Wo man ins Seminar eintaucht
Auf einer herrlichen tropischen Insel mitten im Ozean, wo die Brise oft nach Blüten duftet und wo sich die Palmen zum Himmel strecken, entdecken die Teenager der Kirche, welche Macht in den heiligen Schriften steckt.
Auf der Insel Tahiti (das Wort bedeutet übrigens „Sammelplatz“) kommen viele Mädchen und junge Männer schon um 5.15 Uhr zusammen, um in den heiligen Schriften zu lesen und zu lernen, was das Evangelium für sie bewirken kann.
Auf Tahiti ebenso wie auf sonst noch etlichen der 117 Inseln Französisch-Polynesiens ist das Seminar gut besucht. Natürlich ist es nicht leicht, so früh aufzustehen, aber die Jugendlichen merken: Da es ihnen so viel bringt, lohnt es die Mühe.
„Leicht ist das nicht“, sagt die siebzehnjährige Vaitiare Timo aus der Gemeinde Mahina im Pfahl Arue auf Tahiti. „Aber ich komme nicht dran vorbei. Ich muss einfach herkommen. Ich muss dem Herrn dienen, wo er doch so viel für mich tut.“
Jeder von den Jugendlichen hat seine eigenen Gründe, weshalb er das Seminar besucht. Sie kommen, um etwas zu lernen, um das Evangelium besser zu verstehen und in die Tat umzusetzen, sie kommen, um Freundschaften zu schließen, um jeden Tag Hilfe zu haben bei den tagtäglichen Schwierigkeiten, um sich auf die Mission oder die Ehe vorzubereiten, um sich zu bekehren, um dem Herrn zu dienen oder um sich wohl und geborgen zu fühlen. Und wie sich herausstellt, kann das Seminar all das und noch viel mehr bewirken.
Vertiefung in die heiligen Schriften
„Ich will hier etwas lernen“, sagt die fünfzehnjährige Raymonde Chapman aus der Gemeinde Orofero im Pfahl Paea auf Tahiti, „ich will mehr über die heiligen Schriften und das Leben der Propheten lernen. Ich will das alles besser verstehen.“
Wenn also Raymonde mehr über die heiligen Schriften lernen möchte, ist sie im Seminar genau richtig. Es ist hier nicht weiter ungewöhnlich, einen Seminarlehrer sagen zu hören: „Wir versuchen die Schüler dahin zu bringen, dass sie die heiligen Schriften in sich verankern, denn dann verankern sich die Schriften in ihnen.“
Und man merkt, dass die Schüler sich in die Schriften vertiefen und dass die Schriften zu einem Teil ihrer selbst werden.
Die neueste Lieblingsschriftstelle des achtzehnjährigen Karere Teiho ist LuB 10:5: „Bete immer, damit du als Sieger hervorgehst, ja, damit du den Satan besiegst und damit du den Händen der Knechte des Satans entrinnst, die sein Werk unterstützen.“
„Der Satan ist sehr stark“, sagt Karere, der zur Gemeinde Mahina gehört. „Ich bete morgens vor dem Seminar immer darum, dass ich Hilfe habe und vor Versuchungen geschützt bin. Es funktioniert.“ Er zuckt die Schultern. „Ich bin nicht vollkommen, aber bis jetzt habe ich zum Glück noch immer die Kraft gefunden, zu widerstehen.“
Wenn ein Schüler wie Karere das, was er lernt, in die Tat umzusetzen beginnt, dann bewirkt die Macht der heiligen Schriften etwas in seinem Leben.
„Das Seminar hilft uns, das Evangelium in die Tat umzusetzen“, sagt der vierzehnjährige Benjamin Tuahiva aus der Gemeinde Orofero. „Das Leben der Propheten dient uns als Vorbild.“
„Mir gefällt die Geschichte, wie Josef seinen Brüdern vergibt“, sagt die vierzehnjährige Rumia Temauri, die mit Benjamin in dieselbe Klasse geht; sie meint die Geschichte, wie Josef nach Ägypten verkauft wird. „Da sieht man, wie man eine gute Beziehung innerhalb der Familie aufbaut. Mir hat das geholfen.“
Schwester Ariiotima Mahirava, die Seminarlehrerin von Benjamin und Rumia, trägt ihren Schülern auf, jede Woche eine Seminarschriftstelle auswendig zu lernen. Hinten auf der Schriftstellenkarte steht ein Vorschlag, wie die Schüler die Lehre aus der Schriftstelle in die Tat umsetzen können. Schwester Mahirava fordert ihre Schüler und Schülerinnen auf, unter der Woche entsprechend zu leben und dann im Unterricht davon Zeugnis zu geben, inwiefern das für sie vorteilhaft war.
„Meiner Meinung nach merken meine Schüler, dass das Evangelium nicht bloß für den Sonntag da ist“, sagt Schwester Mahirava. „Es ist schön, wenn man sieht, wie ihnen ein Licht aufgeht.“
Was das Seminar bringt
Die Seminarschüler in Französisch-Polynesien sind dankbar, dass sie das Seminar besuchen können. Ihnen ist bewusst, dass sie wegen ihrer Glaubenstreue viele Segnungen empfangen.
„Es ist ein Segen, wenn man weiß, dass das Buch Mormon das Wort Gottes ist“, sagt Karere. „Es ist der Schlussstein unserer Religion. Es hilft uns, uns zum himmlischen Vater und zu Jesus Christus zu bekehren. Ich habe sie wirklich lieben gelernt.“
Die Schüler lernen auch schätzen, was die Propheten sagen und was sie erlebt haben.
„Die Begebenheiten, von denen wir in den heiligen Schriften lesen, helfen uns jeden Tag“, sagt Vaitiare. „Was die Propheten damals getan haben, kann uns heute eine Hilfe sein. Auch die Erfahrungen der neuzeitlichen Propheten helfen mir – besonders die von Joseph Smith.“
„Das Seminar wird mir ganz bestimmt nützlich sein“, sagt Karere. „Ich weiß: Wenn ich jeden Morgen etwas über das Evangelium lerne, hilft mir das auf Mission – ich kann dann besser lehren und Zeugnis geben.“
Man stützt einander
Das Seminar stärkt nicht nur jeden einzelnen Schüler, sondern die Schüler stärken sich auch gegenseitig.
„Ein paar Klassen finden gleichzeitig statt“, sagt Vaitiare. „So lernen wir auch Schüler aus anderen Klassen und aus anderen Gemeinden kennen. Weil die meisten von uns dieselbe Schule besuchen, können wir dann auch in der Schule Freunde finden, die der Kirche angehören.“
Freunde mit denselben Maßstäben – das hilft den Seminar- schülern, auch im Schulalltag für ihren Glauben einzutreten.
„Wir unternehmen viel mit unseren Freunden, die nicht der Kirche angehören“, sagt Vaitiare. „Aber es ist einfach schön, auch einmal jemand zu haben, auf den ich mich stützen kann – jemand, von dem ich weiß, er glaubt an das, woran auch ich glaube.“
Schutz und Schirm in den Letzten Tagen
Auch Vaitiare hat eine Lieblingsschriftstelle – zumindest bis sie beim Schriftstudium später auf eine andere stößt, die ihr ebenso viel gibt. Es ist Offenbarung 1:3: „Selig, wer diese prophetischen Worte vorliest und wer sie hört und wer sich an das hält, was geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.“
„In den heiligen Schriften steht die Wahrheit – wir müssen sie nur lesen“, sagt sie. „Was die Propheten sagen, dient uns als Richtschnur. Wenn wir den heiligen Schriften und den Worten der Propheten Beachtung schenken, sind wir in den Letzten Tagen sicher und geborgen.“
Und das ist ein weiterer Grund, weshalb man zum Seminar gehen und sich in die Schriften vertiefen sollte.
Freunde im seminar
„Danke für eure Bemühungen … dafür, dass ihr zum Institut geht, dass ihr zum Seminar geht, dass ihr an den Segnungen teilhabt, die ihr dort erhalten könnt, und zwar nicht nur durch die Lehren des Evangeliums, die dort vermittelt werden, sondern auch durch die Gemeinschaft, die ihr dort findet. Ich möchte euch sagen: Sucht euch eure Freunde unter den Mitgliedern der Kirche. Schart euch zusammen, und macht einander stark. Und wenn dann Versuchungen auf euch zukommen, habt ihr jemanden, an den ihr euch anlehnen könnt, der euch ein Segen ist und euch Kraft gibt, wenn ihr sie braucht.“
Präsident Gordon B. Hinckley, „Worte des lebenden Propheten“, Der Stern, August 1998, Seite 16.