Bei den Führern der Kirche stehen
Stehen wir in dieser immer finsterer werdenden Welt bei den Führern der Kirche, damit wir das Licht Christi verbreiten können?
Wir heißen die neu berufenen Generalautoritäten, Gebietssiebziger und die großartige neue Präsidentschaft der Primarvereinigung herzlich willkommen. Und denen, die gerade entlassen worden sind, möchten wir unseren aufrichtigen Dank aussprechen. Wir haben jeden von Ihnen von Herzen gern.
Meine lieben Brüder und Schwestern, wir waren gerade an etwas äußerst Segensreichem beteiligt: Wir haben Propheten, Seher und Offenbarer sowie weitere Amtsträger und Führer im Amt bestätigt, die Gott in ebendieser Zeit berufen hat. Die Gelegenheit, die Diener des Herrn im Amt zu bestätigen und mich von ihnen führen zu lassen, habe ich nie auf die leichte Schulter genommen. Meine neue Berufung als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel ist ja erst ein paar Monate her. Ihre Bestätigung und Ihr Vertrauen stimmen mich demütig. Ich weiß Ihre Bereitschaft, mit mir und all diesen großartigen Führern zusammenzustehen, sehr zu schätzen.
Schon bald nach meiner Berufung im letzten Oktober führte mich ein Auftrag nach Pakistan. Dort traf ich auch mit den wunderbaren, treuen Mitgliedern in diesem Land zusammen. Sie sind zwar klein an Zahl, aber groß im Geist! Kurz nach meiner Rückkehr erhielt ich diese Nachricht von Bruder Shakeel Arshad, einem sehr lieben Mitglied, das ich dort kennengelernt hatte: „Vielen Dank, dass Sie nach Pakistan gekommen sind, Elder Rasband. Ich möchte Ihnen sagen, dass wir … Mitglieder der Kirche … Sie unterstützen und Sie sehr gern haben. [Wir] freuen uns so, dass Sie hier waren und wir von Ihnen hören durften. Für unsere Familie war es wirklich ein einmaliger Tag – wir haben einen Apostel kennengelernt.“
Mitglieder wie Bruder Arshad kennenzulernen war ein beeindruckendes Erlebnis, das mich demütig stimmte – oder mit seinen Worten: Es war auch für mich „ein einmaliger Tag“.
Im Januar nahmen Führer der Kirche an einer interaktiven Gesprächsrunde mit Jugendlichen sowie Jugendführern und Eltern aus aller Welt teil. Die Gesprächsrunde wurde über das Internet live an viele Orte in 146 Ländern übertragen. Mancherorts waren viele Teilnehmer im Gemeindehaus versammelt, anderswo saß vielleicht ein Jugendlicher allein zu Hause und schaute zu. Insgesamt waren Hunderttausende mit dabei.
Als wir damals mit unserem immens großen Publikum verbunden waren, gingen Schwester Bonnie Oscarson, die Präsidentin der Jungen Damen, Bruder Stephen W. Owen, der Präsident der Jungen Männer, und ich auf Fragen der Jugendlichen ein. Abgerundet wurde die Sendung durch junge Moderatoren, Musiker und weitere Jugendliche.
Wir stellten den Leitgedanken für das Jahr 2016 vor: „Strebt vorwärts – mit Beständigkeit in Christus.“ Er stammt aus 2 Nephi, Kapitel 31, Vers 20. Dort steht: „Darum müsst ihr mit Beständigkeit in Christus vorwärtsstreben, erfüllt vom vollkommenen Glanz der Hoffnung und von Liebe zu Gott und zu allen Menschen. Wenn ihr darum vorwärtsstrebt und euch am Wort von Christus weidet und bis ans Ende ausharrt, siehe, so spricht der Vater: Ihr werdet ewiges Leben haben.“
Und was haben wir herausgefunden, als wir hunderte Fragen unserer Jugendlichen durchgelesen haben? Wir haben herausgefunden, dass unsere Jugendlichen den Herrn lieben, ihre Führungsbeamten unterstützen und Antwort auf ihre Fragen haben wollen! Fragen sind ein Zeichen unseres Wunsches, dazuzulernen, dem bereits vorhandenen Zeugnis neue Erkenntnisse hinzuzufügen und besser in der Lage zu sein, „mit Beständigkeit in Christus vorwärts[zu]streben“.
Die Wiederherstellung des Evangeliums setzte seinerzeit ein, als ein Jugendlicher namens Joseph Smith eine Frage stellte. Viele Lehren, die der Heiland während seines Wirkens verkündet hat, gehen auf eine Frage zurück. So fragte er etwa Petrus: „Für wen haltet ihr mich?“ Darauf antwortete Petrus: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Wir müssen einander helfen, vom Geist geleitet die Antworten des Vaters im Himmel zu finden.
Bei der Gesprächsrunde sagte ich den Jugendlichen:
„Den Führern dieser Kirche sind eure Sorgen, eure Bedenken und eure Schwierigkeiten nicht fremd.
Wir haben ja Kinder und Enkelkinder. Wir treffen oft mit Jugendlichen in aller Welt zusammen. Und wir beten für euch, wir sprechen über euch an den heiligsten Stätten, und wir haben euch lieb.“
Ich möchte gern einen der unzähligen Kommentare vorlesen, die uns nach dieser Veranstaltung zugegangen sind.
Lisa aus Grande Prairie in der kanadischen Provinz Alberta schrieb: „Die Gesprächsrunde war echt klasse! Mein Zeugnis und meine Überzeugung vom Evangelium wurden gestärkt. Wir sind so gesegnet, weil wir inspirierte Führer haben, die für so viele unterschiedliche Aufgaben berufen werden.“
Liz aus Pleasant Grove in Utah schrieb schon vorher: „Ich bin dankbar für meinen Glauben und für die Gelegenheit, den Propheten Gottes und die Männer und Frauen, die mit ihm zusammen tätig sind, zu unterstützen.“
Heute haben wir Führungsbeamte bestätigt, die durch Inspiration von Gott dazu berufen worden sind, uns zu unterweisen und zu führen. Sie rufen uns zu, wir sollen uns vor den Gefahren hüten, vor denen wir tagtäglich stehen – vom achtlosen Umgang mit der Sabbatheiligung bis hin zu all dem, was die Familie bedroht, von Angriffen auf die Religionsfreiheit bis dahin, dass sogar die Offenbarungen aus den Letzten Tagen in Frage gestellt werden. Brüder und Schwestern, hören wir auf diesen Rat?
Wir haben doch schon oft bei einer Konferenz, in der Abendmahlsversammlung oder in der Primarvereinigung diese berührenden Worte gesungen: „Führet, leitet und begleitet.“ Was bedeuten Ihnen diese Worte? An wen müssen Sie denken, wenn Ihnen diese Worte in den Sinn kommen? Haben Sie schon einmal den Einfluss von rechtschaffenen Führern gespürt – von Jüngern Jesu Christi, die in der Vergangenheit und auch heute auf Sie einwirken und die den Weg des Herrn mit Ihnen gemeinsam gehen? Solche Jünger können ganz in Ihrer Nähe wohnen und zu Ihrer Gemeinde gehören, oder sie stehen bei der Generalkonferenz am Rednerpult. Sie bringen uns nahe, wie segensreich es ist, wenn man ein Zeugnis vom Herrn Jesus Christus hat, der diese Kirche führt und auch unserer Seele Führung gibt und der uns die Zusicherung gibt: „Seid guten Mutes und fürchtet euch nicht, denn ich, der Herr, bin mit euch und werde euch beistehen.“
Ich weiß noch, wie Präsident Thomas S. Monson einmal erzählt hat, dass sein Pfahlpräsident, Paul C. Child, ihn gebeten hatte, zu ihm nach Hause zu kommen. Es ging um die Vorbereitung auf den Aufstieg zum Melchisedekischen Priestertum. Welch ein besonderer Segen das doch für Präsident Child gewesen sein muss, der damals ja nicht wissen konnte, dass er einen jungen Träger des Aaronischen Priestertums unterwies, der eines Tages der Prophet Gottes werden sollte!
Auch ich habe so manches von unserem lieben Propheten, Präsident Monson, gelernt. Ich hege in Herz und Sinn keinerlei Zweifel, dass er der Prophet des Herrn auf Erden ist. Ich war einer der demütigen Empfänger, als er Offenbarung erhielt und danach handelte. Er legt uns immer wieder nahe, auf andere zuzugehen, einander zu beschützen und einander zu retten. Genau das kam auch an den Wassern Mormons zum Ausdruck: Die den Wunsch hatten, „sein Volk genannt zu werden“, waren bereit, „des anderen Last zu tragen“, „mit den Trauernden zu trauern“ und „als Zeugen Gottes aufzutreten“.
Heute stehe ich als Zeuge für Gott, den ewigen Vater, und seinen Sohn, Jesus Christus, vor Ihnen. Ich weiß, dass unser Erlöser lebt und uns liebt und dass er seine Knechte – Sie und mich – führt, um seine erhabenen Absichten auf dieser Erde zu verwirklichen.
Wenn wir vorwärtsstreben und uns dabei an die Weisungen und Warnungen unserer Führer halten, entscheiden wir uns gleichzeitig auch dafür, dem Herrn zu folgen, während die Welt eine andere Richtung einschlägt. Wir wollen dann an der eisernen Stange festhalten, Heilige der Letzten Tage sein, im Auftrag des Herrn handeln und von „überaus großer Freude“ erfüllt sein.
Die immer dringlichere Frage in der heutigen Zeit lautet: Stehen Sie in dieser finsterer werdenden Welt bei den Führern der Kirche, damit Sie das Licht Christi verbreiten können?
Das Verhältnis zu den führenden Beamten ist ganz entscheidend und von großer Bedeutung. Ganz gleich, wie alt diese sind, wie nah oder fern sie von uns wohnen und wann sie unser Leben berührt haben – ihr Einfluss kommt in diesen Worten des amerikanischen Dichters Edwin Markham zum Ausdruck:
Shakeel Arshad, mein Freund in Pakistan, hat mich, seinen Bruder und Freund, unterstützt. Und das haben viele von Ihnen auch. Wenn wir die Hand ausstrecken, um den anderen aufzurichten, werden diese machtvollen Worte wahr: „Niemand geht seinen Weg allein.“
Vor allem brauchen wir unseren Herrn und Heiland, Jesus Christus. Eine Begebenheit aus den heiligen Schriften hat mich schon immer tief berührt: Jesus Christus ging auf dem Wasser auf seine Jünger zu, als diese in einem Boot den See Gennesaret überquerten. Sie waren als Führer gerade erst berufen worden, so wie viele von uns heute auf dem Podium. Diesen Bericht finden wir im Matthäus-Evangelium:
„Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.
In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen; er ging auf dem See.
Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, … und sie schrien vor Angst.
Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“
Petrus hörte, wie der Herr ihnen so wunderbar Mut zusprach.
„Darauf erwiderte ihm Petrus: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme.
Das war doch ziemlich kühn! Petrus war Fischer; er wusste, wie gefährlich der See sein konnte. Er war jedoch fest entschlossen, Jesus nachzufolgen – Tag und Nacht, auf dem Boot oder auf trockenem Boden.
Ich kann mir vorstellen, wie Petrus aus dem Boot sprang. Es bedurfte keiner zweiten Aufforderung. Dann machte er seine ersten Schritte auf dem Wasser. Ja, in der Schrift heißt es: „[Er] ging über das Wasser auf Jesus zu.“ Als der Wind jedoch heftiger wurde und ihm die Wellen um die Füße schlugen, „bekam [Petrus] Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich!
Jesus streckte sofort die Hand aus [und] ergriff ihn.“
Wie lehrreich das doch ist! Der Herr war für Petrus da, wie er auch für Sie und für mich da ist. Er streckte die Hand aus und zog Petrus zu sich, wo er in Sicherheit war.
Ich habe den Heiland und seine rettende Hand schon oft gebraucht. Ich brauche ihn jetzt wie nie zuvor, und jeder von Ihnen braucht ihn auch. Manchmal springe ich – bildlich gesprochen – voller Zuversicht aus dem Boot ins Ungewisse und stelle dann fest, dass es doch nicht alleine zu schaffen ist.
Wie wir schon bei der interaktiven Gesprächsrunde besprochen haben, kommt der Herr oft durch unsere Familie oder durch Führungsbeamte auf uns zu und lädt uns ein, zu ihm zu kommen – so wie er die Hand ausgestreckt hat, um Petrus zu retten.
Auch Sie werden viele Gelegenheiten haben, der oft ausgesprochenen Einladung Folge zu leisten, die da lautet: „Kommt zu Christus!“ Das ist es doch, worum es in diesem Erdenleben überhaupt geht. Die Aufforderung könnte lauten: Komm, rette einen Angehörigen! Komm, geh auf Mission! Komm zurück zur Kirche! Komm in den heiligen Tempel! Oder wie wir neulich bei der Gesprächsrunde von unseren lieben Jugendlichen gehört haben: Komm, bitte, und hilf mir, Antwort auf meine Fragen zu finden! Und wenn es dann an der Zeit ist, vernimmt jeder von uns auch den Ruf: „Komm nach Hause!“
Ich bete darum, dass wir die Hand ausstrecken – ganz weit, und die des Heilands ergreifen, die er uns entgegenstreckt, oft durch von Gott berufene Führer oder durch unsere Familie – und seinem Aufruf Folge leisten: „Komm!“
Ich weiß, dass Jesus Christus lebt. Ich liebe ihn und weiß von ganzem Herzen, dass er jeden von uns liebt. Er ist unser großes Vorbild und der göttliche Führer aller Kinder unseres Vaters. Dafür lege ich feierlich Zeugnis ab. Im Namen Jesu Christi. Amen.