Wie man sich darauf vorbereitet, ein guter Missionar zu sein
Wir haben Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel gefragt, wie sich Jugendliche auf eine Vollzeitmission vorbereiten können und welche Segnungen der Missionsdienst mit sich bringt.
Warum bittet die Kirche jeden würdigen jungen Mann, eine Mission zu erfüllen?
Der Herr hat seinem Volk keinen bedeutenderen Auftrag gegeben, als die Kinder des himmlischen Vaters am Evangelium teilhaben zu lassen. Missionare führen Menschen aus der Finsternis der Welt in die Sicherheit und das Licht des Evangeliums Jesu Christi. Einen Menschen, der Gott oder Christus und seinem Sühnopfer nie viel Beachtung geschenkt hat, zu finden, zu unterweisen, zu taufen und zu konfirmieren ist mit der größte Dienst, den ein Priestertumsträger jemandem erweisen kann.
Wir kennen den Zweck des Lebens. Doch der Rest der Welt kennt ihn nicht. Jeder junge Mann trägt die Verantwortung, sich darauf vorzubereiten, der Welt diese Botschaft zu verkünden. Dies ist eine großartige Arbeit.
Was ist mit den jungen Frauen? Was ist ihre Aufgabe?
Eine Vollzeitmission ist auch für eine junge Frau genau das Richtige, wenn sie den Wunsch dazu hat und würdig ist. Da die jungen Männer das Priestertum tragen, haben sie die Pflicht, der Welt die Botschaft der Wiederherstellung zu bringen. Junge Frauen dürfen sich gern an der Missionsarbeit beteiligen, wie es ihnen die Umstände ermöglichen. Falls sie kurz vor der Heirat stehen, ist Letzteres die höhere Berufung. Die jungen Frauen, denen es möglich ist, eine Mission zu erfüllen, sind fabelhafte Missionarinnen. Sie sind gute Lehrerinnen, sind einfühlsam und können sich vor allem auch gut in Frauen hineinversetzen. Ich glaube nicht, dass es irgendwo auf der Welt eine Mission gibt, wo der Missionspräsident nicht begeistert wäre, mehr Missionarinnen zu bekommen.
Wie bereiten sich junge Menschen am besten auf eine Vollzeitmission vor?
Die Einstellung ist entscheidend. Junge Menschen müssen sich schon früh dem Gedanken verpflichten, eine Mission zu erfüllen. Wenn sie dann älter werden und mit manchen Versuchungen der Welt konfrontiert werden, können diese nicht so leicht in ihr Herz und ihren Sinn dringen. Sie widerstehen den Versuchungen, weil sie ja das Ziel haben, dem Herrn zu dienen. Hilfreich ist auch, wenn sie in einem Zuhause leben, in dem das Evangelium weitergegeben wird. In einem Zuhause, in dem Eltern und Kinder einander am Evangelium teilhaben lassen, wird der Missionsgeist entfacht.
Neuen Missionaren sage ich immer, sie müssten unbedingt begreifen, dass die 18 oder 24 Monate, die sie auf Mission verbringen, nicht ihnen gehören. Diese Zeit gehört dem Herrn. Sie werden ihre Fähigkeiten und Talente die ganze Zeit über dafür einsetzen, sein Reich aufzubauen. Wenn Missionare so denken, fällt es ihnen nicht schwer, die Missionsregeln zu befolgen. Sie widersetzen sich nicht dem Rat des Missionspräsidenten, den Richtlinien in der Anleitung Verkündet mein Evangelium! oder dem Rat der Generalautoritäten. Sie nehmen diesen Rat gern an, denn sie wollen keine Minute der Zeit, die dem Herrn gehört, vergeuden.
Was können potenzielle Missionare noch tun, um sich vorzubereiten?
Missionare müssen die Lehre kennen und sie müssen wissen, wie man sie anderen nahebringt. Aus einem leeren Eimer kann man kein Wasser schöpfen. Wenn die Missionare das Evangelium kennen und wissen, wie man es lehrt, möchten sie gar nichts anderes tun. Sie wissen, dass sie jedermann an jedem Ort, zu jeder Zeit und unter allen Umständen über das Evangelium belehren können – mit ihren eigenen Worten, begleitet von der Macht des Geistes. Sie besitzen Selbstvertrauen und innere Stärke. Eine solche Vorbereitung ist äußerst wirkungsvoll.
Aus diesem Grund ermuntere ich jeden jungen Mann und jede junge Frau, sich mit der Anleitung Verkündet mein Evangelium! vertraut zu machen. Junge Menschen haben die Verpflichtung, sich Erkenntnis anzueignen und die Lehren der Wiederherstellung zu verinnerlichen. Diese Vorbereitung ist für ein Mädchen genauso wichtig wie für einen Jungen. Das Evangelium muss im Leben einer jungen Frau wirksam sein, ob sie nun heiratet oder eine Vollzeitmission erfüllt.
Die Jugendlichen sollen auch kennenlernen, was Missionsarbeit bedeutet. Es kann beispielsweise hilfreich sein, die Missionare zu begleiten und ein Gefühl für diese Arbeit zu bekommen.
Ich empfehle den Jugendlichen auch, sich mit der Broschüre Für eine starke Jugend zu befassen und sich an die Richtlinien darin zu halten. Missionare müssen sittlich rein und geistig vorbereitet sein. Wenn sie nach den Grundsätzen in der Broschüre Für eine starke Jugend leben, sind sie geistig darauf vorbereitet, großartige Missionare zu werden.
Was ist mit der Vorbereitung in körperlicher, finanzieller und seelischer Hinsicht?
Missionare müssen selbständig sein. Die jungen Menschen sollen lernen, für sich selbst zu sorgen und nicht so abhängig von den Eltern zu sein.
Sie müssen den körperlichen Anforderungen der Missionsarbeit gewachsen sein. Die jungen Leute sollen ihr Gewicht im Griff haben und körperlich fit sein. Zum Tagesplan für Missionare gehört auch ein 30-minütiges Fitnessprogramm. Wenn man körperlich in Form ist, fördert das auch die mentalen Fähigkeiten.
Potenzielle Missionare müssen arbeiten lernen. Sie sollten einen Job haben und Geld für ihre Mission sparen. Jeder Missionspräsident würde mir zustimmen, dass ein Missionar, der gearbeitet und Geld gespart hat, um einen Teil seiner Mission oder die ganze Mission selbst zu finanzieren, besser vorbereitet ist. Wer für seine Mission arbeitet und spart, entwickelt Begeisterung für diesen Dienst und auch eine gute Arbeitsmoral. Was immer die Missionsarbeit sonst noch ist, sie ist Arbeit!
Wenn junge Menschen auf eine Mission hinarbeiten und ihr Leben selbst in die Hand nehmen, hilft ihnen das auch in seelischer Hinsicht. Sie wissen tief im Innern, dass sie es schaffen können, wohin sie auch gesandt werden und wie die Umstände auch aussehen mögen. Sie wissen, dass sie robust genug sind, in einer Welt, die sich immer weniger für das interessiert, was von Gott ist, mit allem fertig zu werden. Wir brauchen Missionare mit dieser Selbstsicherheit.
Wie wichtig ist es, eine Fremdsprache zu lernen?
In fast jeder weiterführenden Schule ist eine Fremdsprache Pflichtfach. Die Schüler sollen sich anstrengen, diese Sprache zu lernen. Natürlich kann es sein, dass sie Spanisch lernen und dann nach Taiwan gesandt werden, aber das ist in Ordnung. Die Disziplin, die man dadurch entwickelt, dass man lernt, wie man lernt, ist entscheidend. Wer einmal eine Fremdsprache gelernt hat, dem fällt es leichter, die Sprache zu lernen, die in seinem Missionsgebiet gesprochen wird.
Wie wird über die Berufung entschieden?
Zunächst führt der Bischof oder der Zweigpräsident eine Unterredung mit dem jungen Mann oder der jungen Frau und spricht eine Empfehlung aus. Danach führt dann der Pfahl- oder der Missionspräsident eine Unterredung mit dem Betreffenden. Die meisten Missionsanträge werden auf elektronischem Weg an den Hauptsitz der Kirche gesandt. Zum Antrag gehört auch ein Foto. Wenn der Antrag eintrifft, sieht sich ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel das Foto an und befasst sich mit der Einstellung des zukünftigen Missionars, wie sie aus dem, was die örtlichen Priestertumsführer geschrieben haben, aus den Schulnoten und aus der ausdrücklichen Bereitschaft, eine Sprache zu lernen, hervorgeht. Der Apostel wägt auch den Bedarf der 344 Missionen in aller Welt ab und empfängt dann eine geistige Eingebung, wo der Missionar dienen soll. All dies geschieht unter der Leitung des Präsidenten der Kirche. Die Berufung kommt von ihm.
Warum werden manche Missionare berufen, in ihrem eigenen Land zu dienen?
Ich möchte Ihnen versichern, dass diese Berufungen durch Offenbarung ausgesprochen werden. Die Missionare werden dorthin gesandt, wo der Herr sie haben möchte. Wir brauchen in jeder Mission gute und fähige Missionare. Nehmen wir beispielsweise einen jungen Mann, der in der Schule viel erreicht hat. Er lebt in Virginia in den Vereinigten Staaten. Er öffnet seine Missionsberufung und erfährt entsetzt, dass er nach Salt Lake City gesandt wird. Doch schon bald nach seiner Ankunft weiß er genau, warum der Herr ihn berufen hat, gerade dort zu dienen.
Was würden Sie einem jungen Menschen sagen, der, aus welchem Grund auch immer, der Meinung ist, er sei für eine Mission nicht geeignet?
Im Jahr 2002 haben wir die Messlatte für den Missionsdienst höher gelegt. Das bedeutet, dass junge Menschen schon früh verstehen müssen, welche Anforderungen an einen würdigen Missionar gestellt werden, und entsprechend leben. Sie dürfen sich nicht auf die Dummheiten der Welt einlassen. Natürlich ist Umkehr möglich und ein großer Segen. Aber diejenigen, die stolpern, müssen aufrichtig und vollständig umkehren, und das kann einige Zeit dauern. Es kann sogar sein, dass eine Freigabe durch die Erste Präsidentschaft erforderlich ist, ehe sie auf Mission gehen können. Dass die Messlatte höher gelegt wurde, bedeutet nicht, dass jemand ausgeschlossen wird; es bedeutet nur, dass eine gründlichere – und manchmal sehr schwierige – Umkehr notwendig ist. Ich flehe euch Jugendliche an, euch nicht darauf einzulassen! Tut euch das nicht an. Bleibt einfach würdig, dem Herrn zu dienen.
Nun mag es manche junge Menschen geben, die meinen, sie seien unwürdig oder unfähig, eine Mission zu erfüllen, obwohl ihr Bischof oder Zweigpräsident etwas anderes gesagt hat. Tatsache ist jedoch: Die Priestertumsführer haben die Schlüssel, jemanden für eine Mission zu empfehlen. Wenn die Priestertumsführer jemandem bescheinigen, dass er würdig ist, und er dann berufen wird, soll er auch an diese Berufung glauben und in dem uneingeschränkten Vertrauen, dass er würdig und fähig dazu ist, dem Herrn dienen.
Wie empfangen Missionare die geistige Kraft, die sie brauchen, um erfolgreich zu sein?
Am Anfang ihrer Mission fehlt es den Missionaren oft an Selbstvertrauen. Deshalb bekommen sie einen guten Mitarbeiter, der ihnen zeigt, wie Missionsarbeit funktioniert. Schon nach wenigen Monaten sind sie vom Geist erfüllt. Sie spüren die Freude, die damit verbunden ist, dass man Seelen zu Christus führt. Sie begreifen, dass sie dem himmlischen Vater und dem Erretter bei ihrem großen Erlösungswerk helfen. Wenn sie das erkannt haben, sind sie Feuer und Flamme.
Diese Befähigung entsteht durch ihren Gehorsam und Eifer, ihre harte Arbeit und ihre Begeisterung. Wenn sie nicht gehorsam sind, wenn sie nicht fleißig arbeiten und jeden Tag ihr Bestes geben, bewirken sie nicht so viel wie diejenigen, die den Geist des Evangeliums ausstrahlen.
Wissen Sie, ich habe schon oft Neubekehrte gefragt, wann sie das erste Mal wussten, dass die Kirche wahr ist. Nicht selten sagen sie: „Ich habe erkannt, dass die Kirche wahr ist, als ich von den Missionaren oder Missionarinnen belehrt wurde und die Kraft ihres Glaubens spürte und sah, wie ihr Gesicht strahlte.“ Wenn Sie sich nicht aktiv und voll Eifer der Missionsarbeit widmen, befähigt Sie der Geist nicht in der Weise, wie er es tut, wenn Sie fleißig sind.
Welche Segnungen erhält jemand, der eine Mission erfüllt?
Eifrige Missionare, die ihr Bestes geben, lernen vieles, was ebenso wichtig oder noch wichtiger ist als alles, was sie an einer Universität lernen können. Ein Beispiel dazu. Missionare lernen, wie man mit Menschen umgeht, wie man mit ihnen spricht, wie man ihnen hilft. Ob sie später einmal Arzt, Rechtsanwalt, Kaufmann oder sonst etwas werden – die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen, kann darüber entscheiden, ob sie in ihrem Beruf erfolgreich sind oder nicht.
Ein zweiter großer Segen ist, dass Missionare die Lehre gründlich kennenlernen und begreifen, dass das Sühnopfer Tatsache ist. Sie entwickeln Liebe zum Herrn Jesus Christus und sind ihm dann so innig ergeben, dass es für sie und ihre Familie im Erdenleben und in der Ewigkeit wahrlich ein großer Segen ist. Am intensivsten lernen wir dadurch, dass wir lehren. Genau das tun Missionare. Sie verinnerlichen die Lehre, sie verinnerlichen die Realität des Sühnopfers. Und das wird in allen zukünftigen Aufgaben in der Kirche ein Segen für sie sein.
Ein weiterer großer Segen ist: Missionare, die ihre Hand ausstrecken, um Familien, die im Finstern umherirren, zu retten und sie zum Licht des Evangeliums zu führen, sehen, was sie selbst lieber nicht erleben wollen. Diese Erfahrung macht ihnen klar, nach welchen Werten sie leben wollen, was für eine Familie sie einmal haben wollen, wie sie ihre Kinder unterweisen wollen und welche Ziele sie brauchen, um die verheißenen Segnungen des Tempels zu erlangen. Eine Mission ist die beste Schulung, die es gibt.
Präsident Gordon B. Hinckley hat ja schon oft gesagt, dass seine Mission die Grundlage dafür war, dass er sein Leben lang gedient hat. Er sagt, dass seine Mission ihn auf den Kurs gebracht hat, der dazu führte, dass er jetzt die Kirche führt. Sie pflichten mir bestimmt bei, dass er das auf hervorragende Weise tut.
Wir sind in der Geschichte der Kirche an einem Punkt angelangt, wo es notwendig ist, dass sich junge Männer und junge Frauen überall in der Welt erheben und eine Mission erfüllen. Sie können nicht annehmen, dass es in den Vereinigten Staaten genügend junge Menschen gibt, um alles zu bewältigen, was für den Herrn notwendig ist. Der Herr braucht aus allen Teilen der Welt, wo die Kirche organisiert ist, Jugendliche, die sich darauf vorbereiten, Seelen zu ihm zu führen. Wenn sie das tun, sind sie für die ganze Welt ein Segen und erlangen für sich und ihre Familien jetzt und für immer die Segnungen des Himmels.
Was ist, wenn man keine Vollzeitmission erfüllen kann?
Junge Männer und junge Frauen mit schweren mentalen, seelischen oder körperlichen Einschränkungen sind vom vollzeitlichen Missionsdienst befreit. Sie müssen sich deshalb nicht schuldig fühlen. Sie sind ebenso kostbar und wichtig für die Kirche, als wenn sie in der Lage wären, eine Vollzeitmission zu erfüllen.
Auch wenn sie keine Vollzeitmission erfüllen, können sie jede Chance nutzen, Menschen zu finden und ihnen zu helfen, sich der Kirche anzuschließen. Sie können als Mitglied in der Schule, bei der Arbeit oder in ihrer Nachbarschaft Missionar sein. Sie sollen vorwärts gehen, ein schönes und erfülltes Leben führen und mithelfen, das Reich Gottes dort aufzubauen, wo sie sind. Nicht alle der heutigen Apostel konnten in ihrer Jugend eine Vollzeitmission erfüllen, manche von ihnen mussten stattdessen zum Militär. Aber sie alle haben Missionsarbeit geleistet. Sie alle haben Menschen zur Kirche gebracht.
Die Priestertumsführer sind aufgefordert, jedem glaubenstreuen und rechtschaffenen jungen Menschen zu helfen, zu dienen. Sie können beispielsweise dem Bischof als Gemeindemissionare helfen. Sie können im Vorratshaus des Bischofs arbeiten. Wenn sie in der Nähe eines Tempels wohnen, können sie sich dort auf vielerlei Weise betätigen. Die Priestertumsführer brauchen sich nur eine Möglichkeit zu überlegen und dann entsprechend vorzugehen.
Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel.