Ich habe eine Frage
„Ich bemühe mich, jeden Tag in den heiligen Schriften zu lesen, aber es bringt mir nicht viel. Wie kann ich aus meinem Schriftstudium mehr herausholen?“
Die antwort des Liahonas
Es ist schön, dass du in den heiligen Schriften liest. Wenn du bisher von den Schriften nur „genascht“ hast, nun aber mehr geistige Nahrung darin finden möchtest, sind die folgenden Anregungen vielleicht hilfreich:
Erstens, „[weide dich] an den Worten von Christus“ (2 Nephi 32:3). Beginne dein Festmahl mit einem Gebet: Danke dem Herrn für die heiligen Schriften und bitte ihn, dir den Geist zu senden, damit er dich unterweist und dir Zeugnis gibt. Dann befass dich mit den Schriften. Du musst ja nicht mit 1 Nephi anfangen. Du kannst genauso gut bei 3 Nephi 11 beginnen und etwas über das Erscheinen Christi bei den Nephiten lesen, oder du liest in LuB 133 nach, wie du dich für das Zweite Kommen bereitmachen kannst, oder du suchst dir aus dem Schriftenführer einen Themenkreis aus, der dich interessiert – Hoffnung etwa oder Umkehr.
Zweitens, wenn du ein Kapitel zum ersten Mal liest, kann es hilfreich sein, dass du es zunächst einmal einfach durchliest, um dir einen Überblick über die Handlung zu verschaffen. Wer sind die handelnden Personen, wo sind sie, und worüber sprechen sie? Lies das Kapitel danach ein zweites Mal. Achte nun auf die Evangeliumslehren darin. Halte Ausschau nach allem, was sich auf deine Probleme, Fragen oder Interessen bezieht. Was kannst du zum Beispiel aus den Kriegen zwischen den Nephiten und den Lamaniten darüber lernen, wie man sich vor dem Bösen schützt?
Drittens kannst du dir beim Lesen Fragen notieren. Wer spricht? Zum wem? Warum? Wo? Wann? Schreib dein Zeugnis, deine Einsichten, deine Fragen sowie weitere Themen und Ähnliches auf.
Viertens, gib nicht auf, wenn ein Vers schwer zu verstehen ist. Bete um Erkenntnis. Frag deine Eltern, die Führungskräfte in der Kirche oder deinen Seminarlehrer. Nutze die Hilfsmittel in den Schriften, insbesondere den Schriftenführer. In den Querverweisen findest du weitere Schriftstellen sowie Synonyme und Worterklärungen. Das Buch Treu in dem Glauben, das beim Versand erhältlich ist, hilft dir bei der Beschäftigung mit einzelnen Themen des Evangeliums.
Zu guter Letzt: Leg eine Zeit fest, wo du täglich ungestört in den heiligen Schriften lesen kannst. Den Hausaufgaben und Romanen kannst du dich anschließend widmen – wenn du nämlich das Wichtigste erledigt und dich mit dem Wort Gottes befasst hast. Das tägliche Schriftstudium bringt Trost, Inspiration und Frieden. Du lädst den Geist ein, und er gibt dir dann die Kraft, Versuchungen zu widerstehen. So kannst du bessere Entscheidungen treffen, denn du weißt, was der Herr zu dem einen oder anderen Thema sagt. Dir werden Wahrheiten begreiflich, und der Geist kann sie dir dann in Erinnerung rufen, wenn du sie am meisten brauchst.
Betrachte das Schriftstudium als einen Termin, den du mit den Propheten ausgemacht hast. Einmal triffst du dich mit Hauptmann Moroni, ein andermal mit Mose. Lass die Propheten nicht warten. Sie haben dir so viel zu sagen.
Antworten unserer leser
Zuerst müssen wir beten und den Vater im Himmel bitten, dass sein Geist bei uns ist, während wir lesen. Dann können wir besser verstehen und mehr daraus lernen.
Litia A. Tuaniu, 18, Gemeinde Mesepa 2, Pfahl Pago Pago Mapusaga in Samoa
Bevor du in den heiligen Schriften liest, bitte den Herrn, dass er dein Verständnis schärft. Wenn du trotzdem etwas nicht verstehst, kannst du um Hilfe bitten – etwa den Bischof oder den Sonntagsschulleiter. Es gibt im Seminar und Institut auch Leitfäden, die die heiligen Schriften Kapitel für Kapitel auslegen. Aber das Wichtigste ist: Hör mit dem Lesen nicht auf!
Guillaume Delattre, 18, Gemeinde Mouscron im Pfahl Lille in Frankreich
Um aus dem täglichen Schriftstudium mehr Nutzen zu ziehen, nehme ich mir bestimmte Themen vor, mit denen ich Schwierigkeiten oder zu denen ich Fragen habe. So kann ich das, was ich lese, leichter auf meine derzeitige Situation beziehen.
Camron Lee, 17, Gemeinde Meadowlark 1, Pfahl Spanish Fork Ost in Utah
Zum Schriftstudium gehört, dass wir verstehen, was wir lesen, dass wir darüber nachsinnen und es letztlich auch in die Tat umsetzen. Wenn wir anwenden, was wir gelesen haben, hilft das mehr als bloßes Lesen allein.
Felix Ewusi, 17, Gemeinde Abura, Pfahl Cape Coast in Ghana
Ich ziehe mehr Nutzen aus dem persönlichen Studium, wenn ich eifrig forsche, über das Gelesene nachsinne und vor dem Lesen bete. Ich lade den Geist ein, mein Verständnis anzuregen. Durch den Heiligen Geist können wir von allem wissen, ob es wahr ist (siehe Moroni 10:5).
Sonny Nelson C. Yap Jr., 16, Zweig City, Distrikt Ozamiz in den Philippinen
Ich verwende parallel zum Schriftstudium die Seminarleitfäden. Darin werden die politischen Gegebenheiten erklärt; wir erhalten Hinweise auf Punkte, auf die wir besonders achten müssen, und interessante Details werden angeführt. Das alles verleiht dem Schriftstudium mehr Tiefe.
Ramon Alexandre de Oliveira, 16, Gemeinde Jardim Taboão, Pfahl São Paulo Taboão in Brasilien
Als ich zuerst in den heiligen Schriften gelesen habe, habe ich sie nicht verstanden. Meine Eltern haben mir gesagt, ich solle mindestens ein Kapitel lesen und dann beten. Anschließend denke ich über das nach, was in dem Kapitel steht, und versuche, es in die Tat umzusetzen.
Jekaterina Tufanova, 12, Zweig Schachty, Russland-Mission Rostow am Don
Lies jeden Tag. Bete vor dem Lesen, damit du schon den Geist bei dir hast und die Schriften besser verstehen kannst. Meine Seminarlehrerin sagt: „Wenn ihr die Querverweise nicht mit einbezieht, dann lest ihr bloß, aber ihr studiert nicht.“
Julie Dunford, 15, Gemeinde Nazareth, Pfahl Scranton in Pennsylvania
Ich verstehe nicht immer alles, aber ich lese manche Schriftstellen mehrmals. Ich bete vor und nach dem Lesen und bitte den Herrn, dass er mir Verständnis gibt und dass ich das Gelesene auch in die Tat umsetzen kann. Ich bemühe mich, das, was ich gelesen habe, auch anderen mitzuteilen.
Marília Rodrigues de Oliveira, 18, Gemeinde Bandeirantes, Pfahl Belo Horizonte in Brasilien
Vor meiner Mission ist es mir schwer gefallen, Zeit für das Schriftstudium zu finden. Dann habe ich mir aber vorgenommen, jeden Abend mindestens eine halbe Stunde zu lesen – ganz gleich, was sonst noch zu tun war. Die Gewohnheit, regelmäßig in der heiligen Schrift zu lesen, hat mir auf Mission sehr geholfen.
Elder Taylor Housley, 21, Brasilien-Mission Brasilia
Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, mir eine Frage zu stellen, nach Antwort darauf zu suchen und über die Antwort nachzudenken. Dann schreibe ich meine Empfindungen auf, bete und setze die Antwort in die Tat um.
Caley Porter, 17, Gemeinde Rose 2, Pfahl Blackfoot in Idaho
Die Antworten des Liahonas und unserer Leser sollen Hilfe und Ausblick geben, sind aber nicht als offizielle Lehre der Kirche zu verstehen.
„Es ist besser, sich jeden Tag einen bestimmten zeitlichen Rahmen für das Schriftstudium zu setzen, statt sich eine bestimmte Anzahl an Kapiteln vorzunehmen. Manchmal stellt sich nämlich heraus, dass wir die ganze Zeit für einen einzigen Vers brauchen.“
Präsident Howard W. Hunter (1907–1995), „Reading the Scriptures“, Ensign, November 1979, Seite 64.