Bis aufs Wiedersehen
Ich musste im Foyer warten
Ich war enttäuscht, dass ich wegen ein paar Flüchtigkeitsfehlern nicht in den Tempel durfte und im Foyer warten musste.
An einem Abend besuchte ich mit meinen drei jüngeren Geschwistern den Tempel, um dort an Taufen teilzunehmen. Als der Tempelarbeiter unsere Tempelscheine überprüfte, fiel ihm auf, dass auf dem Schein meiner Schwester die Unterschrift des Bischofs fehlte. Also füllte ich ein Formular für den Recorder des Tempels aus, der dann den Bischof anrufen sollte. Dann prüfte der Tempelarbeiter den Tempelschein meines Bruders und bemerkte, dass dieser nicht aktiviert worden war. Ich hatte ja schon den Stift in der Hand, also nahm ich das Formular, das man mir reichte, und füllte auch dieses aus.
Mir war bewusst, dass mein Bruder und meine Schwester wegen der Fehler auf ihren Tempelscheinen nicht in den Tempel gehen konnten, und ich fühlte mich für sie verantwortlich. Ehe ich ihnen nicht geholfen hatte, alles zu klären, konnte auch ich nicht hineingehen. Ich war enttäuscht, dass ich nicht in den Tempel hineinkam. Wir verließen den Taufbereich und gingen nach oben zum Eingang des Tempels, um unsere Situation am Empfang zu erklären. Der Recorder des Tempels sagte uns, das Problem ließe sich rasch lösen, also setzten wir vier uns ins Foyer, um zu warten.
Als ich dort saß, wich mein Ärger, und ich war nur noch traurig. Wir saßen draußen wegen ein paar kleinen Fehlern. Und doch waren sie ausschlaggebend dafür, dass wir draußen im Foyer warteten, anstatt das Haus des Herrn betreten zu können. Es war ein anstrengender Tag gewesen, und ich hatte darauf gehofft, dass ich im Tempel meinen inneren Frieden finden würde. Die Fehler waren nicht meine Schuld, und als sich das Warten hinzog, war mir zum Weinen zumute. Ich wollte doch alles richtig machen, indem ich zum Tempel ging und meinen jüngeren Geschwistern mit dem Tempelbesuch ein gutes Beispiel gab. Warum saßen wir also draußen, obwohl ich doch unbedingt im Tempel sein wollte?
Da kam mir ein Gedanke: Wenn ich schon mutlos war, weil ich wegen ein paar Flüchtigkeitsfehlern nicht in den Tempel durfte, wie enttäuscht wäre ich dann erst, wenn ich aufgrund eigener Fehler nicht hineingehen dürfte – wenn ich nicht würdig wäre, den Tempel zu betreten? Als ich darüber nachdachte, wurde ich plötzlich ruhig. Ich spürte, dass ich verstanden hatte, was Gott mir beibringen wollte. Ich versprach ihm, dass ich mich immer bemühen werde, würdig zu sein, in den Tempel zu gehen. Ich versprach, dass meine eigenen Fehler nie der Grund dafür sein sollten, nicht in den Tempel gehen zu können. Ich möchte nicht wegen meines eigenen Verhaltens im Foyer bleiben müssen.
Später am Abend hatte ich einen Termin mit meinem Bischof, um meinen Tempelschein zu erneuern. Vor dem Termin ging ich in mich, um nach Fehlern zu suchen, die mich vom Tempelbesuch abhalten könnten. Als mich der Bischof dann fragte, ob ich würdig sei, das Haus des Herrn zu betreten, war ich dankbar, dass ich mit Ja antworten konnte.