Generalkonferenz
Der große Plan
Frühjahrs-Generalkonferenz 2020


16:3

Der große Plan

Uns, die wir Gottes Plan kennen und gelobt haben, ihm zu folgen, obliegt es ganz klar, diese Wahrheiten zu verkünden

Selbst inmitten beispielloser Prüfungen und Herausforderungen sind wir wahrlich gesegnet! Bei dieser Generalkonferenz sind uns die Schätze und die Freude der Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi in reichem Maße zuteilgeworden. Wir haben uns an der Vision vom Vater und vom Sohn erfreut, mit der die Wiederherstellung eingeleitet worden ist. Wir sind an das erstaunliche Hervorkommen des Buches Mormon erinnert worden, dessen Aufgabe vor allem darin besteht, Zeugnis für Jesus Christus und seine Lehre abzulegen. Wir wurden an die erfreuliche Tatsache erinnert, dass es Offenbarung gibt, die an Propheten und auch an uns persönlich ergeht. Wir haben wunderbare Zeugnisse für das unbegrenzte Sühnopfer Jesu Christi und seine buchstäbliche Auferstehung gehört. Und uns wurden weitere Wahrheiten der Fülle des Evangeliums Christi erläutert – Wahrheiten, die Joseph Smith offenbart wurden, nachdem Gottvater dem neu berufenen Propheten verkündet hatte: „Dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!“ (Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:17.)

Unser Wissen um die Wiederherstellung des Priestertums und seiner Schlüssel ist bestätigt worden. Wir haben uns erneut entschlossen, die Kirche des Herrn mit dem richtigen Namen zu nennen, nämlich Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Und wir wurden aufgefordert, gemeinsam zu fasten und zu beten, um die gegenwärtigen und zukünftigen Auswirkungen einer verheerenden Pandemie in aller Welt zu verringern. Heute Morgen wurden wir erbaut, als der lebende Prophet des Herrn eine historische Proklamation zur Wiederherstellung vorgestellt hat. Wir bestätigen die darin enthaltene Aussage, dass „diejenigen, die sich gebeterfüllt mit der Botschaft von der Wiederherstellung befassen und im Glauben handeln, mit einem Zeugnis davon gesegnet werden, dass die Wiederherstellung von Gott kommt und dem Zweck dient, die Welt auf das verheißene Zweite Kommen unseres Herrn und Erretters, Jesus Christus, vorzubereiten“1.

Der Plan

Dies alles gehört zu einem göttlichen Plan, der dazu dient, dass die Kinder Gottes erhöht und wie er werden können. Der Plan, der in den heiligen Schriften als „Plan des Glücklichseins“, „Plan der Erlösung“ und „Plan der Errettung“ bezeichnet wird (Alma 42:8,11,5) und der bei der Wiederherstellung offenbart wurde, begann mit einem Rat im Himmel. Als Geister hatten wir den Wunsch, ewiges Leben zu erlangen, in dessen Genuss unsere himmlischen Eltern bereits gekommen waren. An jenem Punkt hatten wir uns so weit entwickelt, wie es ohne physischen Körper und die Erfahrungen in einem sterblichen Dasein möglich war. Damit wir diese Erfahrung machen konnten, plante Gottvater, diese Erde zu erschaffen. In dem geplanten Erdenleben sollten wir alle von Sünde beschmutzt werden, wenn wir den Bedrängnissen ausgesetzt wären, die für unseren geistigen Fortschritt erforderlich sind. Auch sollten wir dem körperlichen Tod unterworfen werden. Um uns von Tod und Sünde zurückzufordern, war im Plan unseres himmlischen Vaters ein Erretter vorgesehen. Durch seine Auferstehung sollte ein jeder vom Tod erlöst werden, und durch sein Sühnopfer sollte der Preis dafür gezahlt werden, dass jedermann unter den für unser Wachstum festgelegten Bedingungen von Sünde rein gemacht würde. Dieses Sühnopfer Jesu Christi ist im Plan des himmlischen Vaters von zentraler Bedeutung.

Bei dem Rat im Himmel wurde der Plan des Vaters allen Kindern Gottes vorgestellt, mitsamt den damit verbundenen Konsequenzen und Prüfungen im Erdenleben, den Hilfen, die es vom Himmel geben sollte, und seiner herrlichen Bestimmung. Wir sahen das Ende von Anfang an. Die Unmengen sterblicher Menschen, die schon zur Erde gekommen sind, haben sich für den Plan des Vaters entschieden und anschließend im Himmel für diesen Plan gekämpft. Viele haben mit dem Vater in Bezug auf das, was sie auf Erden tun wollten, einen Bund geschlossen. Auf eine Weise, die nicht offenbart worden ist, beeinflusst das, was wir im vorirdischen Dasein gemacht haben, unsere Situation im Erdenleben.

Das Erdenleben und die Geisterwelt

Ich möchte nun einige der wichtigsten Punkte im Plan des Vaters zusammenfassen, denn sie betreffen uns während des Erdenlebens und in der darauf folgenden Geisterwelt.

Der Sinn des Erdenlebens und der möglichen Weiterentwicklung nach dem Tod ist, dass die Nachkommen Gottes so werden, wie er ist. Das wünscht sich der Vater im Himmel für all seine Kinder. Um diese freudige Bestimmung erreichen zu können, setzen ewige Gesetze voraus, dass wir durch das Sühnopfer Jesu Christi rein werden, damit wir in der Gegenwart des Vaters und des Sohnes leben und die Segnungen der Erhöhung genießen können. Aus dem Buch Mormon erfahren wir, dass Gott alle einlädt, „zu ihm zu kommen und an seiner Güte teilzuhaben; und er weist niemanden ab, der zu ihm kommt, ob schwarz oder weiß, geknechtet oder frei, männlich oder weiblich; und er gedenkt der Heiden; und alle sind vor Gott gleich“ (2 Nephi 26:33; siehe auch Alma 5:49).

Der göttliche Plan, zu dem zu werden, was zu werden uns bestimmt ist, verlangt, dass wir uns entscheiden, die schlechte Gegenseite zurückzuweisen, die uns sterbliche Menschen dazu verleitet, den Geboten und dem Plan Gottes zuwiderzuhandeln. Er verlangt auch, dass wir weiteren irdischen Widerständen ausgesetzt sind, zum Beispiel durch die Sünden anderer Menschen oder durch angeborene Gebrechen. Mitunter tragen Leid und Ungemach mehr zu dem für uns notwendigen Fortschritt bei als Wohlbefinden und Ruhe. Und keiner dieser Widerstände im irdischen Leben könnte seinen ewigen Zweck erreichen, wenn Gott eingriffe, um all diese widrigen Folgen des irdischen Lebens von uns zu nehmen.

Der Plan offenbart unsere ewige Bestimmung, den Zweck und die Gegebenheiten unseres Lebenswegs auf Erden und die himmlische Hilfe, die wir erhalten. Die Gebote Gottes warnen uns davor, in gefährliche Lebenslagen abzuirren. Die Aussagen inspirierter Führer weisen uns den Weg und schenken uns Zusicherungen, die uns auf unserem ewigen Weg voranbringen.

Gottes Plan enthält vier wichtige Zusicherungen, die uns auf unserem Weg durchs Erdenleben helfen. Sie werden uns alle durch das Sühnopfer Jesu Christi, das Kernstück des Plans, zuteil. Die erste Zusicherung besteht darin, dass wir durch sein Leiden von den Sünden, von denen wir umkehren, rein gemacht werden können. Dann wird der barmherzige letzte Richter „nicht mehr an sie [denken]“ (Lehre und Bündnisse 58:42).

Zweitens hat der Erretter im Rahmen seines Sühnopfers auch alle anderen irdischen Gebrechen auf sich genommen. Deshalb können wir göttliche Hilfe und Kraft erhalten und somit die unvermeidlichen Lasten des Erdenlebens persönlicher und allgemeiner Art ertragen, wie zum Beispiel Krieg und Seuchen. Im Buch Mormon finden wir die deutlichste Beschreibung in den heiligen Schriften von dieser so wichtigen Macht des Sühnopfers. Der Erretter hat „die Schmerzen und die Krankheiten seines Volkes auf sich [genommen;] er wird dessen Schwächen auf sich nehmen, auf dass sein Inneres von Barmherzigkeit erfüllt sei gemäß dem Fleische, damit er gemäß dem Fleische wisse, wie er seinem Volk beistehen könne gemäß dessen Schwächen“ (Alma 7:11,12).

Drittens nimmt der Erretter durch sein unbegrenztes Sühnopfer dem Tod die Endgültigkeit und gibt uns die freudige Zusicherung, dass wir alle auferstehen werden. Aus dem Buch Mormon erfahren wir: „Nun wird diese Wiederherstellung allen zuteil, seien sie alt oder jung, seien sie geknechtet oder frei, seien sie männlich oder weiblich, seien es die Schlechten oder die Rechtschaffenen; und es wird nicht einmal ein Haar von ihrem Kopf verloren sein; sondern alles wird zu seiner vollkommenen Gestalt wiederhergestellt.“ (Alma 11:44.)

Jetzt zu Ostern feiern wir die Realität der Auferstehung. Diese verschafft uns die Aussicht und die Kraft, die irdischen Herausforderungen durchzustehen, die sich jedem von uns und unseren Lieben stellen, wie etwa körperliche, geistige oder psychische Beeinträchtigungen, die wir von Geburt an mitbringen oder die im Laufe des Lebens entstehen. Dank der Auferstehung wissen wir, dass diese irdischen Beeinträchtigungen nur vorübergehend sind!

Das wiederhergestellte Evangelium schenkt uns die Zusicherung, dass die Auferstehung die Möglichkeit in sich bergen kann, mit unseren Angehörigen – dem Ehepartner, Kindern und Eltern – zusammen zu sein. Das ist für uns ein starker Anreiz, in diesem Leben unseren familiären Verpflichtungen nachzukommen. Es hilft uns, in diesem Leben liebevoll miteinander umzugehen, in Erwartung einer freudigen Wiedervereinigung und Gemeinschaft im nächsten Leben.

Viertens und letztens erfahren wir aus neuzeitlicher Offenbarung, dass unser Fortschritt nicht mit dem Ende unseres Erdenlebens aufhören muss. Über diese wichtige Verheißung ist nur wenig offenbart worden. Uns wird gesagt, dass dieses Leben die Zeit ist, sich vorzubereiten, Gott zu begegnen, und dass wir unsere Umkehr nicht aufschieben sollen (siehe Alma 34:32,33). Dennoch wird uns gesagt, dass in der Geisterwelt selbst „den Schlechten und den Ungehorsamen, die die Wahrheit verworfen hatten“ (Lehre und Bündnisse 138:29), das Evangelium gepredigt wird und dass diejenigen, die dort unterwiesen werden, vor dem letzten Gericht umkehren können (siehe Vers 31-34,57-59).

Hier noch ein paar weitere Grundlagen im Plan des himmlischen Vaters.

Das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi vermittelt uns eine einzigartige Perspektive zu den Themen Keuschheit, Ehe und Kinder auf die Welt bringen. Wir erfahren, dass die Ehe laut Gottes Plan erforderlich ist, um den Zweck dieses Plans zu erreichen, nämlich den von Gott vorgesehenen Rahmen für die Geburt von Kindern zu schaffen und alle in der Familie auf das ewige Leben vorzubereiten. „Die Ehe ist dem Menschen von Gott verordnet“, sagt der Herr, „damit die Erde den Zweck ihrer Erschaffung erfülle“ (Lehre und Bündnisse 49:15,16). In diesem Punkt steht sein Plan natürlich im Gegensatz zu manchen starken Strömungen in der Gesetzgebung und der öffentlichen Meinung.

Die Macht, sterbliches Leben zu erschaffen, ist die erhabenste Kraft, die Gott seinen Kindern geschenkt hat. Von ihr Gebrauch zu machen, wird Adam und Eva im ersten Gebot auferlegt, aber es wurde noch ein weiteres wichtiges Gebot gegeben, in dem ihr Missbrauch untersagt wird. Außerhalb des Ehebundes ist jeder Gebrauch der Fortpflanzungskraft bis zu einem gewissen Grad eine sündige und entwürdigende Entstellung der göttlichsten Eigenschaft von Mann und Frau. Dass das wiederhergestellte Evangelium auf das Gesetz der Keuschheit so großen Nachdruck legt, erklärt sich aus dem Zweck unserer Fortpflanzungskraft, nämlich der Verwirklichung des göttlichen Plans.

Was noch?

Da wir nun des 200. Jahrestags der ersten Vision gedenken, die die Wiederherstellung eingeleitet hat, kennen wir den Plan des Herrn, und zwei Jahrhunderte voller Segnungen dank der wiederhergestellten Kirche des Herrn schenken uns Zuversicht. In diesem Jahr 2020 haben wir uneingeschränkte Sicht im Rückblick auf vergangene Ereignisse.

Wenn wir in die Zukunft blicken, ist unsere Sicht allerdings weit weniger klar. Wir wissen, dass es in der Geisterwelt jetzt, 200 Jahre nach der Wiederherstellung, viele Arbeiter mit abgeschlossener irdischer Erfahrung gibt, die dort das Evangelium verkünden. Wir wissen auch, dass wir jetzt viel mehr Tempel haben, in denen die heiligen Handlungen der Ewigkeit für diejenigen vollzogen werden können, die auf einer der beiden Seiten des Schleiers des Todes umkehren und das Evangelium des Herrn annehmen. Das alles bringt den Plan des himmlischen Vaters voran. Gottes Liebe ist so groß, dass er für alle seine Kinder, außer für die wenigen, die bewusst Söhne des Verderbens werden, eine herrliche Bestimmung vorgesehen hat (siehe Lehre und Bündnisse 76:43).

Wir wissen, dass der Erretter wiederkommen wird und dass es ein Millennium der friedlichen Herrschaft geben wird, mit der der irdische Teil im Plan Gottes abgeschlossen wird. Wir wissen auch, dass es verschiedene Auferstehungen geben wird – für die Gerechten und die Ungerechten – und dass das letzte Gericht für einen jeden stets auf seine Auferstehung folgen wird.

Wir werden dann danach gerichtet, was wir getan haben, welche Herzenswünsche wir hatten und was für ein Mensch wir geworden sind. Aufgrund dieses Gerichts wird ein jedes Kind Gottes in ein Reich der Herrlichkeit eingehen, für das es sich durch seinen Gehorsam bereitgemacht hat und wo es sich wohlfühlt. Der Richter bei all dem ist unser Erretter, Jesus Christus (siehe Johannes 5:22; 2 Nephi 9:41). Durch seine Allwissenheit hat er vollkommene Kenntnis von all unseren Taten und Wünschen – die, von denen wir nicht umgekehrt oder die unverändert sind, und die, von denen wir umgekehrt oder in denen wir gerecht sind. Deshalb werden wir alle nach seinem Urteil bekennen, „dass seine Richtersprüche gerecht sind“ (Mosia 16:1).

Abschließend möchte ich sagen: Durch viele Briefe und bei der Prüfung vieler Anträge, in die Kirche zurückkommen zu können, nachdem der Name gestrichen wurde oder man sich vom Glauben abgewandt hatte, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass viele unserer Mitglieder diesen Erlösungsplan, der Antwort auf die meisten Fragen zur Lehre und zu den inspirierten Richtlinien der wiederhergestellten Kirche gibt, nicht voll und ganz verstehen. Uns, die wir Gottes Plan kennen und gelobt haben, ihm zu folgen, obliegt es ganz klar, diese Wahrheiten zu verkünden und alles zu tun, um sie anderen verständlich zu machen, aber auch unser eigenes Verständnis davon in unseren Lebensumständen zu vergrößern. Ich gebe Zeugnis für Jesus Christus, unseren Erretter und Erlöser, der dies alles möglich macht. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkung

  1. „Die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums Jesu Christi: Zum 200. Jahrestag: Eine Proklamation an die Welt“, 5. April 2020, zitiert in Russell M. Nelson, „Ihn höre!“, Liahona, Mai 2020, Seite 91