2011
Der Sabbat und das Abendmahl
Mai 2011


Der Sabbat und das Abendmahl

Sorgen Sie dafür, dass Ihre Familie von Liebe erfüllt ist, wenn Sie den Sabbat den ganzen Tag lang ehren und unter der Woche in den Genuss seiner geistigen Segnungen kommen.

Elder L. Tom Perry

Meine Brüder und Schwestern überall auf der Welt, heute Vormittag haben wir uns versammelt, um der Stimme eines Propheten zu lauschen. Ich bezeuge, dass die Stimme, die wir soeben gehört haben, die Stimme des lebenden Propheten Gottes ist, den wir heute auf der Erde haben, Präsident Thomas S. Monson. Wie sehr profitieren wir doch von dem, was er uns lehrt und vorlebt!

In diesem Jahr haben wir alle die Gelegenheit, uns in der Sonntagsschule mit den Worten der Propheten im Neuen Testament zu befassen. Im Alten Testament geht es um Propheten und ein bestimmtes Volk. Das Neue Testament hingegen stellt das Leben und den Einfluss des einzigen Menschen in den Mittelpunkt, der sowohl mit göttlichen als auch menschlichen Eigenschaften auf die Erde kam – unseres Heilands und Erlösers, Jesus Christus.

Die heutige Welt ist voller Menschenlehren; da vergisst man leicht den so bedeutenden Bericht über das Leben und Wirken des Erlösers, das Neue Testament, oder verliert den Glauben daran. Dieses heilige Buch bildet den Mittelpunkt der in den heiligen Schriften verzeichneten Geschichte, so wie der Erretter der Mittelpunkt unseres Lebens sein soll. Wir müssen uns dazu verpflichten, es zu studieren und in Ehren zu halten!

Unschätzbare Perlen der Weisheit warten nur darauf, entdeckt zu werden, wenn wir uns mit dem Neuen Testament beschäftigen. Ich lese immer gern den Bericht von Paulus, wie er umherreiste und die Kirche Jesu aufrichtete, und ich lese besonders gern, was er Timotheus nahebrachte. Im vierten Kapitel seines Briefes an Timotheus schreibt Paulus: „Das sollst du anordnen und lehren. … Sei den Gläubigen ein Vorbild in deinen Worten, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben, in der Lauterkeit.“1 Ich kann mir keine bessere Art und Weise vorstellen, wie wir damit beginnen oder fortfahren, den Gläubigen ein Vorbild zu sein, als durch unsere Sabbatheiligung.

Als die Erde am Anfang erschaffen wurde, wurde ein Tag von den anderen abgehoben. „Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig.“2 An diesem Tag ruhte sich selbst Gott von seiner Arbeit aus, und er erwartet, dass seine Kinder es ihm gleichtun. Den Kindern Israel gab er das Gebot:

„Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!

Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun.

Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. …

Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.“3

Zur Sabbatheiligung gehört auch immer der Gottesdienst. Nachdem Adam und Eva sterblich geworden waren, wurde ihnen geboten, „dass sie den Herrn, ihren Gott, anbeten sollten und die Erstlinge ihrer Herden dem Herrn als Opfer opfern sollten [als] Sinnbild für das Opfer des Einziggezeugten des Vaters“.4 Das Tieropfer erinnerte die Nachkommen Adams daran, dass das Lamm Gottes, Jesus Christus, eines Tages sein Leben für uns als Opfer darbringen sollte.

Im Laufe seines Lebens sprach der Erretter immer wieder von diesem Opfer.5 Die Erfüllung seiner Worte begann am Vorabend seiner Kreuzigung. Er hatte seine Jünger in jenem Obergemach versammelt, fern aller weltlichen Ablenkung, und führte dort das Abendmahl ein.

„Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst; das ist mein Leib.

Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus;

das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“6

Von dieser Zeit an war das Sühnopfer Christi das große und letzte Opfer. Als der Herr nach seiner Auferstehung auf dem amerikanischen Kontinent erschien, übertrug er seinen Jüngern das Priestertum und führte das Abendmahl mit den Worten ein:

„Und dies sollt ihr immer bedacht sein zu tun, … ja, wie ich Brot gebrochen und es gesegnet und es euch gegeben habe. …

Und es wird dies dem Vater ein Zeugnis sein, dass ihr immer an mich denkt. Und wenn ihr immer an mich denkt, wird mein Geist mit euch sein.“7

Es ist bemerkenswert, dass die Sabbatheiligung und das Abendmahl selbst im dunklen Zeitalter des Abfalls vom Glauben auf vielerlei Weise weiter praktiziert wurden.

Als das Evangelium wiedergestellt wurde, erschienen Joseph Smith und Oliver Cowdery drei der Apostel, die als Erste vom Herrn das Abendmahl erhalten hatten, nämlich Petrus, Jakobus und Johannes. Unter ihrer Leitung wurde die Priestertumsvollmacht, die erforderlich ist, um den Mitgliedern der Kirche das Abendmahl spenden zu können, wiederhergestellt.8

Diese Priestertumsvollmacht, die der Erlöser seinen Propheten und Aposteln übertragen hat und die von diesen auf uns übergegangen ist, befindet sich auch heute auf der Erde. Junge Priestertumsträger überall auf der Welt machen sich würdig, die Macht des Priestertums auszuüben, indem sie aufrichtig die Gebote halten und nach den Grundsätzen des Evangeliums leben. Diese jungen Brüder, die ihre Hände und ihr Herz geistig rein halten, bereiten das Abendmahl vor und segnen es, wie der Herr es festgelegt hat – wie er es vor über zweitausend Jahren gezeigt hat.

Die Teilnahme am Abendmahl steht im Mittelpunkt der Sabbatheiligung. Im Buch Lehre und Bündnisse gebietet der Herr uns allen:

„Und damit du dich selbst noch mehr von der Welt unbefleckt halten mögest, sollst du an meinem heiligen Tag ins Haus des Betens gehen und deine heiligen Handlungen darbringen;

denn wahrlich, dies ist der Tag, der dir bestimmt ist, von deiner Arbeit zu ruhen und dem Allerhöchsten deine Gottesverehrung zu entrichten; …

und an diesem Tag sollst du nichts anderes tun.“9

Wenn wir darüber nachdenken, inwiefern der Sabbat und das Abendmahl Bestandteil unseres Lebens sind, so erwartet der Herr offensichtlich dreierlei von uns: erstens, dass wir uns von der Welt unbefleckt halten; zweitens, dass wir ins Haus des Betens gehen und unsere heiligen Handlungen darbringen; und drittens, dass wir uns von unserer Arbeit ausruhen.

Wie herrlich ist es, Christ zu sein und als wahrer Jünger Christi zu leben! Über uns sagt der Herr: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.“10 Damit wir uns von der Welt unbefleckt halten, erwartet er von uns, dass wir am Sabbat weltliche Ablenkung wie Geschäfte oder Freizeiteinrichtungen meiden.

Ich glaube, er möchte auch, dass wir uns angemessen kleiden. Die Jugendlichen meinen vielleicht, Sonntagskleidung sei aus der Mode gekommen. Wenn die Sonntagskleidung jedoch von Alltagskleidung verdrängt wird, so wissen wir, dass sich dies auch negativ auf Einstellung und Verhalten auswirkt. Natürlich müssen die Kinder nicht unbedingt bis zum Abend in formeller Sonntagskleidung bleiben. Wenn wir sie jedoch ermuntern, sich für den Sonntag passend zu kleiden, und den Tag richtig gestalten, helfen wir ihnen, sich auf das Abendmahl vorzubereiten und den ganzen Tag davon zu profitieren.

Was bedeutet es, dem Herrn unsere heiligen Handlungen darzubringen? Uns ist klar, dass jeder von uns Fehler macht. Jeder von uns hat es nötig, dem Vater im Himmel und anderen, die wir vielleicht gekränkt haben, seine Sünden und Fehler zu bekennen und von ihnen abzulassen. Am Sabbat erhalten wir die kostbare Gelegenheit, dem Herrn diese, unsere heiligen Handlungen darzubringen. Der Herr hat gesagt: „Aber denke daran: An diesem, dem Tag des Herrn, sollst du dem Allerhöchsten deine Opfergaben und deine heiligen Handlungen darbringen und deinen Brüdern sowie vor dem Herrn deine Sünden bekennen.“11

Elder Melvin J. Ballard hat erklärt: „Wir wünschen uns, dass jeder Heilige der Letzten Tage zum Abendmahlstisch kommt, denn hier kann er in sich gehen, über sich nachdenken und sich darüber klar werden, wie er den Weg, den er beschreitet, korrigieren, sein Leben in Ordnung bringen und im Einklang mit den Lehren der Kirche und mit seinen Brüdern und Schwestern leben kann.“12

Wenn wir würdig vom Abendmahl nehmen, bezeugen wir, dass wir willens sind, den Namen des Erlösers auf uns zu nehmen und seine Gebote zu halten und wahrhaftig immer an ihn zu denken, damit sein Geist mit uns sein kann. Auf diese Weise wird unser Taufbund erneuert. Der Herr hat seinen Jüngern zugesichert: „Denn sooft ihr dies tut, werdet ihr dieser Stunde gedenken, da ich bei euch war.“13

Mitunter glauben wir, dass das Ausruhen von der Arbeit bedeute, den Mähdrescher abgeschaltet auf dem Feld stehen zu lassen oder ein Schild mit der Aufschrift „Geschlossen“ an die Ladentür zu hängen. In der heutigen Welt umfasst Arbeit jedoch alles, was wir im Alltag machen. Dazu können geschäftliche Tätigkeiten gehören, die wir von zu Hause aus erledigen, Sportwettkämpfe und sonstige Betätigungen, die uns davon abhalten, den Gottesdienst am Sonntag zu besuchen und anderen zu dienen.

„Gehe mit Heiligem nicht leichtfertig um“14, offenbarte der Herr den Mitgliedern der Kirche, als wolle er uns in Erinnerung rufen, was er seinen Jüngern bereits gesagt hatte: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“15

Brüder und Schwestern, in den Letzten Tagen kommt der Widersacher zum Erfolg, wenn wir in unserer Treue gegenüber dem Herrn nachlassen, seine Lehren im Neuen Testament und weiteren heiligen Schriften nicht beachten und aufhören, ihm zu folgen. Liebe Eltern, wir müssen unseren Kindern jetzt und heute beibringen, den Gläubigen ein Vorbild zu sein, indem wir die Abendmahlsversammlung besuchen. Wenn der Sonntagmorgen naht, helfen Sie ihnen, gut ausgeruht, gut angezogen und geistig vorbereitet zu sein, um beim Abendmahl von Brot und Wasser zu nehmen und die erleuchtende, erbauende, edle Macht des Heiligen Geistes zu empfangen. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Familie von Liebe erfüllt ist, wenn Sie den Sabbat den ganzen Tag lang ehren und unter der Woche in den Genuss seiner geistigen Segnungen kommen. Fordern Sie Ihre Söhne und Töchter auf, sich zu erheben und ihr Licht leuchten zu lassen, indem sie den Sabbat heilighalten, „damit [ihr Licht] den Nationen ein Banner sei“.16

Jetzt, wo die Jahre vorüberziehen, denke ich öfter an Sonntage, die ich als Jugendlicher und als junger Erwachsener erlebt habe. Ich weiß noch, wie ich als Diakon zum ersten Mal das Abendmahl ausgeteilt habe. Damals gab es kleine Glasbecher, die ich den Mitgliedern der Gemeinde reichte. Vor einigen Jahren wurde ein Gemeindehaus in meiner Heimatstadt umgebaut. Das Rednerpult hatte ein Fach, das versiegelt worden war. Als man es öffnete, kamen einige dieser kleinen Glasbecher zum Vorschein, die dort jahrelang verborgen gewesen waren. Einen habe ich zur Erinnerung geschenkt bekommen.

Ich erinnere mich auch an eine grüne Truhe, die wir in der US-Marineinfanterie bei uns trugen. In der Truhe waren ein Holztablett und einige Packungen Abendmahlsbecher, damit wir selbst in Zeiten des Krieges und der Not den Frieden und die Hoffnung erfahren konnten, die das Abendmahl des Herrn verleiht.

Wenn ich an diese Abendmahlsbecher aus meiner Jugend denke, der eine in dem geschützten Tal, wo ich aufwuchs, der andere tausende Kilometer entfernt im Pazifik, verspüre ich tiefe Dankbarkeit, dass der Erretter der Welt bereit war, um meinetwillen den „bitteren Kelch“17 zu trinken. Und weil er das getan hat, kann ich mit dem Psalmisten sagen: „Du füllst mir reichlich den Becher“18, ja, mit den Segnungen seines unbegrenzten und ewigen Sühnopfers.

Erinnern wir uns heute, am Tag vor dem Sabbat, zu Beginn dieser wunderbaren Konferenz, an die Segnungen und Möglichkeiten, die uns offenstehen, wenn wir jede Woche die Abendmahlsversammlung in unseren Gemeinden und Zweigen besuchen. Bereiten wir uns auf den Sabbat vor und verhalten wir uns so, dass wir die Segnungen, die uns verheißen sind, auf uns und unsere Familie herabrufen. Ich gebe mein besonderes Zeugnis, dass die größte Freude, die wir in diesem Leben erhalten, darin besteht, dem Erlöser zu folgen. Mögen wir seine Gebote halten, indem wir seinen Tag heilighalten. Darum bete ich im Namen Jesu Christi. Amen.