Generalkonferenz
Mein Sinn erfasste diesen Gedanken an Jesus Christus
Frühjahrs-Generalkonferenz 2023


13:26

Mein Sinn erfasste diesen Gedanken an Jesus Christus

Wenn Sie den Gedanken an Jesus Christus weiterhin aufmerksam erfassen, verheiße ich Ihnen nicht nur Führung vom Himmel, sondern auch Kraft vom Himmel

In dieser herrlichen Osterzeit erbitte auch ich, so wie es in dem eindrucksvollen Lied heißt: „Herr und Gott der Himmelsheere, führ uns!“1

Eine außergewöhnliche Geschichte im Buch Mormon handelt von einem jungen Mann namens Alma, der aus einer angesehenen Familie stammte und in den Schriften als götzendienerischer Ungläubiger bezeichnet wird.2 Er war wortgewandt und überzeugend und überredete andere mit schmeichlerischen Worten, sich ihm anzuschließen. Erstaunlicherweise erschien Alma und seinen Freunden ein Engel. Alma fiel zur Erde und war so schwach und hilflos, dass man ihn zu seinem Vater trug. Drei Tage lang schien er in einer Art Koma zu liegen.3 Später berichtete er, dass er auf seine Umgebung zwar bewusstlos wirkte, sein Sinn jedoch sehr rege gewesen sei und seine Seele gelitten habe, als er über sein Leben und seine Missachtung der Gebote Gottes nachdachte. Er beschrieb, dass sein Sinn „durch die Erinnerung an [seine] vielen Sünden gemartert“4 und „von ewiger Qual gepeinigt“5 wurde.

In seiner tiefen Verzweiflung dachte er daran, dass er in seiner Jugend gelehrt worden war, „dass ein gewisser Jesus Christus, ein Sohn Gottes, kommen werde, um für die Sünden der Welt zu sühnen“6. Dann machte er diese beeindruckende Aussage: „Als nun mein Sinn diesen Gedanken erfasste, rief ich in meinem Herzen aus: O Jesus, du Sohn Gottes, sei barmherzig zu mir.“7 Als er um die göttliche Macht des Erretters flehte, geschah etwas Wunderbares: „Als ich dies dachte“, sagte er, „konnte ich nicht mehr an meine Qualen denken.“8 Plötzlich verspürte er Frieden und Licht. „Nichts [war] so außerordentlich und so süß … wie meine Freude“9, erklärte er.

Alma „erfasste“ die Wahrheit über Jesus Christus. Betrachtet man das Wort „erfassen“ buchstäblich, könnte man sagen: „Er erfasste oder ergriff das Geländer, als er stolperte.“ Er streckte also rasch die Hand aus und hielt sich an etwas fest, was in einem stabilen Fundament einbetoniert war.

In Almas Fall war es sein Sinn, der sich nach der machtvollen Wahrheit über das Sühnopfer Jesu Christi ausstreckte und sich daran festhielt. Er handelte im Glauben an diese Wahrheit, und durch die Macht und Gnade Gottes wurde er von seiner Verzweiflung befreit und von Hoffnung erfüllt.

Auch wenn unsere Erfahrungen nicht so dramatisch sind wie die von Alma, so sind sie doch für die Ewigkeit ebenso bedeutsam. Auch unser Sinn hat diesen Gedanken an Jesus Christus und sein barmherziges Opfer erfasst, und unsere Seele hat das Licht und die Freude verspürt, die daraus folgen.

Den Gedanken an Jesus Christus festhalten

Mein Gebet in dieser Osterzeit ist, dass wir diesen so entscheidenden Gedanken an Jesus Christus bewusster formen, festigen und in den Kammern unserer Seele festhalten,10 sodass er uns unablässig in den Sinn fließt, unser Denken und Handeln leitet und uns beständig die süße Freude der Liebe des Erretters bringt.11

Unseren Sinn mit der Macht Jesu Christi zu füllen, bedeutet nicht, dass wir an nichts anderes denken. Aber es bedeutet, dass all unsere Gedanken umrahmt sind von seiner Liebe, seinem Leben und seinen Lehren sowie seinem Sühnopfer und seiner herrlichen Auferstehung. Jesus ist nie in einem vergessenen Winkel, weil unsere Gedanken an ihn immer gegenwärtig sind und alles, was in uns ist, seinen Namen lobt12. Wir beten und gehen in Gedanken Erlebnisse durch, die uns ihm nähergebracht haben. Wir nehmen gern erbauliche Bilder, heilige Schriften und inspirierte Kirchenlieder in unseren Sinn auf, um die zahllosen Gedanken, die täglich durch unser geschäftiges Leben schwirren, sanft im Zaum zu halten. Unsere Liebe zu Christus bewahrt uns nicht vor Trauer und Kummer in diesem Erdenleben, aber sie lässt uns Schwierigkeiten mit einer Kraft durchstehen, die weit über unsere eigene hinausgeht.

Jesus, wenn ich nur denk an dich,

füllt sich mein Herz mit Freud.

Wie schön, einst Aug in Aug zu sehn

dich in der Herrlichkeit!13

Denken Sie daran: Sie sind ein Geistkind des himmlischen Vaters. Der Apostel Paulus hat erklärt, dass wir „von Gottes Geschlecht sind“14. Sie hatten schon lange, bevor Sie zur Erde gekommen sind, Ihre ganz individuelle Identität. Der Vater im Himmel hat für uns einen vollkommenen Plan aufgestellt, der vorsieht, dass wir auf die Erde kommen, lernen und zu ihm zurückkehren. Er hat seinen geliebten Sohn gesandt, damit wir durch die Macht seines unbegrenzten Sühnopfers und seiner Auferstehung nach dem Tod weiterleben; und wenn wir willens sind, Glauben an ihn auszuüben und von unseren Sünden umzukehren,15 wird uns vergeben und wir empfangen die Hoffnung auf ewiges Leben16.

Unserem Verstand und unserem Geist größte Aufmerksamkeit schenken

In diesem Erdenleben brauchen unser Verstand und unser Geist größte Aufmerksamkeit.17 Unser Verstand ermöglicht es uns, zu leben, Entscheidungen zu treffen und Gut und Böse zu unterscheiden.18 Unser Geist erhält das bestätigende Zeugnis, dass Gott unser Vater ist, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist und dass ihre Lehren unser Wegweiser zum Glück in diesem Leben und zum ewigen Leben jenseits des Grabes sind.

Almas Sinn erfasste diesen Gedanken an Jesus Christus. Dieser Gedanke veränderte sein Leben. Die Generalkonferenz ist eine Zeit, zu begreifen, was wir nach dem Willen des Herrn tun und werden sollen. Es ist auch eine Zeit, über unseren Fortschritt nachzudenken. Meine Aufträge führen mich überall in der Welt hin, und ich beobachte in den rechtschaffenen, engagierten Mitgliedern der Kirche eine wachsende geistige Kraft.

Vor fünf Jahren wurden wir aufgefordert, den Erretter bei allem, was wir tun, stärker in den Vordergrund zu stellen, indem wir den richtigen Namen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verwenden.19 Wir gebrauchen seinen Namen mit größerer Ernsthaftigkeit.

Vor vier Jahren wurde die Länge der Abendmahlsversammlung gekürzt, damit wir uns mehr darauf konzentrieren, vom Abendmahl des Herrn zu nehmen. Wir denken mehr an Jesus Christus und nehmen unser Versprechen ernster, immer an ihn zu denken.20

Durch die Isolation während der weltweiten Pandemie und dank des Leitfadens Komm und folge mir nach! gewinnen die Lehren des Erretters jetzt in unserem Zuhause an Bedeutung, was es uns erleichtert, den Erretter auch unter der Woche zu verehren.

Wenn wir den Ratschlag von Präsident Russell M. Nelson beherzigen, den Herrn zu hören,21 entwickeln wir unsere Fähigkeit weiter, die Einflüsterungen des Heiligen Geistes zu erkennen und die Hand des Herrn in unserem Leben zu sehen.

Mit der Ankündigung und Fertigstellung Dutzender Tempel betreten wir häufiger das Haus des Herrn und empfangen seine verheißenen Segnungen. Wir spüren die alles übersteigende Schönheit unseres Erretters und Erlösers deutlicher.

Präsident Nelson hat gesagt: „Es ist keinesfalls leicht, ein … machtvoller Jünger zu werden, und es geschieht nicht von allein. Unser Blick muss fest auf den Erretter und sein Evangelium gerichtet sein. Es bedarf enormer mentaler Anstrengung, in jedem Gedanken auf den Erretter zu blicken.“22

Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf Jesus Christus richten, betrachten wir alles andere um uns herum – auch wenn es immer noch vorhanden ist – durch unsere Liebe zu ihm. Weniger wichtige Ablenkungen verblassen, und wir entfernen das, was nicht im Einklang mit seinem Licht und Charakter steht. Wenn Sie diesen Gedanken an Jesus Christus weiterhin aufmerksam erfassen, auf ihn vertrauen und seine Gebote halten, verheiße ich Ihnen nicht nur Führung vom Himmel, sondern auch Kraft vom Himmel – eine Kraft, die Ihren Bündnissen Stärke und Ihnen bei Schwierigkeiten Frieden und bei Segnungen Freude verleiht.

An Jesus Christus denken

Vor ein paar Wochen besuchten Kathy und ich Matt und Sarah Johnson. An der Wand hing ein Bild ihrer lieben Familie, ein schönes Bild vom Erretter und eine Darstellung des Tempels.

Ihre vier Töchter Maddy, Ruby, Claire und June sprachen gern darüber, wie sehr sie ihre Mutter liebten.

Über ein Jahr lang hatte Sarah regelmäßig Termine vereinbart, damit die Familie am Samstag in den Tempel gehen und die Mädchen an Taufen für Vorfahren teilnehmen konnten.

Im November letzten Jahres vereinbarte Sarah für den Besuch ihrer Familie im Tempel in der letzten Dezemberwoche einen Termin für Donnerstag statt Samstag. „Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich“, sagte sie zu Matt.

Bei Sarah war Krebs diagnostiziert worden, aber die Ärzte gingen davon aus, dass sie noch zwei oder drei Jahre leben werde. In einer Abendmahlsversammlung hatte Sarah machtvoll Zeugnis gegeben und gesagt, dass sie den Erretter von ganzem Herzen liebe, wie es auch für sie ausgehen mochte, und dass er den Sieg bereits errungen habe. Im Dezember verschlechterte sich Sarahs Gesundheitszustand unerwartet schnell, und sie wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Am frühen Donnerstagmorgen, dem 29. Dezember, schied sie in aller Stille aus dem Leben. Matt war die ganze Nacht über an Sarahs Seite gewesen.

Mit gebrochenem Herzen und körperlich und seelisch völlig erschöpft kam er nach Hause und trauerte mit seinen Töchtern. Als Matt einen Blick auf sein Handy warf, bemerkte er die Erinnerung an den ungewöhnlichen Termin im Tempel an ebenjenem Donnerstag, den Sarah vereinbart hatte. Matt erzählte: „Als ich das sah, dachte ich zuerst, das wird nicht gehen.“

Doch dann erfasste Matts Sinn diesen Gedanken: „Der Erretter lebt. Es gibt keinen Ort, an dem wir als Familie lieber sein wollen als in seinem heiligen Haus.“

Familie Johnson

Matt, Maddy, Ruby, Claire und June fuhren zum Tempel zu dem von Sarah vereinbarten Termin. Tränen liefen Matt die Wangen herab, als er die Taufen mit seinen Töchtern vollzog. Sie verspürten tiefe Liebe und ewige Verbundenheit mit Sarah, und sie verspürten die unermessliche Liebe und den tröstlichen Frieden des Erretters. Matt erzählte bewegt: „Ich empfinde zwar tiefen Kummer und Trauer, jauchze aber vor Freude, weil ich den wunderbaren Erlösungsplan meines Vaters kenne.“

In dieser Osterzeit bezeuge ich die vollständige und absolute Wahrheit des unvergleichlichen Sühnopfers des Erretters und seiner herrlichen Auferstehung. Wenn Sie Ihren Sinn fest und für immer auf den Gedanken an Jesus Christus gerichtet halten und Sie Ihr Leben weiterhin und in größerem Umfang auf den Erretter ausrichten, verheiße ich Ihnen, dass Sie seine Hoffnung, seinen Frieden und seine Liebe verspüren werden. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. „Herr und Gott der Himmelsheere“, Gesangbuch, Nr. 47

  2. Siehe Mosia 27:8

  3. Siehe Alma 36:10

  4. Alma 36:17

  5. Alma 36:12

  6. Alma 36:17

  7. Alma 36:18

  8. Alma 36:19

  9. Alma 36:21

  10. „Die größte Schlacht im Leben wird in den stillen Kammern der Seele ausgefochten.“ (David O. McKay, Frühjahrs-Generalkonferenz 1967.)

  11. „Die Gedanken sind der Motor unserer Taten. Unsere Gedanken sind die Schalttafel, das Steuerpult für unser Handeln.“ (Boyd K. Packer, That All May Be Edified, 1982, Seite 33.)

    Präsident Dallin H. Oaks hat erklärt: „Wir können böse Begierden unterdrücken und durch rechtschaffene Wünsche ersetzen. Das erfordert Wissen und Übung. Präsident Joseph F. Smith hat gesagt: ,Unsere Wünsche zu lenken ist für ein glückliches Leben von weitreichender Bedeutung.‘“ (Pure in Heart, 1988, Seite 149.)

  12. Siehe „Lobet den Herren, den mächtigen König“, Gesangbuch, Nr. 39

  13. „Jesus, wenn ich nur denk an dich“, Gesangbuch, Nr. 89

  14. Apostelgeschichte 17:29

  15. Siehe Lehre und Bündnisse 58:42,43

  16. Siehe Lehre und Bündnisse 14:7

  17. Es gibt niemanden „außer Gott, der deine Gedanken und die Absichten deines Herzens kennt“ (Lehre und Bündnisse 6:16).

  18. „Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor und der böse Mensch bringt aus dem bösen das Böse hervor. Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund.“ (Lukas 6:45.)

  19. Siehe Russell M. Nelson, „Der richtige Name der Kirche“, Liahona, November 2018, Seite 87ff.

  20. Unser Bündnis jede Woche beim Abendmahlsgebet ist, „immer an ihn zu denken“ (Moroni 4:3; Lehre und Bündnisse 20:77). Das Buch Mormon spricht uns Mut zu, indem der Begriff zweimal hintereinander verwendet wird: „Denkt daran, denkt daran“ (Mosia 2:41; siehe auch Alma 37:13; Helaman 5:9). In geistiger Hinsicht an etwas zu denken oder sich daran zu erinnern, kommt durch die Macht des Heiligen Geistes: „Der Heilige Geist … wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Johannes 14:26.)

  21. Siehe Russell M. Nelson, „Ihn höre!“, Liahona, Mai 2020, Seite 90

  22. Russell M. Nelson, „Wie wir die Macht Jesu Christi in unser Leben bringen“, Liahona, Mai 2017, Seite 40f. Präsident Nelson hat auch gesagt: „Die Freude, die [Heilige der Letzten Tage] empfinden, hat wenig mit unseren Lebensumständen und vielmehr damit zu tun, worauf wir im Leben den Blick richten.“ („Freude und geistiges Überleben“, Liahona, November 2016, Seite 82.)