2005
Das Evangelium macht uns glücklich
Oktober 2005


Von Freund zu Freund

Das Evangelium macht uns glücklich

Nach einem Interview, das Kimberly Webb von den Zeitschriften der Kirche mit Elder Jean A. Tefan, Gebiets-Siebziger, Gebiet Pazifische Inseln, geführt hat.

„Und nun, was vernehmen wir in dem Evangelium, das wir empfangen haben? Eine Stimme der Freude!“ (LuB 128:19.)

Ich bin in Tahiti aufgewachsen. Meine Eltern schlossen sich der Kirche an, als ich noch klein war, aber ich wurde nicht gleich getauft. Mit elf Jahren ging ich eines Mittwochnachmittags zur PV. Wir saßen auf einer Matte unter einem Mango-Baum, und unsere PV-Lehrerin erzählte uns die Geschichte von der ersten Vision. Ich hatte Herzklopfen, als sie sprach. Ich hatte das starke Gefühl, dass sich die erste Vision wirklich zugetragen hatte und dass Joseph Smith wirklich ein Prophet war. Nach diesem geistigen Erlebnis sagte ich meinen Eltern: „Ich habe ein Zeugnis, und ich möchte mich taufen lassen.“

Vom Tag meiner Taufe an bis zu meinem Schulabschluss war ich an meiner Schule das einzige Mitglied der Kirche. Meine Klassenkameraden sagten immer wieder zu mir: „Was, du rauchst nicht? Du trinkst nicht? Du bist doch kein Mann, du bist ein Waschlappen!“

Gegen Ende meines 11. oder 12. Schuljahres brachten meine Klassenkameraden einmal Alkohol auf eine Party mit. Sie packten mich, drückten mich zu Boden und wollten mir Sekt einflößen. Sie wollten mir nicht weh tun, sie wollten bloß ihren Spaß mit mir treiben. Zum Glück konnte ich ihnen entkommen. Ich habe es nie bereut, dass ich stets das Wort der Weis-heit gehalten habe. Einige meiner Klassenkameraden sind inzwischen bereits verstorben, aber ich bin noch gesund und munter und dankbar dafür, dass ich weiterhin dem Herrn dienen darf.

Einer meiner Klassenkameraden kam schon früh zu großem Reichtum. Einmal sagte er mir: „Ich bewundere dich. Meine Familie hat zwar Geld, aber wir sind nicht so glücklich wie du.“ Ich hatte das Gefühl, das sei ein Kompliment an alle Mitglieder der Kirche. Er konnte sehen, dass es glücklich macht, wenn man nach dem Evangelium lebt.

Ich war Präsident der Fidschi-Mission Suva. Eines Tages war ich auf der Insel Kiribati gerade mit zwei Missionaren unterwegs, als ein Mann auf uns zukam. Er war betrunken. Ich wollte ihn wegscheuchen, doch er sah mein Namensschild und sprach mich mit meinem Namen an: „Präsident Tefan, ich würde Sie und die Missionare gern zum Essen zu mir nach Hause einladen.“

Ich dachte bei mir: „O weh, wahrscheinlich weiß er nicht, was er da sagt.“ Ich wandte mich an die Missionare und fragte sie: „Was meinen Sie? Möchten Sie die Einladung annehmen?“ Sie sagten ja. Ich hatte ebenfalls den Eindruck, wir sollten die Einladung annehmen.

Am nächsten Abend genossen wir ein herrliches chinesisches Essen – Hähnchen, Fisch, weitere Fleischsorten und Nudeln. Die Missionare freuten sich, denn das brachte etwas Abwechslung in ihren täglichen Speiseplan mit Reis und Fisch. Nach dem Essen bedankte ich mich bei dem Mann und sagte: „Ich möchte Ihnen gern ein Geschenk machen. Möchten Sie, dass die Missionare Sie im Evangelium Jesu Christi unterweisen?“

Er sagte, er selbst hätte kein Interesse, aber die Missionare könnten seine Frau und seinen achtzehnjährigen Sohn unterweisen. Drei Monate später ließ der Achtzehnjährige sich taufen. Ein Jahr darauf ließ sich auch die Frau taufen, und der Mann besuchte regelmäßig die Kirche. Er bat mich um einen Segen, um mit dem Rauchen und Trinken aufhören zu können, und er schaffte es auch. Als ich die Familie das letzte Mal besuchte, hatte der Sohn ein Stipendium für die Brigham-Young-Universität Hawaii und außerdem seine Missionsberufung nach Hongkong erhalten.

Wenn ich an die Erlebnisse mit dieser Familie zurückdenke, bin ich froh, dass ich den Betrunkenen nicht verjagt habe, sondern dass ich den Eingebungen des Geistes gefolgt bin, die Einladung zum Essen angenommen und meinen Mund aufgetan und den Mann gefragt habe, ob er etwas vom Evangelium hören will.

So bitte ich auch euch Kinder: Tut den Mund auf, ladet eure Freunde ein, zur Kirche zu kommen und vom Evangelium zu hören. Man kann nie wissen, was für ein Wunder dann geschieht.