Wie ich zu Gott fand
Als ich fast 18 Jahre alt war, flog ich nach Soldotna, einer Kleinstadt in Alaska, um dort den Sommer über zu arbeiten. Zum ersten Mal im Leben wohnte ich nicht zu Hause. Meine Eltern hatten gute Freunde, denen dort der Lebensmittelladen gehörte, und hatten es für mich arrangiert, dass ich bei den Wrights arbeiten und wohnen konnte. Ich hoffte, ich könnte so viel Geld verdienen, dass es für das College reichte. Außerdem hoffte ich, dass ich bis zu meiner Heimkehr Antwort auf eine Frage hätte, die mir immer wieder durch den Kopf ging, nämlich ob es tatsächlich einen Gott gibt.
Ich wollte darauf unbedingt selbst eine Antwort erhalten. Also beschloss ich, jeden Abend zu beten und Gott zu fragen, ob es ihn wirklich gab. Irgendwie spürte ich, dass Gott, falls er existierte, mein Gebet erhören würde. Und sollte ich keinerlei Antwort erhalten, dann würde ich ja wissen, dass er nicht existierte. Das erschien mir ganz einfach.
Bei den Wrights schlief ich im selben Zimmer wie deren Tochter Lisa. Sie war von der Brigham-Young-Universität nach Hause gekommen, um dort den Sommer zu verbringen, und arbeitete mit mir im Lebensmittelgeschäft. Ich bewunderte Lisa von Anfang an. Sie war hübsch, intelligent, selbstsicher und sehr lebensfroh. In jenem Sommer verbrachten wir Tag für Tag fast jede Stunde miteinander.
Ich hörte Lisa gern zu, wenn sie vom Leben an der Universität erzählte. Es klang so, als habe sie dort viel Spaß und als sei sie sehr unabhängig. Lisa hatte ihr Leben ausgewogen organisiert; alles, was wirklich wichtig war, hatte seinen festen Platz darin.
Meine Bewunderung für Lisa nahm noch zu, denn ich bemerkte, dass sie täglich in den heiligen Schriften las und jeden Morgen und Abend betete. Am liebsten hätte ich sie gefragt, wie sie ihren Glauben an Gott erlangt hatte, aber ich schämte mich, weil ich so kleingläubig war. Ich weiß noch, wie ich im Bett lag und mich fragte, worüber Lisa wohl mit Gott sprach, wenn sie betete.
Jeden Abend kniete ich an meinem Bett nieder und sprach ein kurzes Gebet, in dem ich Gott fragte, ob es ihn gebe. Aber ich bekam kein besonderes oder geistiges Gefühl. Ich hörte auch keine Stimme. Ich fühlte mich nach meinen Gebeten kein bisschen anders als zuvor. Zwei Monate lang betete ich regelmäßig, Abend für Abend. Allmählich verließ mich der Mut und ich merkte, dass ich zunehmend an Gott zweifelte.
Eines Abends hatte ich großes Heimweh und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich wünschte mir verzweifelt, meine Familie und meine Freunde um mich zu haben und in meiner vertrauten Umgebung zu sein. Ich sehnte mich schmerzlich danach, mit jemandem zu sprechen, der mich kannte und liebte, und kniete zum Beten nieder. „Gott, ich brauche dich jetzt gerade so sehr!“, fing ich an. In den nächsten Minuten vertraute ich meinem himmlischen Vater an, was ich wirklich empfand. Ich erzählte ihm alles. Ich sprach mit ihm so, als ob ich glaubte, es gebe ihn.
Auf einmal wurde ich von Wärme eingehüllt. Ich hatte das Gefühl, als sei der himmlische Vater herabgekommen und habe mich in die Arme genommen. Ich war nicht mehr allein. Ich war von Liebe und Frieden umgeben. Ich wusste, dass es einen Gott gab.
Ich fragte mich, warum es über zwei Monate gedauert hatte, bis ich Antwort auf meine Gebete erhielt. In Jeremia 29:13 las ich, weshalb: „Sucht ihr mich, so findet ihr mich … wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt.“
Erst als ich wirklich mein Herz ausschüttete, erhielt ich die Antwort auf mein Gebet. Als ich daran glaubte, dass Gott existiert. Als ich mit meinen Worten und Tränen den Himmel erreichen wollte.
Dieser eine Abend hat mein Leben verändert. Ich war auf Mission und habe im Tempel geheiratet. Und mein Glaube daran, dass Gott existiert, nimmt weiter zu.
Ich denke noch oft zurück an jenen Sommer in Alaska. Ohne Lisas Beispiel hätte ich vielleicht nicht so beharrlich am Gebet festgehalten, monatelang. Vielleicht hätte ich aufgegeben und hätte nie die Liebe meines himmlischen Vaters erfahren. Ich werde Lisa ewig dankbar sein für das Beispiel, das sie mir gab. Sie half mir, Gott zu erkennen und zu verspüren, wie sehr er mich liebt.