Mütter und Töchter
In diesen Letzten Tagen ist es entscheidend, ja, unumgänglich, dass Eltern und Kinder einander zuhören und voneinander lernen.
Brüder und Schwestern, vor sechs Monaten habe ich in der Priestertumsversammlung der Generalkonferenz zu den Vätern und Söhnen gesprochen. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, haben sich meine fünf Töchter, 24 Enkelinnen und die ständig wachsende Anzahl von Urenkelinnen auch so eine Ansprache gewünscht. Also spreche ich heute in erster Linie zu den Müttern und Töchtern in der Kirche.
Meine liebe Frau Barbara hat einen Einfluss von ewiger Bedeutung auf unsere Töchter und Enkelinnen, und genauso ist es umgekehrt. Mütter und Töchter haben die wichtige Aufgabe, einander bei der Ergründung ihrer unendlichen Möglichkeiten zu helfen, und das ungeachtet der zerstörerischen Einflüsse einer Welt, in der das Bild von der Frau und der Mutterschaft verfälscht und manipuliert wird.
Vor fast hundert Jahren sagte Präsident Joseph F. Smith zu den Frauen der Kirche: „Ihr sollt euch nicht von den Frauen der Welt führen lassen; ihr sollt vielmehr … die Frauen der Welt führen, nämlich in allem, was lobenswert ist, was gottgleich ist, was erhebt und die Menschenkinder rein macht.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph F. Smith, Seite 184.)
Schwestern, wir, Ihre Brüder, können nicht das tun, wozu Gott Sie schon vor der Grundlegung der Welt bestimmt hat. Wir können es versuchen, aber wir können nicht erhoffen, jemals Ihre einzigartigen Gaben nachahmen zu können. Auf dieser Welt ist nichts so persönlich, so förderlich oder so lebensverändernd wie der Einfluss einer rechtschaffenen Frau.
Ich weiß, dass einige von euch Jungen Damen keine Mutter haben, mit der ihr solche Themen besprechen könnt. Und viele Frauen unter Ihnen haben gegenwärtig keine Töchter. Aber weil alle Frauen als Teil ihrer göttlichen Natur sowohl das angeborene Talent wie auch die Aufgabe haben, wie eine Mutter zu sein, gilt das meiste, was ich sagen werde, ebenso für Großmütter, Tanten, Schwestern, Stiefmütter, Schwiegermütter, Führerinnen und andere Vertrauenspersonen, die, was diese wichtige Beziehung zwischen Mutter und Tochter angeht, manchmal eine Lücke füllen.
Junge Damen, eure Mütter lieben euch innig. Sie sehen in euch die Verheißung zukünftiger Generationen. Alles, was ihr leistet, jede Schwierigkeit, die ihr überwindet, schenkt ihnen reine Freude. Und genauso sind eure Sorgen und euer Kummer ihre Sorgen und ihr Kummer.
Heute möchte ich euch Jungen Damen einige Vorschläge machen, wie euch die Beziehung zu eurer Mutter am meisten geben kann. Dann möchte ich den Müttern einige Gedanken mit auf den Weg geben, wie sie ihren Einfluss auf ihre Töchter sowie auf die anderen Familienmitglieder noch steigern können.
Es ist leider nur allzu leicht, die Verwirrung und Verzerrung zu beschreiben, die das Bild der Frau in der heutigen Gesellschaft erfährt. Unanständige, unsittliche, zügellose Frauen drängen sich im Äther, beherrschen die Zeitschriften oder stehlen sich auf dem Bildschirm ein – und werden dabei von der Welt gefeiert. Der Apostel Paulus sprach prophetisch von „schweren Zeiten“, die in den Letzten Tagen kommen werden, und wies ausdrücklich auf etwas hin, was ihm wohl besonders gefährlich erschien, nämlich „gewisse Frauen …, die von Sünden beherrscht und von Begierden aller Art umgetrieben werden“ (2 Timotheus 3:1,6). Heutzutage wird die Frau oft als töricht, inkonsequent, kopflos und machtlos dargestellt. Sie wird zum Objekt, wird geringgeschätzt, und dann wird angedeutet, dass sie nur durch Verführung Einfluss auf die Menschheit nehmen kann. Letzteres ist die gefährliche Botschaft, die der Widersacher den Frauen sendet, wenn es darum geht, wie sie sich selbst sehen, und er kann sie mühelos verbreiten.
Und so, meine lieben Jungen Damen, bitte ich euch von ganzem Herzen, euch eure Vorbilder und diejenigen, zu denen ihr aufschaut, nicht in der zeitgenössischen Kultur zu suchen. Bitte nehmt euch eure gläubige Mutter zum Vorbild und eifert ihr nach. Orientiert euch an ihr und nicht an Berühmtheiten, deren Maßstab nicht der des Herrn ist und deren Ideale nicht unbedingt davon zeugen, dass sie die Ewigkeit im Blick haben. Seht auf eure Mutter. Lernt von ihren Stärken, ihrem Mut und ihrer Glaubenstreue. Hört auf sie. Sie ist vielleicht kein Genie, wenn es um SMS geht, womöglich hat sie nicht einmal eine eigene Facebook-Seite. Aber wenn es um Sachen des Herzens und die Angelegenheiten des Herrn geht, besitzt sie einen wahren Schatz an Wissen. Wenn ihr dann einmal heiratet und selbst Mutter werdet, ist sie eure größte Quelle an Weisheit. Kein anderer Mensch auf Erden liebt euch auf die gleiche Weise oder ist bereit, so viele Opfer zu bringen, um euch zu unterstützen und euch zu helfen, damit ihr glücklich werdet – in diesem Leben und für immer.
Liebt eure Mutter, meine jungen Schwestern. Achtet sie. Hört auf sie. Vertraut ihr. Euer Wohl liegt ihr am Herzen. Sie ist um eure ewige Sicherheit und euer ewiges Glück besorgt. Seid also lieb zu ihr. Habt Geduld mit ihren Unvollkommenheiten, die sie natürlich hat. Wir alle haben welche.
Nun möchte ich den Müttern einige Gedanken über die besondere Rolle mitgeben, die sie im Leben ihrer Töchter spielen. Unsere Familie hat eine Freundin, die oft mit Verwandten reist. Nach jeder Reise ist ihre erste Bemerkung, dass sich die Töchter in vielem wie ihre Mütter verhalten. Wenn die Mutter sparsam ist, dann sind die Töchter es auch. Wenn sich die Mutter anständig kleidet, tun es die Mädchen auch. Wenn die Mutter Flipflops und andere Freizeitkleidung in der Abendmahlsversammlung trägt, tun es ihr die Töchter gleich. Mütter, Ihr Beispiel ist für Ihre Töchter außerordentlich wichtig – selbst, wenn sie es nicht zugeben.
In der ganzen Weltgeschichte haben die Frauen schon immer sittliche Werte vermittelt. Diese Belehrung beginnt in der Wiege und zieht sich durch das ganze Leben ihrer Kinder. Heute wird unsere Gesellschaft bombardiert mit Botschaften über die Frau und die Mutterschaft, die gefährlich und geradezu frevelhaft falsch sind. Wenn Ihre Tochter diesen Botschaften folgt, kann sie das auf den Pfad zu Sünde und Selbstzerstörung führen. Ihre Tochter versteht das vielleicht nicht, außer Sie sagen es ihr oder, was noch besser ist, zeigen ihr, wie man gute Entscheidungen trifft. Als Mütter in Israel sind Sie für Ihre Töchter die erste Verteidigungslinie gegen die Tücken der Welt.
Liebe Mütter, ich weiß, dass es manchmal so scheint, als ob unsere Kinder dem, was wir ihnen beibringen wollen, keine Aufmerksamkeit schenken. Glauben Sie mir, ich kenne den glasigen Blick, der in den Augen eines Teenagers gerade dann auftaucht, wenn Sie zu dem Teil Ihrer Ausführungen kommen, den Sie für den besten halten. Ich versichere Ihnen: Auch wenn Sie denken, dass Ihre Tochter nichts von dem hört, was Sie sagen, lernt sie doch von Ihnen, weil sie aufpasst, ob Ihre Taten mit Ihren Worten übereinstimmen. Ralph Waldo Emerson soll gesagt haben: „Deine Taten sind so laut, dass ich deine Worte nicht hören kann.“ (Siehe Ralph Keyes, The Quote Verifier, 2006, Seite 56.)
Vermitteln Sie Ihren Töchtern Freude daran, für Kinder zu sorgen. Hier können ihre Liebe und ihre Talente die größte Bedeutung für die Ewigkeit haben. Bedenken Sie in diesem Zusammenhang Präsident Harold B. Lees dringlichen Hinweis: „Die wichtigste Arbeit, die Sie jemals … tun können, ist das, was Sie in Ihren vier Wänden tun.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Harold B. Lee, Seite 134.) Das gilt natürlich für uns alle, hat aber ganz besondere Bedeutung, wenn man die Beziehung zwischen Mutter und Tochter betrachtet.
Mütter, lehren Sie Ihre Töchter, dass eine glaubenstreue Tochter Gottes die Versuchung meidet, über andere zu klatschen oder sie zu verurteilen. In einer Rede vor der Frauenhilfsvereinigung in Nauvoo mahnte der Prophet Joseph Smith: „Die Zunge ist ein ruheloses Körperglied; hütet eure Zunge bei belanglosen Angelegenheiten.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 505.)
Seit einigen Jahren gibt es eine wahre Flut von Artikeln, Büchern und Filmen über Frauen und Mädchen, die klatschen und gemein sind. Der Satan versucht immer, den kostbarsten Teil des göttlichen Wesens der Frau zu untergraben, nämlich ihre Veranlagung, fürsorglich zu sein.
In der Mutter-Tochter-Beziehung lernt die Tochter, fürsorglich zu sein, weil ihre Mutter fürsorglich ist. Sie wird geliebt. Sie lernt und erfährt aus erster Hand, wie es ist, wenn jemand genug Interesse an ihr hat, um sie zurechtzuweisen und dabei weiter an sie zu glauben und ihr Mut zu machen.
Denken Sie daran, Schwestern, Gott ist die Quelle aller sittlichen und geistigen Kraft. Wir erhalten Zugriff auf diese Kraft, indem wir Bündnisse mit ihm eingehen und sie halten. Mütter, lehren Sie Ihre Töchter, wie wichtig es ist, Bündnisse zu schließen, und zeigen Sie ihnen dann, wie man diese Bündnisse hält, und zwar so, dass sie den Wunsch haben, würdig zu sein, in den Tempel zu gehen.
In der heutigen Welt bedeutet das, dass Sie mit Ihren Töchtern über Sexualität reden müssen. Ihre Töchter und Ihre Söhne wachsen in einer Welt heran, die ganz offen frühe, lockere und unbesonnene sexuelle Freizügigkeit praktiziert. Schamlose, unkeusche Frauen werden verherrlicht und allzu oft gefeiert und nachgeahmt. Zu Hause in der Familie können wir manches tun, um uns diesen abstoßenden Elementen des heutigen Lebens so wenig wie möglich auszusetzen, aber gänzlich kann Ihre Tochter diesen unverhohlenen sexuellen Botschaften und Verlockungen, die sie umgeben, nicht aus dem Weg gehen. Sie müssen oft und offen mit ihr über diese Themen sprechen und Ihre Tochter die Wahrheit darüber lehren.
Zum Beispiel muss sie verstehen: Wenn sie Kleidung trägt, die zu eng, zu kurz oder zu tief ausgeschnitten ist, sendet sie den Jungen in ihrem Umfeld nicht nur die falsche Botschaft, sondern hält auch in ihrem eigenen Denken den Trugschluss lebendig, dass der Wert einer Frau allein von ihrer sinnlichen Anziehungskraft bestimmt wird. Das war aber noch nie Bestandteil dessen, was eine gläubige Tochter Gottes ausmacht, und wird es niemals sein. Sie muss das von Ihnen hören – deutlich und wiederholt – und sie muss sehen, dass Sie ihr ein gutes und beständiges Vorbild sind, was Ihren Maßstab für Kleidung, äußere Erscheinung und Anstand angeht.
Alle Jugendlichen werden eher Bündnisse schließen und halten, wenn sie lernen, wie man die Gegenwart und die Stimme des Heiligen Geistes erkennt. Lehren Sie Ihre Töchter alles, was den Heiligen Geist betrifft. Lenken Sie ihre Aufmerksamkeit auf die heiligen Schriften. Ermöglichen Sie ihnen Erfahrungen, die dazu beitragen, dass sie zu schätzen wissen, dass sie in ihrem Leben mit der Macht des Priestertums gesegnet sind. Dadurch, dass sie Bündnisse halten, werden sie lernen, die Stimme des Herrn zu hören und persönliche Offenbarung zu empfangen. Gott wird wahrlich ihre Gebete hören und ihnen Antwort geben. Das Jahresmotto der Jugendlichen für das Jahr 2010 gilt nicht nur für unsere Jugend, sondern für uns alle: „Sei mutig und stark! Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst.“ (Josua 1:9.) Das wird sie sicher zu den Segnungen führen, die im Haus des Herrn erlangt werden können.
Machen Sie ihnen unmissverständlich klar, dass der sicherste Weg zu ewigem Glück darin besteht, dass man seine Bündnisse einhält. Und wenn es nötig ist, erklären Sie ihnen, wie man umkehrt und wie man rein und würdig bleibt.
Nun, meine Brüder und Schwestern, wenn Ihnen das bekannt vorkommt, liegt es daran, dass ich bei drei Generalkonferenzen hintereinander zu Eltern und Kindern gesprochen habe. Im vergangenen April habe ich die Jugendlichen aufgefordert, „aus der Vergangenheit [zu] lernen“. Ich zitiere aus dieser Ansprache: „Wenn ihr bereitwillig zuhört und lernt, könnt ihr einige der bedeutsamsten Lehren aus dem Leben derer ziehen, die lange vor euch geboren wurden. … Wie viel besser wird euer Leben sein, wenn ihr dem edlen Beispiel glaubenstreuer Jünger Christi folgt.“ („Aus der Vergangenheit lernen“, Liahona, Mai 2009, Seite 31, 33.)
Im Oktober habe ich dann in der Priestertumsversammlung zu Vätern und Söhnen gesprochen, und heute habe ich hauptsächlich zu Müttern und Töchtern gesprochen. Jedes Mal war meine Botschaft etwas anders, aber auch ähnlich. Ich hoffe, dass Sie zuhören und ein Muster erkennen und die beständige Botschaft hören, dass es in diesen Letzten Tagen entscheidend, ja, unumgänglich ist, dass Eltern und Kinder einander zuhören und voneinander lernen. Das sind nicht irgendwelche abgehobenen Gedanken. Dies ist der Kern, der Mittelpunkt von Gottes Plan für unser ewiges Glück und unseren ewigen Frieden.
Die Kirche wird helfen, wo immer sie kann. Wir sind da, um Sie als Eltern und Kinder zu stützen und Ihnen beizustehen. Aber das Zuhause ist der wichtigste Ort, um die heutige Jugend darauf vorzubereiten, die Familien und die Kirche von morgen zu führen. Es ist an jedem von uns, als Mutter oder Vater alles zu tun, was wir können, um unsere Jugendlichen bereit zu machen, dass sie glaubenstreue, rechtschaffene Männer und Frauen werden. Zu Hause müssen wir das Evangelium durch Weisung und Beispiel lehren.
Ich schließe mit dieser prophetischen Zusammenfassung von Präsident Joseph F. Smith: „Die Bindung [innerhalb der Familie] ist nicht nur für dieses Leben – für die Erdenzeit im Unterschied zur Ewigkeit – vorgesehen. Wir gehen Bindungen und Gemeinschaften für Zeit und Ewigkeit ein. … Wo gibt es denn jemanden – außer den Heiligen der Letzten Tage –, der sich dem Gedanken hingäbe, dass die Familie über den Tod hinaus fortbesteht, sodass sich Vater, Mutter und Kinder … anerkennen? Wer glaubt denn daran, dass die Familie im großen, vollkommenen Werk Gottes ein Ganzes ist, das durch alle Zeit und in alle Ewigkeit fortbestehen soll?“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph F. Smith, Seite 385f.)
Möge Gott uns segnen, damit wir einander in unseren eigenen Wänden unterweisen, fördern und auf das große Werk vorbereiten, das wir alle jetzt und in Zukunft tun müssen, darum bete ich im Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.