Glaube ist kein Zufall, sondern eine Entscheidung
Glaube an Jesus Christus ist eine himmlische Gabe, die man erhält, wenn man sich dafür entscheidet, zu glauben, und sich darum bemüht und daran festhält.
Der Heiland erkannte bei denen, die ihn umgaben, wie stark oder schwach ihr Glaube war. Zu einer Frau sagte er lobend: „Dein Glaube ist groß.“ Bei anderen klagte er: „Ihr Kleingläubigen!“ Andere fragte er: „Wo ist euer Glaube?“ Einen anderen wiederum lobte er mit den Worten: „Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden.“
Ich frage mich: Wie viel Glauben sieht der Heiland bei mir? Und heute Abend frage ich Sie: Wie viel Glauben sieht der Heiland bei Ihnen?
Glaube an den Herrn Jesus Christus ist nicht etwas Flüchtiges, was frei in der Luft umherschwebt. Glaube fällt uns weder einfach so zu, noch bleibt er uns als Geburtsrecht erhalten. Er ist, wie es in den heiligen Schriften heißt, „[F]eststehen [und] Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht“. Glaube sendet ein geistiges Licht aus, und dieses Licht kann man erkennen. Glaube an Jesus Christus ist eine himmlische Gabe, die man erhält, wenn man sich dafür entscheidet, zu glauben, und sich darum bemüht und daran festhält. Entweder wird Ihr Glaube stärker oder schwächer. Glaube ist ein Grundsatz, in dem Macht liegt – wichtig nicht nur in diesem Leben, sondern auch für unseren Fortschritt hinter dem Schleier. Dank der Gnade Christi werden wir eines Tages durch Glauben an seinen Namen errettet. Wie groß unser Glaube in Zukunft sein wird, hängt nicht vom Zufall ab, sondern von unseren Entscheidungen.
Der Glaube eines jungen Brasilianers
Vor einem Monat lernte ich in Brasilien Aroldo Cavalcante kennen. Er hatte sich mit 21 Jahren taufen lassen und war das erste Mitglied der Kirche aus seiner Familie. Sein Glaube brannte hell, und er begann sofort damit, sich auf eine Mission vorzubereiten. Leider wurde bei Aroldos Mutter Krebs diagnostiziert. Drei Monate später, nur wenige Tage vor ihrem Tod, sprach sie mit Aroldo über ihre größte Sorge: Es gab keine Verwandten, die helfen konnten. Aroldo musste für seine zwei jüngeren Schwestern und seinen jüngeren Bruder die volle Verantwortung übernehmen. Das versprach er seiner sterbenden Mutter hoch und heilig.
Tagsüber arbeitete er bei einer Bank, abends besuchte er die Universität. Er hielt weiterhin seine Taufbündnisse, aber sein Traum von einer Vollzeitmission war geplatzt. Es sollte seine Mission sein, sich um seine Familie zu kümmern.
Monate später, als er eine Ansprache für die Abendmahlsversammlung vorbereitete, las Aroldo die tadelnden Worte Samuels an König Saul: „Gehorsam“, las er da, „ist besser als [zu opfern].“ Aroldo erhielt die scheinbar unmögliche Eingebung, er solle dem Aufruf des Propheten folgen und auf Mission gehen. Von den vor ihm liegenden Hindernissen unbeeindruckt, ging er mit enormem Glauben voran.
Aroldo sparte jeden Cruzeiro, den er entbehren konnte. Mit 23 erhielt er seine Missionsberufung. Er erklärte seinem Bruder, wie viel Geld dieser jeden Monat für die Familie vom Konto abheben durfte. Aroldo hatte zwar immer noch nicht genug Geld, um die ganzen Kosten seiner Mission samt der Lebenshaltungskosten für seinen Bruder und seine Schwestern abzudecken, aber voller Glauben begab er sich zur Missionarsschule. Eine Woche danach empfing er die erste von vielen Segnungen. Die Bank, bei der Elder Cavalcante beschäftigt gewesen war, hatte unerwartet den Betrag, den er zum Ende seiner Beschäftigung erhalten sollte, verdoppelt. Durch dieses Wunder, zusammen mit weiteren Wundern, hatte er genug Geld für seine Mission und für seine Familie während seiner Abwesenheit.
Heute, 20 Jahre später, ist Bruder Cavalcante Präsident des Pfahles Boa Viagem in Recife. Zurückblickend beschreibt er die damalige Zeit so: „Ich versuchte, rechtschaffen zu leben, und spürte, wie der Heiland mich liebte und führte. Mein Glaube wuchs, und so konnte ich viele Herausforderungen meistern.“ Aroldos Glaube hing nicht vom Zufall ab, sondern von seinen Entscheidungen.
Es gibt viele Christen und Christinnen, die tiefen Glauben an den Herrn Jesus Christus haben, und wir ehren und achten sie.
Nicht mehr auf neutralem Boden
Aber Brüder, uns wurde noch mehr gegeben: das Priestertum Gottes, die Macht Gottes, die auf Erden von heiligen Engeln wiederhergestellt wurde. Das macht Sie anders. Sie stehen nicht mehr auf neutralem Boden. Ihr Glaube hängt nicht vom Zufall ab, sondern von Ihren Entscheidungen.
Wie wir unser Leben führen, vergrößert oder verkleinert unseren Glauben. Gebet, Gehorsam und Aufrichtigkeit, Reinheit in Gedanken und Taten sowie Selbstlosigkeit vermehren den Glauben. Ohne diese Eigenschaften wird der Glaube schwächer. Warum sagte der Erretter zu Petrus: „Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt“? Weil es einen Widersacher gibt, dem es Freude bereitet, unseren Glauben zu zerstören! Seien Sie unnachgiebig, wenn es darum geht, Ihren Glauben zu schützen.
Ernstgemeinte Fragen
Ernstgemeinten Fragen nachzugehen, spielt eine wichtige Rolle beim Aufbau des Glaubens. Dabei bedienen wir uns unseres Verstandes und unserer Empfindungen. Der Herr hat gesagt: „Ich werde es dir in deinem Verstand und in deinem Herzen … sagen.“ Nicht jede Antwort kommt sofort, aber die meisten Fragen können durch aufrichtiges Nachforschen geklärt werden und indem man sich um Antworten von Gott bemüht. Wer nur den Verstand und nicht das Herz bemüht, erhält keine Antwort geistiger Natur. „So erkennt auch keiner Gott – [außer durch den] Geist Gottes.“ Und um uns zu helfen, verhieß Jesus uns „einen anderen Beistand[, ja, den] Geist der Wahrheit“.
Der Glaube verlangt keinesfalls auf jede Frage eine Antwort, sondern strebt nach der Zusicherung und dem Mut, vorwärtszugehen, auch wenn man manchmal zugeben muss: „Ich weiß nicht alles, aber ich weiß genug, um auf dem Weg des Jüngers weiterzugehen.“
Wenn man sich in hartnäckige Zweifel vertieft, angetrieben von den Antworten derer, die keinen Glauben haben oder ihm untreu geworden sind, dann schwächt man seinen Glauben an Jesus Christus und an die Wiederherstellung. „Der irdisch gesinnte Mensch aber lässt sich nicht auf das ein, was vom Geist Gottes kommt. Torheit ist es für ihn.“
Beispielsweise sind Fragen zum Propheten Joseph Smith nichts Neues. Seine Kritiker haben damit schon um sich geworfen, als sein Werk begann. Allen gläubigen Menschen, die durch die eingefärbten Gläser des 21. Jahrhunderts auf fast 200 Jahre zurückliegende Ereignisse und Äußerungen des Propheten Joseph Smith zurückblicken und aufrichtige Fragen dazu haben, gebe ich einen gut gemeinten Rat: Seien Sie nicht so streng mit Bruder Joseph! Eines fernen Tages werden Sie 100-mal mehr Informationen zur Verfügung haben, als auf allen heutigen Suchmaschinen im Internet zusammengenommen zu finden sind, und diese werden von unserem allwissenden Vater im Himmel stammen. Betrachten Sie das gesamte Leben Joseph Smiths – er wurde in Armut geboren und genoss nur wenig Bildung, übersetzte aber das Buch Mormon in weniger als 90 Tagen. Zehntausende ehrliche, eifrige Männer und Frauen schlossen sich dem Werk der Wiederherstellung an. Im Alter von 38 Jahren besiegelte Joseph Smith sein Zeugnis mit seinem Blut. Ich bezeuge, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war. Zermartern Sie sich deshalb nicht mehr das Hirn, sondern gehen Sie voran!
Gaben, die unseren Glauben mehren
Sowohl die Bibel als auch das Buch Mormon geben uns die wunderbare Gewissheit, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes. In meiner Hand halte ich eine Erstausgabe des Buches Mormon auf Französisch, die 1852 von John Taylor veröffentlicht wurde, als er das Werk in Frankreich einleitete. Das Buch Mormon wurde mittlerweile ganz oder teilweise in 110 Sprachen übersetzt. Es stellt einen geistigen und handfesten Beweis für die Wahrhaftigkeit der Wiederherstellung dar. Wann haben Sie das Buch Mormon zuletzt von Anfang bis Ende durchgelesen? Lesen Sie es noch einmal. Dadurch wird Ihr Glaube zunehmen.
Eine weitere Gabe Gottes, die unseren Glauben mehrt, ist die Führung durch die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel. Heute haben wir drei neue Apostel bestätigt, und ich begrüße Elder Rasband, Elder Stevenson und Elder Renlund im heiligen Kreis des Kollegiums der Zwölf. Paulus hat gesagt:
„Und er gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, …
um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten …
So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen …
Nicht mehr … hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen, … der Verschlagenheit [ausgeliefert oder denen,] die in die Irre führ[en].“
Die Führung durch die Erste Präsidentschaft und die Zwölf Apostel hilft Ihnen auch, Ihren Glauben zu schützen.
Auch wenn das Feuer Ihres Glaubens anfangs nur klein ist, verhelfen Ihnen gute Entscheidungen zu mehr Vertrauen auf Gott, und dann wächst Ihr Glaube. Die Schwierigkeiten des Erdenlebens schlagen Ihnen entgegen, und böse Mächte, die Ihren Glauben auslöschen wollen, lauern in der Dunkelheit. Wenn Sie jedoch weiterhin gute Entscheidungen treffen, auf Gott vertrauen und seinem Sohn folgen, sendet der Herr mehr Licht und Erkenntnis und Ihr Glaube wird fest und unerschütterlich. Präsident Thomas S. Monson hat gesagt: „Fürchten Sie sich nicht. … Die Zukunft ist so hoffnungsvoll wie Ihr Glaube.“
Porter, Zane und Max Openshaw
Der Glaube der jungen Männer in dieser Kirche ist beeindruckend!
Am 12. Juni dieses Jahres erhielt ich eine E-Mail. Der Bischof einer Gemeinde in Utah, seine Frau und zwei ihrer Kinder waren bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Bischof Mark Openshaw saß am Steuer der Maschine, als sie von einem kleinen Flugplatz abhob. Plötzlich stürzte sie vom Himmel und zerschellte am Boden. Bischof Openshaw, seine Frau Amy und ihre Kinder Tanner und Ellie kamen bei dem Unfall um. Wie durch ein Wunder überlebte der fünfjährige Sohn Max, der aus dem Flugzeug geschleudert wurde. Er erlitt nur ein paar Knochenbrüche.
Ich erfuhr, dass ihr Sohn, Elder Porter Openshaw, sich gerade auf Mission in der Marshall-Inseln-Mission Majuro befand und ihr 17-jähriger Sohn Zane auf Schüleraustausch in Deutschland.
Ich rief Elder Openshaw auf der Weihnachtsinsel an. Auch wenn der plötzliche Tod seiner Mutter, seines Vaters, seines Bruders und seiner Schwester für Elder Openshaw ein schwerer Schlag war, machte er sich sofort Sorgen um seine zwei jüngeren Brüder.
Am Ende kamen Elder Openshaw und sein Bruder Zane zu dem Schluss, dass es andere gab, die zu Hause helfen konnten, und dass Porter lieber auf Mission bleiben sollte. Sie wussten, dass das dem Wunsch ihrer Eltern entsprochen hätte.
Als ich mit Elder Openshaw sprach, merkte ich, wie traurig er war, aber ich spürte auch das unauslöschliche Feuer seines Glaubens. Er sagte: „Ich vertraue darauf und weiß ohne den leisesten Zweifel, dass ich meine Familie wiedersehen werde. … In unseren Prüfungen finden wir stets Kraft in … unserem Herrn, Jesus Christus. … Es ist ganz offensichtlich, dass Gottes allmächtige Hand mir und meinen Brüdern durch diese ganze schwierige Zeit hindurchgeholfen hat.“
Zane traf ich zum ersten Mal bei der Beerdigung. Als ich die vier Särge vor uns in der Kapelle betrachtete, beeindruckte mich der Glaube dieses 17-Jährigen, als er sich an die Gemeinde wandte. „Heute“, sagte er, „haben wir uns demütigen Herzens und mit matter Seele versammelt, um meiner Mutter, meines Vaters und Tanners und Ellies zu gedenken. … Wir haben miteinander gesprochen, miteinander geweint, uns gemeinsam erinnert und gemeinsam die Hand Gottes verspürt. …
Am Tag, nachdem ich von dem Unfall erfahren hatte, fand ich in meiner Tasche einen Brief von meiner Mutter. Darin schrieb sie: ‚Zane, denk immer daran, wer du bist und woher du kommst. Wir beten für dich und vermissen dich.‘“ Zane fuhr fort: „Es hätte keine besseren Abschiedsworte meiner Mutter geben können. Ich weiß, dass sie zusammen mit Tanner, Ellie und meinem Dad … für [meine Brüder und] mich betet. Ich weiß, dass … sie dafür beten, dass ich nicht vergesse, wer ich bin …, denn ich bin, genau wie Sie, ein Kind von Gott, der mich hierher geschickt. Ich bezeuge: … Wie einsam wir uns auch fühlen mögen, Gott wird uns nicht verlassen.“
Meine lieben Freunde, Ihr Glaube hat weder mit der Geburt begonnen, noch endet er mit dem Tod. Glaube ist eine Entscheidung. Stärken Sie Ihren Glauben und leben Sie so, dass Sie die anerkennenden Worte des Heilands verdienen: „Dein Glaube ist groß.“ Ich verheiße Ihnen, dass Ihr Glaube Ihnen dann durch die Gnade Jesu Christi eines Tages ermöglichen wird, mit Ihren Lieben sauber und rein in der Gegenwart Gottes zu stehen. Im Namen Jesu Christi. Amen.