Generalkonferenz
Richten wir den Blick auf Jesus Christus
Frühjahrs-Generalkonferenz 2023


10:58

Richten wir den Blick auf Jesus Christus

Der Herr Jesus Christus ist die Lösung für unsere Hindernisse und Probleme, aber wir müssen die Augen öffnen und unseren Blick schärfen, um ihn zu erkennen

Mein Vater hat mir immer gesagt: „Konzentriere dich nicht so stark auf deine Probleme, dass du die Lösung nicht sehen kannst.“

Ich bezeuge, dass der Herr Jesus Christus selbst für unsere schwierigsten Probleme die Lösung darstellt. Genauer gesagt, hat er vier Probleme oder Hindernisse überwunden, die sich jedem von uns in den Weg stellen und die keiner von uns allein beiseiteschaffen kann:

  1. Das erste Hindernis ist der physische Tod. Wir können versuchen, den Tod hinauszuzögern oder zu verdrängen, aber aus eigener Kraft können wir ihn nicht überwinden. Doch Jesus Christus hat den Tod für uns überwunden, und deshalb werden wir alle eines Tages auferstehen.1

  2. Das zweite Hindernis besteht aus all den Bedrängnissen, bedrückenden Erfahrungen, der Traurigkeit, dem Schmerz und der Ungerechtigkeit in dieser Welt. Jesus Christus hat all dies überwunden. Wer bestrebt ist, ihm nachzufolgen, dem wird er eines Tages „alle Tränen … abwischen“2 und macht alles wieder gut. Bis es so weit ist, kann er uns stärken, sodass wir unsere Prüfungen mit Zuversicht, Mut und innerem Frieden durchstehen können.3

  3. Das dritte Hindernis ist der durch Sünde verursachte geistige Tod. Dieses Hindernis hat Jesus Christus überwunden, indem er „zu unserem Heil … die Züchtigung“4 auf sich genommen hat. Dank seines Sühnopfers können wir von den Folgen unserer Sünden befreit werden, sofern wir an den Erretter glauben, aufrichtig umkehren, den Bund annehmen, den der himmlische Vater uns durch notwendige heilige Handlungen wie die Taufe anbietet, und bis ans Ende ausharren.5

  4. Das vierte Hindernis ist unser eingeschränktes, unvollkommenes Wesen. Auch dafür hat Jesus Christus die Lösung parat. Er löscht aber unsere Fehler nicht einfach aus und gibt uns unsere Unschuld zurück. Vielmehr kann er eine mächtige Wandlung in unserem Herzen bewirken, „sodass wir keine Neigung mehr haben, Böses zu tun, sondern ständig Gutes zu tun“6. Wir können durch die Gnade Christi vollkommen gemacht werden und eines Tages so werden wie er.7

Leider konzentrieren wir uns allzu oft so sehr auf unsere eigenen Probleme, dass wir den Blick für die Lösung, nämlich unseren Erretter Jesus Christus, verlieren. Wie können wir diesen Fehler vermeiden? Ich glaube, die Antwort liegt in den Bündnissen, die er und der Vater im Himmel gern mit uns schließen möchten.

Durch Bündnisse auf Jesus Christus blicken

Unsere Bündnisse helfen uns, unsere Aufmerksamkeit, unsere Gedanken und unser Handeln auf Christus zu richten. Wenn wir an den Bündnissen festhalten, die wir gemacht haben, fällt es uns leichter, die „Dinge dieser Welt“ zu erkennen, die wir ja ablegen und dann eifrig „nach den Dingen einer besseren [Welt] trachten“ sollen.8

Genau das hat das Volk Ammon im Buch Mormon gemacht. Als diese Menschen von Jesus Christus erfuhren und begannen, ihr Leben auf ihn auszurichten, erkannten sie, dass sie ihre Kriegswaffen begraben mussten. Sie wurden völlig ehrlich und „zeichneten sich auch durch ihre Hingabe an Gott … aus“9.

Das Halten von Bündnissen bringt uns dazu, nach allem zu streben, was den Einfluss des Geistes fördert, und alles abzulehnen, was ihn vertreibt – „denn wir wissen ja: Wenn wir der Gegenwart des Heiligen Geistes würdig sind, dann sind wir auch würdig, in der Gegenwart des himmlischen Vaters und seines Sohnes Jesus Christus zu leben“10. Das kann bedeuten, dass wir unsere Ausdrucksweise anpassen und freundlichere Worte gebrauchen müssen. Es kann bedeuten, dass wir geistig ungesunde Gewohnheiten durch neue Gewohnheiten ersetzen müssen, die unsere Beziehung zum Herrn stärken, wie zum Beispiel tägliches Gebet und Schriftstudium, sowohl allein als auch mit der Familie.

Präsident Russell M. Nelson hat gesagt: „Jeder, der in einem Taufbecken und in einem Tempel Bündnisse schließt und diese dann hält, kann vermehrt auf die Macht Jesu Christi zugreifen. …

Der Lohn dafür, dass wir unsere Bündnisse mit Gott halten, ist Macht vom Himmel – Macht, die uns die Kraft gibt, Prüfungen, Versuchungen und Kummer besser auszuhalten.“11

Wenn wir jeden Sonntag beim Abendmahl unsere Bündnisse erneuern, ist das eine gute Gelegenheit, uns selbst zu prüfen12 und unser Leben wieder auf Jesus Christus auszurichten. Indem wir vom Abendmahl nehmen, erklären wir ja, dass wir wirklich „immer an ihn … denken“13. Das Wort immer ist von großer Bedeutung. Es weitet den Einfluss des Erretters auf jeden Bereich unseres Lebens aus. Wir denken nicht nur in der Kirche oder beim morgendlichen Gebet an ihn oder wenn wir in Schwierigkeiten sind und etwas brauchen.

Ja, manchmal lassen wir uns ablenken. Wir sind vergesslich. Wir sind nicht mehr ganz bei der Sache. Doch dass wir unsere Bündnisse erneuern, zeigt, dass wir immer an den Erretter denken wollen – dass wir versuchen, dies die ganze Woche über zu tun, und dass wir nächste Woche am Abendmahlstisch uns ihm erneut verpflichten und auf ihn ausrichten wollen.

Zuhause auf Jesus Christus blicken

Den Blick auf Jesus Christus zu richten, muss weit mehr sein als ein sonntäglicher Vorgang in der Kirche. Als Präsident Nelson 2018 den Lehrplan Komm und folge mir nach! vorstellte, sagte er: „Es ist an der Zeit für eine auf das Zuhause ausgerichtete Kirche.“14 Er forderte uns auf, unser „Zuhause in einen Schutzraum für den Glauben“ zu verwandeln und „in ein Zentrum …, wo das Evangelium gelernt wird“. Und er hat uns vier herrliche Verheißungen zugesichert, wenn wir dies beherzigen.15

Die erste Verheißung: „Der Sabbat [wird] für Sie … wahrhaftig zu einer Wonne.“ Er wird zu einem Tag, an dem wir unserem Erretter näherkommen. Wie eine junge Peruanerin sagte: „Der Tag des Herrn ist der Tag, an dem ich die meisten Antworten vom Herrn bekomme.“

Die zweite Verheißung:Ihre Kinder werden mit Freuden die Lehren des Erretters lernen und danach leben.“ Deshalb „reden [wir] von Christus, [freuen wir] uns über Christus [und] predigen von Christus, … damit unsere Kinder wissen mögen, von welcher Quelle sie Vergebung ihrer Sünden erhoffen können“16.

Wir tun dies, damit unser Sohn eines Tages, wenn er zur Arbeit geht oder in den Bergen wandert oder wie Enos in den Wäldern Tiere jagt, sich daran erinnert, was wir ihm von Christus und von der Freude, das Evangelium zu leben, erzählt haben. Und wer weiß? Vielleicht ist das dann der Tag, an dem er endlich den geistigen Hunger verspürt, der ihn zu Jesus Christus führt, damit er die Stimme des Herrn hören kann, der zu ihm sagt: „Deine Sünden sind dir vergeben, und du wirst gesegnet sein.“17

Die dritte Verheißung: „Der Einfluss des Widersachers in Ihrem Leben und Ihrem Zuhause wird abnehmen.“ Warum? Je stärker wir den Blick auf Jesus Christus richten, desto mehr verliert Sünde ihren Reiz.18 Wenn unser Zuhause mit dem Licht des Erretters erfüllt ist, gibt es immer weniger Raum für die Finsternis des Widersachers.

Die vierte Verheißung: „In Ihrer Familie wird es einschneidende Veränderungen geben, die Sie als Familie stärken.“ Warum? Weil die Veränderung, die Jesus Christus bewirkt, „eine mächtige Wandlung“19 ist. Er wandelt unser Wesen; wir werden „neue Geschöpfe“20. Allmählich werden wir mehr wie der Erretter, erfüllt von seiner reinen Liebe zu allen Kindern Gottes.

Wer würde sich nicht wünschen, dass diese Verheißungen im eigenen Leben und in der Familie in Erfüllung gehen? Was müssen wir tun, um sie zu erhalten? Die Antwort darauf lautet: unser Zuhause in einen Schutzraum für den Glauben verwandeln und in ein Zentrum, wo das Evangelium gelernt wird. Und wie machen wir das? Indem wir den Blick auf den Vater im Himmel und Jesus Christus richten, sie in den Mittelpunkt unseres Familienlebens stellen und zum wichtigsten Einfluss in unserem Zuhause machen.

Darf ich vorschlagen, dass Sie damit beginnen, die Worte Christi, die ja in den heiligen Schriften zu finden sind, zu einem täglichen Bestandteil Ihres Lebens zu machen? Es gibt keine festgelegte Formel für das perfekte Schriftstudium. Man kann dafür 5 oder 10 Minuten pro Tag reservieren – oder mehr, wenn möglich. Man kann jeden Tag ein Kapitel oder ein paar Verse lesen. Manche Familien studieren gerne am Morgen, bevor es zur Schule oder zur Arbeit geht. Andere lesen lieber abends vor dem Schlafengehen. Einige junge Paare haben mir erzählt, dass jeder auf dem Weg zur Arbeit für sich studiert und sie dann Eindrücke über Textnachrichten miteinander austauschen, sodass ihre Gedanken und Gespräche festgehalten werden.

Der Lehrplan Komm und folge mir nach! enthält viele Anregungen für Aktivitäten und viel Material, die dem Einzelnen und der Familie die Grundsätze des Evangeliums aus den heiligen Schriften sehr gut vermitteln können. Die Videos zur Bibel und zum Buch Mormon können sich als wertvolle Unterstützung erweisen, um Ihrer Familie die heiligen Schriften näherzubringen. Jugendliche und Kinder sind von den einprägsamen Geschichten in den Schriften oft angetan. Diese Geschichten und die Evangeliumsgrundsätze, die sie vermitteln, werden Ihre Kinder wie treue Freunde begleiten, wenn sie gute Vorbilder für den Dienst am Nächsten, Tugend, Gehorsam, Geduld, Durchhaltevermögen, persönliche Offenbarung, Nächstenliebe, Demut und den Glauben an Jesus Christus benötigen. Mit der Zeit wird Ihre Beständigkeit, mit der Sie sich am Wort Gottes weiden, dazu beitragen, dass Ihre Kinder dem Erretter immer näherkommen und ihn auf ganz neue Weise kennenlernen.

Der Herr Jesus Christus lebt auch heute. Er kann jeden Tag aktiv an unserem Leben teilhaben. Er ist die Lösung für unsere Hindernisse und Probleme, aber wir müssen die Augen öffnen und unseren Blick schärfen, um ihn zu erkennen. Er hat gesagt: „Blickt in jedem Gedanken auf mich; zweifelt nicht, fürchtet euch nicht.“21 Wenn wir den Blick auf ihn und den Vater im Himmel richten, Bündnisse mit ihnen schließen und diese halten und sie zum wichtigsten Einfluss in unserem Zuhause und unserer Familie machen, werden wir so ein Volk, das Präsident Nelson vor Augen hatte: „ein Volk …, das fähig, bereit und würdig dafür ist, den Herrn zu empfangen, wenn er wiederkehrt; ein Volk, das sich bereits für Jesus Christus und nicht für diese gefallene Welt entschieden hat; ein Volk, das sich seiner Entscheidungsfreiheit erfreut, nach den höheren, heiligeren Gesetzen Jesu Christi leben zu können“22. Im Namen Jesu Christi. Amen.