2017
Ein Lied für Manon
July 2017


Ein Lied für Manon

Eigentlich sollte es ein normaler bunter Abend werden. Doch dann ging es darum, einem Mädchen ganz besonders viel Liebe zu erweisen.

Manon

Illustration von Elizabeth Thayer

Die Jungen Damen konnten es kaum erwarten. Eigentlich freute sich die ganze Gemeinde in Südfrankreich. Man wollte die Einigkeit der Mitglieder stärken und hatte einen geselligen Abend mit Abendessen und Unterhaltungsprogramm geplant. Da die Bienenkorb-, Rosen- und Lorbeermädchen schon bei einigen Aktivitäten Lieder gelernt und Tänze einstudiert hatten, bat man sie, den Unterhaltungsteil des Abends zu gestalten.

Die Mädchen begannen sogleich mit den Proben – alle bis auf eines. Manon C. würde nicht mit auftreten können. Sie hatte Krebs und wurde bereits seit über zwei Jahren behandelt.

Die Sechzehnjährige kam immer noch so oft wie möglich zu den Versammlungen und Aktivitäten. Jedes Mal hatte sie trotz ihrer Situation ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Während der Chemotherapie war sie jedoch mitunter so schwach, dass sie nichts anderes tun konnte als sich auszuruhen. Die Mitglieder der Gemeinde hatten etliche Male für Manon gefastet und gebetet. Niemand erwartete von ihr, zu den Proben zu erscheinen oder gar mitzutanzen.

Allerdings war es ihr möglich, zum bunten Abend zu erscheinen – wieso also sollten sie ihr den Abend nicht einfach widmen?

Ein Abend zu Ehren von Manon

Die Idee stieß schnell auf Begeisterung.

„Wir wollten, dass Manon die Liebe und Unterstützung der Gemeinde spürt“, erklärt Emma S., 16. „Unser Ziel war mehr Einigkeit in der Gemeinde, und wie hätten wir das besser erreichen können, als gemeinsam Manon unsere Liebe zu erweisen?“

Die ganze Gemeinde beteiligte sich an den Vorbereitungen. Die einzelnen Familien bekamen Aufträge, was sie zum Abendessen mitbringen sollten; die Frauenhilfsvereinigung half bei den Kostümen für die Mädchen; die jungen Erwachsenen waren bei den Proben und beim Auftritt für die Technik verantwortlich (Licht, Ton und Hintergrundvideos) und die Priestertumsträger stellten Tische und Stühle auf.

Und dabei bedenke man, dass das Gemeindegebiet ziemlich groß ist und die Mitglieder weit voneinander entfernt wohnen. „Wir Jugendlichen fühlen uns zwar eng verbunden, aber wir wohnen weit auseinander“, erklärt Aiolah V., 16. „Wir sehen uns nicht in der Schule, weil wir in verschiedenen Stadtteilen wohnen. Deswegen passen wir besonders auf, dass niemand außen vor bleibt.“

„Wir hören auch oft voneinander, es gibt ja zum Glück Handys“, sagt Inka S., 15. „Wir bauen uns gegenseitig auf und berichten einander von Erfahrungen. Wir können immer aufeinander zählen und versuchen, uns gegenseitig ein gutes Beispiel zu geben.“ Die Mädchen freuen sich über jede Chance, miteinander Zeit zu verbringen. Dank der Proben für den bunten Abend konnten sie ihre Freundschaft nun sogar noch vertiefen.

„Bevor wir mit den Proben begonnen haben, war ich ziemlich schüchtern“, erzählt Inka. „Ich hatte Angst, dass ich etwas falsch mache. Aber als wir zusammen getanzt haben, konnte ich meine Schüchternheit ablegen. Ich wusste, dass wir der Gemeinde zeigen müssen, wie viel wir geübt haben.“

Manon wiederum war bescheiden und sehr dankbar. „Sie haben mir von dem Essen und den Showeinlagen erzählt und dass ich der Ehrengast bin, und ich empfand es als ein bisschen unangenehm, dass sie meinetwegen so viel Aufwand betreiben“, berichtet sie. „Aber andererseits habe ich mich auch wahnsinnig auf den Abend gefreut.“

Liebe und Unterstützung von allen Seiten

Bald war es so weit. Der Abend war die ideale Gelegenheit, Manon Liebe und Unterstützung zu erweisen. „Das Essen war natürlich exzellent“, sagt Aiolah. „Wir sind hier schließlich in Frankreich!“

Der anschließende Unterhaltungsteil – spectacle auf Französisch – machte seinem Namen alle Ehre. Spiele, Gesang und Tänze begeisterten die Zuschauer. Der Höhepunkt der Showeinlagen war ein Chorlied der Jungen Damen, das Emma selbst geschrieben und komponiert hatte. Sie widmeten das Lied Manon. Der Text des Refrains drückt genau die Liebe und Unterstützung aus, die alle Manon erweisen wollten:

Bitte gib nicht auf,

denn wir glauben an dich,

und vergiss nicht, wer du bist,

denn wir glauben an dich.

Als die Mädchen das Lied vortrugen, war es, als ob jeder in der Gemeinde mitsänge, zumindest im Herzen. Aus Emmas einfachem Lied wurde das, was die Mitglieder in aller Welt im Herzen tragen: ein Loblied voller Mut, Mitgefühl, Einigkeit, Glaube und Hoffnung, ein Loblied auf Familie und Freunde, ein stetes Gebet, das zum Himmel steigt.

Die Führungsbeamten hatten den Abend organisiert, um mehr Einigkeit in die Gemeinde zu bringen. Den Abend Manon zu widmen, trug nicht nur zu diesem Ziel bei, sondern gab Manon und ihrer Familie auch das Gefühl, dass immer jemand für sie da sein wird. Es war für alle zu spüren, dass jedes Kind Gottes wichtig ist. „Die Kirche hat das Ziel, uns dem Vater im Himmel und Jesus Christus näher zu bringen“, sagt Aiolah. „Wir wissen, dass beide uns lieben und dass wir nie allein sind.“