Ein persönlicher Moment mit dem Erretter
Das war ein einmaliges Erlebnis – oder etwa doch nicht?
Schreie hallten durch die Bäume. Lava floss heran, Steine fielen vom Himmel. Die Menschen rannten in Panik davon. Ich stand hinter der Bühne und hörte, wie die Begleitmusik aus den Lautsprechern oben auf dem Hügel dröhnte.
Diesen Sommer nahm ich an den Festspielen am Hügel Cumorah teil. Dort werden verschiedene Ereignisse aus dem Buch Mormon künstlerisch nachgestellt. Ich hatte eine Tanzeinlage als Erntearbeiterin (siehe 1 Nephi 18:23,24) und spielte eine Ungläubige (siehe 3 Nephi 1:4-21). Doch bei der nächsten Szene spielten alle mit, sogar die Techniker.
Ein Scheinwerfer strahlte eine weiß gekleidete Gestalt an, die über dem obersten Punkt des Bühnenbilds zu schweben schien. Natürlich war das in Wirklichkeit nicht der Erretter, sondern – genau wie ich – ein Student, der freiwillig mitspielte. In dem Moment auf der Bühne stellte ich mir jedoch vor, dort stünde der echte Erretter.
Ich malte mir aus, wie er auf mich zukäme und ich ihm in die Augen blickte. Der Geist erfüllte mich mit aller Macht. In diesem Moment bekam ich eine Ahnung davon, wie es sein muss, dem wahren Erretter gegenüberzustehen. Dieses einzigartige geistige Erlebnis bedeutet mir sehr viel.
Sechs Monate danach sagte jedoch Bischof W. Christopher Waddell – damals Zweiter Ratgeber in der Präsidierenden Bischofschaft – etwas, was meine Einstellung änderte: „Jeden Sonntag können wir etwas erleben, was dem gleichkommt, was die Überlebenden der schweren Zerstörung zur Zeit der Kreuzigung des Erretters erlebt haben, wie das im Buch Mormon geschildert wird.“1
Ich war sprachlos. Wie sollte es möglich sein, das, was ich an besagtem Abend auf der Bühne gespürt hatte, jede Woche zu spüren? Je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass ich, wenn ich vom Abendmahl nehme, ein persönliches Erlebnis mit dem Erretter habe. Es ist, als würde ich vor ihm knien und könnte die Nägelmale in seinen Händen und Füßen fühlen.
Um zu erleben, wie sehr der Erretter uns liebt und versteht oder um uns eine persönliche Begegnung mit ihm vorzustellen, müssen wir nicht bei einem Festspiel mitmachen. Diese Möglichkeit bietet sich uns jede Woche. Jeden Sonntag wartet der Erretter darauf, uns zu zeigen, wie sehr er uns liebt und versteht. Wir müssen nur zu ihm kommen.