Generalkonferenz
Hosanna und Halleluja: Der lebendige Jesus Christus – das Wesentliche an der Wiederherstellung und an Ostern
Frühjahrs-Generalkonferenz 2020


14:56

Hosanna und Halleluja: Der lebendige Jesus Christus – das Wesentliche an der Wiederherstellung und an Ostern

In dieser Zeit, in der wir Hosanna und Halleluja rufen, singen Sie doch Halleluja – denn Christus regiert auf immer und ewig!

Liebe Brüder und Schwestern, mit den Rufen Hosanna und Halleluja ehren wir den lebendigen Christus zu dieser Zeit, da wir die fortdauernde Wiederherstellung und Ostern feiern. Der Erretter hat uns mit vollkommener Liebe zugesichert: „In mir [habt ihr] Frieden. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“1

Als meine Frau und ich vor einigen Jahren bei einer netten Familie zu Besuch waren, holte die kleine Tochter Ivy schüchtern ihren Geigenkasten hervor. Sie holte den Geigenbogen heraus, spannte ihn und bestrich ihn mit Kolophonium. Dann legte sie den Bogen zurück in den Kasten, machte einen Knicks und setzte sich. Sie stand erst ganz am Anfang und hatte uns gerade alles gezeigt, was sie über Geigen wusste. Heute, Jahre später, spielt Ivy ganz ausgezeichnet.

Ivy mit ihrer Geige

Hier im Erdenleben sind wir alle ein bisschen wie Ivy mit ihrer Geige. Wir beginnen am Anfang. Mit Übung und Beharrlichkeit kommen wir voran und verbessern uns. Mit der Zeit helfen uns die sittliche Entscheidungsfreiheit und die Erfahrungen im Erdenleben, mehr wie der Erretter zu werden, während wir mit ihm in seinem Weingarten arbeiten2 und seinem Weg der Bündnisse folgen.

Jahrestage wie diese Zweihundertjahrfeier rücken Muster der Wiederherstellung ins Licht.3 Wenn wir der fortdauernden Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi gedenken, bereiten wir uns auch auf Ostern vor. Bei beidem freuen wir uns über die Rückkehr Jesu Christi. Er lebt – nicht nur damals, sondern auch heute, nicht nur für einige, sondern für alle. Er kam und kommt, um die gebrochenen Herzen zu heilen, die Gefangenen zu befreien, den Blinden das Augenlicht wiederzugeben und die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen.4 Das betrifft jeden von uns. Seine erlösenden Verheißungen sind gültig – ungeachtet unserer Vergangenheit, unserer Gegenwart oder unserer Sorgen um die Zukunft.

Der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem

Morgen ist Palmsonntag. Traditionell sind Palmen ein heiliges Symbol, mit dem man seine Freude am Herrn zum Ausdruck bringt, wie es auch beim triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem der Fall war, bei dem eine große Volksmenge Palmzweige nahm und hinauszog, um ihn zu empfangen5 (vielleicht interessiert es Sie, dass das Original dieses Gemäldes von Harry Anderson im Büro von Präsident Russell M. Nelson hängt, genau hinter seinem Schreibtisch). Im Buch Offenbarung sind diejenigen, die Gott und das Lamm preisen, „in weiße Gewänder [gekleidet und tragen] Palmzweige in den Händen“6. Neben „dem Gewand der Rechtschaffenheit“ und „der Krone der Herrlichkeit“ werden Palmen auch im Weihungsgebet für den Kirtland-Tempel erwähnt.7

Die Bedeutung des Palmsonntags geht natürlich über Volksmengen, die Jesus mit Palmzweigen empfangen, hinaus. In der Art und Weise, wie Jesus am Palmsonntag in Jerusalem einzog, erkannten die Glaubenstreuen die Erfüllung von Prophezeiungen. Wie Sacharja8 und der Psalmist prophetisch vorhergesagt hatten, zog unser Herr auf einem Esel reitend in Jerusalem ein, während die Scharen wissend ausriefen: „Hosanna in der Höhe!“9 Hosanna bedeutet „Hilf doch, Herr“10. Damals wie heute rufen wir voll Freude aus: „Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!“11

Eine Woche nach Palmsonntag ist Ostersonntag. Präsident Russell M. Nelson hat erklärt, dass Jesus Christus „kam, um eine Schuld zu begleichen, die nicht die seine war, weil wir eine Schuld auf uns geladen haben, die wir nicht begleichen können“12. Ja, dank des Sühnopfers Christi können alle Kinder Gottes errettet werden, „indem sie die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums beachten“13. Zu Ostern singen wir Halleluja. Halleluja bedeutet „Preiset den Herrn Jehova“14. Mit dem beliebten Halleluja aus Händels Messias wird zu Ostern verkündet, dass Christus der „König der Könige und Herr der Herren“15 ist.

Die heiligen Geschehnisse zwischen Palmsonntag und Ostersonntag bilden die Geschichte hinter den Begriffen Hosanna und Halleluja. Hosanna ist unser Flehen zu Gott um Errettung. Mit Halleluja bringen wir dem Herrn Lob für die Hoffnung auf Errettung und Erhöhung zum Ausdruck. In den Begriffen Hosanna und Halleluja erkennen wir den lebendigen Jesus Christus als das Wesentliche an Ostern und an der Wiederherstellung in den Letzten Tagen.

Die Wiederherstellung in den Letzten Tagen begann mit einer Gotteserscheinung: Gottvater und sein Sohn Jesus Christus sind dem jungen Propheten Joseph Smith buchstäblich erschienen. Der Prophet Joseph hat gesagt: „Könntet ihr nur fünf Minuten lang in den Himmel blicken – ihr würdet mehr wissen, als wenn ihr alles, was je darüber geschrieben wurde, gelesen hättet.“16 Weil der Himmel erneut offensteht, glauben wir „an Gott, den ewigen Vater, und an seinen Sohn, Jesus Christus, und an den Heiligen Geist“17 – die Gottheit – und wir kennen sie.

Am Ostersonntag, dem 3. April 1836, also in den Anfangstagen der Wiederherstellung, erschien der lebendige Jesus Christus, nachdem der Kirtland-Tempel geweiht worden war. Diejenigen, die ihn sahen, verwendeten in ihrem Zeugnis für ihn die einander ergänzenden Gegensätze Feuer und Wasser: „Seine Augen waren wie eine Feuerflamme, sein Haupthaar war weiß wie reiner Schnee, sein Antlitz leuchtete heller als das Licht der Sonne, und seine Stimme tönte wie das Rauschen großer Gewässer, ja, die Stimme Jehovas.“18

Zu diesem Anlass verkündete unser Erretter: „Ich bin der Erste und der Letzte; ich bin der, der lebt, ich bin der, der getötet worden ist; ich bin euer Fürsprecher beim Vater.“19 Auch hier wieder sich ergänzende Gegensätze: Erster und Letzter, leben und getötet. Er ist Alpha und Omega, der Anfang und das Ende,20 der Urheber und Vollender unseres Glaubens.21

Nachdem Jesus Christus erschienen war, kamen auch Mose, Elias und Elija. Auf Weisung Gottes stellten diese großen Propheten aus alter Zeit Schlüssel und Vollmacht des Priestertums wieder her. „Die Schlüssel dieser Evangeliumszeit“ wurden also „übergeben“22 und befinden sich zum Segen aller Kinder Gottes in der wiederhergestellten Kirche.

Elijas Erscheinen im Kirtland-Tempel erfüllte auch Maleachis Prophezeiung aus dem Alten Testament, dass Elija zurückkehren würde, „bevor … der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare Tag“23. Nicht zufällig fiel dieses Erscheinen Elijas mit der Paschawoche des Judentums zusammen, in der traditionell auch ehrfürchtig Elijas Rückkehr erwartet wird.

Viele gläubige jüdische Familien halten beim Paschafest am Tisch einen Platz für Elija frei. Viele füllen einen Becher bis zum Rand, um ihn einzuladen und willkommen zu heißen. Und einige schicken während des traditionellen Sederabends ein Kind an die Tür, die dann manchmal ein Stück weit offen gelassen wird, damit man sehen kann, ob Elija draußen darauf wartet, hereingebeten zu werden.24

In Erfüllung der Prophezeiung und im Zuge der verheißenen Wiederherstellung von allem25 ist Elija wahrhaftig wie verheißen gekommen – zu Ostern und zu Beginn des Paschafests. Er brachte die Siegelungsvollmacht, durch die Familien auf Erden und im Himmel aneinander gebunden werden. Den Worten Moronis an den Propheten Joseph Smith zufolge wird Elija „die Verheißungen, die den Vätern gemacht worden sind, den Kindern ins Herz pflanzen, und das Herz der Kinder wird sich ihren Vätern zuwenden. Wenn es nicht so wäre“, so Moroni weiter, „würde die ganze Erde [beim] Kommen [des Herrn] völlig verwüstet werden.“26 Der Geist des Elija, eine Manifestation des Heiligen Geistes, bringt uns den Generationen unserer Familie – vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen – durch Ahnenforschung, Familiengeschichte und das Dienen im Tempel näher.

Rufen wir uns auch kurz ins Gedächtnis, was das Paschafest bedeutet. Beim Paschafest wird der Befreiung der Kinder Israel aus der 400-jährigen Gefangenschaft gedacht. Im Buch Exodus wird berichtet, wie die Befreiung auf eine Reihe von Plagen folgte: Frösche, Stechmücken, Ungeziefer, Viehseuche, Geschwüre, Blasen, Hagel und Blitze, Heuschrecken und tiefe Finsternis. Bei der letzten Plage drohte der Tod der Erstgeborenen im Land, jedoch nicht derer vom Haus Israel, wenn – ja, wenn die Familien die Türpfosten und den Türsturz an ihrem Haus mit dem Blut eines fehlerfreien einjährigen Lammes bestrichen.27

Der Engel des Todes ging an den Häusern vorüber, die mit dem symbolischen Blut des Lammes gekennzeichnet waren.28 Dass er an ihnen vorüberging, steht dafür, dass Jesus Christus letztlich den Tod überwunden hat. Ja, das sühnende Blut des Lammes Gottes gibt unserem guten Hirten die Macht, auf beiden Seiten des Schleiers sein Volk überall und aus allen Umständen in seiner Herde zu sammeln, wo Sicherheit ist.

Es ist bezeichnend, dass die „Macht und Auferstehung Christi“29 – das, was Ostern ausmacht – im Buch Mormon mit zwei Arten der Wiederherstellung beschrieben wird.

Erstens gehört zur Auferstehung, dass „jedes Glied und Gelenk“ in seiner „rechten und vollkommenen Gestalt“ physisch wiederhergestellt wird – „ja, auch nicht ein Haar des Hauptes wird verloren sein“30. Diese Verheißung schenkt denen Hoffnung, die Gliedmaßen verloren haben, die nicht mehr sehen, hören oder gehen können oder die sich wegen einer unerbittlichen Krankheit, psychischen Erkrankung oder sonstigen Einschränkung verloren glauben. Christus findet uns. Er heilt uns.

Die zweite Verheißung, die aus Ostern und dem Sühnopfer unseres Herrn hervorgeht, ist die, dass geistig gesehen „alles in seiner rechten Ordnung wiederhergestellt werden“31 wird. Diese geistige Wiederherstellung spiegelt unsere Werke und Wünsche wider. Sie ist wie Brot auf der Wasserfläche32 und stellt das wieder her, was gut, rechtschaffen, gerecht und barmherzig ist.33 Kein Wunder also, dass der Prophet Alma das Wort wiederherstellen 22 Mal verwendet34 und uns eindringlich auffordert: „Handle gerecht, richte rechtschaffen und tue beständig Gutes.“35

Weil „Gott selbst für die Sünden der Welt [sühnt]“36, kann durch das Sühnopfer des Herrn nicht nur das geheilt werden, was gewesen ist, sondern auch das, was sein kann. Weil der Herr unsere Schmerzen, Bedrängnisse, Krankheiten und „Versuchungen jeder Art“37 kennt, kann er uns voll Barmherzigkeit gemäß unseren Schwächen beistehen.38 Weil „Gott ein vollkommener, gerechter Gott [ist] und auch ein barmherziger Gott“, kann der Plan der Barmherzigkeit „die Forderungen der Gerechtigkeit … befriedigen“39. Wir kehren um und tun alles, was wir können. Der Herr umschließt uns „auf ewig [mit] den Armen seiner Liebe“40.

Heute feiern wir die Wiederherstellung und die Auferstehung. Mit Ihnen freue ich mich über die fortdauernde Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums Jesu Christi. Wie es dieses Frühjahr vor 200 Jahren begann, empfangen wir weiterhin Licht und Offenbarung durch den lebenden Propheten des Herrn und die Kirche, die seinen Namen trägt – Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage – sowie durch persönliche Offenbarung und Inspiration dank der himmlischen Gabe des Heiligen Geistes.

Gemeinsam mit Ihnen gebe ich in dieser Osterzeit Zeugnis für Gott, unseren ewigen Vater, und seinen geliebten Sohn, den lebendigen Jesus Christus. Sterbliche Menschen wurden grausam gekreuzigt und später auferweckt. Doch nur der lebendige Jesus Christus in seiner vollkommenen auferstandenen Gestalt hat immer noch die Kreuzigungsmale an seinen Händen, seinen Füßen und seiner Seite. Nur er kann sagen: „Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände.“41 Nur er kann sagen: „Ich bin es, der emporgehoben wurde. Ich bin Jesus, der gekreuzigt wurde. Ich bin der Sohn Gottes.“42

Genau wie die kleine Ivy mit ihrer Geige stehen wir in mancherlei Hinsicht immer noch am Anfang. Wahrhaftig hat „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört [und es ist] in keines Menschen Herz gedrungen …, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“43. Wir können in diesen Zeiten viel über die Güte Gottes lernen und auch über unser göttliches Potenzial, dass die Liebe Gottes in uns wachsen kann, wenn wir ihn suchen und jeder auf den anderen zugeht. Wir können auf andere Art und an anderen Orten handeln und uns entwickeln, Zeile um Zeile, gute Tat um gute Tat, jeder persönlich und alle gemeinsam.

Liebe Brüder und Schwestern in aller Welt, wann immer wir mit Ihnen zusammenkommen und gemeinsam lernen, erfüllen mich Ihr Glaube und Ihre Güte mit Faszination für das Evangelium und mit Dankbarkeit. Ihr Zeugnis und Ihre Erfahrungen mit dem Evangelium bereichern mein Zeugnis und meine Erfahrungen mit dem Evangelium. Ihre Anliegen und Ihre Freude, Ihre Liebe zu unserer Gemeinschaft von Heiligen und Hausgenossen Gottes und Ihre gelebte Erkenntnis der Wahrheit und des Lichts, die wiederhergestellt wurden, vergrößern meine Fülle des wiederhergestellten Evangeliums mit Jesus Christus als seinem Mittelpunkt. Gemeinsam vertrauen wir darauf, dass der Herr uns im Dunkel nicht verlässt.44 Uns vereint die Erkenntnis, dass wir mitten in der Sorgen Last auch den Segen sehen können.45 An den Begleiterscheinungen des Alltags und den kleinen und einfachen Dingen können wir sehen, dass in unserem Leben Großes zustande gebracht wird.46

„Und es wird sich begeben: Die Rechtschaffenen werden aus allen Nationen gesammelt werden und werden nach Zion kommen – singen werden sie Gesänge immerwährender Freude.“47 In dieser Zeit, in der wir Hosanna und Halleluja rufen, singen Sie doch Halleluja – denn Christus regiert auf immer und ewig! Rufen Sie Hosanna Gott und dem Lamm! Im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.