2010–2019
Der Tod wird nicht mehr sein
April 2016


10:14

Der Tod wird nicht mehr sein

Für jeden, der einmal den Tod eines lieben Menschen betrauert hat, ist die Auferstehung eine Quelle großer Hoffnung.

Vor einer Woche war Ostern, und unsere Gedanken galten erneut dem Sühnopfer und der Auferstehung des Herrn Jesus Christus. Im vergangenen Jahr habe ich ungewöhnlich viel und intensiv über die Auferstehung nachgedacht.

Vor fast einem Jahr verstarb unsere Tochter Alisa. Knapp acht Jahre lang hatte sie gegen den Krebs angekämpft. Sie hatte etliche Operationen und Behandlungen hinter sich und aufregende Wunder, aber auch bittere Enttäuschungen erlebt. Wir mussten mitansehen, wie sich ihr Zustand gegen Ende ihres Erdenlebens zunehmend verschlechterte. Es war qualvoll, zu erleben, was mit unserer geliebten Tochter geschah – unserem kleinen Baby mit strahlenden Augen, das zu einer talentierten und wunderbaren Frau, Ehefrau und Mutter herangewachsen war. Ich glaubte, mein Herz würde daran zerbrechen.

Alisa Linton, geborene Johnson

Letztes Jahr zu Ostern, etwa einen Monat vor ihrem Ableben, schrieb Alisa: „Ostern erinnert mich an all das, was ich mir erhoffe: eines Tages geheilt und wieder ganz gesund zu sein. Eines Tages werde ich nichts mehr aus Metall oder Kunststoff in mir haben. Eines Tages werden mein Herz und meine Gedanken nicht mehr von Angst erfüllt sein. Ich bete nicht darum, dass das bald geschehen möge, aber ich bin froh, dass ich zutiefst an ein schönes Leben nach dem Tod glaube.“

Durch die Auferstehung Jesu Christi erfüllt sich genau das, worauf Alisa gehofft hatte, und auch jeder von uns wird dadurch mit Hoffnung erfüllt. Präsident Gordon B. Hinckley bezeichnete die Auferstehung als das „[größte Ereignis,] das sich in der Menschheitsgeschichte zugetragen hat“.

Die Auferstehung wird durch das Sühnopfer Jesu Christi zuwege gebracht und bildet den Dreh- und Angelpunkt des großen Erlösungsplans. Wir sind Geistkinder himmlischer Eltern. Wenn wir zur Erde kommen, vereint sich unser Geist mit unserem Körper. Wir erleben die Freuden und Herausforderungen des Erdenlebens. Wenn jemand stirbt, trennt sich der Geist vom Körper. Durch die Auferstehung wird der Geist wieder mit dem Körper vereint, diesmal jedoch ist der Körper unsterblich und vollkommen – frei von Krankheit, Schmerz oder sonstigen Gebrechen.

Nach der Auferstehung werden Geist und Körper nie mehr voneinander getrennt, denn die Auferstehung des Erretters brachte den endgültigen Sieg über den Tod. Damit wir unsere ewige Bestimmung erlangen können, muss die unsterbliche Seele, nämlich Körper und Geist, für immer vereint sein. Sind Geist und unsterblicher Körper untrennbar miteinander verbunden, können wir eine Fülle der Freude empfangen. Ohne die Auferstehung könnten wir dies nicht, sondern müssten für immer im Elend verbleiben. Selbst treue und rechtschaffene Menschen betrachten die Trennung von Körper und Geist als Gefangenschaft. Durch die Auferstehung werden wir aus dieser Gefangenschaft befreit; sie erlöst uns von den Banden oder Ketten des Todes. Für die Errettung brauchen wir sowohl unseren Geist als auch unseren Körper.

Jeder von uns hat physische, psychische oder seelische Einschränkungen oder Schwächen. All diese Schwierigkeiten, von denen heute noch einige unüberwindbar erscheinen, werden irgendwann behoben sein. Nach der Auferstehung werden uns diese Probleme nicht länger plagen. Alisa hatte die Überlebensrate für Patienten mit ihrer Krebserkrankung recherchiert, und sie war nicht gerade vielversprechend. Sie schrieb: „Es gibt jedoch ein Heilmittel, und darum habe ich keine Angst. Jesus hat bereits meinen und auch euren Krebs geheilt. … Es wird mir besser gehen. Ich bin froh, dass ich das weiß.“

Wir können das Wort Krebs durch jedes andere körperliche, psychische oder seelische Leiden ersetzen, dem wir ausgesetzt sind. Dank der Auferstehung ist auch jedes davon bereits geheilt. Das Wunder der Auferstehung, die endgültige Heilung, liegt nicht in der Macht der modernen Medizin. Aber sie liegt in der Macht Gottes. Das wissen wir, weil der Erretter auferstanden ist und auch die Auferstehung jedes Einzelnen von uns zustande bringen wird.

Die Auferstehung des Erretters ist Beweis dafür, dass er der Sohn Gottes ist und dass das, was er gesagt hat, der Wirklichkeit entspricht. „Er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“ Es könnte keinen überzeugenderen Beweis für seine Göttlichkeit geben als den, dass er mit einem unsterblichen Körper aus dem Grab hervorkam.

Wir wissen von Augenzeugen der Auferstehung zur Zeit des Neuen Testaments. Neben den Männern und Frauen, über die wir in den Evangelien lesen, haben wir durch das Neue Testament die Gewissheit, dass Hunderte von Menschen den auferstandenen Herrn tatsächlich gesehen haben. Und im Buch Mormon erfahren wir von Hunderten weiteren: „Die Menge ging hin und legte ihre Hände in seine Seite[; sie sahen] mit eigenen Augen [und fühlten] mit eigenen Händen [und wussten] mit Gewissheit [und gaben] Zeugnis …, dass er es war, von dem die Propheten geschrieben hatten, er werde kommen.“

Diesen Zeugen aus alter Zeit schließen sich Zeugen aus den Letzten Tagen an. So wurde diese Evangeliumszeit damit eingeleitet, dass Joseph Smith den auferstandenen Erretter und auch den Vater sah. Lebende Propheten und Apostel haben bezeugt, dass Christus wirklich auferstanden ist und lebt. Wir können also sagen, dass auch „uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt“. Und jeder, der durch die Macht des Heiligen Geistes weiß, dass das, was wir zu Ostern feiern, tatsächlich geschehen ist, dass die Auferstehung Wirklichkeit ist, ist Teil dieser „Wolke von Zeugen“.

Weil der Erretter tatsächlich auferstanden ist, weicht unser Kummer der Hoffnung, denn damit geht die Gewissheit einher, dass alle weiteren Verheißungen des Evangeliums ebenso real sind – Verheißungen, die nicht weniger einem Wunder gleichkommen als die Auferstehung. Wir wissen, dass der Erretter die Macht hat, uns von all unseren Sünden zu reinigen. Wir wissen, dass er all unsere Schwächen und Schmerzen und die Ungerechtigkeiten, die wir erleiden, auf sich genommen hat. Wir wissen, dass er „von den Toten [auferstanden ist], mit Heilung in seinen Flügeln“. Wir wissen, dass er uns heilen kann, und zwar unabhängig davon, was in uns zerbrochen ist. Wir wissen, dass er „alle Tränen von [unseren] Augen abwischen [wird]: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal“. Wir wissen, dass wir „vollkommen gemacht [werden können] durch Jesus, [der] dieses vollkommene Sühnopfer bewirkt hat“, wenn wir nur Glauben aufbringen und ihm nachfolgen.

Ziemlich zum Schluss seines inspirierenden Oratoriums hat Händel im Messias die Worte des Apostels Paulus – seine Freude an der Auferstehung – in herrliche Musik gefasst:

„Seht, ich enthülle euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt werden –

plötzlich, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenschall. Die Posaune wird erschallen, die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferweckt, wir aber werden verwandelt werden.

Denn dieses Vergängliche muss sich mit Unvergänglichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit. …

Dann erfüllt sich das Wort der Schrift: Verschlungen ist der Tod vom Sieg.

Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? …

Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch Jesus Christus, unseren Herrn.“

Ich bin für die Segnungen dankbar, die dank des Sühnopfers und der Auferstehung des Herrn Jesus Christus uns gehören. Für jeden, der einmal ein Kind zu Grabe tragen, am Sarg eines Ehepartners weinen oder den Tod von Vater, Mutter oder einem anderen lieben Menschen betrauern musste, ist die Auferstehung eine Quelle großer Hoffnung. Wie wundervoll wird es doch sein, sie alle wiederzusehen, und zwar nicht nur als Geist, sondern mit auferstandenem Körper.

Ich sehne mich danach, meine Mutter wiederzusehen, von ihr sanft berührt zu werden und in ihre liebevollen Augen zu schauen. Ich möchte das Lächeln meines Vaters sehen, sein Lachen hören und ihn als auferstandenes, vollkommenes Wesen erleben. Mit Glauben sehe ich vor meinem geistigen Auge, wie die Probleme der Welt und der Stachel des Todes Alisa nichts anhaben können, einer auferstandenen, vervollkommneten Alisa, siegreich und mit einer Fülle der Freude.

Vor einigen Jahren schrieb sie zu Ostern ganz schlicht: „Christi Name bringt Leben. So viel Hoffnung. Jederzeit und durch alles. Ostern bedeutet mir viel. Es erinnert mich daran.“

Ich bezeuge, dass die Auferstehung eine Tatsache ist. Jesus Christus lebt, und dank ihm werden auch wir wieder leben. Im Namen Jesu Christi. Amen.