2004
Lehren der Präsidenten der Kirche: Wie bereite ich eine Lektion vor??
Juni 2004


Lehren der Präsidenten der Kirche: Wie bereite ich eine Lektion vor??

Fällt es Ihnen schwer, eine Lektion für die FHV oder ein Kollegium des Melchisedekischen Priestertums vorzubereiten? Wenn Sie sich an ein paar einfache Regeln halten, können Sie ein Thema so vorbereiten, dass es inspiriert und Sinn ergibt.

Die meisten Bauprojekte beginnen mit zweierlei: verschiedenen Baumaterialien – wie Brettern, Nägeln und Dachziegeln – und einem Plan, aus dem ersichtlich ist, wie die Materialien zusammengefügt werden sollen.

Die Vorbereitung einer Lektion aus Lehren der Präsidenten der Kirche (Leitfaden für das Melchisedekische Priestertum und die FHV) ist auch ein Projekt. Selbstverständlich haben Sie Baumaterial – den Leitfaden, die heiligen Schriften, Ihr Zeugnis, das der Teilnehmer sowie die Erfahrungen, die Sie wie auch die Teilnehmer mit dem Evangelium gemacht haben. Doch wo ist der Plan, der Ihnen genau zeigt, wie Sie dieses Material zu einer inspirierenden Klasse zusammenstellen?

In den meisten Leitfäden der Kirche wird ein Unterrichtsablauf vorgegeben, der aufzeigt, wie man jeden Schwerpunkt vermittelt. Da die Lehren der Präsidenten der Kirche für das persönliche Studium gedacht und gleichzeitig Leitfäden sind, finden Sie darin keinen Unterrichtsablauf. Wenn Sie also eine Lektion aus diesem Leitfaden vorbereiten, sind Sie sowohl Architekt als auch Baumeister.

Erstellen Sie Ihren Plan

Diese Aufgabe mag beängstigend erscheinen – vor allem, wenn Sie noch nicht so viel Erfahrung im Unterrichten haben. Wenn Sie jedoch Ihren Unterricht selbst planen, können Sie ihn ganz genau auf die Bedürfnisse Ihrer Klasse zuschneiden. Und wenn Sie sich an ein paar einfache Regeln halten, wird die Vorbereitung einer inspirierenden und sinnvollen Lektion zu einer Aufgabe, die Sie bewältigen können.

Fangen Sie die Vorbereitung immer mit einem Gebet an. Der Herr hat allen Lehrern eine beruhigende Verheißung gegeben, die aber mit einer Warnung verbunden ist: „Und der Geist wird euch durch das Gebet des Glaubens gegeben; und wenn ihr den Geist nicht empfangt, sollt ihr nicht lehren.“ (LuB 42:14.) Es ist unerlässlich, dass Sie zunächst um die Führung durch den Heiligen Geist beten, wenn es darum geht, wie Sie das Thema vermitteln wollen. Dies kann darüber entscheiden, ob eine Lektion nicht ankommt oder aber wirklich etwas über das Evangelium vermittelt. Schwester Karen Knickerbocker von der Mikronesien-Mission Guam zufolge besteht der wichtigste Teil ihrer Unterrichtsvorbereitung darin, „ständig darum zu beten, dass die Schwestern ihre Ohren und ihr Herz öffnen, um zu verstehen.“

Bereiten Sie ein Unterrichtsgespräch vor, keinen Vortrag. „Eine wirkungsvolle Lektion aus dem Leitfaden Lehren der Präsidenten der Kirche ist üblicherweise eher ein Unterrichtsgespräch als ein straff durchstrukturierter Vortrag“, erklärt R. Val Johnson, ehemaliger Manager des Bereichs Hauptlehrplan in der Abteilung Lehrplan der Kirche. Betrachten Sie sich nicht als Dozent, der auf jede nur mögliche Frage vorbereitet sein muss, sondern als Führer bei einer Entdeckungsreise. Es ist nicht Ihre Aufgabe, eine Geschichtsstunde oder eine Klasse über das Leben des Propheten abzuhalten. Es ist auch nicht Ihre Aufgabe, eine Lektion zu diesem Thema aus dem Leitfaden Lehren der Präsidenten der Kirche mit Hilfe anderer Quellen vorzubereiten. Ihre Aufgabe ist viel einfacher und wichtiger: Sie sollen die Teilnehmer dahin führen, dass sie Wahrheiten, die von einem Propheten verkündet wurden, erkennen und anwenden.

Lesen Sie vor dem Unterricht das jeweilige Kapitel komplett durch und markieren Sie die Zitate, die Sie besonders beeindrucken. Oftmals enthält ein Kapitel aus diesem Leitfaden viel zu viel Stoff und man kann nicht alles in einer Unterrichtsstunde behandeln. Wenn Sie die Zitate markieren, die Ihnen besonders wichtig erscheinen, hilft Ihnen das letztendlich bei der Entscheidung, was Sie lesen und besprechen wollen.

Wählen Sie die Zitate aus, die Sie für den Unterricht brauchen. Diese Zitate werden die Schwerpunkte bilden, auf die Sie im Unterricht eingehen wollen. Die Zwischenüberschriften und die Fragen am Ende des Kapitels können Ihnen bei der Auswahl helfen. Bedenken Sie bei der Vorbereitung, dass Sie und die Teilnehmer auch besprechen können sollen, welchen Bezug die Zitate zu unserem Leben haben. Beachten Sie auch, dass es nicht nur Ihre Aufgabe ist, ein Evangeliumsthema durchzunehmen, sondern das, was ein Prophet zu diesem Thema gesagt hat.

Suchen Sie Schriftstellen, die zu dem Thema passen. Die heiligen Schriften enthalten das Wort des Herrn, und deshalb laden sie seinen Geist in den Unterricht ein. „Durch die heiligen Schriften wird das Unterrichtsgespräch tiefgründiger und aufschlussreicher“, meint Rodrigo Durán aus der Gemeinde Providencia im Pfahl Las Condes in Santiago de Chile.

Überlegen Sie sich eine Einleitung, die das Interesse weckt. Die ersten zwei Minuten einer Unterrichtsstunde sind entscheidend. In der Regel entscheiden die Teilnehmer in diesen 120 Sekunden, ob sie dem Unterricht folgen wollen oder nicht. So ließ Roxana San Martín de Seguel aus der Gemeinde Providencia im Pfahl Las Condes in Santiago de Chile als Einleitung für eine FHV-Klasse jede Schwester in einen Spiegel schauen. Dann fragte sie sie, was sie darin sah. „Ein Gesicht“, meinte eine. „Eine Tochter Gottes“, antwortete eine andere. Die Schwestern waren im Nu bei der Sache und schon zu Beginn des Unterrichts herrschte eine wunderbare Atmosphäre, erinnert sich Schwester de Seguel.

Wählen Sie Lehrmethoden, die zum Thema passen. Anschauungsmaterial, zum Nachdenken anregende Fragen, Rollenspiele und viele weitere Methoden können das Interesse wecken und zum Lernen anregen. Anregungen zu Lehrmethoden finden Sie in Lehren, die größte Berufung (Artikel Nr. 36123 150) und in der Anleitung für das Unterrichten (Artikel Nr. 34595 150).

Stellen Sie immer wieder einen Bezug her! Es ist wahrscheinlich das Entscheidende in jeder Lektion, wie sich der vermittelte Stoff auf das tägliche Leben beziehen lässt. Dafür muss man möglicherweise am meisten überlegen und vorbereiten. Doch wenn die Teilnehmer zwischen den Wahrheiten des Evangeliums und ihrem Leben keinen Bezug herstellen können, war der Unterricht letztlich nur eine Gedankenübung.

Vital Jonel aus dem Zweig Petit Goave in der Haiti-Mission Port-au-Prince erklärt, wie man mit Hilfe von passenden persönlichen Erfahrungen den Geist in den Unterricht einladen kann: „Ich frage die Brüder nach Beispielen aus ihrem Leben. Diese Schilderungen bauen uns auf, sind informativ und halten das Interesse wach. Ein passendes Erlebnis, das aus dem eigenen Erfahrungsschatz stammt und durch ein aufrichtiges Zeugnis bestätigt wird, untermauert die Botschaft der Lektion.“

Überlegen Sie sich im Voraus einige Fragen. Sie können Fragen stellen, die Ihre Schüler anregen nachzudenken, wie sich ein Grundsatz in verschiedenen Lebenslagen anwenden lässt. Wählen Sie einige der Fragen am Ende des Kapitels für das Unterrichtsgespräch aus. Eine FHV-Lehrerin sagte: „Ich stelle gern Fragen, die man zumindest teilweise mit einem bestimmten Zitat beantworten kann. Wenn den Schwestern nicht gleich etwas dazu einfällt, lesen wir das Zitat und erfahren, was der Prophet dazu gesagt hat. Seine Worte rufen bei den Schwestern oft Erinnerungen wach, sodass sie dann von eigenen Erkenntnissen und Erlebnissen berichten können.“ Sie können auch einen Teilnehmer im Voraus bitten, einen Teil der Lektion zu lesen und im Unterricht seine Gedanken zu diesem Thema vorzutragen.

Geben Sie Ihr Zeugnis und geben Sie auch anderen Gelegenheit dazu. Wenn man Zeugnis gibt, kann das den Schülern helfen, den entscheidenden Schritt vom Lernen zum Anwenden zu gehen. Präsident Gordon B. Hinckley hat erklärt, wenn ein Lehrer von Herzen spricht, „springt der Funke in das Herz seiner Zuhörer über.“1

Fordern Sie die Teilnehmer auf, die Lektion vor dem Unterricht zu lesen und danach zu Hause zu besprechen. Ein Leseplan hilft denjenigen, die eine Berufung in der PV, bei den Jungen Damen oder den Jungen Männern haben, im persönlichen Studium die Kapitel zu lesen und auf dem Laufenden zu bleiben. Die Teilnehmer profitieren ebenfalls von einem Leseplan – und auch von der Anregung, den Stoff zu Hause zu lesen und den Leitfaden zum Unterricht mitzubringen. Es fällt ihnen sicher leichter, sich am Unterrichtsgespräch zu beteiligen, wenn sie den Leitfaden vor sich liegen haben und den Stoff kennen. Vielleicht stellen sie sogar fest, dass sie empfänglicher für Eingebungen des Geistes sind und eher bereit sind, ihre Erkenntnisse mitzuteilen. Sie können auch anregen, dass die Teilnehmer vor und nach dem Unterricht die Lektion mit ihrem Ehepartner, Mitbewohnern oder Freunden besprechen. Auf diese Weise erkennen sie auch weiterhin, wie sich das Gelernte anwenden lässt.

Es wird etwas von ewigem Wert vermittelt

Jedes Mal, wenn Sie eine Lektion aus einem Leitfaden der Reihe Lehren der Präsidenten der Kirche vorbereiten und unterrichten, vermitteln Sie etwas von ewigem Wert. In einer Zeit, in der die Menschen die unveränderlichen und Halt gebenden Worte der Propheten Gottes nötiger brauchen denn je, dürfen Sie den Glauben an den Herrn verbreiten, die Kenntnis seines Evangeliums vertiefen und die geistige Kraft fördern, heute seinen Lehren zu folgen.

„Es ist einfach herrlich, eine Lehrerin zu sein!“, meint Patricia Arancibia de Moya aus der Gemeinde El Labrador im Pfahl Vicuña Mackenna in Santiago de Chile. „Wenn wir uns richtig auf den Unterricht vorbereiten, indem wir durch Beten nach der Führung des Heiligen Geistes trachten, nimmt unsere Erkenntnis über den Erretter zu. Wir spüren, wie wunderbar das Evangelium ist. Und wenn wir unseren Schülern Zeugnis geben, können wir ihr Herz berühren, weil der Heilige Geist ihnen diese ewigen Wahrheiten bezeugt.“

Jan Pinborough gehört zur Gemeinde East Mill Creek 4 im Pfahl East Mill Creek in Salt Lake City.

Weitere Anregungen finden Sie in Dallin H. Oaks, „Evangeliumsunterricht“, Liahona, Januar 2000, Seite 94-98.

Die Aufgabe Des Lehrers

„Das Ziel des Evangeliumsunterrichts heute … ist nicht, den Verstand der Schüler mit ‚Informationen zu füttern’. Er ist nicht dazu da, dass der Lehrer zeigen kann, was er alles weiß, und dient auch nicht dazu, Wissen über die Kirche anzuhäufen. Das wichtigste Ziel des Unterrichts in der Kirche ist es, positive Veränderungen im Leben von Jungen und Mädchen, Männern und Frauen zu bewirken. Jeder soll über die Grundsätze des Evangeliums nachdenken, sie nachempfinden und dann etwas unternehmen, damit er danach lebt.“

Präsident Thomas S. Monson, Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft , Generalkonferenz, Oktober 1970.

Die Aufgabe Des Schülers

„Gerade darum legt der Herr auch immer wieder solchen Nachdruck auf die Weiterbildung – insbesondere die geistige Weiterbildung. Niemand kann als Unwissender errettet werden, aber der Herr kann uns Licht und Wahrheit nur dann kundtun, wenn wir bereit sind, sie zu empfangen. Und so muss ein jeder von uns alles tun, was er kann, um sein geistiges Wissen und seine Einsicht durch das Studium der heiligen Schriften und der Worte der lebenden Propheten zu vertiefen. Wenn wir die Offenbarungen lesen und uns eingehend damit befassen, kann der Geist uns im Herzen kundtun, dass das, was wir lernen, wahr ist; auf diese Weise spricht die Stimme des Herrn zu einem jeden von uns. In dem Maß, wie wir über die Lehren des Evangeliums nachsinnen und sie im täglichen Leben anwenden, werden wir besser vorbereitet, mehr Licht und Wahrheit zu empfangen.“

Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel, „Wunderbar sind die Offenbarungen des Herrn“, Der Stern, Juli 1998, Seite 34f.

Mit Anschauungsmaterial, zum Nachdenken anregenden Fragen und Rollenspielen kann man sehr gut die Aufmerksamkeit der Schüler wecken.

Konzentration Auf Inspirierte Lehren

„In Lehren der Präsidenten der Kirche , dem Leitfaden für das Melchisedekische Priestertum und die FHV, stehen viele inspirierte Lehren der neuzeitlichen Propheten. Die darin enthaltenen zeitlosen Lehren und Grundsätze sind eine Quelle göttlicher Weisheit und Führung. Eine weise Lehrkraft zieht ihnen nicht selbst gewählte Themen und eigene Weisheiten vor, sondern sie konzentriert sich auf diese inspirierten Lehren und wie sie sich im heutigen Leben und unter heutigen Gegebenheiten umsetzen lassen.“

Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel, „Gott in allem danken“, Liahona, Mai 2003, Seite 96.

Anmerkung

  1. Siehe Teachings of Gordon B. Hinckley , 1997, Seite 620