie einem neuen Bienenkorbmädchen geben würden, um ihm zu helfen, in jeder Lage glaubenstreu und tugendhaft zu bleiben. Eine Junge Dame sagte: „Wenn du in der Schule den Flur entlanggehst, siehst du vielleicht aus dem Augenwinkel etwas, was deine Aufmerksamkeit weckt; etwas, was dir nicht ganz geheuer vorkommt. Vielleicht bist du neugierig und möchtest hinschauen. Ich rate dir: Sieh nicht hin. Ich versichere dir, dass du es sonst bereuen wirst. Glaube mir, schau nur geradeaus.“
Als ich dieser Jungen Dame zuhörte, erkannte ich in ihren Worten, wie der Rat des Herrn an Josua, nicht nach rechts und nicht nach links abzuweichen (siehe Josua 1:7), auf eine alltägliche Situation in den Letzten Tagen bezogen wurde. Junge Damen, weicht den Versuchungen um euch herum aus, indem ihr die Gebote strikt einhaltet. Schaut geradeaus auf euer ewiges Ziel. Der zweite Ratschlag erinnert uns daran, dass ihr dann geschützt sein und Erfolg haben werdet in allem, was ihr unternehmt (siehe Josua 1:7).
In Vers 8 finden wir unseren dritten Ratschlag. Hier weist der Herr auf ein „Gesetzbuch“ hin und trägt Josua auf: „[Du sollst] Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, genau so zu handeln, wie darin geschrieben steht. Dann wirst du … Erfolg haben.“ Der Herr trägt Josua und uns allen auf, in den heiligen Schriften zu lesen. Tägliches Schriftstudium – insbesondere im Buch Mormon lesen – schafft eine feste Grundlage für euer wachsendes Zeugnis von Jesus Christus und seinem Evangelium. Das Studium lädt den Geist in euer Leben ein. Präsident Harold B. Lee hat uns gewarnt: „Wenn wir nicht täglich in den heiligen Schriften lesen, lässt unser Zeugnis nach und wir vertiefen dann unsere geistige Gesinnung nicht.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Harold B. Lee, Seite 67.)
In den heiligen Schriften stehen zahllose Anweisungen, Verheißungen, Lösungen und Erinnerungen, die uns auf unserer Reise ins „Land der Verheißung“ helfen. Im dritten Ratschlag werden wir angewiesen, täglich in den Schriften zu lesen und über sie nachzusinnen, damit es uns wohl ergeht und damit wir Erfolg haben.
Nachdem der Herr aufgehört hat, zu Josua zu sprechen, wendet sich dieser an die Kinder Israel. Nach dem Schluss seiner Rede antworten ihm die Kinder Israel in Vers 16 und geben uns damit den vierten Ratschlag. Sie sagen: „Alles, was du uns befohlen hast, wollen wir tun und dahin, wohin du uns schickst, werden wir gehen.“
Als Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage haben wir die Chance, gleichermaßen zu versprechen, dass wir unserem Propheten, Präsident Thomas S. Monson, der heute Abend hier bei uns ist, folgen wollen. Durch das Gebet und die Bestätigung des Geistes kann jeder von uns sein eigenes Zeugnis vom lebenden Propheten erlangen. Dieses Zeugnis wächst, wenn wir ihm zuhören, gut darauf achten, was er uns sagt, und uns im täglichen Leben mutig daran halten.
Wenn wir auf die Ratschläge unseres Propheten hören und sie befolgen, werden uns besondere Segnungen zugänglich. Hört euch einige prophetische Verheißungen an, die Präsident Monson bei unserer letzten Generalkonferenz ausgesprochen hat: „Möge Gott Sie segnen. Möge sein Friede, den er verheißen hat, mit Ihnen sein – heute und alle Tage.“ („Schlussbemerkungen“, Liahona, November 2009, Seite 110.) „Große Verheißungen erwarten uns, wenn wir … treu sind.“ („Schule dein Gefühl, o Bruder“, Liahona, November 2009, Seite 69.) „Ich [flehe] den Segen des Himmels auf einen jeden von Ihnen herab.“ (Liahona, November 2009, Seite 110.)
Ich fordere euch auf, nächste Woche bei der Generalkonferenz den Anweisungen und Verheißungen zu lauschen, die unser Prophet und die Apostel aussprechen. Beherzigt dann den vierten Ratschlag und nehmt euch fest vor, den Rat des Propheten zu befolgen, und bekräftigt erneut: „Alles, was du uns befohlen hast, wollen wir tun und dahin, wohin du uns schickst, werden wir gehen.“ (Josua 1:16.)
Im Augenblick erscheinen die vier Ratschläge, nämlich das Gebet, Gottes Geboten gehorsam sein, tägliches Schriftstudium und der feste Vorsatz, dem lebenden Propheten zu folgen, vielleicht klein und einfach. Doch ich möchte euch an eine Schriftstelle erinnern, die in Alma steht: „Siehe, ich sage dir: Durch Kleines und Einfaches wird Großes zustande gebracht.“ (Alma 37:6.) Wenn wir sie jeden Tag beherzigen, werden uns diese „kleinen und einfachen“ Ratschläge aus dem Buch Josua gemeinsam die mächtigste Quelle für Mut und Stärke erschließen, die es gibt: den Glauben an den Vater im Himmel und an seinen Sohn, Jesus Christus.
Der Vater im Himmel weiß, dass unsere Reise nicht leicht ist. Wir stehen jeden Tag vor Situationen, die Mut und Stärke erfordern. Neulich wurde diese Tatsache in einer Geschichte in den Church News bestätigt:
„Vor einigen Monaten begann eine Lehrerin an einer Highschool ihren Unterricht damit, dass sie Schülern, die in einer politischen Frage eine bestimmte Position vertraten, auftrug, sich auf eine Seite des Raumes zu stellen, während diejenigen, die dagegen waren, sich auf die andere Seite stellen sollten.
Nachdem die Schüler sich aufgeteilt hatten, stellte die Lehrerin sich auf die Seite der Gegner. Sie wandte sich speziell an eine junge Frau auf der Seite der Befürworter und griff sie und die anderen Schüler wegen ihrer Ansichten an.
Diese Junge Dame, ein Rosenmädchen in ihrer Gemeinde, ließ die Einwürfe, in denen ihr Glaube kritisiert wurde, an sich abprallen.
Sie ließ sich auch von diesem Angriff durch eine Autoritätsperson, die sie vor den anderen bloßstellte, nicht aus der Ruhe bringen.“ („What Youth need“, Church News, 6. März 2010, Seite 16.)
Diese Junge Dame stellte auf ihrem ganz persönlichen Schlachtfeld – an diesem Tag ihr Klassenzimmer – bemerkenswerten Mut unter Beweis. Wo auch immer ihr seid, was auch immer vor euch liegen mag, ich hoffe, dass ihr die Ratschläge aus dem Buch Josua beherzigt, damit ihr auf die Verheißung des Herrn vertrauen könnt: „Sei mutig und stark … Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst.“ (Josua 1:9.)
Ich möchte euch mein Zeugnis geben, dass der Vater im Himmel eine jede von euch kennt und liebt. Wenn ihr euch ihm zuwendet, wird er euch nicht im Stich lassen! Er wird euch mit dem Mut und der Stärke segnen, die ihr braucht, um eure Reise zurück zu ihm zu vollenden. Ich bin dankbar für die heiligen Schriften und für mächtige Vorbilder wie den Propheten Josua. Ich bin dankbar für Präsident Monson, der sich bemüht, uns sicher zum Vater im Himmel zurückzuführen. Ich bete, dass wir alle – wie die Kinder Israel – in unser „Land der Verheißung“ gelangen und Ruhe in den Segnungen des Herrn finden. All dies sage ich im Namen Jesu Christi. Amen.