Ich war die Hilfsbedürftige
Diane Hatch, Arizona, USA
Vor einigen Jahren tauchte ein zerbeultes Auto auf dem Parkplatz unseres Gemeindehauses auf. Es gehörte einem alleinerziehenden Vater von vier Kindern. Er war gekommen, um um Unterstützung zu bitten. Unsere Gemeinde half ihm dabei, eine Wohnung zu finden, und der Vater kam mit seinen Kindern regelmäßig in die Kirche.
Mal war die Kleidung der Kinder sauber, mal schmutzig, aber ihr Haar war immer zerzaust. Oft war es völlig verfilzt und verknotet. Jede Woche brachte die PV-Leiterin Glättungsspray und Bürsten mit. Sie und eine weitere Lehrerin versuchten, den Kindern vor Beginn der PV die Haare zu richten.
Ich war Ratgeberin in der PV-Leitung, und ich bewunderte diese beiden Schwestern dafür, wie sie sich dieser ungewaschenen Kinder annahmen. Ich konnte mich nicht dazu überwinden, ihr Haar zu berühren, und fragte mich, wie diese Schwestern es schafften. Ich beruhigte mein Gewissen damit, dass ich auf die übrigen Kinder aufpasste, während die beiden Schwestern beschäftigt waren.
Das jüngste Kind der Familie war drei Jahre alt. Es konnte nicht verständlich sprechen, aber hatte den Drang, sich stets lautstark bemerkbar zu machen, wenn wir sangen. Das störte mich.
Da Dreijährige ja nur kurz aufmerksam sein können, nahm ich schließlich das kleine Mädchen auf den Schoß, um es zum Zuhören zu ermuntern. Es lächelte mich jedes Mal dankbar an, und mehr und mehr verspürte ich, wie sehr sich der Vater im Himmel freute und wie sehr er dieses ungewaschene Kind – sein Kind – liebte. Schließlich konnte ich über den Schmutz hinwegsehen, nahm eine Bürste und glättete dem Mädchen die zerzausten Locken. Sogar seine Versuche mitzusingen empfand ich nun als Ausdruck der Freude.
Einige Monate später ging der Vater bei einer Zeugnisversammlung ans Rednerpult und dankte uns dafür, dass wir uns um seine Kinder kümmerten. In der darauffolgenden Woche war die Familie fortgezogen.
Ich bin dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, diesen Kindern zu dienen. Anfangs betrachtete ich sie als die Hilfsbedürftigen, aber ich musste feststellen, dass ich diejenige war, die ihre Hilfe nötig hatte: Sie halfen mir, mich zu ändern. ◼