Fußball oder Mission?
Wie andere angehende Missionare musste sich Lohran Saldanha Queiroz entscheiden, ob er auf Mission gehen wollte oder nicht. Doch Lohran musste sich nicht nur überlegen, ob er Schule, Arbeit, Familie und Freunde für zwei Jahre zurücklassen wollte, sondern noch eine weitere schwere Entscheidung treffen: auf Mission zu gehen oder in Brasilien Profifußballer zu werden.
Lohran, der zur Gemeinde Barra da Tijuca im Pfahl Jacarepaguá in Rio de Janeiro gehört, hat den Fußball im Blut. Sein Vater Milton ist in ganz Brasilien nur als Tita bekannt. Er hat in fünf Ländern Profifußball gespielt, hat viele Titel gewonnen, war einer der besten Torschützen im Land und gehörte der Nationalmannschaft an.
Tita hat das Talent seines Sohnes früh entdeckt. „Ein Fußball war immer in der Nähe“, sagt Lohran über seine Kindheit. „Mein Vater hat mich immer angespornt. Schon mit drei oder vier Jahren habe ich ihn zum Training begleitet, und seit damals war ich immer in der Nähe von Profifußballern.“
Das formelle Training begann Lohran mit sechs in Mexiko, wo sein Vater damals Fußball spielte. Mit zwölf spielte er in Brasilien bei Talentturnieren. Und mit siebzehn spielte Lohran in der Juniorenliga und war somit auf dem direkten Weg, Profifußballer zu werden. Lohran schien dafür bestimmt zu sein, Fußballstar zu werden. Doch sein achtzehnter Geburtstag kam rasch näher und der Gedanke an eine Vollzeitmission beschäftigte ihn mehr und mehr.
Lohran erklärt, in welcher Zwickmühle er steckte: „Ich wollte Fußballspieler werden, und ich wollte Missionar werden. Man erwartet, dass ein Spieler direkt aus der Juniorenmannschaft in die Profiliga wechselt. Dass man nach zwei Jahren Unterbrechung mit 21 noch genommen wird, das ist undenkbar.“
Mit siebzehn traf Lohran einige Entscheidungen, die, wie er sagt, zum Beginn seiner Bekehrung führten. Er nahm sich vor, im Buch Mormon täglich zu lesen, zu fasten und zu beten. Er besuchte öfter die Aktivitäten für Jugendliche, Firesides und sonstige Veranstaltungen der Kirche. Und als er dann auch regelmäßig die Missionare begleitete, stellte er fest, dass er Liebe für die Menschen empfand, die er besuchte und für die er betete. Er wünschte sich, dass sie die Segnungen des Evangeliums erhielten. Sein Wunsch, auf Mission zu gehen, wurde stärker. Aber wann war für ihn der richtige Zeitpunkt? Und was sollte nach einer zweijährigen Unterbrechung aus seiner Fußballerkarriere werden?
Lohran bemühte sich, durch Fasten und Beten Gottes Willen zu erfahren. In der gleichen Woche nahm er die neueste Ausgabe der Zeitschrift New Era zur Hand und blätterte sie durch. Der Artikel „Träume auf dem Eis“ über den Eisläufer Chris Obzansky, der eine vielversprechende Eislaufkarriere unterbrach, um mit neunzehn auf Mission zu gehen, und dabei die Chance verpasste, bei der Winterolympiade 2006 dabei zu sein, faszinierte ihn.
Vor allem eine Aussage machte Lohran aufmerksam: Als Chris in der Abendmahlsversammlung seinem JM-Leiter zuhörte, der über seine Missionsberufung sprach, sagte ihm der Geist: „Du musst mit neunzehn auf Mission gehen, sonst wirst du ein schweres Leben haben.“ Chris sagte: „Die Botschaft war so klar, dass ich mich umdrehte, um zu sehen, ob jemand da war. Das Gefühl wurde zehnmal so stark und ich wusste, dass ich auf Mission gehen musste.“1
Lohran lächelt. „Als ich das las, hatte ich das Gefühl, es sei nur für mich geschrieben worden. Neunzehn ist das Alter, das der Herr vorgesehen hat. Ich erkannte, dass das die Antwort war, die ich brauchte. Mir war, als sei mir eine enorme Last von den Schultern genommen worden.“ Für Lohran war jetzt die richtige Zeit, auf Mission zu gehen. Er sprach mit seinem Bischof, traf die notwendigen Vorbereitungen und blickte nicht zurück. „Es war nicht mal schwer, die Entscheidung zu treffen, den Fußball zurückzulassen“, erzählt er, „denn ich wusste, dass es der richtige Zeitpunkt dafür war.“
Lohran erfüllte seine Mission in der Hauptstadt, in der Brasilien-Mission Brasilia. Er war als „Elder Happy“ bekannt, weil seine Begeisterung so ansteckend war. „Es macht mich unbeschreiblich glücklich, den Menschen zu dienen und ihnen zu erzählen, was ich als wahr erkannt habe“, sagt er. „Es ist eine große Freude zu sehen, wie Menschen ihr Leben ändern, nachdem sie das Evangelium kennengelernt haben.“
Wie alle Missionare hat er aber auch schwierige Zeiten erlebt. „Natürlich macht das Leben eines Missionars nicht immer nur Spaß“, berichtet er. „Es gibt Schwierigkeiten, schwache Momente und Einsamkeit, aber das alles ist so gut wie nichts verglichen mit den Schätzen einer Mission. Diese Jahre werde ich nie vergessen. Sie werden mir immer im Gedächtnis und, was noch wichtiger ist, im Herzen bleiben.“
Vor einigen Monaten schloss er seine erfolgreiche Mission ab. Jetzt ist er wieder zu Hause, spielt in einer Fußballmannschaft in Rio de Janeiro und glaubt daran, dass er noch weitere Chancen erhalten wird, seine Fußballerkarriere fortzusetzen. Voll Glauben sagt er: „Ich warte jetzt auf die Möglichkeiten, die sich bieten werden, Möglichkeiten, mit denen der himmlische Vater mich segnen wird.“