Generalkonferenz
Tragen wir die Botschaft von der Wiederherstellung und der Auferstehung weiter
Frühjahrs-Generalkonferenz 2020


14:30

Tragen wir die Botschaft von der Wiederherstellung und der Auferstehung weiter

Die Wiederherstellung gehört der Welt, und die Botschaft davon ist vor allem in dieser Zeit dringlich

Im Verlauf dieser Generalkonferenz haben wir voller Freude über die schon vor langer Zeit prophezeite „Wiederherstellung von allem“1 gesprochen und gesungen, darüber, dass „in Christus alles [vereint]“2 wird, und über die Wiederkehr der Fülle des Evangeliums, des Priestertums und der Kirche Jesu Christi zur Erde – über all das also, was wir unter dem Begriff „die Wiederherstellung“ zusammenfassen.

Doch die Wiederherstellung ist nicht nur für diejenigen von uns gedacht, die sich heute darüber freuen. Was bei der ersten Vision kundgetan wurde, war nicht allein Joseph Smith zugedacht, sondern wird jedem, dem es an Weisheit fehlt,3 als Licht und Wahrheit angeboten. Das Buch Mormon ist Eigentum der Menschheit. Errettung und Erhöhung sind heilige Handlungen des Priestertums, die für jeden Menschen bereitet wurden – auch für jene, die nicht länger auf Erden weilen. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und die mit ihr einhergehenden Segnungen sind für alle bestimmt, die sie wollen. Die Gabe des Heiligen Geistes ist für jeden gedacht. Die Wiederherstellung gehört der Welt, und die Botschaft davon ist vor allem in dieser Zeit dringlich.

„Wie wichtig ist es daher, dass dies den Bewohnern der Erde verkündet wird, damit sie erkennen mögen, dass kein Fleisch in der Gegenwart Gottes wohnen kann außer durch die Verdienste und die Barmherzigkeit und Gnade des heiligen Messias, der sein Leben niederlegt gemäß dem Fleische und es wieder nimmt durch die Macht des Geistes, auf dass er die Auferstehung der Toten zustande bringe.“4

Seit dem Tag, als Samuel Smith, der Bruder des Propheten, seine Umhängetasche mit druckfrischen Exemplaren des Buches Mormon füllte und sich zu Fuß aufmachte, anderen diese neue heilige Schrift zu bringen, haben sich die Heiligen ohne Unterlass abgemüht, „dies den Bewohnern der Erde [zu verkünden]“.

1920 begab sich Elder David O. McKay, der damals dem Kollegium der Zwölf Apostel angehörte, auf eine einjährige Reise zu den Missionen der Kirche. Im Mai 1921 stand er auf einem kleinen Friedhof in Fagali‘i in Samoa vor den gepflegten Gräbern dreier kleiner Kinder: der Tochter und zweier Söhne von Thomas und Sarah Hilton. Diese Kinder – das älteste war zwei – waren Ende des 19. Jahrhunderts zu der Zeit gestorben, als Thomas und Sarah ein junges Missionarsehepaar gewesen waren.

Bevor er Utah verlassen hatte, hatte Elder McKay der mittlerweile verwitweten Sarah versprochen, er werde die Gräber ihrer Kinder in Samoa besuchen, da es ihr nie möglich gewesen war, dorthin zurückzukehren. Elder McKay schrieb ihr: „Ihre drei Kleinen führen die edle Missionsarbeit, mit der Sie, Schwester Hilton, vor fast 30 Jahren begonnen haben, mit überaus beredtem Schweigen … weiter.“ Dem fügte er ein selbst verfasstes Gedicht hinzu:

Liebende Hände die Augen euch schlossen zu,

liebende Hände euch betteten hier zur Ruh.

Fremde Hände das Grab verschönern vereint,

von Fremden wirdʼs geehrt, von Fremden beweint.5

Diese Geschichte ist nur eine von tausenden, hunderttausenden, die von der Zeit, den Kostbarkeiten und den Menschenleben erzählen, die im Laufe der letzten 200 Jahre als Opfer erbracht wurden, um die Botschaft von der Wiederherstellung weiterzutragen. Unser Bestreben, jede Nation, jedes Geschlecht, jede Sprache und jedes Volk zu erreichen, ist auch heute unvermindert, wie wir an den zehntausenden jungen Männern und Frauen und Ehepaaren erkennen können, die derzeit als Vollzeitmissionare berufen sind, an den Mitgliedern der Kirche im Allgemeinen, die wie einst Philippus andere einladen, zu kommen und zu sehen,6 sowie an den zig Millionen Dollar, die jährlich ausgegeben werden, um diese Arbeit in aller Welt zu finanzieren.

Wenn wir jemanden zu uns einladen, üben wir keinen Druck aus, hoffen aber, dass die Einladung verlockend klingt. Um dies zu erreichen, ist meiner Meinung nach mindestens dreierlei vonnöten: 1.) unsere Liebe, 2.) unser Beispiel und 3.) dass wir vom Buch Mormon Gebrauch machen.

Wir dürfen eine Einladung nicht aus Eigennutz aussprechen; vielmehr muss sie selbstlose Liebe zum Ausdruck bringen.7 Diese Liebe wird Nächstenliebe genannt, die reine Christusliebe. Wir müssen nur darum bitten. Wir sind aufgefordert, ja, uns ist sogar geboten, „mit der ganzen Kraft des Herzens zum Vater [zu beten], dass [wir] von dieser Liebe erfüllt [werden]“8.

Als Beispiel erzähle ich Ihnen ein Erlebnis von Sister Lanett Ho Ching. Sie dient derzeit an der Seite ihres Mannes, Präsident Francis Ho Ching, der über die Samoa-Mission Apia präsidiert. Sister Ho Ching hat berichtet:

„Vor Jahren zog unsere damals junge Familie in ein Häuschen in Laie in Hawaii. Der Carport unseres Hauses war in eine Einzimmerwohnung umgebaut worden. Darin wohnte ein Mann namens Jonathan. Jonathan war woanders unser Nachbar gewesen. Da wir das Gefühl hatten, dass der Herr uns nicht nur zufällig zusammengeführt hatte, beschlossen wir, offener über Aktivitäten in der Kirche und unsere Mitgliedschaft zu sprechen. Jonathan freute sich über unsere Freundschaft und verbrachte gern Zeit mit unserer Familie. Er erfuhr gern mehr über das Evangelium, war aber nicht daran interessiert, sich der Kirche anzuschließen.

Im Laufe der Zeit verdiente Jonathan sich bei unseren Kindern den Ehrentitel ‚Onkel Jonathan‘. Unsere Familie wurde immer größer, und auch Jonathans Interesse an den Ereignissen in unserem Leben wuchs. Wir luden ihn zu Feiern an Feiertagen, Geburtstagen, Schulveranstaltungen und Aktivitäten in der Kirche ein und irgendwann auch zum Familienabend und zur Taufe der Kinder.

Eines Tages rief Jonathan mich an. Er brauchte Hilfe. Er litt an Diabetes und sein Fuß hatte sich so schwer entzündet, dass eine Amputation erforderlich war. Unsere Familie und Gemeindemitglieder aus der Nachbarschaft standen ihm in dieser Zeit der Prüfung zur Seite. Wir besuchten ihn abwechselnd im Krankenhaus, und er erhielt mehrere Priestertumssegen. Während Jonathan in einer Rehaklinik war, machten wir mit Unterstützung von Schwestern aus der Frauenhilfsvereinigung seine Wohnung sauber. Die Brüder im Priestertum bauten eine Rampe zu seiner Wohnungstür und brachten im Badezimmer Handgeländer an. Als Jonathan nach Hause zurückkehrte, war er ganz ergriffen.

Er begann, sich wieder die Missionarslektionen anzuhören. In der Woche vor Silvester rief Jonathan mich an und fragte: ‚Was macht ihr an Silvester?‘ Ich erinnerte ihn an unsere alljährliche Feier. Doch er entgegnete: ‚Ich möchte, dass ihr zu meiner Taufe kommt! Ich möchte das neue Jahr richtig beginnen.‘ Nach 20 Jahren, in denen er immer wieder ermuntert wurde, zu kommen und zu sehen, zu kommen und zu helfen, zu kommen und zu bleiben, war diese kostbare Seele nun zur Taufe bereit.

2018, als mein Mann als Missionspräsident und ich als seine Mitarbeiterin berufen wurden, verschlechterte sich Jonathans Gesundheitszustand. Wir baten ihn, stark zu bleiben, bis wir zurückkehrten. Er hielt noch fast ein Jahr durch, doch der Herr bereitete ihn auf die Heimkehr vor. Im April 2019 entschlief er sanft. Meine Töchter waren bei der Beerdigung von ihrem ‚Onkel Jonathan‘ und sangen dort dasselbe Lied, das wir bei seiner Taufe gesungen hatten.“

Die zweite Voraussetzung dafür, dass man die Botschaft von der Wiederherstellung erfolgreich weiterträgt, möchte ich mit dieser Frage einleiten: Was macht eine Einladung, die Sie aussprechen, für jemanden verlockend? Sind das nicht Sie und das Beispiel, das Sie durch Ihre Lebensführung geben? Viele, die die Botschaft von der Wiederherstellung gehört und angenommen haben, hat zunächst das angesprochen, was sie am Wesen eines Mitglieds oder mehrerer Mitglieder der Kirche Jesu Christi wahrgenommen haben. Vielleicht war es die Art und Weise, wie sie andere behandelt haben, oder das, was sie gesagt oder eben nicht gesagt haben, oder auch ihre Standhaftigkeit in schwierigen Situationen oder einfach ihr Gesichtsausdruck.9

Was es auch ist, wir können uns nicht der Tatsache verschließen, dass wir die Grundsätze des wiederhergestellten Evangeliums so gut wir nur können verstehen und leben müssen, damit die Einladungen, die wir aussprechen, auch einladend sind. Heutzutage nennt man das oft Authentizität. Wenn die Christusliebe in uns wohnt, erkennen andere, dass unsere Liebe zu ihnen aufrichtig ist. Wenn das Licht des Heiligen Geistes in uns brennt, entfacht er in ihnen das Licht Christi von neuem.10 Was Sie ausmacht, verleiht einer von Ihnen ausgesprochenen Einladung, zu kommen und die Freude an der Fülle des Evangeliums Jesu Christi zu erfahren, Authentizität.

Das dritte Erfordernis ist, dass man von dem Werkzeug für die Bekehrung, das Gott für diese letzte Evangeliumszeit vorgesehen hat, häufig Gebrauch macht: dem Buch Mormon. Es ist ein greifbarer Beweis dafür, dass Joseph Smith als Prophet berufen wurde, und ein überzeugender Beweis für die Göttlichkeit und die Auferstehung Jesu Christi. Die Art und Weise, wie der Erlösungsplan unseres Vaters im Himmel darin dargelegt wird, ist unübertroffen. Wenn Sie anderen das Buch Mormon nahebringen, bringen Sie ihnen die Wiederherstellung nahe.

Als Jason Olson noch ein Teenager war, wurde er verschiedentlich von Angehörigen und anderen davor gewarnt, Christ zu werden. Er hatte jedoch zwei gute Freunde, die der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angehörten, und sprach mit ihnen oft über das Thema Religion. Seine Freunde, Shea und Dave, reagierten stets respektvoll, wenn Jason Argumente gegen den Glauben an Jesus Christus, die andere ihm genannt hatten, vorbrachte. Zu guter Letzt gaben sie ihm ein Buch Mormon und sagten: „Dieses Buch wird deine Fragen beantworten. Bitte lies es.“ Zögerlich nahm er das Buch an und steckte es in den Rucksack. Dort blieb es mehrere Monate. Er wollte es weder zuhause lassen, wo seine Familie es sehen könnte, noch Shea und Dave enttäuschen, indem er es ihnen zurückgab. Schließlich verfiel er auf die Lösung, das Buch zu verbrennen.

So hielt er eines Abends ein Feuerzeug in der einen Hand und das Buch Mormon in der anderen. Er wollte das Buch gerade anzünden, als er in sich eine Stimme sagen hörte: „Verbrenn mein Buch nicht.“ Erschrocken hielt er inne. Da er glaubte, sich die Stimme eingebildet zu haben, versuchte er erneut, das Feuerzeug anzumachen. Wieder hörte er in sich die Stimme: „Geh auf dein Zimmer und lies mein Buch.“ Jason legte das Feuerzeug beiseite, ging auf sein Zimmer, schlug das Buch Mormon auf und begann zu lesen. Tag für Tag las er in dem Buch, oft bis in die Morgenstunden. Als Jason am Schluss ankam und betete, hielt er Folgendes fest: „Ich war vom Scheitel bis zur Sohle vom Geist erfüllt. … Ich fühlte mich vollständig von Licht ausgefüllt. … Es war das freudigste Erlebnis meines ganzen Lebens.“ Er wollte getauft werden und wurde später auch selbst Missionar.

Uns ist wahrscheinlich klar, dass viele, wenn nicht gar die meisten unserer Einladungen, obwohl wir sie aufrichtig und voller Liebe aussprechen, weil wir die Botschaft von der Wiederherstellung so gern weitertragen möchten, ausgeschlagen werden. Aber bedenken Sie dies: Jeder verdient eine solche Einladung – „alle sind vor Gott gleich“11. Der Herr ist mit jeder Anstrengung, die wir unternehmen, zufrieden, ganz gleich, was dabei herauskommt. Eine ausgeschlagene Einladung ist kein Grund, eine Verbindung abzubrechen, und wo heute ein Mangel an Interesse besteht, mag morgen sehr wohl Interesse vorhanden sein. Doch wie dem auch sei, unsere Liebe bleibt unverändert.

Lassen Sie uns nie vergessen: Die Wiederherstellung hat sich unter Feuerproben und großen Opfern herangebildet. Doch das ist ein Thema für sich. Heute erfreuen wir uns der Früchte der Wiederherstellung, und eine der köstlichsten davon ist, dass die Macht wiedergebracht wurde, das, was auf Erden und im Himmel ist, zu binden.12 Präsident Gordon B. Hinckley hat dies vor Jahren so ausgedrückt: „Wäre aus all dem Kummer und der Mühsal und dem Leid, die mit der Wiederherstellung verbunden waren, nichts weiter hervorgegangen als die Siegelungsmacht des heiligen Priestertums, mit der Familien für immer aneinander gebunden werden können, so wäre dies schon jeden Preis wert gewesen.“13

Die größte Verheißung der Wiederherstellung ist die Erlösung durch Jesus Christus. Die Auferstehung Jesu Christi ist der Beweis dafür, dass er tatsächlich die Macht besitzt, alle, die zu ihm kommen, zu erlösen – sie von Kummer, Unrecht, Bedauern, Sünde und sogar dem Tod zu erlösen. Heute ist Palmsonntag; heute in einer Woche ist Ostern. Wir denken daran, wir denken immer daran, dass Christus gelitten hat und gestorben ist, um für unsere Sünden zu sühnen, und wir feiern diesen wunderbarsten aller Sonntage – oder Tage des Herrn –, an dem er von den Toten auferstanden ist. Dank der Auferstehung Jesu Christi ist die Wiederherstellung von Bedeutung, ist unser Erdenleben von Bedeutung und ist letztendlich unser ganzes Dasein von Bedeutung.

Joseph Smith, der große Prophet der Wiederherstellung, hat für unsere Zeit das allumfassende Zeugnis für den auferstandenen Messias gegeben: „Er lebt! Denn wir haben ihn gesehen, ja, zur rechten Hand Gottes.“14 Ich füge demütig dem Zeugnis Josephs und der Apostel und Propheten vor ihm und der Apostel und Propheten, die nach ihm kamen, mein Zeugnis hinzu, dass Jesus von Nazaret der verheißene Messias ist, der einziggezeugte Sohn Gottes und der auferstandene Erlöser der ganzen Menschheit.

„Wir bezeugen, dass diejenigen, die sich gebeterfüllt mit der Botschaft von der Wiederherstellung befassen und im Glauben handeln, mit einem Zeugnis davon gesegnet werden, dass die Wiederherstellung von Gott kommt und dem Zweck dient, die Welt auf das verheißene Zweite Kommen unseres Herrn und Erretters, Jesus Christus, vorzubereiten.“15 Die Auferstehung Christi macht seine Verheißungen gewiss. Im Namen Jesu Christi. Amen.