2014
Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen
Januar 2014


Botschaft von der Ersten Präsidentschaft

Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen

Präsident Dieter F. Uchtdorf

Im alten Rom war Janus der Gott der Anfänge. Er wurde oft mit zwei Gesichtern dargestellt – das eine blickte zurück in die Vergangenheit, das andere voraus in die Zukunft. In manchen Sprachen ist der Monat Januar nach ihm benannt, weil der Jahresanfang eine Zeit ist, in der man sowohl zurückblickt als auch Pläne für die Zukunft schmiedet.

Auch Jahrtausende später lebt noch in vielen Kulturen auf dieser Welt der Brauch fort, mit guten Vorsätzen in das neue Jahr zu starten. Einen Vorsatz fassen ist natürlich einfach, ihn umsetzen aber eine ganz andere Sache.

So war ein Mann, der eine lange Liste mit Neujahrsvorsätzen aufgestellt hatte, einmal recht guter Dinge, was seinen Fortschritt betraf. „Bis jetzt habe ich mich daran gehalten, weniger zu essen“, dachte er bei sich. „Ich bin nicht aus der Haut gefahren, habe mein Konto nicht überzogen und mich kein einziges Mal über den Hund des Nachbarn beschwert. Allerdings ist heute erst der 2. Januar, der Wecker hat gerade erst geklingelt, und ich bin dabei, aufzustehen. Da muss schon ein Wunder geschehen, damit diese Erfolgsserie anhält.“

Von vorn beginnen

Ein Neubeginn trägt etwas unglaublich Hoffnungsvolles in sich. Vermutlich haben wir alle uns schon das eine oder andere Mal gewünscht, rein und ohne Altlasten von vorn anzufangen.

Ich freue mich immer, wenn ich einen neuen Rechner mit einer sauberen Festplatte bekomme. Eine Weile funktioniert er einwandfrei. Doch wenn erst ein paar Tage und Wochen verstrichen sind und immer mehr Programme installiert wurden (manche absichtlich, manche weniger absichtlich), gerät der Rechner allmählich ins Stocken, und was vormals schnell und gründlich erledigt wurde, zieht sich nun zäh dahin. Manchmal geht er auch gar nicht mehr. Selbst ihn hochzufahren kann eine Qual werden, weil die Festplatte mit allerlei wirrem Zeug und Datenschrott verstopft ist. Manchmal bleibt als einziges Mittel, den Rechner zu formatieren und neu anzufangen.

Genauso kann ein menschliches Wesen verstopfen – mit Angst, Zweifeln und drückender Schuld. Die Fehler, die wir begangen haben (sei es absichtlich, sei es unabsichtlich), können uns belasten, bis es uns schwerfällt, das zu tun, was gut für uns ist.

Falls eine Sünde vorliegt, gibt es ein wunderbares Verfahren, wie wir unsere innere Festplatte formatieren können: Die Umkehr macht es möglich, uns von Schrott zu befreien, der unser Herz bedrückt. Das Evangelium weist uns über das wunderbare, von so viel Barmherzigkeit zeugende Sühnopfer Jesu Christi den Weg, wie wir den Makel der Sünde von unserer Seele wischen und wieder neu werden, rein und unschuldig wie ein Kind.

Manchmal aber werden wir von weltlichen Ablenkungen gelähmt und behindert. Sie rufen unwürdige Gedanken und Taten hervor, die es uns erschweren, einen neuen Anfang zu machen.

Bringen wir das Beste in uns hervor

Sich wertvolle Ziele zu setzen ist etwas Lobenswertes. Wir wissen, dass selbst der Vater im Himmel Ziele hat, denn er hat ja gesagt, dass sein Werk und seine Herrlichkeit darin bestehe, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39).

Gute Ziele, die wir uns setzen, können das Beste in uns hervorbringen. Was jedoch all unsere Bemühungen, Vorsätze zu fassen und umzusetzen, scheitern lassen kann, ist das ewige Aufschieben. Bisweilen verzögern wir einen Neubeginn, weil wir zu lange auf den richtigen Augenblick warten: den ersten Tag eines neuen Jahres, den Sommeranfang, die Berufung als Bischof oder FHV-Leiterin, den Tag, an dem die Kinder in die Schule kommen oder an dem wir in Rente gehen.

Man braucht aber keine Einladung oder einen besonderen Anlass, um sich in Richtung eines rechtschaffenen Ziels zu bewegen. Man braucht nicht auf eine Erlaubnis zu warten, um der Mensch zu werden, der man werden sollte. Man braucht nicht auf eine Einladung zu warten, um in der Kirche zu dienen.

Mitunter vergeuden wir Jahre unseres Lebens damit, dass wir darauf warten, erwählt zu werden (siehe LuB 121:34-36). Das aber ist eine falsche Voraussetzung. Wir sind bereits erwählt worden!

In meinem Leben habe ich manche schlaflose Nacht damit zugebracht, mir über irgendwelche Fragen, Ängste und Nöte oder private Sorgen den Kopf zu zerbrechen. Doch so finster die Nacht auch sein mag, gibt mir der Gedanke immer wieder neuen Mut, dass am nächsten Morgen die Sonne aufgeht.

Mit jedem neuen Tag erwacht die Erde von Neuem – und nicht nur sie, auch wir. Mit jedem neuen Tag kommt ein Neubeginn einher – die Chance, noch einmal anzufangen.

Was aber, wenn wir scheitern?

Manchmal ist es Angst, was uns zurückhält. Wir befürchten womöglich, dass wir keinen Erfolg haben – oder dass wir Erfolg haben, dass wir in Verlegenheit geraten, dass der Erfolg uns ändert oder dass er die Menschen ändert, die wir gern haben.

Und so warten wir ab. Oder geben auf.

Es gibt noch etwas, was wir bedenken müssen, wenn es darum geht, Ziele zu erreichen: Wir werden gelegentlich scheitern – zumindest kurzfristig. Doch anstatt uns entmutigen zu lassen, können wir daraus Kraft schöpfen, denn diese Erkenntnis nimmt uns den Druck, auf Anhieb vollkommen sein zu müssen. Wir nehmen von Anfang an in Kauf, dass uns über kurz oder lang etwas nicht gelingen mag. Wenn man dies von vornherein weiß, verlieren Fehlschläge einen Großteil ihres Schreckens und sie entmutigen uns nicht.

Wenn man so an ein Ziel herangeht, bedeutet ein Fehlschlag nicht mehr das Ende, sondern einen Neuanfang. Vergessen Sie nicht: Selbst wenn wir das ersehnte Ziel nicht umgehend erreichen, haben wir doch auf dem Weg dorthin Fortschritte gemacht.

Und darauf kommt es an – das macht sehr viel aus!

Selbst wenn wir die Ziellinie nicht wie gewünscht erreichen, wird der Neubeginn und die Fortsetzung unseres Weges uns zu stärkeren Menschen machen, als wir waren.

Die beste Zeit, damit anzufangen, ist genau jetzt

Einem alten Sprichwort zufolge ist die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, vor 20 Jahren gewesen. Und die zweitbeste Zeit ist jetzt.

Es steckt etwas Wunderbares und Hoffnungsvolles in dem Wörtchen jetzt. Wenn wir uns vornehmen, uns jetzt zu entscheiden, können wir augenblicklich damit beginnen und weiter vorankommen. Diese Tatsache hat etwas Beflügelndes an sich.

Jetzt ist der beste Zeitpunkt, damit anzufangen, der Mensch zu werden, der wir eines Tages sein wollen – nicht nur 20 Jahre später, sondern in alle Ewigkeit.

Wie man Gedanken aus dieser Botschaft vermittelt

Wenn es uns nicht gelingt, ein Ziel zu erreichen, können wir, wie Präsident Uchtdorf sagt, „daraus Kraft schöpfen. … Selbst wenn wir die Ziellinie nicht wie gewünscht erreichen, wird der Neubeginn und die Fortsetzung unseres Weges uns zu stärkeren Menschen machen, als wir waren.“ Bitten Sie Ihre Zuhörer, von eigenen Erfahrungen zu berichten. Wann haben sie durch den Prozess mehr gelernt als durch das Ergebnis – etwa der Schulabschluss oder eine Auszeichnung, die man erhält?

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