Entscheide dich und sei treu
Vier Entscheidungen können für dich von großem Nutzen sein.
Eine meiner größten Herausforderungen als Kind in Guatemala war die Armut – sowohl auf geistiger Ebene, denn wir kannten das Evangelium nicht, als auch auf zeitlicher Ebene, denn wir hatten kaum Geld. Meine Mutter starb, als ich fünf Jahre alt war, und mein Vater musste vier kleine Kinder allein großziehen. Er wollte, dass wir zusammenbleiben, also übertrug er einige Aufgaben im Haushalt an uns Kinder.
Ich war der Älteste und musste jeden Tag Mittag- und Abendessen für die Familie vorbereiten. Das fiel mir zuerst schwer, aber mit der Zeit lernte ich ein paar Kniffe beim Kochen. Mein Vater gab mir jeden Tag 25 Cent fürs Essen. Für sechs Cent kaufte ich ein Pfund Bohnen, für sieben Cent ein Pfund Reis. Für fünf Cent besorgte ich Kohle, die ich zum Kochen brauchte, für zwei Cent Zunder und für fünf Cent Tortillas. Jeden Tag kaufte ich das Gleiche, jeden Tag aßen wir Reis und Bohnen mit Tortillas. Schon damals waren 25 Cent nicht viel, aber so kamen wir über die Runden.
Die Frage war, wie wir diesen Kreislauf der Armut durchbrechen konnten. Alles fällt letzten Endes auf unsere Entscheidungen zurück – in diesem Fall die Entscheidung, etwas aus meinem Leben zu machen. Jeder trifft ständig Entscheidungen, selbst wenn man sich dessen gar nicht bewusst ist. Auch zu glauben ist beispielsweise eine Entscheidung. Manchmal sind wir verwirrt, wenn wir uns zwischen dem entscheiden müssen, was die Welt sagt, und dem, was Jesus Christus sagt. Jedoch ist die Lehre Jesu Christi die beste Richtschnur fürs Leben. Ich traf Entscheidungen, die auf dieser Lehre beruhen, und verspürte dadurch in meinem Leben die Hand des Herrn.
Ich möchte vier Entscheidungen ansprechen, die mich nachhaltig beeinflusst haben. Wenn du die gleichen Entscheidungen triffst und an ihnen festhältst, sind sie dir ebenfalls ein Segen: 1.) Die Entscheidung, sich taufen zu lassen, 2.) die Entscheidung, an Jesus Christus zu glauben und in der Kirche aktiv zu bleiben, 3.) die Entscheidung, auf die Verheißungen des Herrn zu vertrauen, und 4.) die Entscheidung, treu zu bleiben und den Rat der Propheten zu beherzigen.
Die Entscheidung, sich taufen zu lassen
Als ich zwölf war, unterwiesen die Missionare meine Geschwister und mich. Mein Vater war zunächst gar nicht richtig dabei. Er saß hinter einem Vorhang im Hinterzimmer und hörte von dort aus zu. Dann weckte jedoch eine Broschüre der Kirche seine Aufmerksamkeit. Dort stand, dass ein Mann und eine Frau, die mit der rechtmäßigen Vollmacht getraut werden, für immer zusammen sein können – er konnte also wieder mit seiner Frau zusammen sein, obwohl sie schon gestorben war. Als er dies erfuhr, beschloss er, sich taufen zu lassen. Unsere ganze Familie wurde getauft.
Das Evangelium brachte mir eine neue Sichtweise. Ich erkannte: Sofern ich mich anstrengte und gehorsam war, konnte ich mehr aus meinem Leben machen. Ich traf die Entscheidung, alles zu tun, um auf dem Weg des Herrn bleiben zu können.
Die Entscheidung, an Jesus Christus zu glauben und in der Kirche aktiv zu bleiben
Ich weiß noch genau, dass ich eines Tages vor einem Taufgottesdienst in der Kapelle saß und dieses Versprechen gab. Als ich dort über die Lehre Christi nachdachte, überkamen mich große Freude und die Gewissheit, dass alles, was die Missionare mir beigebracht hatten, wahr ist. In diesem Augenblick gelobte ich Gott im Stillen, ihm stets zu vertrauen und mein ganzes Leben lang in der Kirche aktiv zu bleiben, wenn ich nur weiterhin die Freude verspüren konnte, die der Heilige Geist bringt. Dieses Versprechen heißt für mich nicht nur, dass ich jede Woche in die Kirche gehe, sondern dass ich auf die Lehre des Herrn, auf die heiligen Schriften, auf die lebenden Propheten und besonders auf den Erretter, Jesus Christus, vertraue.
Die Entscheidung, auf die Verheißungen des Herrn zu vertrauen
Ich war noch recht jung, als ich die wichtige Entscheidung traf, auf die Verheißungen des Herrn zu vertrauen. Diese Entscheidung hat mir seitdem schon großen Nutzen gebracht. Bei Zweifeln und Fragen denke ich immer daran, welche Verpflichtung ich eingegangen bin. Jede Entscheidung beruht darauf. Wenn man schon früh entscheidet, nach welchen Maßstäben man fortan lebt, hat man es leichter, bei Zweifeln und Problemen die richtige Entscheidung zu treffen.
Als Schüler hatte ich ein eindrucksvolles Erlebnis mit diesem Grundsatz. Ich war stets ein eifriger Schüler, denn ich wollte mir Wissen aneignen und mich auf die Zukunft vorbereiten. Wollte ich der Armut entkommen, musste ich einen Beruf erlernen, der mir die Tore zu neuen Möglichkeiten öffnete. Und wollte ich wiederum einen solchen Beruf ausüben, musste ich meiner schulischen Bildung Priorität einräumen.
Obwohl mir die Schule wichtig war, beschloss ich, am Sonntag nicht zu lernen. Als Mitglied der Kirche wusste ich ja, dass der Sabbat gemäß den Worten des Herrn ihm gehörte, nicht uns. Ich war bemüht, ganz bewusst zu entscheiden, womit ich mich an diesem besonderen Tag beschäftigen wollte. Doch selbst nach diesem Entschluss war ich manchmal versucht, mir meine eigene Regel zurechtzubiegen, besonders wenn eine Klassenarbeit anstand. Ich sagte mir: „Ich lerne doch nur, da ist nichts dabei. Ich gehe ja morgens in die Kirche und kann dann nachmittags und abends lernen.“
Dann jedoch musste ich daran denken, dass ich doch versprochen hatte, aktiv zu bleiben und den Rat der Propheten des Herrn zu beherzigen. Da fiel es mir leichter, mich an den Entschluss zu halten, am Tag des Herrn nicht zu lernen. Stattdessen nutzte ich den Tag für die Gottesverehrung und den Dienst am Nächsten. Ich hatte ja schon beschlossen, treu zu bleiben, also musste ich nur richtig deuten, was der Herr über den Sabbat gesagt hatte, und diesen Rat dann so gut wie möglich befolgen.
Ich konnte einen hervorragenden Abschluss machen und einen guten Beruf erlernen und so für meine Familie sorgen. Ich weiß: Weil ich mein Versprechen gegenüber dem Herrn gehalten habe, hat er es mir ermöglicht, etwas aus meinem Leben zu machen.
Die Entscheidung, treu zu bleiben und den Rat der Propheten zu beherzigen
Inwieweit jeder von uns dem Herrn treu ist, hängt davon ab, wie sehr man daran glaubt, dass Jesus der Messias ist, dass die Verfasser der heiligen Schriften von Gott inspiriert wurden und dass die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel tatsächlich Diener Gottes sind. Wenn dir bewusst ist, dass es auch heutzutage Offenbarung gibt und dass die Propheten von Gott berufen wurden, fällt es dir in schwierigen Umständen leichter, dem Evangelium treu zu bleiben.
Wenn du zu dieser Gewissheit gelangst, plagt dich auch nie die Frage, welches Verhalten oder Vorhaben gut oder schlecht ist. Solche Sorgen verflüchtigen sich, wenn du in den heiligen Schriften, mithilfe des Geistes und in den Worten der Propheten – der erwählten Diener Gottes – voller Glauben nach Antworten suchst.