Grundsätze aus dem Neuen Testament
Dankbarkeit für das Sühnopfer
Gegen Ende seines irdischen Wirkens ging der Erretter mit seinen Jüngern zum Ölberg, in den Garten Getsemani.
Im Lukasevangelium im Neuen Testament heißt es:
„Dann verließ Jesus die Stadt und ging, wie er es gewohnt war, zum Ölberg; seine Jünger folgten ihm.
Als er dort war, sagte er zu ihnen: Betet darum, dass ihr nicht in Versuchung geratet!
Dann entfernte er sich von ihnen ungefähr einen Steinwurf weit, kniete nieder und betete:
Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.
Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und gab ihm (neue) Kraft.
Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte.“ (Lukas 22:39-44.)
Dort zahlte der Erretter den Preis für alles Leid, alle Sünden und Übertretungen eines jeden Menschen, der je gelebt hat oder leben wird. Dort trank er den bitteren Kelch und litt, damit alle, die umkehren, nicht leiden müssen. Nach diesem schrecklichen Erlebnis wurde er nach Golgota gebracht und ans Kreuz geschlagen – eine weitere grausame Qual, die er erleiden musste, um das Sühnopfer für die ganze Menschheit zustande zu bringen.
Kein Mensch kann ermessen, was der Erretter wirklich litt, als er diese schwere Last auf sich nahm. In einer Offenbarung, die im März 1830 durch den Propheten Joseph Smith gegeben wurde, können wir dieses Leiden ein wenig erahnen, wenn wir die Worte des Erretters lesen:
„Denn siehe, ich, Gott, habe das für alle gelitten, damit sie nicht leiden müssen, sofern sie umkehren; aber sofern sie nicht umkehren, müssen sie leiden so wie ich, und dieses Leiden ließ mich, selbst Gott, den Größten von allen, der Schmerzen wegen zittern und aus jeder Pore bluten und an Leib und Geist leiden – und ich wollte den bitteren Kelch nicht trinken und zurückschrecken –, doch Ehre sei dem Vater, und ich trank davon und vollendete meine Vorbereitungen für die Menschenkinder.“ (LuB 19:16-19.)
Letztlich können wir nur durch das Sühnopfer geheilt werden. Ein Mitglied beschrieb einmal, was es empfand, als es den Weg der Umkehr ging und die heilende Macht des Sühnopfers entdeckte. „Die Zeit zwischen der Übertretung und dem Bekennen war schrecklich. Ich lebte in dem Bewusstsein, dass ich etwas Schreckliches getan hatte. Ich befand mich in tiefer Finsternis, war depressiv und lethargisch und zunächst ohne jede Hoffnung, von Ängsten gequält, doch ich zweifelte nie an der Wahrheit des Evangeliums und der errettenden Macht des Sühnopfers. Ich wusste, dass es für mich nur eine Möglichkeit gab, Heilung zu finden.
Meiner Frau und meinen Kindern zu gestehen, was ich getan hatte, war das Schwerste, was ich je getan habe. Danach war der weitere Weg der Umkehr, meinem Bischof und meinem Pfahlpräsidenten zu bekennen, nicht mehr so schwer. Schließlich konnte ich mich von der Last befreien, die ich mir selbst auferlegt hatte. Der Ausschluss aus der Kirche und die daraus resultierenden Aussichten waren eine Erleichterung.
Welche Freude empfand ich, als ich mich wieder taufen lassen durfte und wieder den Heiligen Geist bei mir haben konnte! Schließlich wurde die Verheißung des Sühnopfers auf die klarste und herrlichste Weise erfüllt, als meine Segnungen wiederhergestellt wurden.
Im Laufe der Jahre erfuhren meine Frau und ich, dass das Sühnopfer nicht nur dem Sünder Erleichterung und Heilung bringt, sondern darüber hinaus auch die Macht hat, den Leidtragenden zu heilen und wieder aufzurichten. Das bezeuge ich mit tiefer Dankbarkeit.“
Wenn wir die große Liebe erfassen könnten, die der Erretter für uns empfand, als er für unsere Sünden sühnte, würden wir ihn immer lieben, ihm dankbar sein und seine Gebote halten.
Wie Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) einmal gesagt hat: „Eine der größten Sünden, sowohl was die Schwere als auch das Ausmaß betrifft, … ist die Undankbarkeit. Wenn wir ein Gebot brechen, wie gering und unbedeutend es uns auch erscheinen mag, zeigen wir unsere Undankbarkeit gegenüber unserem Erlöser. Wir können unmöglich das Ausmaß seines Leidens erfassen, als er die Last der Sünden der ganzen Welt trug, eine Strafe, die so schwer war, dass, wie wir lesen, Blut aus den Poren seines Körpers drang, und das geschah, noch ehe er ans Kreuz geschlagen wurde. Die Strafe des körperlichen Schmerzes, verursacht durch die Nägel, die ihm in die Hände und Füße getrieben wurden, war nicht die größte Qual, die er erlitt, so schmerzvoll dies auch war. Das größere Leiden war die geistige und mentale Qual, die von der Last unserer Übertretungen, die er trug, verursacht wurde. Wenn wir das Ausmaß dieses Leidens und des Leidens am Kreuz erfassen könnten, würde sicher keiner von uns sich bewusst einer Sünde schuldig machen. Wir würden der Versuchung, der Befriedigung unheiliger Begierden und Wünsche nicht nachgeben, und der Satan fände keinen Platz in unserem Herzen. Tatsächlich zeigen wir jedes Mal, wenn wir sündigen, unsere Undankbarkeit und Missachtung für das Leiden des Sohnes Gottes, durch den wir von den Toten auferstehen und für immer leben werden. Wenn wir wirklich verstehen und auch nur in geringem Maße empfinden könnten, mit welcher Liebe und barmherzigen Bereitschaft Jesus Christus für unsere Sünden gelitten hat, wären wir bereit, von all unseren Übertretungen umzukehren und ihm zu dienen.“1
Das Sühnopfer des Erretters ist das größte Ereignis in der Geschichte der Menschheit. Präsident Gordon B. Hinckley hat gesagt: „Kein anderes Ereignis in der Menschheitsgeschichte lässt sich damit vergleichen. Nie ist etwas Ähnliches geschehen. Völlig selbstlos und mit unendlicher Liebe für alle Menschen wurde dies ein nie dagewesener Akt der Barmherzigkeit für die gesamte Menschheit.“2
Mögen wir immer dankbar sein für diese wunderbare Gabe, das Sühnopfer des Sohnes Gottes, unseres Erretters und Erlösers.