„Zieht den Herrn Jesus Christus an“
Halten wir unsere Bündnisse ein, kann Gott die unzähligen verheißenen Segnungen, die mit diesen Bündnissen verbunden sind, herabschütten
Als meine beiden jüngsten Kinder heranwuchsen, entdeckte ich Bücher, die unterhaltsam und spannend waren, deren Geschichten aber auch Symbolik enthielten. Wenn wir abends zusammen lasen, machte ich meinen Kindern gerne die Symbolik verständlich, die der Autor benutzt hatte, um tiefgründige Prinzipien und sogar Evangeliumsgrundsätze zu vermitteln.
Eines Tages – mein jüngerer Sohn war noch nicht lange Teenager – wurde mir klar, dass meine Bemühungen langsam Früchte trugen. Er hatte ein neues Buch angefangen und wollte einfach nur die Geschichte genießen, aber in Gedanken versuchte er immer wieder, in allem, was er las, die tiefere Bedeutung zu finden. Er war frustriert, aber ich lächelte innerlich.
Jesus lehrte anhand von Geschichten und Symbolen1 – eines Senfkorns, um die Macht des Glaubens zu vermitteln,2 eines verlorenen Schafs, um den Wert der Seele zu vermitteln,3 eines verlorenen Sohns, um die Persönlichkeit Gottes zu vermitteln4. Seine Gleichnisse waren Sinnbilder, anhand derer er denen, die Ohren hatten, zu hören,5 tiefgründige Lehren vermitteln konnte. Wer nicht an der tieferen Bedeutung interessiert war, verstand sie jedoch nicht6 – so wie vielen, die ebenfalls die Bücher gelesen haben, die ich meinen Kindern vorgelesen habe, nicht aufgefallen ist, dass eine tiefere Bedeutung und noch sehr viel mehr aus jenen Geschichten herauszuholen war.
Als Gottvater seinen einziggezeugten Sohn als Opfer für uns darbrachte, wurde Jesus Christus selbst zum höchsten Symbol für die unsterbliche Liebe, die der Vater im Himmel für einen jeden von uns empfindet.7 Jesus Christus wurde das Lamm Gottes.8
Wir haben den Vorzug und Segen, dass uns eine Bündnisbeziehung zu Gott angeboten wird, in der unser Leben ein Symbol für dieses Bündnis werden kann. Bündnisse schaffen die Art von Beziehung, die es Gott ermöglicht, uns im Laufe der Zeit zu formen und zu verändern und uns emporzuheben, sodass wir mehr wie der Erretter werden. Dadurch kommen wir ihm und unserem Vater immer näher9 und werden letztlich darauf vorbereitet, in ihre Gegenwart einzutreten.
Jeder Mensch auf Erden ist ein geliebter Sohn oder eine geliebte Tochter Gottes.10 Wenn wir uns für die Zugehörigkeit zu einem Bündnis entscheiden, bereichert und vertieft das unsere Beziehung zu ihm. Präsident Russell M. Nelson hat erklärt: Wenn wir uns dafür entscheiden, Bündnisse mit Gott zu schließen, kann unsere Beziehung zu ihm viel enger werden, als sie es vor dem jeweiligen Bündnis war, und dann kann er uns mit einem zusätzlichen Maß an Barmherzigkeit und Liebe segnen, einer mit dem Bündnis einhergehenden Liebe, die auf Hebräisch chesed heißt.11 Beim Weg der Bündnisse geht es einzig um unsere Beziehung zu Gott – unsere von chesed geprägte Beziehung zu ihm.12
Unser Vater wünscht sich eine tiefere Beziehung zu all seinen Söhnen und Töchtern,13 aber die Entscheidung liegt bei uns. Wenn wir uns dafür entscheiden, uns ihm durch eine Bündnisbeziehung weiter zu nahen, kann er sich uns weiter nahen14 und uns vermehrt segnen.
Gott legt die Bedingungen und Verpflichtungen der Bündnisse fest, die wir schließen.15 Wenn wir uns dafür entscheiden, diese Beziehung einzugehen, bezeugen wir ihm durch die symbolischen Handlungen zu dem jeweiligen Bündnis, dass wir bereit sind, uns an die von ihm festgelegten Bedingungen zu halten.16 Halten wir unsere Bündnisse ein, kann Gott die unzähligen verheißenen Segnungen, die mit diesen Bündnissen verbunden sind, herabschütten17 – so auch vermehrte Kraft, uns zu ändern und mehr wie unser Erretter zu werden. Jesus Christus steht im Mittelpunkt aller Bündnisse, die wir eingehen, und die mit Bündnissen verknüpften Segnungen sind dank seines Sühnopfers möglich.18
Die Taufe durch Untertauchen ist das symbolische Tor, durch das wir eintreten, um eine Bündnisbeziehung zu Gott einzugehen. Im Wasser untergetaucht zu werden und wieder hervorzukommen, ist ein Symbol dafür, dass der Erretter gestorben und zu neuem Leben auferstanden ist.19 Wenn wir uns taufen lassen, steht das symbolisch dafür, dass wir sterben und von neuem in die Familie Christi geboren werden; zudem zeigen wir unsere Bereitschaft, seinen Namen auf uns zu nehmen.20 Wir selbst verkörpern die Symbolik dieses Bündnisses. Im Neuen Testament lesen wir: „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.“21 Durch unsere Taufe ziehen wir symbolisch Christus an.
Das Abendmahl, eine weitere heilige Handlung, weist ebenfalls auf den Erretter hin. Das Brot und das Wasser sind Symbole für das Fleisch Christi und das Blut, das er für uns vergossen hat.22 Sein Sühnopfer wird uns jede Woche symbolisch als Geschenk angeboten, wenn ein Priestertumsträger, der den Erretter selbst vertritt, uns das Brot und das Wasser anbietet. Wenn wir von den Sinnbildern für sein Fleisch und Blut nehmen, wird Christus symbolisch ein Teil von uns.23 Wir ziehen Christus erneut an, wenn wir jede Woche einen neuen Bund eingehen.24
Wenn wir im Haus des Herrn Bündnisse mit Gott schließen, vertiefen wir unsere Beziehung zu ihm weiter.25 Alles, was wir im Tempel tun, weist auf den Plan hin, den der Vater für uns hat und in dessen Mittelpunkt der Erretter und sein Sühnopfer stehen.26 Der Herr unterweist uns durch die Symbolik der Verordnungen und Bündnisse Zeile um Zeile,27 wenn wir unser Herz öffnen, beten und bestrebt sind, die tiefere Bedeutung zu verstehen.
Im Rahmen des Endowments werden wir ermächtigt, das Garment des heiligen Priestertums zu tragen. Dies ist sowohl eine heilige Verpflichtung als auch ein heiliger Vorzug.
Bei vielen religiösen Traditionen wird besondere Oberbekleidung getragen – als Symbol für die Glaubensansichten des Betreffenden und für seine Hingabe an Gott;28 auch tragen häufig diejenigen, die einen Gottesdienst leiten, zeremonielle Kleidung. Diese heiligen Gewänder haben für den jeweiligen Träger eine tiefe Bedeutung. In der Bibel lesen wir, dass heilige zeremonielle Kleidung in alter Zeit auch in Verbindung mit Tempelritualen getragen wurde.29
Diejenigen der Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die sich dafür entschieden haben, im Haus des Herrn Bündnisse mit Gott zu schließen, tragen beim Gottesdienst im Tempel heilige zeremonielle Oberbekleidung – symbolisch für die Kleidung, die vor alters bei Tempelritualen getragen wurde. Auch tragen wir das Garment des heiligen Priestertums, und zwar beim Gottesdienst im Tempel und im Alltagsleben.30
Das Garment des heiligen Priestertums hat einen hohen Symbolgehalt und weist auch auf den Erretter hin. Als Adam und Eva von der Frucht gegessen hatten und den Garten von Eden verlassen mussten, erhielten sie Röcke aus Tierhaut, um sich zu bedecken.31 Wahrscheinlich wurde ein Tier für diese Röcke aus Tierhaut geopfert – als ein Symbol für das Opfer, das der Erretter für uns vollbracht hat. Kaphar ist das hebräische Grundwort für Sühnopfer und bedeutet unter anderem „bedecken“.32 Unser Garment erinnert uns stets daran, dass der Erretter und die Segnungen seines Sühnopfers uns unser ganzes Leben lang bedecken. Wenn wir das Garment des heiligen Priestertums jeden Tag anziehen, wird dieses wunderbare Symbol ein Teil von uns.
Im Römerbrief im Neuen Testament lesen wir: „Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. … Zieht den Herrn Jesus Christus an.“33
Ich bin so dankbar dafür, dass ich das Garment des heiligen Priestertums tragen darf, das mich stets daran erinnert, dass der Erretter und die Segnungen seines unbegrenzten Sühnopfers mich mein ganzes Erdenleben lang beständig bedecken. Auch erinnert es mich stets an Folgendes: Wenn ich die Bündnisse halte, die ich im Haus des Herrn mit Gott geschlossen habe, steht das symbolisch dafür, dass ich Christus anziehe, der selbst eine Waffenrüstung des Lichts ist. Er beschützt mich dann vor dem Bösen,34 gibt mir Kraft und vermehrte Leistungsfähigkeit,35 er ist mein Licht und führt mich36 durch die Finsternis und die Schwierigkeiten dieser Welt.
Das Garment des heiligen Priestertums und sein Bezug zu Christus haben eine tiefgründige und wunderbare symbolische Bedeutung. Ich glaube, dass meine Bereitwilligkeit,37 das heilige Garment zu tragen, zu meinem Symbol gegenüber Christus wird.38 Es ist mein persönliches Zeichen gegenüber Gott und niemandem sonst.39
Ich bin für meinen Erretter Jesus Christus so dankbar.40 Sein Sühnopfer für uns wurde zum größten Symbol für die unbegrenzte Liebe, die er und unser Vater im Himmel für einen jeden von uns empfinden,41 und die greifbaren Symbole für diese Liebe und dieses Opfer – die Nägelmale an den Händen, Füßen und der Seite des Erretters – sind auch nach seiner Auferstehung verblieben42.
Wenn ich meine Bündnisse und Verpflichtungen gegenüber Gott halte, darunter das Tragen des Garments des heiligen Priestertums, kann mein Leben selbst ein persönliches Symbol für meine Liebe und tiefe Dankbarkeit für meinen Erretter Jesus Christus und für meinen Wunsch werden, ihn immer bei mir zu haben.
Sofern Sie dies noch nicht getan haben, lege ich Ihnen ans Herz, sich für eine tiefere Beziehung zu Gott zu entscheiden, indem Sie im Haus des Herrn Bündnisse mit ihm schließen. Befassen Sie sich mit den Ansprachen unseres Propheten (einschließlich der wunderbaren Ausführungen in den Fußnoten seiner Ansprachen, die es bei den meisten Konferenzansprachen gibt). Über die Jahre hat er immer wieder über Bündnisse gesprochen, vor allem seit er Präsident der Kirche geworden ist. Lernen Sie aus seinen Worten mehr über die wunderbaren Segnungen und die vermehrte Kraft und Leistungsfähigkeit, die Sie erhalten können, wenn Sie Bündnisse mit Gott schließen und halten.43
Dem Allgemeinen Handbuch zufolge muss man weder eine Missionsberufung haben noch verlobt sein, um Tempelbündnisse schließen zu dürfen.44 Man muss mindestens 18 Jahre alt sein, die Schulausbildung abgeschlossen oder beendet haben und seit mindestens einem Jahr Mitglied der Kirche sein. Auch müssen Maßstäbe für die persönliche Heiligkeit erfüllt werden.45 Wenn Sie den Wunsch haben, Ihre Beziehung zu Ihrem Vater im Himmel und zu Jesus Christus zu vertiefen, indem Sie im Haus des Herrn heilige Bündnisse eingehen, bitte ich Sie, mit Ihrem Bischof oder Zweigpräsidenten zu sprechen und ihm Ihren Wunsch mitzuteilen. Er wird Ihnen erklären, wie Sie sich darauf vorbereiten können, diese Bündnisse zu empfangen und einzuhalten.
Durch eine Bündnisbeziehung zu Gott kann unser Leben zu einem lebendigen Symbol für unsere Hingabe an unseren Vater im Himmel und unsere tiefe Liebe – unsere chesed – zu ihm werden46 sowie für unseren Wunsch, Fortschritt zu machen und schließlich wie unser Erretter zu werden und vorbereitet zu sein, eines Tages in ihre Gegenwart einzutreten. Ich bezeuge, dass die herrlichen Segnungen dieser Bündnisbeziehung der Mühe wert sind. Im Namen Jesu Christi. Amen.