Lektion 8
Die Pflichten des Bischofs und Zweigpräsidenten
Die Lektion soll jedem helfen, die Pflichten des Bischofs bzw. des Zweigpräsidenten zu verstehen, damit er weiß, wie er ihn unterstützen kann.
Einleitung
Die wichtigste Einheit in der Kirche ist die Familie. In Erdteilen, wo die Mitglieder der Kirche weit voneinander entfernt wohnen, fungieren Familien als Einheiten der Kirche. Unter der Leitung eines würdigen Priestertumsträgers können Familien die Abendmahlsversammlung, die Sonntagsschule und andere Versammlungen abhalten und sich an vielen Aktivitäten beteiligen, die in größeren Einheiten der Kirche durchgeführt werden.
Ein Zweig der Kirche wird organisiert, wenn zwei oder mehrere Familien und einzelne Personen in einem Gebiet leben und wenigstens ein Mitglied ein würdiger Priester ist oder das Melchisedekische Priestertum trägt. (Siehe Anleitung Der Zweig, Seite 3.) Ein Zweig ist einfach etwas kleiner als eine Gemeinde und wird zu einer Gemeinde umorganisiert, wenn die Mitgliederzahl groß genug ist.
Ein Zweigpräsident präsidiert über einen Zweig, ein Bischof über eine Gemeinde. Da die Kirche weiter wächst, werden immer mehr würdige Priestertumsträger zu dieser verantwortungsvollen Führungsposition berufen. Viele von ihnen haben nur wenig Erfahrung in der Kirche und Evangeliumswissen. Sie sind aber demütig, und sie brauchen den Glauben, die Gebete und die Unterstützung der Mitglieder, denen sie dienen.
Das Berufen eines Bischofs bzw. eines Zweigpräsidenten
Wer beruft einen Bischof? Welches Priestertum trägt ein Bischof?
Ein Bischof wird durch die Inspiration des Herr berufen und von einem Pfahlpräsidenten unter der Leitung der Ersten Präsidentschaft der Kirche und dem Rat der Zwölf ordiniert (siehe LuB 68:14,15). Die Bischofschaft einer Gemeinde besteht aus drei Hohen Priestern – einem Bischof und zwei Ratgebern. Der Bischof ist der präsidierende Hohe Priester, er präsidiert über alle Mitglieder in seiner Gemeinde. Zudem ist er der Präsident des Priesterkollegiums und der Priestertumsführer, der für die geistige und zeitliche Wohlfahrt der Jungen Damen der Gemeinde verantwortlich ist (siehe LuB 107:13–17,71,72).
Ein Zweigpräsident wird durch Inspiration vom Missions- oder Pfahlpräsidenten dazu berufen, die präsidierende Autorität über seinen Zweig zu sein. Er trägt das Melchisedekische Priestertum und dient mit Ratgebern. Seine Aufgaben ähneln denen des Bischofs. Schriftstellenhinweise, die sich auf den Bischof beziehen, betreffen gewöhnlich auch den Zweigpräsidenten.
Viele Mitglieder sehen ihren Bischof bzw. ihren Zweigpräsidenten nur in seiner Rolle als präsidierenden Beamten in der Gemeinde bzw. im Zweig. Ihnen ist nicht bewußt, daß er noch viele andere zeitliche und geistige Pflichten hat. Der Bischof bzw. der Zweigpräsident kann ihnen so lange nicht in vollem Maße dienen, bis er ihre Unterstützung in diesen Pflichten erhält.
Die zeitlichen Verpflichtungen des Bischofs und des Zweigpräsidenten
Zu den zeitlichen Verpflichtungen gehören die Aufgaben, die das irdische Wohlergehen der Gemeinde- oder Zweigmitglieder betreffen.
Eine wichtige zeitliche Verantwortung, die der Bischof und der Zweigpräsident haben, besteht im Einsammeln des Zehnten und anderer Spenden. Als Stellvertreter des Herrn ist der Bischof bzw. der Zweigpräsident dem Herrn dafür rechenschaftspflichtig, diese Spenden ordnungsgemäß in Empfang zu nehmen, darüber Buch zu führen und sie aufzuteilen. Fastopfer wird von den glaubenstreuen Mitgliedern gegeben, die jeden Monat zwei aufeinanderfolgende Mahlzeiten fasten, um den Armen zu helfen. (Diejenigen, die körperlich nicht in der Lage sind zu fasten, geben nur den Fastopferbetrag.) Der Bischof bzw. der Zweigpräsident kennt die Mitglieder seiner Gemeinde bzw. seines Zweiges. Wenn sie Hilfe brauchen, kann er sie unterstützen, indem er das Fastopfer verwendet oder Mitglieder seiner Gemeinde um Hilfe bittet (siehe LuB 84:112).
Die folgende Geschichte zeigt, wie ein Bischof einem Mitglied, das in Not geraten war, geholfen hat:
„Unterhalb einer stark befahrenen Schnellstraße liegt das Haus eines 60jährigen alleinstehenden Mannes, der aufgrund einer lähmenden Krankheit nie einen Tag ohne Schmerzen und nur wenige Tage ohne Einsamkeit erfahren hat. Als ich ihn an einem Wintertag besuchte, kam er auf das Klingeln nur langsam zur Tür. Ich betrat sein Haus, das er immer ordentlich und sauber hielt. Die Temperatur in den Räumen betrug etwa 4 Grad, die Küche ausgenommen. Der Grund: Er hatte nicht genug Geld, einen weiteren Raum zu heizen. Die Wände mußten tapeziert, die Decken abgehängt und die Schränke gefüllt werden.
Der Besuch bei meinem Freund stimmte mich besorgt, und so sprach ich mit seinem Bischof. Daraufhin ereignete sich ein Wunder der Liebe, veranlaßt durch die Mitteilung eines Augenzeugen. Die Mitglieder der Gemeinde wurden eingeteilt, und der Liebesdienst begann. Einen Monat später rief mich Lou an und fragte, ob ich kommen würde, um mir anzusehen, was ihm widerfahren war. Ich kam und sah tatsächlich ein Wunder. Die Gehwege, die durch die Wurzeln großer Pappeln aufgerissen waren, waren erneuert worden, ebenso der Eingang. Eine glänzende Eisentür war eingesetzt worden, die Decken waren abgehängt, die Wände tapeziert, das Holz gestrichen, das Dach erneuert und die Schränke gefüllt. Das Haus war nicht länger kalt und ungemütlich. Es schien einem jetzt ein warmes Willkommen zuzuflüstern. Bis zuletzt hob Lou das auf, was sein ganzer Stolz und seine ganze Freude war: auf seinem Bett lag eine schöne Decke, die das Wappen seines Familienclans, der McDonalds, trug. Sie war mit liebevoller Sorgfalt von den Schwestern der Frauenhilfsvereinigung gemacht worden. Bevor ich ging, fand ich heraus, daß die Jungen Erwachsenen jede Woche ein warmes Essen bringen und einen Familienabend mit ihm machen wollten. Wärme hatte die Kälte ersetzt; Reparaturen hatten die Abnutzung durch die Jahre ausgeglichen; aber noch bedeutender war es, daß Hoffnung die Verzweiflung zerstreut hatte und nun Liebe triumphierend regierte.“ (Thomas S. Monson, “The Way of the Lord”, Ensign, November 1977, Seite 9.)
Der Bischof und der Zweigpräsident haben noch andere zeitliche Verpflichtungen, u. a. das Führen von Berichten über alle Gemeindeangelegenheiten und die Instandhaltung des Kirchengebäudes und der Einrichtungen. Sie sammeln von den Gemeindemitgliedern auch andere Spenden wie z. B. den Missionarsfonds ein.
Die geistigen Verpflichtungen des Bischofs und des Zweigpräsidenten
Der Bischof bzw. der Zweigpräsident ist dazu aufgerufen, für das geistige Wohlergehen der Mitglieder seiner Kircheneinheit zu sorgen. Er hat die besondere Pflicht, allgemeiner Richter der Heiligen zu sein (siehe LuB 107:74). Um ihm bei diesen Aufgaben zu helfen, hat der Herr dem Bischof und dem Zweigpräsidenten die Gabe des Erkennens verheißen (siehe LuB 46:27).
Die Gabe des Erkennens befähigt den Bischof bzw. den Zweigpräsidenten, die Wahrheit zu wissen, den Unterschied zwischen Gut und Böse zu verstehen und sogar in das Herz eines Menschen zu sehen. Weil er diese Gabe hat, können wir ihn um Rat bitten, und er kann uns sagen, was der Herr möchte, daß wir tun, damit wir geistig wachsen.
Durch die Gabe des Erkennens war der Bischof in der folgenden Geschichte in der Lage, einem jungen Mann in seiner Gemeinde zu helfen.
Craig, ein 16jähriger Priester, war ein hervorragender junger Mann. Er war immer willig und bereit, alles zu tun, worum auch immer sein Bischof ihn bat. Eines Tages bemerkte Bischof Wells jedoch, daß Craig ihn mied. Sogar in der Priestertumsversammlung schaute Craig immer in eine andere Richtung. Bischof Wells wollte Craig als Sekretär im Priesterkollegium berufen, hatte aber das Gefühl, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. So bat er Craig in sein Büro. Während des Gesprächs bekannte Craig, daß er ein moralisches Problem hatte. Er sagte, daß er sich schäme und sich seines Priestertums nicht würdig fühle. Bischof Wells sprach mit ihm und versicherte ihm, daß er umkehren und sich wieder gut fühlen könne. Durch dieses Gespräch lernte Craig, wie er sein Problem überwinden konnte. Er kehrte um, erlangte Vergebung und war wieder glücklich und begeistert. Bischof Wells konnte ihn nun als Sekretär des Priesterkollegiums berufen.
Wie hat es Craig geholfen, geistig zu wachsen, daß der Bischof die Gabe des Erkennens genutzt hat?
Weil der Bischof bzw. der Zweigpräsident ein allgemeiner Richter in Israel ist, können wir ihm unsere Sünden bekennen, und er kann uns bei der Umkehr helfen. Wenn ein Mitglied seine schwerwiegende Sünde bekennt und nicht umkehrt, kann es die Mitgliedschaft in der Kirche verlieren. In einem solchen Fall hat der Bischof die Pflicht, einen Disziplinarrat zu halten. In einem solchen Rat erteilt der Bischof einen Richterspruch und ermutigt das Mitglied zur Umkehr. Ein Disziplinarrat wird im Geist der Liebe abgehalten und soll dem Betreffenden helfen, umzukehren und sich wieder der Segnungen des Evangeliums zu erfreuen (siehe LuB 58:42,43; LuB 58:14,17,18). Man darf diese Pflicht nicht leichtnehmen, denn der Bischof wird für seine Urteilssprüche verantwortlich gemacht werden.
Wenn man sich in einem Zweig in einer Mission mit einer Übertretung befassen muß, hat der Missionspräsident die Aufgabe, den Disziplinarrat zu leiten (siehe Handbuch Allgemeine Anweisungen, Seite 10-7).
Zu den weiteren geistigen Pflichten des Bischofs bzw. des Zweigpräsidenten gehört folgendes:
-
über die Abendmahlsversammlung präsidieren und bei deren Planung assistieren
-
die Heimlehrarbeit für alle Familien leiten
-
Versammlungen leiten (z. B. Komiteesitzung für den Wohlfahrtsdienst)
-
Mitglieder zum Dienst in verschiedenen Ämtern in der Gemeinde/im Zweig auswählen und berufen
-
Ordinierungen und Aufstiege im Aaronischen Priestertum bewilligen
-
Brüder für das Melchisedekische Priestertum vorschlagen
-
mit Mitgliedern Interviews für den Tempelschein und den Patriarchalischen Segen führen
-
die Zehntenerklärung leiten
-
Segen des Trostes und des Rates spenden
-
Missionarsempfehlungen vorbereiten
Unsere Priestertumsführer unterstützen
Unser Bischof oder Zweigpräsident ist vom Herrn berufen worden. Er vertritt den Herrn und den Präsidenten der Kirche. Deshalb ist es wichtig, daß wir ihn in seiner Berufung anerkennen. Elder Boyd K. Packer hat gesagt: „Ein Mann, der sagt, daß er den Präsidenten der Kirche oder die Generalautoritäten anerkennt, aber meint, den eigenen Bischof nicht anerkennen zu können, macht sich selbst etwas vor. Der Mann, der den Bischof seiner Gemeinde und den Präsidenten seines Pfahles nicht anerkennt, erkennt auch den Präsidenten der Kirche nicht an.“ (Elder Boyd K. Packer, “Follow the Brethren”, Speeches of the Year, BYU, 23. März 1965, Seite 4, 5.)
Die heiligen Schriften lehren uns, wie wir unsere Priestertumsführer anerkennen können.
Bitten Sie die Klasse, die folgenden Schriftstellen mitzulesen. Fragen Sie nach jeder Schriftstelle, was sie darüber aussagt, wie wir unsere Führer unterstützen können.
Schriftstelle Rat
-
LuB 6:9 Umkehr lehren und nach den Geboten leben
-
1 Nephi 3:7 alle Berufungen, die wir erhalten, annehmen und erfüllen
-
LuB 60:2 andere an unseren Talenten teilenhaben lassen
-
Maleachi 3:8–10 den Zehnten und andere Spenden zahlen
-
Hebräer 13:17 dem Rat unserer Führer gehorchen
-
LuB 64:9,10 dem anderen seine Schwächen vergeben, auch unseren Führern
Der Erfolg, den unser Bischof oder Zweigpräsident in seiner Berufung hat, wird weitgehend durch unsere Unterstützung bestimmt. Wir sollen immer für ihn beten, der himmlische Vater möge ihn leiten, uns in der rechten Weise zu führen.
Schluß
Der Dienst, der vom Bischof/Zweigpräsidenten geleistet wird, ist für unser Wohlergehen entscheidend. Würdige Männer, die als Bischof oder Zweigpräsident berufen werden, sind aufgefordert, die Mitglieder der Kirche zu führen. Sie dienen und sie lieben uns, und wir sollen unser Möglichstes tun, um ihnen bei der Erfüllung ihrer Pflicht zu helfen.
Aufgaben
-
Beten Sie für die Führer der Kirche in Ihrem persönlichen Gebet und im Familiengebet.
-
Kritisieren Sie die Führer der Kirche nicht, und klatschen Sie nicht über sie.
-
Zeigen Sie den Führern der Kirche Anerkennung, indem Sie ihre rechtschaffenen Ratschläge befolgen.
Zusätzliche Schriftstellen
-
1 Timotheus 3:1–7 (Die Voraussetzungen, die ein Bischof erfüllen muß.)
-
Titus 1:5–9 (Die Voraussetzungen, die ein Bischof erfüllen muß.)
Vorbereitung für den Lehrer
Bevor Sie diese Lektion unterrichten:
-
Laden Sie den Bischof/Zweigpräsidenten ein, die Klasse zu besuchen und Fragen hinsichtlich seiner Berufung zu beantworten.
-
Erinnern Sie alle daran, die heiligen Schriften zur Priestertumsversammlung mitzubringen.
-
Beauftragen Sie einige aus der Klasse, Geschichten und Schriftstellen im Unterricht vorzutragen.