Die Welt auf das Zweite Kommen vorbereiten
Eure Mission ist eine heilige Gelegenheit, andere zu Christus zu bringen und bei der Vorbereitung auf das Zweite Kommen des Erretters mitzuhelfen.
Heute Abend spreche ich besonders zu den 12- bis 25-Jährigen, die das Priestertum Gottes tragen. Wir denken viel an euch und wir beten für euch. Ich habe schon einmal die Geschichte erzählt, wie unser vierjähriger Enkel seinen kleinen Bruder heftig schubste. Nachdem sie das weinende Kind getröstet hatte, wandte sich meine Frau Kathy dem Vierjährigen zu und fragte ihn sorgenvoll: „Warum schubst du denn dein Brüderchen?“ Er sah seine Großmutter an und erwiderte: „Mimi, es tut mir leid. Ich habe meinen WdR-Ring verloren, und jetzt kann ich nicht mehr das Rechte wählen.“ Wir wissen, dass ihr euch große Mühe gebt, stets das Rechte zu wählen. Wir haben euch sehr lieb.
Habt ihr jemals darüber nachgedacht, warum ihr gerade zu dieser Zeit auf die Erde gesandt worden seid? Ihr wurdet nicht zur Zeit von Adam und Eva geboren oder als die Pharaonen über Ägypten herrschten und auch nicht während der Ming-Dynastie. Ihr seid jetzt auf die Erde gekommen, zweitausend Jahre nach dem ersten Kommen Christi. Das Priestertum Gottes wurde auf der Erde wiederhergestellt, und der Herr hat damit begonnen, die Welt auf seine herrliche Wiederkehr vorzubereiten. In dieser Zeit gibt es große Chancen und wichtige Aufgaben. Dies ist eure Zeit.
Mit eurer Taufe habt ihr euren Glauben an Jesus Christus bekundet. Mit eurer Ordinierung zum Priestertum wurden eure Talente und geistigen Fähigkeiten vermehrt. Eine eurer wichtigen Aufgaben besteht darin, mitzuhelfen, die Welt auf das Zweite Kommen des Erretters vorzubereiten.
Der Herr hat einen Propheten, Präsident Thomas S. Monson, dazu bestimmt, das Werk seines Priestertums zu leiten. Präsident Monson hat euch gesagt: „Der Herr braucht Missionare.“1 „Jeder würdige und fähige junge Mann soll sich auf eine Mission vorbereiten! Als Missionar zu dienen ist eine Priestertumspflicht. Und der Herr erwartet, dass wir, denen so viel gegeben wurde, diese Pflicht erfüllen.“2
Der Missionsdienst erfordert Opfer. Es gibt immer etwas, was ihr zurücklasst, wenn ihr dem Aufruf des Propheten, zu dienen, folgt.
Wer etwas von Rugby versteht, weiß, dass die neuseeländische Auswahl – bekannt als die All Blacks, weil das Team immer ganz in Schwarz aufläuft – die berühmteste Mannschaft aller Zeiten ist.3 In Neuseeland zu den All Blacks zu zählen, lässt sich in etwa damit vergleichen, dass man im American Football einer Superbowl-Mannschaft angehört oder im Fußball mit einer Nationalmannschaft an der WM teilnimmt.
1961 war Sidney Going, ein 18-Jähriger, der das Aaronische Priestertum trug, im Begriff, eine neue Größe im neuseeländischen Rugby zu werden. Viele glaubten, dass er wegen seines bemerkenswerten Könnens gleich im darauffolgenden Jahr in die Nationalmannschaft berufen werden würde.
Mit 19 – in dieser entscheidenden Phase seiner vielversprechenden Rugby-Karriere – gab Sid Going bekannt, dass er den Rugby-Sport ruhen lassen werde, um eine Mission zu erfüllen. Einige nannten ihn verrückt. Andere nannten ihn „töricht“.4 Sie meinten, dass er im Rugby vielleicht nie wieder so eine Chance bekommen würde.
Sid kam es jedoch nicht darauf an, was er zurückließ, sondern welche Gelegenheit und welche Aufgaben vor ihm lagen. Er hatte die Priestertumspflicht, zwei Jahre seines Lebens aufzuwenden, um zu verkünden, dass der Herr Jesus Christus tatsächlich existiert und sein Evangelium wiederhergestellt hat. Nichts – nicht einmal die Chance, in der Nationalmannschaft zu spielen, und der damit verbundene Ruhm – konnte ihn von dieser Pflicht abbringen.5
Er wurde durch einen Propheten Gottes in die Westkanadische Mission berufen. Diesen Monat ist es 48 Jahre her, dass Elder Sidney Going mit 19 Neuseeland verließ, um eine Mission für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu erfüllen.
Sid hat mir etwas berichtet, was er auf Mission erlebt hatte. Es war schon Abend und er und sein Mitarbeiter wollten sich gerade auf den Heimweg machen. Da beschlossen sie, noch eine weitere Familie zu besuchen. Der Vater ließ sie ein. Elder Going und sein Mitarbeiter gaben Zeugnis vom Erlöser. Die Familie nahm ein Buch Mormon entgegen. Der Vater las die ganze Nacht. In den folgenden anderthalb Wochen las er das Buch Mormon, das Buch Lehre und Bündnisse und die Köstliche Perle ganz durch. Einige Wochen später ließ sich die Familie taufen.6
Eine Mission statt eines Platzes in der neuseeländischen Nationalmannschaft? Sid entgegnete: „Das Glück, [anderen] das Evangelium zu bringen, wiegt alles, was man je opfert, bei weitem auf.“7
Wahrscheinlich fragt ihr euch, was aus Sid Going nach seiner Mission geworden ist. Das Wichtigste war: eine ewige Ehe mit seiner Liebsten, Colleen, fünf wunderbare Kinder und eine ganze Schar Enkel. Schon sein Leben lang vertraut er auf den Vater im Himmel, hält die Gebote und dient anderen.
Und Rugby? Nach seiner Mission wurde Sid einer der besten Mittelfeldspieler in der Geschichte der All Blacks. Er spielte 11 Spielzeiten und war auch viele Jahre lang Mannschaftskapitän.8
Wie gut war Sid Going? Er war so gut, dass Trainingszeiten und Spielpläne geändert wurden, weil er sonntags nicht spielen wollte.9 Sid war so gut, dass die Königin von England ihn für seine Verdienste um den Rugby-Sport auszeichnete.10 Er war so gut, dass über ihn ein Buch mit dem Titel Super Sid geschrieben wurde.
Was wäre gewesen, wenn Sid diese Ehren nach seiner Mission nicht zuteilgeworden wären? Eines der größten Wunder im Missionsdienst dieser Kirche ist es, dass Sid Going und Tausende, die in ähnlicher Lage waren wie er, nicht gefragt haben: „Was für einen Vorteil ziehe ich aus meiner Mission?“, sondern: „Was kann ich geben?“
Eure Mission ist eine heilige Gelegenheit, andere zu Christus zu bringen und bei der Vorbereitung auf das Zweite Kommen des Erretters mitzuhelfen.
Der Herr hat seit langem über die notwendigen Vorbereitungen für sein Zweites Kommen gesprochen. Er erklärte Henoch: „Rechtschaffenheit werde ich aus dem Himmel herabsenden, und Wahrheit werde ich aus der Erde hervorgehen lassen … und Rechtschaffenheit und Wahrheit werde ich über die Erde fegen lassen wie eine Flut, um meine Auserwählten von den vier Enden der Erde … zu sammeln.“11 Der Prophet Daniel prophezeite, dass das Evangelium in den Letzten Tagen bis an die Enden der Erde gelangen würde, wie ein Stein, der ohne Zutun von Menschenhand von einem Berg losbricht.12 Nephi sprach davon, dass die Heiligen der Letzten Tage zwar klein an Zahl, aber überall auf der Erde verbreitet sein würden.13 Der Herr hat in dieser Evangeliumszeit verkündet: „Ihr seid berufen, die Sammlung meiner Auserwählten zuwege zu bringen.“14 Meine jungen Brüder, eure Mission ist eine große Gelegenheit und Verantwortung. Sie ist wichtig für diese verheißene Sammlung und verknüpft mit eurer Bestimmung für die Ewigkeit.
Schon seit Beginn der Wiederherstellung haben die führenden Brüder ihren Auftrag, das Evangelium zu verkünden, sehr ernst genommen. Nur sieben Jahre nach Gründung der Kirche wurden 1837, in einer Zeit der Armut und Verfolgung, Missionare nach England entsandt, um das Evangelium zu predigen. Innerhalb der nächsten paar Jahre brachten Missionare das Evangelium an die verschiedensten Orte wie Österreich, Französisch-Polynesien, Indien, Jamaika, Chile und China.15
Der Herr hat dieses Werk gesegnet, und die Kirche wird überall in der Welt aufgerichtet. Diese Versammlung wird in 92 Sprachen übersetzt. Wir sind dankbar für die 52.225 Vollzeitmissionare, die in über 150 Ländern unterwegs sind.16 Es vergeht keine Minute, ohne dass irgendwo auf der Welt rechtschaffene Missionare Zeugnis vom Erretter ablegen. Überlegt nur, welch geistige Kraft von 52.000 Missionaren ausgeht, die mit dem Geist des Herrn ausgestattet sind und kühn verkünden, dass „kein anderer Name noch irgendein anderer Weg oder ein anderes Mittel gegeben wird, wodurch … Errettung zuteilwerden kann, als nur im und durch den Namen Christi“.17 Den Zehntausenden zurückgekehrten Missionaren, die ihr Allerbestes gegeben haben und dies auch weiterhin tun, sagen wir Dank. Die Welt wird auf das Zweite Kommen des Erretters in hohem Maße durch das Werk vorbereitet, das der Herr durch seine Missionare vollbringt.
Der Missionsdienst ist geistiger Natur. Würdigkeit und Vorbereitung sind entscheidend. Präsident Monson hat gesagt: „Ihr Jungen Männer, ich ermahne euch: Bereitet euch auf den Dienst als Missionar vor. Haltet euch sauber und rein und bleibt würdig, den Herrn zu vertreten.“18 Vergesst in den Jahren vor eurer Mission bitte nicht die heilige Aufgabe, die vor euch liegt. Was ihr vor eurer Mission tut, hat großen Einfluss auf die Priestertumsmacht, die ihr auf Mission mitbringt. Bereitet euch gut vor.
Präsident Monson sprach darüber, dass sich „jeder würdige und fähige junge Mann … auf eine Mission vorbereiten“ soll.19 Es kommt vor, dass jemand wegen gesundheitlicher Probleme oder aus anderen Gründen nicht auf Mission gehen kann. Ob ihr für den Missionsdienst geeignet seid, könnt ihr mit euren Eltern und dem Bischof klären. Falls ihr nicht in Frage kommt, glaubt bitte nicht, ihr seiet weniger wert, was den erhabenen Auftrag angeht, der vor euch liegt. Der Herr ist sehr großzügig zu denen, die ihn lieben, und er wird euch andere Türen öffnen.
Einige mögen sich fragen, ob sie zu alt für eine Mission sind. Einer meiner Freunde aus China kam in Kambodscha zur Kirche, als er Mitte zwanzig war. Er fragte sich, ob er trotzdem eine Mission in Erwägung ziehen solle. Nachdem er gebetet und mit seinem Bischof gesprochen hatte, wurde er berufen und erfüllte ehrenvoll eine Mission in New York. Wenn ihr Bedenken wegen eures Alters habt, betet und sprecht mit eurem Bischof. Er wird euch beraten.
Fünfzig Prozent aller Missionare sind in ihrem Heimatland tätig. Das ist gut so. Der Herr hat verheißen: „Jedermann wird die Fülle des Evangeliums in seiner eigenen Zunge und in seiner eigenen Sprache vernehmen.“20 Ihr werdet durch Prophezeiung berufen und dort eingesetzt, wo ihr am dringendsten gebraucht werdet.
Ich treffe gern mit Missionaren in aller Welt zusammen. Als ich neulich in der Australien-Mission Sydney war, wisst ihr, wen ich da getroffen habe? Elder Sidney Going, die Rugby-Legende aus Neuseeland. Er ist jetzt 67 und wieder Missionar, aber dieses Mal hat er sich seinen Mitarbeiter selbst ausgesucht: Schwester Colleen Going. Er erzählte mir von einer Familie, die sie belehren durften. Die Eltern waren Mitglieder, waren aber viele Jahre lang in der Kirche weniger aktiv gewesen. Elder Going und seine Frau halfen dabei, den Glauben dieser Familie wiederzubeleben. Elder Going erzählte mir, welche Kraft er verspürt hatte, als er neben dem Familienvater am Taufbecken stand und der älteste Sohn, der nun das Priestertum trägt, seinen kleinen Bruder und seine Schwester taufte. Er freute sich sehr, als er sah, wie eine Familie nun geeint nach dem ewigen Leben strebt.21
Die Erste Präsidentschaft hat diese Worte an euch gerichtet:
„Ihr seid erwählte Geistkinder Gottes, die zu einer Zeit auf der Erde leben, in der es die großartigsten Aufgaben und Möglichkeiten gibt, aber auch die größten Versuchungen. …
Wir beten für einen jeden von euch, … dass ihr das große Werk verrichten könnt, das vor euch liegt, … dass ihr würdig [und bereit] seid, die Verantwortung zu übernehmen, das Reich Gottes zu errichten und die Welt auf das Zweite Kommen des Erretters vorzubereiten.“22
Mir gefällt Harry Andersons bildliche Darstellung des Zweiten Kommens des Erretters. Sie erinnert mich daran, dass er in Macht und Herrlichkeit kommen wird. Erstaunliche Ereignisse werden sich auf der Erde und im Himmel zutragen.23
Diejenigen, die das Kommen des Erretters erwarten, werden „nach [ihm] ausschauen“. Er hat verheißen: „Ich werde kommen!“ Die Rechtschaffenen werden ihn „in den Wolken des Himmels [sehen,] angetan mit Macht und großer Herrlichkeit, mit allen heiligen Engeln“.24 „Ein Engel [wird] seine Posaune ertönen lassen, … und die Heiligen werden von den vier Enden der Erde hervorkommen“25 „und entrückt werden, ihm zu begegnen.“26 Diejenigen, „die geschlafen haben“, also die würdigen Heiligen, die gestorben sind, werden ebenfalls hervorkommen, ihm zu begegnen.27
In den heiligen Schriften heißt es: „Der Herr [wird] seinen Fuß auf [den] Berg setzen“28 und er „wird seine Stimme erschallen lassen, und alle Enden der Erde werden sie vernehmen“.29
Meine jungen Brüder, die ihr das Priestertum tragt, ich gebe Zeugnis von der Erhabenheit dieses herrlichen Ereignisses, vor allem aber auch davon, dass es gewiss ist. Der Heiland lebt. Er wird auf die Erde zurückkehren. Und sei es auf dieser Seite des Schleiers oder auf der anderen, wir alle werden uns über sein Kommen freuen und dem Herrn dafür danken, dass er uns zu dieser Zeit auf die Erde gesandt hat, um unsere heilige Pflicht zu erfüllen und die Welt auf seine Wiederkehr vorzubereiten. Im Namen Jesu Christi. Amen.