Einbeziehung
Alleinstehend, aber nicht allein
Der Verfasser lebt in Alabama in den USA.
Diese Anregungen können Ihnen und Ihrer Gemeinde dabei helfen, dass sich Alleinstehende in der Kirche wohler fühlen.
„Gleich fangen wir mit der nächsten Versammlung unserer Gemeindekonferenz an. Bitte nehmen Sie bei Ihrer Familie Platz.“
Äußerungen wie diese lassen mich immer ein wenig zusammenzucken. Wo bitte soll ich als Alleinstehender denn nun sitzen? Manchmal habe ich das Gefühl, dass auch andere sich nicht sicher sind, wo ich nun sitzen oder wie ich mich einfügen soll. Was können wir als Evangeliumsfamilie tun, damit sich alle, ob verheiratet oder nicht, angenommen und einbezogen fühlen? Hier sind drei Anregungen, die vielleicht hilfreich sind.
Verhaltensmuster in der Gemeinde hinterfragen
Durch das wiederhergestellte Evangelium begreifen wir wundervolle Grundsätze, die sich auf die ewige Familie beziehen, besser. Aber ich habe miterlebt, dass sich Unverheiratete aufgrund gewisser kulturell bedingter Verhaltensweisen im Zusammenhang mit der Lehre mitunter an den Rand gedrängt fühlen.
Beispielsweise kenne ich Gemeinden, in denen ausschließlich Ehepaare gebeten werden, bei den Versammlungen das Anfangs- und Schlussgebet zu sprechen. Ich habe gehört, dass Mitglieder der Gemeinde Bedenken äußern, sobald ein Alleinstehender in die Bischofschaft berufen wird. Scheinbar belanglose Gewohnheiten wie diese können für Unverheiratete eine emotionale Barriere schaffen, die sie erst überwinden müssen, bevor sie sich in der Kirche heimisch fühlen.
Gibt es bei Ihnen oder in Ihrer Gemeinde irgendwelche Verhaltensmuster, die sich ändern ließen, um andere besser zu integrieren? Das wäre doch eine Frage, die in der Bischofschaft oder im Gemeinderat besprochen werden könnte.
Sich vor unbeabsichtigter Ausgrenzung hüten
Manchmal sind wir der Meinung, wir würden alle einbeziehen, grenzen aber unbeabsichtigt doch Leute aus. In meiner Zeit als Kindergartenbeauftragter bekam ich beispielsweise oft Bekanntmachungen nicht mit, die in der zweiten Hälfte des Versammlungsblocks verlautbart wurden. Als ich einem der Führungsverantwortlichen davon erzählte, meinte der: „Hört denn Ihre Frau die Ankündigungen nicht in der FHV?“
Damals habe ich darüber gelacht. Aber diese wohlmeinende Antwort offenbarte eine Einstellung, die mich ausschloss. Sehen wir unsere Mitbrüder und -schwestern in der Kirche als Teil einer „Familiengemeinde“, die sich aus Ehepaaren und deren Kindern zusammensetzt? Oder betrachten wir uns als „Gemeindefamilie“, die sich aus Menschen zusammensetzt, die füreinander da sind und einander stärken? Beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung. Wir können über die Familien in unserer Gemeinde Bescheid wissen, aber genauso gut jeden Einzelnen mit seinen individuellen Lebensumständen, Interessen und Bedürfnissen besser kennenlernen – und unbeabsichtigte Ausgrenzung vielleicht dadurch verhindern.
Den Kreis der eigenen Familie erweitern
Nachdem der Bruder aus der Bischofschaft die Familien aufgefordert hatte, im Zuge der Gemeindekonferenz beieinander zu sitzen, tippte mir jemand auf die Schulter.
Mit den Worten „Ich schätze mal, in der nächsten Stunde gehören Sie zu uns!“ lud mich eine freundliche Schwester ein, mich zu ihr, ihrem Mann und den Kindern zu setzen. Ich bin dankbar für Menschen wie sie, die zeigen, dass sie mich mögen und wollen, dass ich mich wohlfühle. So erging es mir auch mit einem Bischof, der mich regelmäßig zum wöchentlichen Evangeliumsabend bei seiner Familie einlud.
Wem könnte es denn helfen, wenn Sie den Kreis Ihrer Familie erweitern? Was Sie tun, muss gar nicht perfekt sein. Eine simple Einladung kann schon viel bewirken.
Alleinstehende Mitglieder bewirken sehr viel Gutes
Ich habe ein erfülltes Leben mit vielen vertrauensvollen Beziehungen. In meinen reichlich vorhandenen einsamen, leeren Momenten wünsche ich mir jedoch mehr. Unter den unverheirateten Mitgliedern der Kirche sind solche Gefühle offenbar gang und gäbe, habe ich bei Gesprächen herausgefunden.
Ich versuche jedoch, mich nicht selbst zu bemitleiden. Wir Unverheirateten können für unsere Mitmenschen viel Gutes bewirken. Wir können zur Stärkung unserer Freunde, der Familien, die wir lieben, und ganzer Gemeinden und Pfähle beitragen. Die Kirche braucht uns! Wir sollten die Kontaktaufnahme aber nicht einfach den anderen überlassen. Wir können uns in einer neuen Gemeinde vorstellen, unsere Hilfe anbieten und aussprechen, was wir brauchen.
Einsame, leere Augenblicke kommen ganz von selbst – ganz gleich, wo wir im Leben stehen, ob wir eine (oder keine) Beziehung haben und welcher Art die Beziehung ist. Je näher wir dem Vater im Himmel sind und je mehr wir seine Liebe spüren können, desto mehr Kraft haben wir, Gutes zu tun, Freude zu finden und auf unsere Brüder und Schwestern zuzugehen.