Ein Abend der offenen Tür
„Alle, die wahrhaft an Christus glaubten, nahmen freudig den Namen Christi auf sich oder Christen.“ (Alma 46:15)
Alison hörte aufmerksam zu, als der Bischof ankündigte, dass in der Gemeinde in der Vorweihnachtszeit ein Abend der offenen Tür stattfinden sollte. „Es soll ein ganz besonderer Abend werden“, sagte er. „Wir wollen unsere Freunde und Nachbarn dazu einladen.“
Alison mochte die Weihnachtszeit sehr. Sie ging gern für ihre Familie und ihre Freunde Geschenke einkaufen, und sie sang gern Weihnachtslieder. Außerdem gefiel ihr die Geschichte von der Geburt Jesu. Sie stellte sich ihn gern als kleines Baby vor.
Doch was sagte der Bischof da? „Wegen des Abends der offenen Tür findet unsere traditionelle Weihnachtsfeier dieses Jahr nicht statt.“
Alison runzelte die Stirn. „Keine Weihnachtsfeier?“, flüsterte sie ihrer Mutter zu. Die Gemeindeweihnachtsfeier war für sie ein Höhepunkt der Vorweihnachtszeit.
Mama legte den Finger an die Lippen.
„Manche unserer Freunde und Nachbarn betrachten uns nicht als Christen“, fuhr der Bischof fort. „Wir wollen ihnen zeigen, dass wir an Jesus Christus glauben.“
Alison dachte darüber nach. Ihr fiel ein, dass ihre beste Freundin Erica einmal zu ihr gesagt hatte, Mormonen seien keine Christen. Sie hatte nicht verstanden, was Erica damit meinte, und hatte deshalb ihre Eltern gefragt.
„Viele Leute denken nur an die Bezeichnung ‚Mormonen‘ oder ‚Heilige der Letzten Tage‘“, hatte Mama erklärt. „Sie vergessen, dass die Kirche den Namen Jesu Christi trägt.“
Am Tag darauf hatte Alison Erica in der Schule den 1. Glaubensartikel aufgesagt: „Wir glauben an Gott, den Ewigen Vater, und an seinen Sohn, Jesus Christus, und an den Heiligen Geist.“
Aber Erica hatte nur mit den Schultern gezuckt. „Warum nennen euch dann die Leute nicht Christen statt Mormonen?“, hatte sie gefragt.
Alison hörte wieder dem Bischof zu.
„Beim Abend der offenen Tür geht es um Jesus Christus“, sagte er. „Wir bitten die Familien, ihre Weihnachtskrippe mitzubringen. Außerdem wird die Weihnachtsgeschichte nachgespielt.“
Als der Abend der offenen Tür näher rückte, wurde Alison ganz aufgeregt. Mama und Papa hatten eine ältere Nachbarin dazu eingeladen. Alison lud Erica dazu ein.
Vor Beginn der Veranstaltung half Alison ihrer Mutter, beide Weihnachtskrippen der Familie in Zeitungspapier einzuwickeln. Später fuhren sie dann bei Erica vorbei, um sie abzuholen.
Im Gemeindehaus betrachteten Alison und Erica Weihnachtskrippen aus Japan, aus Österreich, aus den Philippinen und vielen anderen Ländern.
Dann gingen die Mädchen nach draußen, wo die Jungen Männer und die Jungen Damen die Weihnachtsgeschichte nachspielten. Man hatte echte Kühe und Schafe hergebracht, sogar eine Ziege. „Da fehlt ja nur noch das Kamel“, meinte Alison.
Der Bischof bat alle in die Kapelle. Alison und Erica saßen bei den PV-Kindern. Die Kinder sangen „Christnacht“1 und das „Krippenlied“2, und der Gemeindechor sang Stücke aus dem Messias.
„Das war wirklich schön“, sagte Erica auf dem Heimweg. „Schade, dass meine Eltern nicht dabei waren.“
„Vielleicht nächstes Jahr“, sagte Alison und lächelte. Sie dachte an den Abend der offenen Tür und stellte fest, dass es ihr gar nichts mehr ausmachte, dass keine Weihnachtsfeier stattgefunden hatte.