Kapitel 12
Ihre ureigenste Lebensweise
„Ich sorge mich sehr um meinen Hals“, schrieb Elder Spencer W. Kimball am 8. Januar 1970 in sein Tagebuch. „Meine Stimme wird nach und nach schwächer.“
Seit rund zwölf Jahren – damals wurde bei ihm ein von Krebs befallenes Stimmband operativ entfernt – konnte er ohnehin nur noch in heiserem Flüsterton sprechen. Doch dieser Rückschlag hielt ihn kaum davon ab, seinen Aufgaben in der Kirche nachzukommen. Im Jahr 1966 hatte Elder Kimball den Pfahl São Paulo und bald darauf die ersten Pfähle in Argentinien und Uruguay gegründet, Kolumbien für die Missionsarbeit geweiht und sich um die Heiligen in Ecuador gekümmert. Darüber hinaus hatte er ein wegweisendes Buch mit dem Titel Das Wunder der Vergebung verfasst und stand dem Haushaltskomitee und dem Missionskomitee der Kirche vor.
Doch seit er merkte, dass es mit seiner Stimme bergab ging, plagte ihn der Gedanke, der Krebs sei zurückgekehrt. Also ging er zum Arzt. Der entdeckte einen roten Fleck links in Elder Kimballs Rachenraum und führte zwei Biopsien durch. Dies strapazierte die Stimme des Apostels noch mehr. Bei Reden wurde sie daher nun verstärkt, weshalb er zu solchen Anlässen ein kleines Mikrofon um den Hals tragen musste.
Am 12. Januar suchte Elder Kimball das Krankenhaus erneut auf, um sich über die Prognose informieren zu lassen. Der Arzt hatte die Ergebnisse der Biopsien ausgewertet und sich mit weiteren Fachärzten beraten. Er war zu dem Schluss gekommen, der Krebs sei wieder da und es gebe kaum noch Hoffnung, Elder Kimballs Stimme erhalten zu können.
Als Elder Kimball überlegte, wie es mit der Behandlung weitergehen sollte, spielte er mit dem Gedanken, sich aus dem Kollegium der Zwölf Apostel zurückzuziehen, um Platz für jemanden zu schaffen, der leistungsfähiger war als er.
Am Tag darauf berichtete er N. Eldon Tanner von der Diagnose, und Präsident Tanner sprach sich dafür aus, dass die Generalautoritäten außerhalb der Reihe für Elder Kimball fasten sollten. Nur zwei Tage später kamen die Generalautoritäten im Tempel zusammen und Harold B. Lee betete aus tiefster Seele. Nach dem Gebet nahm Elder Kimball in der Mitte des Raumes Platz, und Gordon B. Hinckley salbte ihn mit Öl. Die übrigen Apostel im Raum bildeten dann einen Kreis um Elder Kimball, und Präsident Tanner siegelte die Salbung und gab ihm einen Segen.
Während des Segens fühlte sich Elder Kimball seinem Vater im Himmel und den Mitgliedern seines Kollegiums sehr nahe. Die schwere Last, die er mit sich herumgetragen hatte, schien von ihm abzufallen. Er wusste: Wenn Gott wollte, dass er seine geistlichen Aufgaben weiterhin wahrnahm, würde er ihm den Weg weisen, wie dies zu bewerkstelligen sei – ob mit funktionierender Stimme oder ohne. Nach dem Segen umarmte Elder Lee Elder Kimball fest. Die übrigen anwesenden Apostel betrachteten es allesamt als große Ehre, ein derart inniges und vereinendes geistiges Erlebnis gehabt zu haben.
Drei Tage nach Empfang des Segens – es war ein Sonntagmorgen – wurde Elder Kimball unerwartet von einer Nachbarin angerufen. Sie hatte gehört, Präsident McKay sei verstorben, und wollte wissen, ob das stimme.
„Ich weiß von nichts“, entgegnete Elder Kimball. Er tätigte sodann selbst einige Anrufe und erfuhr bald, dass der Prophet tatsächlich am frühen Morgen verstorben war.
Elder Kimball eilte ins Verwaltungsgebäude der Kirche. Der dienstälteste Apostel, Joseph Fielding Smith, sowie Harold B. Lee waren dort bereits mit Familie McKay zusammengekommen. Außerdem waren die Sekretäre der Ersten Präsidentschaft und der Zwölf Apostel – Joseph Anderson und Arthur Haycock – zugegen. Beide saßen schon seit Stunden am Telefon und informierten die Generalautoritäten.
Der Tod von Präsident McKay betrübte die Kirche zutiefst. Überall hatte sich herumgesprochen, welche Liebe er den Heiligen in aller Welt entgegengebracht hatte. Er hatte die Kirche fast neunzehn Jahre lang geführt, und zwei Drittel der insgesamt drei Millionen Mitglieder waren während seiner Amtszeit getauft worden. Als er im April 1951 Nachfolger von George Albert Smith geworden war, hatte die Kirche 184 Pfähle gehabt. Jetzt, im Jahr 1970, hatte sie bereits rund 500 – darunter vierzehn Pfähle in Australien und Neuseeland, dreizehn Pfähle in Europa und die ersten Pfähle in Argentinien, Brasilien, Guatemala, Mexiko, Tonga, Uruguay und Westsamoa.
Fast 90 Prozent der unter Präsident McKay neu gegründeten Pfähle entstanden in den Vereinigten Staaten und Kanada, wo die Kirche weiterhin rasant wuchs. In Nordamerika profitierte das Ansehen der Kirche von einigen ihrer prominenten Mitglieder – etwa J. Willard Marriott, Gründer einer großen Hotelkette, oder George W. Romney, ehemals Vorstandsvorsitzender von American Motors Corporation und Gouverneur des Bundesstaates Michigan.
Präsident McKay hatte fünf Tempel in vier Ländern geweiht und die Übersetzung der Tempelverordnungen in ein Dutzend Sprachen beaufsichtigt. Auch die Generalkonferenz konnten mehr Menschen als je zuvor verfolgen, da mittlerweile zweihundert Fernsehsender und Dutzende von Radiosendern in Nord-, Mittel- und Südamerika die Versammlungen übertrugen. Präsident McKay war stets ein großer Verfechter der Missionsarbeit und des Bildungswesens der Kirche gewesen und hatte veranlasst, dass die Kirche beide Bereiche stark ausdehnt. Seine wichtigste Aufgabe als Präsident der Kirche sah er in der Umsetzung des Korrelationsprogramms, durch das die schlichten Wahrheiten des wiederhergestellten Evangeliums für Mitglieder und Interessierte in aller Welt leichter zugänglich waren.
Tausende Heilige wohnten der Beerdigung von Präsident McKay bei und erwiesen ihm die letzte Ehre. Bald darauf kam das Kollegium der Zwölf Apostel zusammen und bestätigte Joseph Fielding Smith als neuen Präsidenten der Kirche. Präsident Smith war zu diesem Zeitpunkt 93 Jahre alt –und damit der bislang älteste Präsident der Kirche. Bei seinem Amtsantritt blickte er auf fast sechzig Jahre Lebenserfahrung als Apostel zurück, und die Heiligen schätzten an ihm seine breite Kenntnis der Geschichte der Kirche sowie der heiligen Schriften. Als Sohn von Präsident Joseph F. Smith war er zugleich der Enkel von Hyrum Smith, dem Bruder des Propheten Joseph Smith.
Präsident Smith berief Harold B. Lee und N. Eldon Tanner zu Ratgebern in der Ersten Präsidentschaft. Aufgrund des neuen Amtes konnte Präsident Lee seine Aufgaben als Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel nicht mehr wahrnehmen. An seiner Stelle wurde daher Elder Kimball als Amtierender Präsident des Kollegiums eingesetzt.
Ein befreundeter Arzt hatte Elder Kimball dringend geraten, sich in Kalifornien einer Krebsbehandlung zu unterziehen. Doch nach dem Tod von Präsident McKay stellte Elder Kimball seine gesundheitlichen Belange zurück und wollte sich stattdessen auf seine Aufgaben als Apostel konzentrieren. Noch immer war er sich nicht sicher, wie sein Leiden am besten zu behandeln sei. Da sich nach dem Segen seine Sprechfähigkeit verbessert hatte, wollte er sich keiner Operation unterziehen, bei der er Gefahr lief, die Stimme ganz zu verlieren.
In dem Segen, den Präsident Lee ihm bei der Einsetzung in seine neue Berufung gab, sprach er Elder Kimballs Gesundheitszustand an und spendete ihm Worte des Trostes und der Hoffnung.
„Vor allem segnen wir deine Stimme“, sagte er, „und bitten den Herrn inständig, dich weiterhin zu befähigen, dich mit der Stimme und auch durch schriftlich verfasste Anweisungen zu verständigen. Mögest du auf Erden leben, solange dir deine Tage erfreulich sind und bis der Herr sagt: ‚Es ist genug.‘“
Kurz nach ihrer Ankunft in Kalifornien fuhr Maeta Holiday mit Venna Black, ihrer Pflegemutter im Vermittlungsprogramm für indigene Schüler, zu einem Einkaufszentrum. Maeta war dort noch nie gewesen und passte daher genau auf, wo und wann Venna mit dem Auto abbog.
In den Läden suchte sich Maeta die benötigten Kleidungsstücke aus. Doch als es Zeit war zu gehen, wusste Venna nicht mehr, wie sie nach Hause kommen sollte. „Ich habe den Weg nach Hause vergessen“, gestand sie Maeta.
„Wir müssen da entlang“, erklärte Maeta und zeigte Venna die richtige Straße. Bei jeder Kreuzung sagte sie ihr, wo sie abbiegen müsse – bis sie schließlich daheim waren.
Venna war beeindruckt. „Woher weißt du denn so genau, wie man fahren muss?“, erkundigte sie sich.
„Ich bin es gewohnt aufzupassen“, meinte Maeta. Im Navajo-Reservat hatte sie sich schon als kleines Mädchen beim Schafehüten angewöhnt, sich Orientierungspunkte einzuprägen, sonst hätte sie vielleicht nicht wieder nach Hause gefunden.
Schon bald wurde Maeta an der örtlichen Highschool angemeldet. Die ersten paar Tage dort waren beängstigend. Die Schule war viel größer als alle, auf denen sie bisher gewesen war. In den mit Spinden gesäumten Gängen herrschte großes Gedränge. Die meisten Schüler waren hellhäutig, und soweit sie wusste, war sie dort die einzige Schülerin aus dem Vermittlungsprogramm. Ihre Mitschüler hegten jedoch offenbar ihr gegenüber keine Vorurteile. Einigen Schülern des Programms war es da an anderen Schulen anders ergangen. Ihre Klassenkameraden jedenfalls hießen sie willkommen und sie fand schnell Freunde.
Wie andere Jugendliche in ihrer Gemeinde machte Maeta beim Seminar am frühen Morgen mit. Sie und ihre Ziehschwester Lucy standen die Woche über jeden Tag morgens um fünf Uhr auf, um pünktlich zum Unterricht im Gemeindehaus zu sein. An ihrem ersten Tag im Seminar wusste Maeta nicht, was sie erwartete. Also nahm sie Platz und wartete, bis der Unterricht begann. Dann dämmerte es ihr. „Aha“, dachte sie, „wir lernen hier etwas über die Kirche.“
Das Seminar interessierte Maeta nicht besonders. Dass ihre Unterrichtsleistungen benotet werden sollten, überraschte und verwirrte sie. „Wie kann man denn für seine Glaubensansichten benotet werden?“, fragte sie sich. Ob Gott sie wohl auch benotete? Trotz aller Vorbehalte verpassten Lucy und sie den Unterricht nur selten.
In ihrem ersten Jahr an der Highschool sang Maeta im Schulchor mit. Im darauffolgenden Jahr spielte sie Basketball, womit sie schon auf dem Internat in Arizona angefangen hatte. In diesem Sport tat sie sich besonders hervor, und bald schon wurde sie in ihrem Team Aufbauspielerin. Sie war auf Korbleger und Freiwürfe spezialisiert, gab den Ball aber auch geschickt und gern an ihre Mitspielerinnen weiter. Am Ende der Saison wurde sie von ihren Mannschaftskameradinnen und Trainern zur wertvollsten Spielerin gewählt.
Das Vermittlungsprogramm sah vor, dass die Schüler am Ende jedes Schuljahrs in ihre Heimat zurückkehrten und den Sommer bei ihrer leiblichen Familie verbrachten. Maeta wollte eigentlich nicht nach Hause und legte auch keinen Wert darauf, Zeit mit ihrer von Problemen belasteten Mutter Evelyn zu verbringen. Doch Venna hielt es für wichtig, dass Maeta in ihrer Kultur verwurzelt blieb, und ermunterte sie, jeden Monat nach Hause zu schreiben. Und sobald sich ein neuer Sommer ankündigte, saß Maeta also im Bus nach Arizona.
Im Frühjahr 1970 ging für Maeta gerade das zweite Jahr an der Highschool zu Ende. Da erfuhr sie, dass ihr Elternhaus abgebrannt war. Zum Glück war niemand verletzt worden, weshalb Maeta sich keine Sorgen um ihre Familie machte. Venna half Maeta trotzdem dabei, einiges von dem neu zu besorgen, was ihre jüngeren Geschwister bei dem Brand verloren hatten.
Als Maeta diesmal also wieder in Richtung Arizona aufbrach, brachte Venna sie zum Bus und gab ihr Kartons mit Lebensmitteln, Kleidung und Decken mit. „Die sind für deine Familie“, erklärte sie. „Sie sind von unserer Gemeinde.“
Maeta sah, wie die Kartons in den Gepäckraum des Busses geladen wurden, und es wurde ihr ganz warm ums Herz. Als sie zuerst nach Kalifornien gekommen war, hatte sie die Liebenswürdigkeit der Familie Black noch misstrauisch beäugt und sich gefragt, ob sie nur aufgenommen worden sei, um dort den Haushalt zu erledigen. Dann stellte sie fest, dass sie wichtig genommen wurde. Doch erst als sie die Kartons sah, wurde ihr klar, wie sehr ihre Pflegefamilie sie liebte.
Und jetzt erkannte sie auch, wie sehr ihr diese Familie ans Herz gewachsen war.
Etwas später im selben Jahr suchte der sechzehnjährige Kazuhiko Yamashita an einem heißen Julivormittag in Osaka nach einem schattigen Fleckchen. Sein älterer Bruder Masahito und er waren stundenlang unterwegs gewesen, um zur Expo ’70 zu gelangen. Diese Ausstellung mit hunderten von beeindruckenden Messeständen und Pavillons von Ländern und Organisationen aus aller Welt fand zum ersten Mal in Japan statt. Sie stand unter dem Motto „Fortschritt und Harmonie für die Menschheit“, und wohin die Besucher auch blickten – überall sahen sie Belege dafür, dass Japan sich in beeindruckender Weise von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs erholt hatte.
Kazuhiko und Masahito hatten sich schon gemeinsam in einigen Ausstellungsgebäuden umgesehen. Im Pavillon der Vereinigten Staaten hatten sie zum Beispiel eines der beliebtesten Exponate der Messe betrachtet: ein Stück Mondgestein, das von der historischen Mondlandung im Jahr zuvor zur Erde gebracht worden war.
Heute jedoch gingen die Brüder getrennte Wege – Masahito suchte nach Technikausstellungen und Kazuhiko streifte mit seiner Kamera über das Messegelände. Er wollte in den japanischen Pavillon gehen und nachsehen, was für Exponate sein Heimatland der Welt zu bieten hatte. Allerdings reichte die Warteschlange dort bis weit vor den Eingang. Ein Mitarbeiter sagte ihm, die Wartezeit betrage mindestens zwei Stunden.
Da er nicht so lange in der prallen Sonne warten wollte, ging Kazuhiko weiter und kam wenige Minuten später an einem Pavillon vorbei, der einem wunderschönen, weißen Gebäude nachempfunden war. Er hatte zwei Stockwerke und einen hohen Turm, auf dessen Spitze eine goldene Statue zu sehen war, die eine lange Posaune emporhielt. Kazuhiko hatte keine Ahnung, was für ein Pavillon das war. Aber davor gab es keine Warteschlange, also ging er hinein.
Durch einen Garten im japanischen Stil gelangte er in ein Foyer, wo er zu einer Gruppe geleitet wurde, die durchs Gebäude geführt werden sollte. Kazuhiko erfuhr, dass man beim Rundgang über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und deren Mitglieder informiert wurde. Die Kirche hatte zwar schon bei anderen Weltausstellungen publikumswirksame Ausstellungen geboten, dies war jedoch das erste Mal, dass sie mit einem eigenen Pavillon in einem Land vertreten war, das nicht mehrheitlich christlich geprägt war. Im Erdgeschoss des Gebäudes stand eine fast vier Meter hohe Marmornachbildung des Christus, einer Statue des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen. Zudem gab es eine Fotoausstellung über den Alltag der Mitglieder der Kirche in Japan.
Kazuhikos Familie war buddhistisch, und über Jesus Christus oder den Vater im Himmel wusste er rein gar nichts. In der zweiten Etage des Pavillons gelangten er und die anderen Besucher in eine Reihe von Räumen, in denen das Wirken des Erretters und seine Rolle bei der Erschaffung der Welt beleuchtet wurden. Dort erfuhren sie auch von Gottes Plan des Glücklichseins und von der Wiederherstellung des Evangeliums Christi durch den jungen Propheten Joseph Smith.
Der Rundgang endete in einem kleinen Kinosaal, wo die japanische Version eines Kurzfilms mit dem Titel Des Menschen Suche nach Glück gezeigt wurde. Das Original hatte die Kirche bereits 1964 auf der New Yorker Weltausstellung gezeigt. Auf Drängen von Ed Okazaki und seiner Frau Chieko, den dortigen Missionsleitern, war der Film in Japan neu produziert worden – und zwar mit beliebten japanischen Schauspielern, von denen Kazuhiko einige wiedererkannte. Doch die im Film aufgeworfenen Fragen – Woher komme ich? Weshalb bin ich hier? Wohin gehe ich? – waren neu für ihn. Darüber hatte er sich noch nie Gedanken gemacht. Er war sich auch nicht sicher, ob er den im Pavillon angebotenen Antworten Glauben schenken wollte.
Als Kazuhiko aus dem Kinosaal trat, sah er einen Mann in der Halle stehen und ging auf ihn zu.
„Glauben Sie das, was in dem Film gesagt wurde?“, fragte ihn Kazuhiko.
„Aber ja“, antwortete sein Gegenüber ohne zu zögern.
„Sind Sie sich da sicher?“
Kazuhiko verließ den Pavillon und setzte seine Erkundungstour auf der Expo fort. Weit kam er aber nicht, denn plötzlich fiel ihm auf, dass er seine Kamera zurückgelassen hatte. Also eilte er zurück zum Ausstellungsgebäude, wo einer der Mitarbeiter seine Kamera fand.
Kazuhiko wollte seine Dankbarkeit zeigen und kaufte daher ein Buch Mormon in japanischer Sprache. Er hatte zwar kein besonderes Interesse daran, mehr über die Kirche zu erfahren, hinterließ aber dennoch Namen und Adresse.
Drei Monate später kamen zwei Missionare bei ihm zuhause im Umland von Tokio vorbei. Kazuhiko hatte überhaupt nicht erwartet, dass sie ihn tatsächlich aufsuchen würden, freute sich aber, sie zu sehen – und war bereit, ihnen zuzuhören.
Im September 1970 stand Belle Spafford, Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung der Kirche, anlässlich der jährlich stattfindenden FHV-Konferenz im Tabernakel in Salt Lake City vor tausenden von Frauen. Diese Veranstaltung war für gewöhnlich ein Anlass zur Freude: Frauen aus aller Welt kamen zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und von den führenden Amtsträgerinnen angeleitet zu werden. Anders als sonst waren bei dieser Konferenz die Anwesenden jedoch eher bedrückt.
„Wir leben in einer Zeit, in der eine Krise auf die andere folgt“, stellte Präsidentin Spafford fest. In den Vereinigten Staaten waren im Fernsehen jeden Tag Bilder von Krieg und Bürgerunruhen zu sehen. Rassenkonflikte waren an der Tagesordnung, und der gewaltsame Tod prominenter Politiker und Bürgerrechtler erschütterte das Land. Junge Leute setzten ihre Proteste gegen den Vietnamkrieg fort. Frieden und Beschaulichkeit schienen in weite Ferne gerückt.
Im Zuge der Anpassung an die Korrelationsbemühungen der Kirche befand sich auch die Frauenhilfsvereinigung in einer Zeit des Übergangs. In der Vergangenheit hatten die Schwestern ihre eigenen Gelder gesammelt und ihr eigenes Budget erstellt, das dann von den Priestertumsführern genehmigt worden war. Zuletzt hatte die Erste Präsidentschaft jedoch angekündigt, dass die Frauenhilfsvereinigungen Geld aus dem Gemeinde- oder Zweigbudget erhalten sollten.
Das neue System sah vor, dass die örtlichen Priestertumsführer jeder Gemeindeorganisation einen bestimmten Betrag zuwiesen, mit dem diese dann das ganze Jahr auskommen mussten. Die jeweiligen Frauenhilfsvereinigungen konnten also weiterhin selbst bestimmen, wofür sie ihr Geld ausgaben, mussten aber die Last der Mittelbeschaffung für ihre Organisation nicht mehr selbst tragen. Da das Budget der Frauenhilfsvereinigungen nun aber begrenzt war, blieb auch die finanzielle Unabhängigkeit der vergangenen Jahre teilweise auf der Strecke. Auch die traditionellen Basare, auf denen die Frauen zur Aufstockung des Budgets ihre Handarbeiten ausgestellt und verkauft hatten, wurden eingestellt.
Weitere Änderungen betrafen Verwaltungsmaßnahmen der Kirche. Im Rahmen ihrer sozialen Dienste war die Frauenhilfsvereinigung für das Vermittlungsprogramm für indigene Schüler, für den Adoptions- und Pflegefamiliendienst der Kirche sowie ein Rehabilitationsprogramm für problembeladene Jugendliche zuständig gewesen. Diese Programme waren jedoch weitgehend auf den Westen der Vereinigten Staaten beschränkt und wurden nun umstrukturiert, da der Wunsch bestand, im Rahmen der Korrelationsbemühungen die sozialen Dienste der Kirche allen Mitgliedern weltweit unter einer Dachorganisation zugänglich zu machen.
1969 riefen die Führer der Kirche daher den Sozialdienst Unified Social Services ins Leben, in dem unter der Leitung von Priestertumsbeamten all jene Initiativen zusammengefasst waren. Präsidentin Spafford war zwar weiterhin als Beraterin tätig, leitete die Programme aber nicht mehr.
Als sich die Frauenhilfsvereinigung auf die Veränderungen einstellte, sprachen Präsidentin Spafford und ihre Ratgeberinnen offen mögliche Probleme an, und als sie erfuhren, dass das Korrelationskomitee für Erwachsene den Auftrag erhalten hatte, für die FHV-Lektionen das Material zu verfassen, erhoben sie Einspruch. Letztendlich verfasste die Frauenhilfsvereinigung unter Beteiligung des Komitees ihr eigenes Unterrichtsmaterial, das dann dem Komitee zur Überprüfung vorgelegt wurde.
Präsidentin Spafford erkannte, dass sich die Frauenhilfsvereinigung mit zunehmender Verbreitung des wiederhergestellten Evangeliums über die ganze Welt anpassen musste. Für Leser außerhalb der Vereinigten Staaten und Kanadas wurde die Zeitschrift der Kirche mittlerweile in siebzehn Sprachen übersetzt. Das Relief Society Magazine jedoch, die Zeitschrift der Frauenhilfsvereinigung, war bislang nur auf Englisch und Spanisch erhältlich.
Um mit den vom Korrelationskomitee abgestimmten Botschaften möglichst viele Leser zu erreichen, hatten die führenden Amtsträger unlängst vorgeschlagen, die Veröffentlichungen der Kirche neu aufzuziehen. Im Juni 1970 wurde daher bekanntgegeben, dass die meisten Zeitschriften – darunter Instructor, Improvement Era und Relief Society Magazine – eingestellt werden sollten. Seit Jahren erscheinende englischsprachige Zeitschriften in den Missionen – etwa Millennial Star in Großbritannien und Cumorah’s Southern Messenger in Südafrika – sollten gleichfalls eingestellt werden. An ihre Stelle traten drei neue Zeitschriften der Kirche für jeweils eine bestimmte Altersgruppe: der Ensign für Erwachsene, die New Era für Jugendliche und der Friend für Kinder.
Als Präsidentin Spafford nun vor den Zuhörerinnen im Tabernakel stand, war ihr bewusst, dass viele Frauen von den jüngsten Veränderungen nicht sonderlich angetan waren. Ihre Ratgeberinnen und sie hatten etliche Briefe von Frauen erhalten, die sich darüber grämten, dass ihre Zeitschrift eingestellt werden sollte. Präsidentin Spafford konnte das nachvollziehen. Als der Plan zum ersten Mal im Raum gestanden hatte, hatte sie sich dagegen ausgesprochen. Sie war der Meinung, die Zeitschrift erfülle einen wichtigen Zweck in der Kirche und im Leben der Schwestern. Was sollte sie jetzt nur sagen, um Heilung und Trost zu spenden?
Als Thema hatte sie eine Schriftstelle aus dem Buch Mormon gewählt: „Wir lebten nach der Weise des Glücklichseins.“ Auch angesichts schwieriger Zeiten hatte das Volk Nephi in all seinen Bemühungen nicht nachgelassen. Es hielt die Gebote Gottes, so gut es vermochte. Die Leute waren fleißig, zogen Kleinvieh und Herden, säten und ernteten Feldfrüchte.
So könnte es auch mit der Frauenhilfsvereinigung sein. Organisatorische Veränderungen könnten nichts an dem ändern, was zum Glücklichsein führt: Rechtschaffenheit, liebevoller Dienst am Nächsten, kreativer Ausdruck und gesellschaftliches Engagement.
„Die Frauenhilfsvereinigung bietet unerschöpfliche Möglichkeiten“, bezeugte Präsidentin Spafford, „um all das Wesentliche zu fördern, was ein glückliches Leben ausmacht.“
Im Februar 1971 wohnte Darius Gray in Salt Lake City. Seine Bekehrung lag nun schon sechs Jahre zurück. Nach seiner Taufe hatte ihn die Gemeinde herzlich aufgenommen. In der Kirche hatte er etliche neue Freunde gefunden, die ihm halfen, mit seinem neuen Glauben gut zurechtzukommen. Es waren aber auch einige wenige Mitglieder darunter, die ihn aufgrund seiner dunklen Hautfarbe abschätzig behandelten. Doch er hielt an den eindrucksvollen Worten fest, die er in der Nacht vor seiner Taufe gehört hatte: „Dies ist das wiederhergestellte Evangelium, und du sollst dich ihm anschließen.“
Darius arbeitete als Reporter für KSL-TV, einem lokalen Nachrichtensender. Bevor er die Stelle bekam, hätte er nie daran gedacht, einmal eine Laufbahn als Journalist einzuschlagen. Doch dann lernte er Arch Madsen kennen, den Vorsitzenden des von der Kirche betriebenen und für KSL zuständigen Kommunikationsunternehmens. Arch war unverblümt, aber freundlich. Deshalb nahm Darius die ihm angebotene Stelle an. Er hatte das Gefühl, Gott habe ihm genau diesen Weg vorgezeichnet.
Nachdem Darius eingestellt worden war, absolvierte er ein Journalismusstudium an der University of Utah. Er engagierte sich auch sehr in seiner Gemeinde in Salt Lake City und fungierte dort als Sonntagsschulleiter. Durch Arch lernte er Monroe Fleming kennen, der im Hotel Utah arbeitete, genau wie er dunkelhäutig war und ebenfalls der Kirche angehörte. Monroes Frau Frances gehörte der Kirche schon in vierter Generation an und war eine Urenkelin von Jane Manning James. Familie Fleming lud Darius zum Abendessen ein und sprach dort offen die Erfahrungen an, die sie in der Kirche gemacht hatte. Ihm wurden auch weitere Schwarze unter den Heiligen in Salt Lake City vorgestellt.
So lernte Darius etwa Lucile Bankhead kennen, die allseits beliebte Matriarchin der Gruppe dieser Heiligen. Genau wie Frances Fleming war sie eine Nachfahrin Schwarzer, die zu den Pionieren der Kirche gezählt hatten, und war in der Kirche aufgewachsen. Des Weiteren lernte er Eugene Orr kennen, der sich 1968 der Kirche angeschlossen hatte und mit Leitha Derricott verheiratet war. Die beiden waren sich seinerzeit in Utah zum ersten Mal begegnet. Mittlerweile veranstalteten Eugene und Leitha für ihre Bekannten unter den Schwarzen in und um Salt Lake City Sommerpicknicks, damit man einander besser kennenlernen und unterstützen konnte.
Ruffin Bridgeforth hatte es Darius besonders angetan. Er war ein Schwarzer, der 1944 als Angestellter des US-Militärs nach Utah gezogen war. Im Jahr 1953 schlossen sich Ruffin und seine Frau Helena der Kirche an und zogen ihre Kinder im Glauben auf. Darius bewunderte Ruffins Beständigkeit, seine unaufdringliche Klugheit und seine sanfte Art. Im Laufe der Jahre hatte Ruffin in Elder Thomas S. Monson und weiteren Führern der Kirche gute Freunde gefunden. Als Redner sprach er oft in Gemeinden, Pfählen oder Missionen über die Schwarzen unter den Heiligen der Letzten Tage.
Eines Tages erhielt Darius einen Anruf von Heber Wolsey, dem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit an der Brigham-Young-Universität. Dieser wusste um Darius’ Arbeit bei KSL und wandte sich gelegentlich an ihn, wenn es an der BYU Probleme mit Diskriminierungsvorwürfen gab.
In letzter Zeit stand die Universität aufgrund der von der Kirche praktizierten Einschränkungen beim Priestertum im Kreuzfeuer des öffentlichen Interesses. Politische Aktivisten riefen bisweilen zu Demonstrationen auf oder boykottierten Sportveranstaltungen der BYU. Im Oktober 1969 hatte sich die Kontroverse zugespitzt: Vierzehn Footballspieler der University of Wyoming – allesamt Schwarze – bestanden darauf, im bevorstehenden Spiel gegen die Mannschaft der BYU schwarze Armbinden zu tragen. Ihr Trainer suspendierte sie daraufhin. Dies zog die Aufmerksamkeit der Medien auf sich und löste Proteste aus.
Diesmal riefen Aktivisten in Wyoming zu einem weiteren Protest auf, und zwar anlässlich eines Basketballspiels gegen die BYU. Als Ernest L. Wilkinson, Präsident der Brigham-Young-Universität, davon erfuhr, gab er zur Rechtfertigung eine schriftliche Erklärung heraus und entsandte Heber Wolsey zu Gesprächen mit den Organisatoren. Die Aktivisten wollten jedoch nur mit einem schwarzen Mitglied der Kirche verhandeln. Also rief Heber Darius an und bat ihn, nach Wyoming zu fliegen.
„Wann denn?“, erkundigte sich Darius.
„Am besten“, meinte Heber, „gleich in dreißig Minuten.“
Darius hetzte zum Flughafen und erwischte gerade noch rechtzeitig den Flug. An der Universität dirigierte ihn Heber eiligst in einen überfüllten Hörsaal. Dort nahmen beide ganz vorne Platz und saßen den führenden Köpfen der Aktivisten direkt gegenüber. Darius lächelte die ganze Zeit über freundlich. Ihren Fragen entnahm er allerdings, dass einigen von ihnen missfiel, dass er für die Kirche eintrat. Er war jedoch fest entschlossen, sich selbst und seinem Glauben treu zu bleiben.
Bei einer Gesprächsrunde wurde Darius vorgeworfen, mit seinem Beitritt zur Kirche habe er sein Erbe als Schwarzer beschmutzt. Darius entgegnete: „Ich wurde als Schwarzer geboren. Ich bin ein Schwarzer. Als Schwarzer werde ich einst sterben. Als Schwarzer bin ich stolz auf meine Herkunft. Ich werde mich auch nach besten Kräften für gerechte Belange der Schwarzen einsetzen.“
Dann hielt er kurz inne. „Doch ich bin auch Mormone“, ergänzte er nicht ohne Stolz. „Viele der Fragen, die ich hatte, konnte nur die Mormonenkirche beantworten. Meine Hautfarbe und meine Religion vertragen sich ausgezeichnet.“
Allen Bemühungen von Darius und Heber zum Trotz ließen sich die Studenten aus Wyoming nicht davon abbringen, vor dem Spiel und auch währenddessen zu demonstrieren. Darius sah das Treiben und hatte Verständnis für ihren Wunsch nach Gleichberechtigung. Er fand aber, dass sie die Kirche und ihre Lehren nicht gänzlich verstanden hatten.
„Wenn die Studenten vorgehabt hätten, ganz allgemein gegen Vorurteile und Ungerechtigkeit – wo auch immer sie zu finden sind – zu demonstrieren, nicht jedoch gegen die in der Kirche gelehrten Grundsätze“, sagte er später, „hätte ich mich ihnen bereitwillig angeschlossen.“
Am 19. Januar 1971 nahm der zweiundvierzigjährige nigerianische Schullehrer Anthony Obinna einen Stift und ein blaues Blatt Papier zur Hand und schrieb dem Präsidenten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage einen Brief. „Auf der Suche nach Erlösung habe ich etliche Bücher gewälzt“, schrieb er, „und nun endlich die Antwort gefunden.“
In den letzten Jahren war Familie Obinna – Anthony, seine Frau Fidelia und ihre gemeinsamen Kinder – weitgehend an ihr Zuhause gefesselt gewesen, denn um sie herum tobte der nigerianische Bürgerkrieg. Eines Tages, als sich in der ungewissen Lage die Stunden wieder einmal hinzogen, sah Anthony in einer alten Zeitschrift etwas, was er dort nicht erwartet hatte: das Bild eines hohen, stattlich aussehenden Steingebäudes mit mehreren hohen Türmen.
Das Gebäude hatte er schon einmal gesehen – in einem Traum, den er vor Ausbruch des Bürgerkriegs gehabt hatte. In diesem Traum hatte ihn der Erretter zu dem Gebäude hingeführt, das äußerst prächtig und voller Menschen war, die alle in Weiß gekleidet waren.
„Was ist das?“, hatte Anthony gefragt.
„Das sind Leute, die in den Tempel gehen“, lautete die Antwort des Erretters.
„Was machen sie denn dort?“
„Sie beten. Sie beten hier immer.“
Als Anthony wieder erwachte, wollte er unbedingt wissen, was es mit dem Traum auf sich hatte. Er erzählte Fidelia und seinen Freunden davon und fragte, ob sie wüssten, was all dies wohl bedeuten könne. Doch niemand konnte ihm weiterhelfen. Schließlich bat er einen Geistlichen um Rat. Auch dieser konnte den Traum nicht deuten, meinte aber, falls der Traum von Gott stamme, würden sich Anthonys Fragen eines Tages klären.
Als Anthony das Bild in der Zeitschrift sah, war ihm mit einem Schlag klar, dass dies die Antwort war. Der Bildüberschrift entnahm er, dass es sich um den Tempel in Salt Lake City handelte.
Der Artikel begann so: „Die Mormonen – offiziell als Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bezeichnet – sind ein eigener Menschenschlag.“ Die Ausführungen boten einen Abriss über die Geschichte der Kirche, zudem wurden einige ihrer grundlegenden Lehren beleuchtet. „Sie haben ihre ureigenste Lebensweise“, hieß es in dem Artikel. „Diese hingebungsvolle religiöse Gemeinschaft speist ihre Motivation aus dem Glauben, dass jeder Mensch auf Erden ein Geistsohn oder eine Geisttochter Gottes ist.“
Als Anthony das las, überschlugen sich seine Gedanken. Sofort rief er seine unweit von ihm wohnenden Brüder zusammen und erzählte ihnen von dem Bild und seinem Traum.
„Bist du dir mit dem Gebäude auch sicher?“, fragte sein Bruder Francis.
Anthony war sich absolut sicher.
Unter dem geltenden Kriegsrecht war seinerzeit leider kein Briefwechsel möglich gewesen, daher hatte Anthony nicht an den Hauptsitz der Kirche schreiben können. Er wusste auch nicht, ob es in Nigeria irgendwo inoffizielle Gruppen von Heiligen der Letzten Tage gab. Etliche dieser Gemeinschaften hatten sich im Verlauf des Krieges aufgelöst, und der Kontakt zueinander und zur Kirche war verlorengegangen. Von einigen Gläubigen, wie Honesty John Ekong, war jede Spur im Sand verlaufen. Doch nun, da der Krieg endlich vorbei war, hielt Anthony nichts mehr davon ab, Kontakt zur Kirche aufzunehmen.
In seinem Brief an den Präsidenten der Kirche äußerte Anthony den Wunsch, es möge doch an seinem Wohnort ein Zweig errichtet werden. „Der Mormonismus ist unter allen Religionen fürwahr einzigartig“, schrieb er.
Einige Wochen darauf erhielt er einen Brief. „Leider haben wir derzeit keine offiziellen Vertreter aus Salt Lake City in Ihrem Land“, hieß es darin. „Doch wenn Sie es wünschen, bin ich gerne bereit, mich mit Ihnen per Brief über die religiösen Lehren Jesu Christi auszutauschen.“
Unterzeichnet war der Brief mit „LaMar Williams, Missionsabteilung“.