Ein sicheres Fundament für künftige Zeiten
Mögen wir uns in den kommenden Jahren von den Verbesserungsarbeiten, die am Salt-Lake-Tempel vorgenommen werden, bewegen und motivieren lassen
Zur Geschichte des Salt-Lake-Tempels
Begeben wir uns auf eine Zeitreise zurück in das Jahr 1847 – an jenen heißen Nachmittag des 24. Juli so gegen 14 Uhr. Nach beschwerlichen 111 Tagen mit dem ersten Vortrupp, der gen Westen zog und aus 148 Mitgliedern der Kirche bestand, langte Brigham Young, damals Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, an jenem Tag krank und vom Bergfieber geschwächt im Salzseetal an.
Zwei Tage später machten sich Young, der von seiner Erkrankung noch nicht vollständig genesen war, sowie einige Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel und weitere zu einem Erkundungsgang auf. William Clayton schilderte: „Einen guten Kilometer nördlich des Lagers fanden wir ein herrliches Plateau vor, schön eben und gegen Westen hin etwas abgeflacht.“1
Die Gruppe nahm die Stelle gerade näher in Augenschein, als Brigham Young unvermittelt innehielt, seinen Gehstock in den Boden stieß und ausrief: „Hier wird der Tempel unseres Gottes stehen!“ Elder Wilford Woodruff, der ebenfalls mit dabei war, sagte später, diese Aussage habe ihn persönlich „wie ein Blitz durchfahren“. Er steckte als Markierung einen Ast an jene Stelle ins Erdreich, wo Präsident Young seinen Gehstock hingesetzt hatte. Für den Tempel wurden 16 Hektar Land vorgesehen, und es wurde beschlossen, die Stadt genau nach den vier Himmelsrichtungen auszurichten, wobei der Tempel in der Mitte stehen sollte.2
Bei der Generalkonferenz im April 1851 nahmen die Mitglieder der Kirche einstimmig den Vorschlag an, „dem Namen des Herrn [einen Tempel] zu errichten“3. Zwei Jahre später, am 14. Februar 1853, wurde das Tempelgelände von Heber C. Kimball in einer öffentlichen Zeremonie geweiht, der etliche Tausend Heilige beiwohnten, und es erfolgte der erste Spatenstich für den Salt-Lake-Tempel. Wenige Monate später wurden am 6. April die massiven Ecksteine des Tempels gelegt und im Zuge einer aufwändigen Zeremonie geweiht. Es gab unter anderem Fahnenträger sowie Blaskapellen und eine Prozession, an deren Spitze die Führer der Kirche schritten, vom alten Tabernakel bis hin zum Tempelgelände. Bei jedem der vier Ecksteine wurden Ansprachen gehalten und Gebete gesprochen.4
Bei diesem ersten Spatenstich erzählte Präsident Young, dass er eine Vision gehabt habe, als sie das Tal erkundeten und er zum ersten Mal diese Stelle betreten hatte. Er bestätigte: „Ich wusste [damals] ebenso genau wie heute: Dies ist der Platz, an dem wir einen Tempel errichten sollen. Er stand mir vor Augen.“5
Zehn Jahre später tat Brigham Young bei der Generalkonferenz im Oktober 1863 diesen prophetischen Ausspruch: „Dieser Tempel soll so gebaut werden, dass er das Millennium überdauert. Dies ist nicht der einzige Tempel, den wir errichten werden. Es wird hunderte geben, und alle werden sie dem Herrn geweiht sein. Dieser Tempel jedoch wird bekannt werden als der erste Tempel, der von den Heiligen der Letzten Tage in den Bergen errichtet worden ist. … Ich wünsche mir, dass dieser Tempel in den Bergen … als stolzes Denkmal des Glaubens, der Standhaftigkeit und des Fleißes der Heiligen Gottes dasteht.“6
Wenn ich mir diesen geschichtlichen Abriss so ansehe, staune ich über Brigham Youngs seherische Gabe – dass er erstens darauf bedacht war, dass der Salt-Lake-Tempel, soweit das damals und dort mit den vorhandenen Baumethoden möglich war, so erbaut werden sollte, dass er auch das Millennium noch überdauern würde, und dass er zweitens vorhersagte, es werde künftig in aller Welt Tempel geben, hunderte sogar.
Die Renovierungsarbeiten am Salt-Lake-Tempel
So wie Brigham Young achten auch unsere heutigen Propheten sorgsam sowohl auf den Salt-Lake-Tempel als auch auf alle anderen Tempel. Im Laufe der Jahre hat die Erste Präsidentschaft immer wieder die Präsidierende Bischofschaft beauftragt, sich zu vergewissern, ob das Fundament des Salt-Lake-Tempels stabil ist. Als ich der Präsidierenden Bischofschaft angehörte, unterzogen wir den Salt-Lake-Tempel im Auftrag der Ersten Präsidentschaft einer umfassenden bautechnischen Prüfung, wobei wir auch jüngste Fortschritte in erdbebensicherer Bauweise und sonstigen Bautechniken bewerteten.
Ich lese Ihnen nun einen Auszug aus unserem damaligen Bericht an die Erste Präsidentschaft vor: „Bei der Planung und beim Bau des Salt-Lake-Tempels hatte man sich der ausgefeiltesten Techniken und besten Facharbeiter, Baumaterialien, Einrichtungsgegenstände und dergleichen bedient, die es damals gab. Seit seiner Weihung 1893 steht der Tempel unverrückbar da – als Leuchtfeuer des Glaubens [und der] Hoffnung, als Licht für das Volk. Der Tempel wird stets mit größter Sorgfalt betrieben, gereinigt und gewartet, damit er in gutem Zustand bleibt. Die Außenmauern aus Granit und die inneren Deckenträger und Trägerbalken sind in gutem Zustand. Jüngste Forschungen belegen, dass der von Brigham Young ausgewählte Standort sehr gute Bodeneigenschaften aufweist und über hervorragende Verdichtungskräfte verfügt.“7
Aus dem Bericht ging hervor, dass reguläre Reparatur- und Verbesserungsmaßnahmen nötig waren, um den Tempel zu erneuern und zu modernisieren; dies betraf unter anderem die Böden und Oberflächen im Außenbereich, veraltete Versorgungsleitungen und den Taufbereich. Allerdings wurde auch empfohlen, zusätzlich umfassendere Maßnahmen zum Erdbebenschutz vom Fundament an aufwärts in Erwägung zu ziehen.
Das Fundament des Tempels
Wie Sie vielleicht wissen, war Präsident Brigham Young selbst in hohem Maß in den Bau des ursprünglichen Tempelfundaments involviert gewesen. Seit seiner Fertigstellung vor 127 Jahren hat der Tempel sehr sicher auf diesem Fundament geruht. Die unlängst vorgeschlagenen Maßnahmen zur Erhöhung der Erdbebensicherheit fußen auf der Technik der seismischen Isolation, die man sich zur Zeit des Baus noch nicht einmal hätte vorstellen können. Sie gilt derzeit als die beste, modernste Bautechnik für Erdbebensicherheit.
Bei dieser neu entwickelten Technik wird von ganz unten vom Fundament des Tempels ausgegangen, wo ein wirksamer Schutz gegen Schäden durch Erdstöße erreicht werden soll. Im Wesentlichen wird die Bausubstanz des Tempels verstärkt, sodass dieser unverrückbar stehen kann, selbst wenn Untergrund und Umgebung den Erschütterungen durch ein Erdbeben ausgesetzt sind.
Die Instandsetzungsarbeiten am Tempel, bei denen diese Technik eingesetzt werden soll, wurden letztes Jahr von der Ersten Präsidentschaft angekündigt. Auf Weisung der Präsidierenden Bischofschaft begannen die Bauarbeiten vor ein paar Monaten, im Januar 2020. Mit der Fertigstellung wird in etwa vier Jahren gerechnet.
Die Sicherung unseres eigenen Fundaments
Angesichts der nächsten vier Bestandsjahre des schönen, edlen, erhabenen und ehrfurchtgebietenden Salt-Lake-Tempels betrachte ich diesen Zeitraum mehr als Erneuerung denn als Stilllegung! Und wir könnten uns fragen: „Wie kann die umfassende Erneuerung des Salt-Lake-Tempels uns dazu motivieren, dass auch wir uns auf geistigem Gebiet einer Erneuerung, einem Wiederaufbau, einer Neugeburt, Auffrischung oder Wiederherstellung unterziehen?“
Ein prüfender Blick offenbart vielleicht, dass auch wir und unsere Familie von notwendigen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten oder sogar einer erdbebensicheren Hochrüstung profitieren würden. Einen solchen Prozess könnten wir mit Fragen wie diesen einleiten:
„Wie sieht mein Fundament aus?“
„Woraus bestehen die massiven, stabilen, festen Ecksteine, die Teil meines eigenen Fundaments sind und auf denen mein Zeugnis beruht?“
„Was sind die Grundelemente meines spirituellen und seelischen Wesens, die es mir und meiner Familie ermöglichen, standhaft und unverrückbar zu bleiben und selbst den welterschütternden und turbulenten Beben standzuhalten, die wir sicherlich alle erleben werden?“
Ereignisse, die uns wie ein Erdbeben erschüttern, sind oft kaum vorherzusehen und stürmen mit unterschiedlicher Intensität auf uns ein – beispielsweise bedrängen uns Fragen oder Zweifel, wir erleben Bedrängnisse und Unglück oder ringen damit, dass uns an einem Führer der Kirche, einem Mitglied, einer Lehre oder einer Richtlinie etwas missfällt. Die beste Abwehr gegen all das liegt in unserem geistigen Fundament.
Was könnten geistige Ecksteine in unserem eigenen Leben und in dem unserer Familie sein? Es könnte sich hierbei um die einfachen, unkomplizierten und doch so wertvollen Grundsätze handeln, wie man nach dem Evangelium lebt: Familiengebet, Schriftstudium, was auch das Buch Mormon einschließt, Tempelbesuch, Evangeliumsstudium mit dem Lehrmaterial Komm und folge mir nach! und der Evangeliumsabend. Weitere nützliche Hilfen, die unser geistiges Fundament stärken, könnten die Glaubensartikel, die Proklamation zur Familie oder die Erklärung „Der lebendige Christus“ darstellen.
Für mich gehören die Grundsätze, die angesprochen werden, wenn man einen Tempelschein erhalten will, zu einer festen Grundlage unseres geistigen Fundaments – besonders die ersten vier Fragen. Diese sind für mich wie geistige Ecksteine.
Natürlich sind uns die Fragen bekannt, da Präsident Russell M. Nelson sie uns eine nach der anderen bei der letzten Generalkonferenz vorgelesen hat:
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Haben Sie festen Glauben an Gott, den ewigen Vater, an seinen Sohn, Jesus Christus, und an den Heiligen Geist, und haben Sie diesbezüglich ein Zeugnis?
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Haben Sie ein Zeugnis vom Sühnopfer Jesu Christi und von seiner Rolle als Ihrem Erretter und Erlöser?
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Haben Sie ein Zeugnis von der Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi?
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Erkennen Sie den Präsidenten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage als den Propheten, Seher und Offenbarer und als den einzigen Menschen auf der Erde an, der befugt ist, alle Schlüssel des Priestertums auszuüben?8
Erkennen Sie, inwiefern sich diese Fragen als wertvolle Bausteine Ihres eigenen Fundaments betrachten lassen, sodass Sie darauf aufbauen und es verstärken können? Paulus sprach zu den Ephesern über eine Kirche, die „auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut [ist]; der Eckstein ist Christus Jesus selbst. In ihm wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn“9.
Einige der schönsten Augenblicke meines Lebens sind die, wenn ich in aller Welt mit Mitgliedern der Kirche zusammenkomme und durch sie und ihr lebendiges Beispiel des Glaubens an Jesus Christus und sein Evangelium inspiriert werde. Diese Mitglieder haben in sich ein festes Fundament gelegt, das es ihnen ermöglicht, Erschütterungen trotz Kummer und Leid mit zuverlässiger Erkenntnis standzuhalten.
Dazu ein persönliches Beispiel. Vor kurzem sprach ich bei der Beerdigung einer lieben, dynamischen, jungen Frau und Mutter, mit der wir befreundet waren. Als sie ihren Mann, einen Studenten der Zahnmedizin, kennenlernte und heiratete, war sie eine erstklassige, unverwüstliche Fußballspielerin. Die beiden bekamen eine entzückende, kluge Tochter. Tapfer kämpfte die junge Frau sechs schwere Jahre lang gegen verschiedene Krebserkrankungen an. Trotz der ständigen seelischen und körperlichen Belastung vertraute sie ihrem liebevollen Vater im Himmel und wurde von ihren Fans in den sozialen Medien oft mit ihrem berühmten Ausspruch zitiert: „Gott steckt im Detail.“
Auf die Frage in den sozialen Medien „Wie kannst du trotz des großen Kummers um dich herum immer noch glauben?“ schrieb sie unbeirrbar: „Weil mich der Glaube durch diese finsteren Zeiten trägt. Zu glauben bedeutet nicht, dass nichts Schlimmes passieren kann. Der Glaube lässt mich davon ausgehen, dass es wieder hell wird. Und das Licht wird sogar noch heller sein, weil ich durch Finsternis gegangen bin. So viel Finsternis ich auch über die Jahre hinweg erlebt habe – ich habe weitaus mehr Licht gesehen. Ich habe Wunder erlebt. Ich habe die Anwesenheit von Engeln verspürt. Ich habe miterlebt, dass der Vater im Himmel mich trägt. Nichts davon hätte ich erlebt, wenn das Leben einfach gewesen wäre. Die Zukunft in diesem Leben mag ungewiss sein, doch mein Glaube ist es nicht. Wenn ich mich dazu entschließe, den Glauben aufzugeben, dann entscheide ich mich ja dafür, nur noch durch Finsternis zu gehen. Denn ohne Glauben bleibt ja nichts als Finsternis übrig.“10
Ihr unerschütterliches Zeugnis des Glaubens an den Herrn Jesus Christus, das sich in Wort und Tat zeigte, hat andere Menschen inspiriert. Obwohl ihr Körper schwach war, half sie anderen, stärker zu werden.
Ich habe noch zahllose weitere Mitglieder der Kirche vor Augen, die sich wie diese Schwester ebenso dem Kampf stellen und jeden Tag im Glauben vorwärtsgehen in dem Bestreben, wahre und unverzagte Jünger unseres Erretters Jesus Christus zu sein. Sie lernen von Christus. Sie predigen von Christus. Sie sind bestrebt, ihm nachzueifern. Auch wenn sie es im Leben mal mit sicherem, mal mit unsicherem Untergrund zu tun haben – ihr geistiges Fundament ist stark und unverrückbar.
Dies sind die treuen Seelen, die die tiefe Bedeutung der Textzeilen aus dem Lied „O fest wie ein Felsen“ erkannt haben und beim Erretter ihre Zuflucht suchen.11 Ich bin unendlich dankbar, dass ich mit Menschen zusammen sein kann, die ein geistiges Fundament errichtet haben, das der Bezeichnung Heilige gerecht wird, und die stark und genügend verankert sind, um den vielen Turbulenzen im Leben standhalten zu können.
Wie wichtig ein solch festes Fundament für jeden Einzelnen ist, kann man nicht genug betonen. Selbst die Kleinsten lernen diesen Grundsatz schon in der Primarvereinigung, wenn sie singen:
Der kluge Mann, der baut sein Haus auf Fels,
und der Regen fällt herab. …
Der Regen fällt, die Fluten steigen hoch,
doch das Haus auf dem Fels bleibt stehn.12
Diese grundlegende Lehre ist auch durch die heiligen Schriften belegt. Der Erretter erklärte den Bewohnern Amerikas:
„Und wenn ihr dies immer tut, seid ihr gesegnet, denn ihr seid auf meinem Felsen gebaut.
Wer aber unter euch mehr oder weniger tut als dies, ist nicht auf meinem Felsen gebaut, sondern ist auf sandigem Grund gebaut; und wenn der Regen fällt und die Fluten kommen und die Winde wehen und an ihn schlagen, so wird er fallen.“13
Die Führer der Kirche hoffen fest darauf, dass die erheblichen Instandhaltungsarbeiten am Salt-Lake-Tempel zur Erfüllung von Brigham Youngs Wunsch beitragen, dass der Tempel so gebaut wird, „dass er das Millennium überdauert“. Mögen wir uns in den kommenden Jahren von den Verbesserungsarbeiten, die am Salt-Lake-Tempel vorgenommen werden, dazu bewegen und motivieren lassen, als Einzelne und als Familie – bildlich gesprochen – auch „so gebaut [zu sein], dass [wir] das Millennium überdauern“.
Dies erreichen wir dadurch, dass wir der Mahnung des Apostels Paulus folgen, uns „einen Schatz als sichere Grundlage für die Zukunft [zu sammeln], um das wahre Leben zu erlangen“14. Ich bete von Herzen darum, dass unser geistiges Fundament sicher und unverrückbar wird und unser Zeugnis vom Sühnopfer Jesu Christi und von seiner Rolle als Erretter und Erlöser für uns persönlich zum maßgeblichen Eckstein wird. Das bezeuge ich in seinem Namen, ja, im Namen Jesu Christi. Amen.