Sehen Sie sich selbst im Tempel
Ich bete darum, dass jeder von uns dem Erlöser Ehre macht und alle erforderlichen Änderungen vornimmt, um sich selbst in Gottes heiligem Tempel sehen zu können.
Wie in dieser Evangeliumszeit der Fülle der Erlösungsplan des Herrn die Erde erfüllt, ist nahezu unfassbar. So hat doch Präsident Thomas S. Monson in dieser Konferenzversammlung vier neue Tempel angekündigt! Als Präsident Monson 1963 zum Apostel berufen wurde, waren weltweit lediglich zwölf Tempel in Betrieb. Nach der Weihung des Stadtmitte-Provo-Utah-Tempels sind es nun 150. Und diese Zahl wird auf 177 klettern, sobald alle nunmehr angekündigten Tempel auch geweiht sind. Dies ist ein Grund zu demütiger Freude.
Genau heute vor 180 Jahren, am 3. April 1836, eröffnete sich dem Propheten Joseph Smith und Oliver Cowdery im Kirtland-Tempel eine großartige Vision. Sie trug sich gerade mal eine Woche nach der Weihung jenes Tempels zu. In dieser Vision sahen die beiden im Tempel den Herrn auf der Brüstung der Kanzel stehen. Unter anderem verkündete der Erretter damals:
„Lasst das Herz all meines Volkes sich freuen, das mit all seiner Macht meinem Namen dieses Haus gebaut hat.
Denn siehe, ich habe dieses Haus angenommen, und mein Name wird hier sein, und ich werde mich meinem Volk mit Barmherzigkeit in diesem Haus kundtun.“
Zu diesem heiligen Anlass erschienen Propheten aus alter Zeit, unter anderem Elija, der die für die Tempelverordnungen erforderlichen Schlüssel übertrug.
Angesichts dessen, was sich vor einem Jahr in Bangkok zutrug, nachdem der dort vorgesehene Tempel angekündigt worden war, lässt sich vorstellen, wie jetzt den Mitgliedern und Missionaren in Quito in Ecuador, in Harare in Simbabwe, in Belém in Brasilien und in Lima in Peru zumute ist. Schwester Shelly Senior, die Frau des damaligen Präsidenten der Thailand-Mission Bangkok, David Senior, schickte eine E-Mail an Verwandte und Bekannte, in der sie erzählt, dass es nach der Ankündigung des Tempels durch Präsident Monson „zwölf schlaflose Stunden und viele Freudentränen“ gegeben hat. Um 23:30 Uhr informierten sie telefonisch die Assistenten des Missionspräsidenten. Diese riefen die Missionare an, und es hieß, dass „alle Missionare der Mission mitten in der Nacht munter waren und auf den Betten umherhüpften“. Schwester Senior ermahnte Angehörige und Freunde im Scherz: „Aber meldet das bitte nicht der Missionsabteilung!“
Die von tiefer Geistigkeit zeugende Resonanz der Mitglieder in Thailand war ebenso eindrucksvoll. Ich bin mir sicher, dass die Mitglieder an den Standorten der neu angekündigten Tempel sowohl im Herzen als auch in der Familie sowie durch Kundgebungen vom Himmel geistig auf den Tempel vorbereitet worden sind.
Um das Thema vor allem bei den Schwestern besser ansprechen zu können, ließ Schwester Senior in Thailand besondere Handspiegel anfertigen. Auf diesen war ein Tempel eingraviert samt der Aufforderung: „Sehen Sie sich selbst im Tempel.“ Wer in den Spiegel schaute, sah sich nun selbst im Tempel. Das Ehepaar Senior forderte Mitglieder und Freunde der Kirche auf, sich selbst im Tempel zu sehen und die erforderlichen Änderungen in ihrem Lebenswandel vorzunehmen und in geistiger Hinsicht auf dieses Ziel hinzuarbeiten.
Heute Vormittag möchte ich Sie alle, wo immer Sie auch leben, aufrufen, sich selbst im Tempel zu sehen. Präsident Monson hat gesagt: „Erst wenn Sie das Haus des Herrn betreten und alle Segnungen empfangen haben, die Sie dort erwarten, haben Sie alles erlangt, was die Kirche zu bieten hat. Die wichtigsten und krönenden Segnungen der Mitgliedschaft in dieser Kirche sind jene, die wir im Tempel Gottes empfangen.“
Trotz des Mangels an Rechtschaffenheit in der heutigen Welt leben wir in einer äußerst heiligen Zeit. Über Jahrhunderte haben Propheten sehnsuchtsvoll unsere Zeit beschrieben.
Der Prophet Joseph Smith zitierte Obadja im Alten Testament und den Ersten Petrusbrief aus dem Neuen Testament, als er die wundervollen Absichten Gott darlegte, der die Taufe für die Toten möglich macht und uns Befreier auf dem Berg Zion sein lässt.
Der Herr hat unser Volk gedeihen lassen und uns die Mittel und die prophetische Führung gewährt, die uns gestattet, im Tempel beherzt unseren Aufgaben für die Lebenden und die Toten nachzukommen.
Dank des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi verstehen wir den Sinn des Lebens, den Plan des Vaters zur Erlösung seiner Kinder, das Sühnopfer des Erretters und die wichtige Rolle, die die Familie in der Ordnung des Himmels spielt.
Der Bau von immer mehr Tempeln, verknüpft mit dem technischen Fortschritt, mit dessen Hilfe wir nach unseren Vorfahren forschen und unsere Pflicht ihnen gegenüber erfüllen können, macht dies zum gesegnetsten Zeitabschnitt in der Geschichte. Ich freue mich über den außergewöhnlichen Eifer, mit dem unsere Jugendlichen indexieren und ihre Vorfahren suchen und dann im Tempel an Taufen und Konfirmierungen teilnehmen. Ihr gehört buchstäblich zu den vorhergesagten Befreiern auf dem Berg Zion.
Wie bereitet man sich auf den Tempel vor?
Wir wissen, dass Rechtschaffenheit und Heiligung dabei unverzichtbar sind.
In Lehre und Bündnisse 97 heißt es: „Und insofern mir mein Volk im Namen des Herrn ein Haus baut und nicht zulässt, dass etwas Unreines hineingelangt, damit es nicht entweiht werde, wird meine Herrlichkeit darauf ruhen.“
Um die Heiligkeit des Tempels zu wahren, unterzeichnete bis 1891 der Präsident der Kirche jeweils eigenhändig jeden einzelnen Tempelschein. In der Folge wurde diese Aufgabe dann den Bischöfen und Pfahlpräsidenten übertragen.
Wir wünschen uns sehr, dass die Mitglieder so leben, dass sie eines Tempelscheins würdig sind. Betrachten Sie den Tempel bitte nicht als fernes und möglicherweise unerreichbares Ziel. Wenn Mitglieder mit ihrem Bischof zusammenarbeiten, sind sie meistens in relativ kurzer Zeit in der Lage, alle Anforderungen an ihre Rechtschaffenheit zu erfüllen – sofern sie denn entschlossen sind, sich bereitzumachen und vollständig von ihren Übertretungen umzukehren. Dazu gehört auch, dass man bereit ist, sich selbst zu vergeben, und Unzulänglichkeiten oder Sünden nicht als etwas betrachtet, was es einem für immer verwehrt, den heiligen Tempel zu betreten.
Das Sühnopfer des Herrn wurde für alle Kinder Gottes vollbracht. Sein erlösendes Opfer erfüllt die Forderungen der Gerechtigkeit für all jene, die wahrhaft umkehren. In den heiligen Schriften wird dies eindrucksvoll beschrieben:
„Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee.“
„An ihre Sünde denke ich nicht mehr.“
Wir versichern Ihnen, dass es Ihnen und Ihrer Familie Glück, Erfüllung und Frieden bringt, wenn Sie nach den Grundsätzen der Rechtschaffenheit leben. Die Mitglieder, Erwachsene wie Jugendliche, bescheinigen sich bei den Fragen im Tempelinterview selbst ihre Würdigkeit. Zwingend notwendig ist dafür, dass wir unser Zeugnis von Gottvater, seinem Sohn Jesus Christus und der Wiederherstellung seines Evangeliums vertiefen und den Heiligen Geist auf uns wirken lassen.
Vielfältig sind die Segnungen des Tempels
Die vorrangigsten Segnungen des Tempels bestehen in den für die Erhöhung erforderlichen heiligen Handlungen. Im Evangeliumsplan geht es um die Erhöhung. Dazu gehört, dass man mit Gott heilige Bündnisse schließt und diese dann auch hält. Abgesehen von Taufe und Konfirmierung werden diese heiligen Handlungen und Bündnisse für die Lebenden im Tempel vollzogen und geschlossen. Die Verstorbenen empfangen alle heiligen Handlungen und Bündnisse im Tempel.
Brigham Young hat erklärt: „Der Herr hat nichts versäumt, was er für die Errettung des Menschengeschlechts tun konnte; … was unabhängig von ihnen für ihre Errettung getan werden konnte, hat der Erretter bereits vollbracht.“
Pfähle, Gemeinden, Kollegien, Hilfsorganisationen, Missionen und so weiter werden von den Führern der Kirche in unseren Gemeindehäusern oder anderen Gebäuden gegründet. Ewige Familien jedoch gründet der Herr nur im Tempel.
Zweifellos ist jeder, der ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist hat und von seinen Sünden wahrhaftig umgekehrt ist, vor dem Herrn in dessen heiligem Haus voll und ganz annehmbar. Wir wissen, „dass Gott nicht auf die Person sieht“. Zu dem, was ich am Tempel sehr schätze, gehört auch, dass unter den Anwesenden keinerlei Unterschied aufgrund von Wohlstand, Stellung oder Stand gemacht wird. Vor Gott sind wir alle gleich. Alle sind weiß gekleidet. Dies symbolisiert, dass wir ein reines und rechtschaffenes Volk sind. Alle sitzen Seite an Seite und wünschen sich von Herzen, würdige Söhne und Töchter des Vaters im Himmel zu sein, der uns liebt.
Stellen Sie sich nur vor, dass überall auf der Welt Männer und Frauen durch „heilige Handlungen und Bündnisse, die in einem heiligen Tempel zugänglich sind[,] in die Gegenwart Gottes zurückkehren und … auf ewig vereint“ sein können. Dies geschieht in einem schönen, heiligen Siegelungsraum, der allen tempelwürdigen Mitgliedern offensteht. Nachdem sie die Bündnisse eingegangen sind, betrachten sie sich in Spiegeln, die einander gegenüberliegen. „Diese beiden Spiegel reflektierten das Bild hin und zurück, sodass der Eindruck entstand, es erstrecke sich in die Ewigkeit.“ Dieses Bild hilft uns, an Eltern, Großeltern und all die Generationen vor uns zu denken. Und es hilft uns, die heiligen Bündnisse zu sehen, die uns mit allen nachfolgenden Generationen verbinden. Dies ist von ungeheurer Bedeutung. Und es beginnt damit, dass „Sie sich selbst im Tempel sehen“.
Präsident Howard W. Hunter empfiehlt uns, über die erhabenen Lehren im großartigen Weihungsgebet für den Kirtland-Tempel nachzusinnen, einem „Gebet, von dem der Prophet Joseph Smith sagt, dass es ihm durch Offenbarung gegeben wurde. Dieses Gebet wird dank der Priestertumsvollmacht, die der Herr uns gegeben hat, damit wir sie in seinem heiligen Tempel anwenden, heute noch immer für uns als Einzelne, als Familien und als Volk erhört.“ Wir tun gut daran, uns mit Abschnitt 109 des Buches Lehre und Bündnisse zu befassen und Präsident Hunters Ermahnung zu beherzigen, „den Tempel des Herrn zum großen Symbol [unserer] Mitgliedschaft … zu machen“.
Der Tempel ist auch ein Ort der Zuflucht, der Danksagung, der Unterweisung und der Erkenntnis, damit wir „in allem, was das Reich Gottes auf Erden betrifft“, vervollkommnet werden können. Mein Leben lang ist der Tempel für mich in einer Welt, die sich buchstäblich in Aufruhr befindet, eine Stätte der Ruhe und des Friedens gewesen. Es ist herrlich, in dieser geheiligten Umgebung die Sorgen der Welt hinter sich zu lassen.
Wenn wir im Tempel sind oder uns der Familienforschung widmen, spüren wir oft Eingebungen und bekommen Eindrücke vom Heiligen Geist. Manchmal wird im Tempel der Schleier zwischen uns und denen im Jenseits sehr dünn. Wir bekommen zusätzliche Unterstützung bei unserem Bemühen, Befreier auf dem Berg Zion zu sein.
Vor einigen Jahren war in einem Tempel in Mittelamerika die Frau einer nun emeritierten Generalautorität anwesend, als ein Vater, eine Mutter und deren Kinder im Siegelungsraum ewige Bündnisse schlossen – also dort, wo sich die Spiegel des Tempels befinden. Als sie nach der Siegelung in die Spiegel blickten, bemerkte sie dort ein Gesicht, das nicht im Raum war. Sie fragte die Mutter und erfuhr, dass eine Tochter bereits verstorben und daher körperlich nicht anwesend war. Die verstorbene Tochter wurde dann mithilfe einer Stellvertreterin in die heilige Handlung miteinbezogen. Unterschätzen Sie nie die Hilfe, die im Tempel von der anderen Seite des Schleiers ausgeht.
Wir wünschen uns wirklich von Herzen, dass jeder die erforderlichen Änderungen in seinem Lebenswandel vornimmt, um sich für den Tempel bereitzumachen. Überprüfen Sie gebeterfüllt, wo Sie stehen, streben Sie nach Führung durch den Heiligen Geist, und sprechen Sie mit Ihrem Bischof darüber, wie Sie sich auf den Tempel vorbereiten können. Präsident Thomas S. Monson hat gesagt: „Es [gibt] kein wichtigeres Ziel für Sie, als sich tempelwürdig zu machen.“
Der Erretter ist „der unverrückbare Schlussstein unseres Glaubens und seiner Kirche“
Vor zwei Monaten durfte ich gemeinsam mit Präsident Henry B. Eyring an der erneuten Weihung des Suva-Tempels in Fidschi teilnehmen. Das war ein besonderes, ein heiliges Ereignis. Präsident Eyrings Mut und seine eindeutigen geistigen Eingebungen machten es möglich, die Weihung auch trotz des schlimmsten Wirbelsturms, der je auf der Südhalbkugel verzeichnet worden war, fortzusetzen. Jugendlichen, Missionaren und Mitgliedern wurde in körperlicher und geistiger Hinsicht Schutz gewährt. Die Hand des Herrn war deutlich zu erkennen. Die erneute Weihung des Suva-Tempels in Fidschi war eine Zuflucht vor dem Sturm. Inmitten der Stürme des Lebens werden wir oft Zeuge dafür, wie die Hand des Herrn in ewiger Hinsicht Schutz gewährt.
Die ursprüngliche Weihung des Suva-Tempels in Fidschi am 18. Juni 2000 war ebenfalls bemerkenswert gewesen. Als der Tempel nämlich fast fertig war, wurden Parlamentsabgeordnete des Landes von einer Rebellengruppe in Geiselhaft genommen. Die Innenstadt von Suva wurde geplündert und niedergebrannt. Das Militär rief das Kriegsrecht aus.
Als Gebietspräsident traf ich mich, zusammen mit den vier Pfahlpräsidenten von Fidschi, mit den führenden Offizieren in der Queen-Elizabeth-Kaserne. Nachdem wir erklärt hatten, worum es bei der geplanten Weihung ging, zeigten sie sich hilfsbereit, waren jedoch auch besorgt um die Sicherheit von Präsident Gordon B. Hinckley. Sie empfahlen uns eine Weihung im kleinen Rahmen, ohne weitere Veranstaltungen außerhalb des Tempels, also auch ohne die feierliche Schlusssteinlegung. Sie wiesen darauf hin, dass außerhalb des Tempels jedermann das Ziel eines potenziellen Angriffs werden könne.
Präsident Hinckley genehmigte eine Weihungssession im kleinen Rahmen, nur mit der neuen Tempelpräsidentschaft und wenigen örtlichen Führern. Wegen der gefährlichen Lage wurde sonst niemand eingeladen. Jedoch sagte er mit Nachdruck: „Wenn wir den Tempel weihen, dann führen wir auch die Schlusssteinlegung durch, denn Jesus Christus ist der Schlussstein und dies ist seine Kirche.“
Als wir dann für die Schlusssteinlegung nach draußen gingen, waren weder Freunde der Kirche noch Kinder, Medienvertreter oder andere Zuschauer zugegen. Aber ein glaubenstreuer Prophet bewies seinen Mut und seine unerschütterliche Hingabe an den Erretter.
Später sagte Präsident Hinckley über den Erretter: „Es gibt nicht, gab nicht und wird nie wieder seinesgleichen geben. Gott sei gedankt, dass er uns seinen geliebten Sohn geschenkt hat, der sein Leben hingegeben hat, damit wir leben können, und der der unverrückbare Schlussstein unseres Glaubens und seiner Kirche ist.“
Brüder und Schwestern, ich bete darum, dass jeder von uns dem Erlöser Ehre macht und alle erforderlichen Änderungen vornimmt, um sich selbst in Gottes heiligem Tempel sehen zu können. Wenn wir das tun, können wir seine heiligen Absichten verwirklichen und uns und unsere Familie für alle Segnungen bereitmachen, die der Herr und seine Kirche in diesem Leben und in der Ewigkeit gewähren können. Ich bezeuge voller Gewissheit, dass der Erretter lebt. Im Namen Jesu Christi. Amen.