Ein Bericht aus Moldawien
Die Kirche hat in Moldawien viele Mitglieder im Teenageralter, die als Pioniere vorangehen. Sie steht in dem kleinen Land beim Schwarzen Meer für neue Hoffnung.
Wer Lilia Carasciuc sagt, meint eigentlich zwei Personen: eine Mutter und ihre Tochter. Beide stammen aus Moldawien, einem kleinen Nachbarland Rumäniens. Beide sind Pioniere, und beide können von sich behaupten, die ersten moldawischen Mitglieder der Kirche zu sein.
Lilia, die Mutter, wurde im Mai 1997 als erste moldawische Staatsangehörige bei einem Besuch in den USA, den sie einem Stipendium der US-Regierung zu verdanken hatte, getauft.
Nur sechs Monate später, im November, wurde ihre Tochter Lilia der erste Mensch, der in Moldawien getauft wurde. Sie war die erste in einer Reihe von Bekehrten, die sich an jenem Tag taufen ließen, und sie ist stolz darauf, die Erste zu sein, die sich in Moldawien der Kirche anschließen durfte. Mittlerweile gehören beide Lilias seit über sechs Jahren der Kirche an.
Die Anfänge
Zunächst waren die einzigen Mitglieder in Moldawien drei Amerikaner: John Nielson, Paul Morris und seine Frau Betty. Sie hielten die Abendmahlsversammlung in der Wohnung Morris ab. Zwei Missionare aus der Rumänien-Mission Bukarest wurden nach Moldawien gesandt, und nach und nach erkannten die Schafe die Stimme ihres Hirten. Lilia und ihre Mutter besuchten die Versammlungen erstmals, als die Mutter aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt war.
Die jüngere Lilia erzählt, wie sie bekehrt wurde: „Ich begann sechs Monate vor meiner Taufe, die Versammlungen zu besuchen. Meine Mutter war mir die ganze Zeit ein Vorbild. Zuerst erfuhr ich von der Kirche durch ein Gesangbuch, das mir Mutter schenkte. Das erste Lied, das ich mir ansah, ‚Liebet einander‘, gefiel mir sehr. Ich wusste, Gott wollte mir zeigen, dass ich etwas ganz Besonderes bin und dass er mich liebt.“
In den sechs Jahren seit Lilias Taufe ist der Zweig auf 180 Mitglieder angewachsen. Viele davon sind Jugendliche und junge Erwachsene. Fünf junge Mitglieder aus Moldawien haben bereits eine Mission erfüllt. Vier weitere sind gerade auf Mission.
Sie sprechen gern darüber, wie die Kirche ihr Leben verändert hat. „Ich könnte vor Freude in die Luft springen“, sagt Alin Constantinescu. „Ich gehöre zur einzig wahren Kirche! Mein Innerstes ist von tiefer Dankbarkeit erfüllt, wenn ich daran denke, wie sehr der Herr uns liebt und welches Vertrauen er in uns als Pioniere hier in Moldawien setzt.“ Alin dient jetzt in der England-Mission Manchester.
„Man kann es uns ansehen, dass wir glücklich sind“, sagt Mariana Turcanu. „Das liegt am Evangelium. Es hat mein ganzes Leben hier in Moldawien verändert.“
Noch mehr Neues in Moldawien
Das kleine Land, das zwischen Rumänien und der Ukraine liegt, hat die Form einer Melonenscheibe. Es hat etwa viereinhalb Millionen Einwohner, die Russisch oder Moldawisch, eine eng mit dem Rumänischen verwandte Sprache, sprechen. In der Hauptstadt Chisinau wohnen die meisten Menschen in Hochhäusern aus Stahlbeton. Doch auf dem Land und in den Dörfern lebt man immer noch in selbst errichteten Häusern ohne fließend Wasser, und so mancher benutzt zur Fortbewegung diePferdekutsche oder geht zu Fuß. Das Land hat fruchtbaren schwarzen Boden, in dem prächtige Früchte und gutes Gemüse gedeihen. Die Hügel, zu niedrig, um als Berge bezeichnet zu werden, sind mit Wiesen bedeckt, die hier und da ein Baum oder eine Ansammlung von leuchtend gelben Sonnenblumen schmückt.
Der größte Zweig der Kirche in Moldawien befindet sich in Chisinau. Ion Virlan wurde als erster Moldawier zum Zweigpräsidenten berufen. Seine Tochter Natalia, die im Teenageralter ist, gehörte zu den ersten fünf Moldawiern, die sich im November 1997 taufen ließen; wenige Monate später schloss sich auch ihre Familie der Kirche an. Auch in der Stadt Orhei gibt es einen kleinen Zweig.
Die Kirche hat auch viele Jugendaktivitäten in Moldawien eingeführt. Im Zweig Chisinau gab es die erste Seminar- und die erste Institutsklasse. Die Jugendlichen erlebten auch zum ersten Mal einen Super-Samstag. Doch am besten war natürlich, dass der Zweig das erste Gemeindehaus in Moldawien bekam. Das Gebäude wurde im Dezember 2002 geweiht und zeugt von den Anstrengungen der moldawischen Pioniere.
Sie ebnen den Weg
Es mag sich zwar etwas eigenartig anhören, wenn man von solch jungen Mitgliedern als Pionieren spricht, doch sie sind sich durchaus bewusst, dass sie den Menschen in ihrem Land den Weg ebnen. Juliana Musteata sagt: „Es macht mir Freude und macht mich von Herzen glücklich, in unserer Zeit eine Pionierin in Moldawien zu sein. Ich denke, wenn wir uns anstrengen, können wir dazu beitragen, dass die Kirche wächst. Ich weiß, der Herr hat einem jeden von uns die Möglichkeit gegeben, anderen Beispiel zu geben und das Evangelium zu verbreiten.“
„Ja, wir sind Pioniere!“, bekräftigt Gheorghe Zugravu. „Es ist einfach herrlich, als Pionier für den Herrn Jesus Christus einzutreten. Wenn wir das Evangelium in unserem Land verbreiten, fühlen wir uns dem Erretter näher. Wir sind die Vorreiter, doch auf uns werden noch viele folgen, die Jesus Christus so lieben wie wir. Das glauben wir von ganzem Herzen.“
Das Waisenhausprojekt
Die Jugendlichen zeigen ihre Liebe zu Jesus Christus auch in der Art und Weise, wie sie sich um andere kümmern. Wie auch in anderen Teilen der Welt üblich, haben die Jungen Damen des Zweiges Chisinau Dienstprojekte auf die Beine gestellt. Eins davon führen sie jetzt jährlich durch: Immer im Sommer kümmern sie sich um die Kinder in den Waisenhäusern der Stadt.
„Wir geben unser Bestes, das Leben der Kinder angenehmer zu gestalten“, erklärt Natalia Gligor. „Wir geben uns große Mühe, lieb zu ihnen zu sein und ihnen Trost zu spenden. Wir spielen mit ihnen und zeigen ihnen, dass sie gemocht werden. Wir haben ein besonderes Programm, mit dem man bestimmte Fähigkeiten fördern kann. Wir versuchen, ihre Aufmerksamkeit und ihre Neugier zu wecken. Ihnen fehlt es in materieller wie geistiger Hinsicht an vielem. Der geistige Mangel ist schlimmer und die dadurch verursachten Wunden heilen schwerer.“
Auch Irina Vizitiv nimmt sich der Waisenkinder an. Sie sagt: „Eine Familie zu haben, ist der größte Segen unseres Vaters im Himmel. Ich denke, dass wir durch dieses Dienstprojekt etwas Licht ins Leben der Kinder gebracht haben. Und ich weiß, dass das dem Himmlischen Vater sehr wichtig ist.“ Irina gehört, wie viele Jugendliche, als Einzige aus ihrer Familie der Kirche an. Sie hofft, dass ihre Familie das wiederhergestellte Evangelium eines Tages annimmt.
Erkenntnis vom Erretter
Zu den wichtigsten Erfahrungen, die die Jugendlichen machen, zählt es, Jesus Christus kennen zu lernen. Katerina Bejan war die erste Seminarlehrerin des Zweiges. Sie erfüllt jetzt eine Mission in England. Sie sagt: „Ich weiß, dass Jesus Christus immer mit uns ist und dass er der Schluss-Stein dieser Kirche ist.“
„Ich freue mich sehr, wenn jemand sagt: ‚Jesus Christus lebt!‘“, sagt Mariana Turcanu. „Es ist ein herrliches Gefühl, dies selbst zu wissen. Und so gewiss wie mein Erlöser lebt, weiß ich, dass er mich liebt.“
Slava Schiopul weiß, dass viele Moldawier darauf warten, vom Evangelium zu erfahren. Er sagt: „Wir müssen unser Leben nach den Geboten des Himmlischen Vaters ausrichten. Wir sind zwar nur wenige in diesem Land, die einander beistehen können, aber wenn wir gehorsam sind, kommen wir dem Erretter Jesus Christus immer näher und er hilft uns, im Licht zu leben.“
Vasile Botan, der gerade in der Frankreich-Mission Paris dient, erkennt im Fortschritt der Kirche in seinem Land einen Schritt hin zur Erfüllung einer Prophezeiung: „Ich weiß, ehe Jesus Christus zum zweiten Mal auf die Erde kommt, muss sein wiederhergestelltes Evangelium zu jeder Nation, jedem Geschlecht, jeder Sprache und jedem Volk gelangen. Ich bin sehr froh, dass diese Botschaft in Moldawien angekommen ist. Wir wissen, dass Gott auch an uns in diesem kleinen Land denkt.“
Wie die meisten Pioniere haben auch die Mitglieder in Moldawien wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der moldawische Staat ist noch jung und Arbeitsplätze sind Mangelware. Doch das Evangelium Jesu Christi, das sie angenommen haben, und ihr fester Vorsatz, rechtschaffen zu leben, geben den Moldawiern Hoffnung für die Zukunft.
Karl und Sandra Finch gehören zur Gemeinde Modesto 3 im Pfahl Modesto in Kalifornien. Sie haben in Moldawien eine Mission für das Bildungswesen der Kirche erfüllt.