2009
Wann haben wir dich krank gesehen?
Dezember 2009


Wann haben wir dich krank gesehen?

Araceli López Reséndiz, Veracruz, Mexiko

Von 2003 bis 2005 war ich JD-Leiterin in der Gemeinde Gutiérrez Zamora in Veracruz, Mexiko. An Weihnachten besuchten die Jungen Damen und die JD-Leitung immer die älteren Mitglieder der Gemeinde und brachten ihnen etwas Selbstgebackenes.

2005, kurz vor Weihnachten, übten wir Weihnachtslieder, dann setzten wir rote Mützen auf und banden rote Schals um. Im Winter nieselt es häufig in unserem Dorf und es bläst ein kalter Nordwind. Aber davon ließen sich die etwa ein Dutzend Jugendlichen nicht abhalten, sondern machten sich mit den selbstgebackenen Ananaskuchen auf den Weg.

Als wir die älteren Brüder und Schwestern der Gemeinde besuchten, sangen wir mit großer Freude. Es war jedes Mal ein schönes Gefühl, zu wissen, dass wir jemanden mit unseren Liedern und dem Kuchen, wenn auch vielleicht nur für einen kurzen Moment, glücklich gemacht hatten.

Zum Schluss besuchten wir eine Schwester, die schon seit vielen Jahren nicht mehr in der Kirche aktiv war. Die Jugendlichen kannten Juanita gar nicht, aber mein Mann und ich kannten sie schon lange. Sie war nun bettlägerig, unheilbar krank und sehr arm. Ein paar Tage zuvor hatten Brüder aus dem Ältestenkollegium in ihrer Wohnung notwendige Reparaturen vorgenommen.

Als wir bei ihr zu Hause ankamen, rief ich ihren Namen. Niemand antwortete, also rief ich weiter. Bald hörte ich eine leise Stimme sagen: „Kommen Sie herein, Schwester Araceli.“ Wir gingen hinein und sangen voll Freude und Begeisterung, obwohl ihr Zustand uns traurig stimmte. Es war noch nicht lange her, da war Juanita voller Leben gewesen. Als sie sich nun aufsetzte, konnten die Jugendlichen ihre Tränen nicht zurückhalten. Juanita war tief bewegt und bedankte sich bei uns, dass wir sie besuchten und sie durch unsere Lieder spüren ließen, dass der himmlische Vater an sie dachte und sie liebte.

Als wir ihr bescheidenes Zuhause wieder verließen, sagten die Jugendlichen, dass sie dankbar waren, dass sie für sie singen konnten. Es machte ihnen nichts aus, dass sie am Ende nass waren und froren, denn ihr Herz war voller Freude, weil sie ein wenig von ihrer Freude weitergeben konnten. Da verstand ich die Schriftstelle viel besser, in der es heißt:

„Ich war krank und ihr habt mich besucht; …

Wann haben wir dich krank … gesehen und sind zu dir gekommen?

Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25:36,39,40.)

Ich war sehr traurig, als Juanita ein paar Tage später starb, aber ich weiß ohne jeden Zweifel, dass der Vater im Himmel seine Kinder liebt. Ich weiß auch: Wenn wir auf den Heiligen Geist hören, können wir Werkzeuge in der Hand des Herrn sein, um einander Segen zu bringen.

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