Weihnachten in der Neuen Welt
In Amerika rettete das Zeichen der Geburt Jesu – die Nacht ohne Finsternis – die Gläubigen.
Würdest du es bemerken, wenn am Abend plötzlich ein neuer Stern erschiene? Vielleicht nicht. Aber du würdest es sicher bemerken, wenn es in der Nacht nicht finster werden würde – wenn es auch nach Sonnenuntergang so hell bliebe wie am Mittag. Das verpasst man wohl kaum. Und es wäre einem schon gar nicht entgangen, wenn man in der Menge gestanden hätte, als Samuel der Lamanit auf der Stadtmauer stand und die großen Zeichen und Wunder vorhersagte, die die Geburt des Sohnes Gottes begleiten sollten. Wenn du Samuels Worte gehört hättest, dann hättest du sicher nach den Zeichen Ausschau gehalten.
Samuels Mission in Zarahemla
Samuel war ein Lamanit, dem ein Engel geboten hatte, ins Land Zarahemla zu gehen und die Nephiten zur Umkehr zu rufen. Zu dieser Zeit in der Geschichte der Neuen Welt, wie sie im Buch Mormon festgehalten ist, waren die Lamaniten das rechtschaffenere Volk – daher wurde ein lamanitischer Prophet gebraucht. Zweifellos wusste der Herr, dass es einige Zeit dauern würde, bis die Nephiten von ihren schlechten Wegen abließen und ihn als Erlöser der Welt annahmen, daher sandte er Samuel fünf Jahre vor seinem Kommen, damit er das Volk bereit machte.
Samuel predigte nicht nur Umkehr, sondern wurde von einem Engel auch angewiesen, dem Volk in Zarahemla die Zeichen der Geburt Jesu Christi kundzutun. Daher verkündete Samuel, dass es in fünf Jahren ein „Zeichen für die Zeit seines Kommens geben [werde]: Denn siehe, es werden große Lichter am Himmel sein, so sehr, dass es in der Nacht vor seinem Kommen keine Finsternis geben wird, so sehr, dass es den Menschen scheinen wird, als sei es Tag“ (Helaman 14:3). Er sagte, dieses Zeichen werde in der „Nacht …, bevor [der Herr] geboren wird“, zu sehen sein (siehe Helaman 14:4). Samuel prophezeite nicht nur von einer Nacht ohne Finsternis, sondern forderte das Volk auch auf, nach einem neuen Stern Ausschau zu halten, „wie ihr einen solchen nie gesehen habt“ (Helaman 14:5).
Die Gläubigen wurden verspottet
Etwa fünf Jahre nach Samuels Prophezeiungen wurden die Gläubigen von ihren Feinden verspottet: „Die Zeit ist vorbei, und die Worte Samuels haben sich nicht erfüllt; darum waren eure Freude und euer Glaube daran unnütz.“ (3 Nephi 1:6.) Die Ungläubigen beschlossen sogar, die Gläubigen hinzurichten, falls die Zeichen nicht bis zu einem bestimmten Tag eintreten würden (siehe 3 Nephi 1:9).
Als die fünf Jahre fast vorbei waren, wurden die Gläubigen „sehr besorgt …, dass das, was gesagt worden war, sich irgendwie nicht ereignen würde“ (3 Nephi 1:7). Aber sie warteten weiterhin „standhaft auf den Tag und die Nacht und den Tag, die wie ein Tag sein sollten, als ob es keine Nacht gäbe, sodass sie wissen würden, dass ihr Glaube nicht unnütz gewesen war“ (3 Nephi 1:8).
Die Erfüllung der Prophezeiung
Der Tag, an dem die Gläubigen hingerichtet werden sollten, rückte näher. Der Kummer seines Volkes betrübte den Propheten Nephi so sehr, dass er den Vater im Himmel für sein Volk anflehte, „ja, für die, die nahe daran waren, wegen ihres Glaubens … vernichtet zu werden. Und … er schrie mächtig zum Herrn, den ganzen Tag lang.“ (3 Nephi 1:11,12.) Sein Rufen wurde erhört. Der Herr sprach zu ihm: „Hebe dein Haupt empor und sei guten Mutes; denn siehe, die Zeit ist nahe, und in dieser Nacht wird das Zeichen gegeben werden, und morgen komme ich in die Welt, um der Welt zu zeigen, dass ich alles erfüllen werde, was ich durch den Mund meiner heiligen Propheten habe sprechen lassen.“ (3 Nephi 1:13.) An diesem Abend, „als die Sonne unterging, da wurde es nicht finster“ (3 Nephi 1:15), wie Samuel es vorhergesagt hatte. Alles, was Samuel prophezeit hatte, ging in Erfüllung. Auch ein neuer Stern erschien.
Kein Grund für Unglauben
In der Bibel steht nichts von einer Nacht ohne Finsternis zur Zeit der Geburt Christi. Nur ein neuer Stern wird kurz erwähnt, den die Sterndeuter sahen und der sie zum Christuskind führte (siehe Matthäus 2:2,9,10). In Judäa bemerkten nur wenige Menschen die Zeichen der Geburt Christi, wie etwa die Hirten (siehe Lukas 2:8-18). Doch in Amerika sahen „alle Menschen auf dem Antlitz der ganzen Erde, vom Westen bis zum Osten, sowohl im Land im Norden als auch im Land im Süden“ die Zeichen und wussten, „dass der Sohn Gottes in kurzem erscheinen müsse“ (3 Nephi 1:17).
Warum sahen in der Neuen Welt so viel mehr Menschen die Zeichen der Geburt des Heilands? Eine Erklärung finden wir in diesen Worten Samuels: „Der Engel sagte mir, viele würden Größeres sehen als dies, zu dem Zweck, dass sie glauben, dass diese Zeichen und diese Wunder sich überall auf dem Antlitz dieses Landes zutragen werden, zu dem Zweck, dass es keinen Grund für Unglauben unter den Menschenkindern gebe.“ (Helaman 14:28; Hervorhebung hinzugefügt.)
Die ersehnte Befreiung
Als nach der Nacht ohne Finsternis die Sonne wieder aufging, wussten die Menschen, „wegen des Zeichens, das gegeben worden war, … dass es der Tag war, an dem der Herr geboren werden sollte“ (3 Nephi 1:19). Stell dir ihre Freude vor! Die Gläubigen waren gerettet. Sie waren dem Tod entronnen, den sie durch ihre ungläubigen Feinde erlitten hätten. Auch geistig waren sie verschont worden, denn der Sohn Gottes war in die Welt gekommen, um die Menschen durch sein Sühnopfer von ihren Sünden zu retten.
Üblicherweise betrachten wir Weihnachten nicht als ein Fest der Befreiung, so wie die Juden am Paschafest die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft feiern. Aber der Tag, als der Erlöser geboren wurde, war für die Gläubigen in der Neuen Welt tatsächlich ein Tag der Befreiung.
Wenn du dieses Jahr Weihnachten feierst, dann ruf dir auch ins Gedächtnis, was sich auf dem amerikanischen Kontinent ereignete, ebenso wie die Ereignisse, die sich auf der anderen Erdhälfte am Geburtsort des Erlösers zugetragen haben. Seine Geburt brachte der gesamten Menschheit im geistigen Sinne Befreiung, der Gruppe standhafter Gläubiger in der Neuen Welt brachte sie buchstäblich die Befreiung vom Tod. Seine Geburt bietet weiterhin all denen Befreiung, die ihn als ihren Herrn und Erlöser annehmen.