2014
Schutz vor Pornografie: ein auf Christus ausgerichtetes Zuhause
Mai 2014


Schutz vor Pornografie: ein auf Christus ausgerichtetes Zuhause

Der beste Filter der Welt ist der persönliche innere Filter, der aus einem festen, beständigen Zeugnis besteht.

Linda S. Reeves

Liebe Brüder und Schwestern, ich freue mich sehr, dass meine 13 ältesten Enkelkinder heute unter den Anwesenden sind. Das veranlasst mich zu der Frage: „Was sollen meine Enkelkinder wissen?“ Heute Morgen möchte ich ganz offen zu meiner und zu Ihrer Familie sprechen.

Als Führungsbeamte sind wir zunehmend beunruhigt über den Schaden, den Pornografie im Leben der Mitglieder der Kirche und ihrer Angehörigen anrichtet. Der Satan greift mit noch nie dagewesener Heftigkeit an.

Wir sind unter anderem hier auf der Erde, damit wir lernen, mit den Leidenschaften und Gefühlen unseres sterblichen Körpers zurechtzukommen. Diese gottgegebenen Gefühle wecken in uns den Wunsch, zu heiraten und Kinder zu bekommen. Die intime Beziehung zwischen Mann und Frau in der Ehe, wodurch Kinder auf die Welt gebracht werden, soll auch eine schöne, liebevolle Erfahrung sein, durch die zwei einander zugetane Herzen miteinander verbunden und Geist und Körper vereint werden. Sie bringt uns eine Fülle der Freude und des Glücks, wenn wir lernen, den anderen an die erste Stelle zu setzen. Präsident Spencer W. Kimball hat erklärt, dass in der Ehe der Partner die wichtigste Rolle im Leben von Mann oder Frau spielt, und keinem anderen Interesse und auch keinem anderen Menschen und keiner anderen Sache jemals Vorrang vor dem Ehepartner eingeräumt werden darf.

„Die Ehe setzt völlige Hingabe und absolute Treue voraus.“1

Vor etlichen Jahren war eines unserer Kinder merklich beunruhigt. Ich ging ins Zimmer meiner Tochter, und dort schüttete sie mir ihr Herz aus. Sie erklärte, sie habe eine Freundin besucht und dort unbeabsichtigt im Fernsehen verstörende Bilder und Handlungen zwischen einem Mann und einer Frau, die unbekleidet waren, gesehen. Sie fing zu schluchzen an und sagte, wie schrecklich sie sich wegen dieser Bilder fühle und dass sie sich wünsche, sie könne sie wieder vergessen. Ich war sehr dankbar dafür, dass sie sich mir anvertraute und mir die Gelegenheit gab, ihr unschuldiges und schmerzendes Herz zu trösten und ihr zu zeigen, wie man durch das Sühnopfer unseres Heilands Linderung findet. Mir ist die heilige Stimmung, die ich empfand, als wir uns als Mutter und Tochter niederknieten und den Vater im Himmel um Hilfe baten, noch gegenwärtig.

Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene kommen unabsichtlich mit Pornografie in Berührung, doch immer mehr Männer und Frauen schauen sich Derartiges bewusst an und werden immer wieder davon angezogen, bis eine Sucht daraus wird. Die Betreffenden wünschen sich vielleicht von ganzem Herzen, aus dieser Falle zu entkommen, sind aber oft nicht aus eigener Kraft dazu imstande. Wir sind sehr dankbar, wenn unsere Lieben sich uns Eltern oder einem Führungsbeamten der Kirche anvertrauen. Wir tun gut daran, nicht schockiert, wütend oder abweisend zu reagieren, denn sonst verschließen sie sich vielleicht wieder.

Als Eltern und Führungsbeamte müssen wir mit unseren Kindern und Jugendlichen regelmäßig eingehende Gespräche führen und ihnen dabei mit Liebe und Verständnis zuhören. Sie müssen die Gefahren der Pornografie kennen und wissen, wie sie sie mit Beschlag belegt, den Geist vertreibt, zu verzerrten Gefühlen, Täuschung, geschädigten Beziehungen, zum Verlust der Selbstbeherrschung führt und fast die ganze Zeit, das ganze Denken und alle Kraft aufzehrt.

Pornografie tritt heutzutage abscheulicher, übler und drastischer auf als je zuvor. Wir können uns mit unseren Kindern beraten und zusammen für die Familie einen Plan mit Maßstäben und Grenzen aufstellen. Wir können uns aktiv schützen und elektronische Geräte zu Hause mit Schutzfiltern versehen. Eltern, ist Ihnen klar, dass mobile Geräte mit Internetzugang und nicht etwa Computer die größte Gefahr darstellen?2

Junge Leute und Erwachsene, die bereits in die Pornografiefalle des Satans getappt sind, möchte ich daran erinnern, wie barmherzig unser geliebter Erlöser ist. Wissen Sie, wie sehr Sie der Herr liebt und schätzt – auch jetzt noch? Der Erlöser hat die Macht, Sie zu reinigen und zu heilen. Er kann den Kummer und Schmerz, den Sie empfinden, von Ihnen nehmen und Sie durch die Macht seines Sühnopfers wieder rein machen.

Als Führungsbeamte sind wir auch sehr besorgt um die Ehepartner und Kinder derer, die unter einer Pornografiesucht leiden. Elder Richard G. Scott hat eindringlich gesagt: „Wenn Sie selbst frei von schweren Sünden sind, quälen Sie sich nicht unnötig mit den Folgen der Sünden anderer. … Sie [können] Mitleid … empfinden … Doch Sie dürfen sich nicht selbst für diese Handlungen verantwortlich fühlen.“3 Bitte seien Sie gewiss: Sie sind nicht allein. Es gibt Hilfe. Im Rahmen des Genesungsprogramms für Suchtkranke gibt es Selbsthilfegruppen für Ehepartner – auch solche mit Treffen, an denen der Ehepartner von zu Hause aus telefonisch teilnehmen kann.

Brüder und Schwestern, wie schützen wir unsere Kinder und Jugendlichen? Filter sind nützlich, jedoch ist der beste Filter der Welt – und im Grunde der einzige, der funktioniert – der persönliche innere Filter, der aus einem festen, beständigen Zeugnis von der Liebe des himmlischen Vaters und des Sühnopfers, das der Erlöser für jeden von uns vollbracht hat, besteht.

Wie führen wir unsere Kinder zu tiefer Bekehrung und helfen ihnen, das Sühnopfer des Heilands in Anspruch zu nehmen? Mir gefällt, was der Prophet Nephi dazu gesagt hat, wie sein Volk die Jugend zu seiner Zeit stark gemacht hat: „Wir reden von Christus, wir freuen uns über Christus, wir predigen von Christus, wir prophezeien von Christus, … damit unsere Kinder wissen mögen, von welcher Quelle sie Vergebung ihrer Sünden erhoffen können.“4

Wie können wir das bei uns zu Hause umsetzen? Manche von Ihnen haben mich schon davon erzählen hören, wie überfordert mein Mann Mel und ich uns fühlten, als wir vier kleine Kinder hatten. Wir kämpften mit den Herausforderungen als Eltern und den Anforderungen des Lebens und hatten dringend Hilfe nötig. Wir rangen im Gebet darum zu wissen, was wir tun sollten. Die Antwort, die wir bekamen, war eindeutig: „Es macht nichts, wenn das Haus unordentlich ist, die Kinder im Schlafanzug herumlaufen und manches liegen bleibt. Das Einzige, was tatsächlich zu Hause verwirklicht werden muss, sind das tägliche Schriftstudium, das Gebet und der wöchentliche Familienabend.“

Wir hatten uns bereits um all dies bemüht, es stand aber nicht immer an erster Stelle und ging im Chaos manchmal unter. Wir verlagerten unsere Aufmerksamkeit und versuchten, uns nicht an weniger wichtigen Sachen aufzuhalten. Im Mittelpunkt stand nun, wie wir von Christus redeten, uns über ihn freuten, von ihm predigten und von ihm Zeugnis gaben, indem wir uns bemühten, jeden Tag zu beten, in den heiligen Schriften zu lesen und wöchentlich den Familienabend durchzuführen.

Eine Freundin warnte mich vor kurzem: „Wenn du die Schwestern aufforderst, mehr in den heiligen Schriften zu lesen und zu beten, belastet sie das nur. Sie haben ohnehin schon das Gefühl, dass sie zu viel zu tun haben.“

Brüder und Schwestern, aufgrund meiner Erfahrung und der meines Mannes muss ich einfach von den Segnungen des täglichen Schriftstudiums, des Betens und des wöchentlichen Familienabends Zeugnis geben. Genau diese Gewohnheiten mindern die Belastung, weisen uns im Leben die Richtung und verleihen unserer Familie zusätzlichen Schutz. Sollten dann Pornografie oder andere Schwierigkeiten unsere Familie heimsuchen, können wir den Herrn um Hilfe bitten und wichtige Führung durch den Heiligen Geist erwarten, weil wir ja getan haben, worum der Vater uns bittet.

Brüder und Schwestern, wenn eine Familie diesen Gewohnheiten derzeit nicht nachkommt, kann sie jetzt damit anfangen. Wenn die Kinder schon größer sind und sich dagegen sperren, kann man ohne sie anfangen. Dadurch hält der Einfluss des Geistes Einzug in die Familie und ins Leben. Mit der Zeit öffnen sich dann vielleicht auch die Kinder mehr.

Denken Sie daran, dass lebende Apostel auch verheißen haben: Wenn wir unsere Vorfahren ausfindig machen und ihre Namen für den Tempel vorbereiten, genießen wir jetzt und unser Leben lang Schutz, weil wir würdig für einen Tempelschein bleiben.5 Welch wunderbare Verheißungen!

Ihr Jugendlichen müsst die Verantwortung für euer geistiges Wohl übernehmen. Schaltet euer Handy ab, wenn es sein muss, singt ein PV-Lied, betet um Hilfe, denkt an eine Schriftstelle, geht aus dem Kino, stellt euch den Erlöser vor, nehmt würdig vom Abendmahl, lest aufmerksam die Broschüre Für eine starke Jugend, seid euren Freunden ein Vorbild, vertraut euch eurem Vater oder eurer Mutter an, geht zum Bischof, bittet um Hilfe und nehmt gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch.

Was sollen meine Enkelkinder wissen? Meinen Enkeln und Ihnen allen möchte ich sagen, dass ich weiß, dass der Erlöser lebt und uns liebt. Er hat den Preis für unsere Sünden gezahlt, aber wir müssen vor dem Vater im Himmel auf die Knie gehen und ihm in tiefer Demut unsere Sünden bekennen und ihn um Vergebung anflehen. Wir müssen willens sein, unser Herz und unsere Wünsche zu wandeln, und demütig genug sein, diejenigen, die wir gekränkt oder im Stich gelassen haben, um Hilfe und Vergebung zu bitten.

Ich weiß, dass Joseph Smith Gott, unseren Vater im Himmel, und unseren Heiland, Jesus Christus, gesehen hat. Ich bezeuge, dass wir einen lebenden Propheten auf der Erde haben: Präsident Thomas S. Monson. Ich gebe außerdem Zeugnis, dass wir niemals in die Irre gehen werden, wenn wir dem Rat des Propheten Gottes folgen. Ich gebe Zeugnis von der Macht unserer Bündnisse und den Segnungen des Tempels.

Ich weiß, dass das Buch Mormon wahr ist! Ich kann die Macht dieses großartigen Buches nicht erklären. Ich weiß nur, dass das Buch Mormon in Verbindung mit dem Gebet die Macht hat, die Familie zu schützen, Beziehungen zu stärken und uns Vertrauen vor dem Herrn zu schenken. Das bezeuge ich im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Lehren der Präsidenten der Kirche: Spencer W. Kimball, Seite 238

  2. Siehe Clay Olsen, „What Teens Wish Parents Knew“, Rede bei einer Tagung der Utah Coalition Against Pornography, 22. März 2014, utahcoalition.org

  3. Richard G. Scott, „Frei von schwerer Last“,  Liahona, November 2002, Seite 88

  4. 2 Nephi 25:26

  5. Siehe David A. Bednar, „Das Herz der Kinder wird sich den Vätern zuwenden“,  Liahona, November 2011, Seite 24–27; Richard G. Scott, „Freude an der Erlösung der Toten“,  Liahona, November 2012, Seite 93ff.; Neil L. Andersen, „Find Our Cousins“, Ansprache bei der Familienforschungskonferenz RootsTech 2014, 8. Februar 2014, lds.org/prophets-and-apostles/unto-all-the-world/find-our-counsins