„Ein Haus für unseren Herrn“
Am 1. Juni 1833 empfing Joseph Smith eine Offenbarung mit einer deutlichen Zurechtweisung. „Ihr habt mit einer sehr schweren Sünde gegen mich gesündigt“, erklärte der Herr, „indem ihr nicht in allem das große Gebot beachtet habt, das ich euch in Bezug auf den Bau meines Hauses gegeben habe.“1 Joseph Smith hatte dieses „große Gebot“ bereits fünf Monate zuvor in einer langen Offenbarung erhalten, die er auch als „Olivenblatt“ (jetzt Lehre und Bündnisse 88) bezeichnete. Darin wurden die Heiligen zu Folgendem angewiesen: „Organisiert euch“ und errichtet „ein Haus des Betens, ein Haus des Fastens, ein Haus des Glaubens, ein Haus des Lernens, ein Haus der Herrlichkeit, ein Haus der Ordnung, ein Haus Gottes“.2
In Anbetracht der Anweisungen „lehrt einander“ und „trachtet nach Wissen, ja, durch Studium und auch durch Glauben“ erkannten Joseph Smith und die Ältesten in Kirtland zudem in dieser Offenbarung zwei Aufträge:3 Sie sollten „ein Haus Gottes und eine Schule für die Propheten errichten“.4 Joseph Smith und die Heiligen in Kirtland machten sich zwar beinahe unmittelbar an die Umsetzung dieser Anweisung, doch wie bereits aus der Offenbarung vom 1. Juni hervorgeht, hatten sie noch immer kaum eine Vorstellung davon, was dies letztlich bedeuten oder welche enormen Opfer es ihnen abverlangen sollte.
„Ihr habt [das große Gebot] nicht beachtet“
Nur Wochen nach dem „Olivenblatt“ hatte man auch mit der Schule der Propheten begonnen. Hierzu trafen sich 25 Männer in einem kleinen Raum über dem Geschäft von Newel K. Whitney. (Siehe Nathan Waite, „A School and an Endowment“ [eine Schule und ein Endowment].) Joseph und die Brüder richteten ihre Aufmerksamkeit zunächst darauf, die praktischen Aspekte der Offenbarung zu erfüllen, und vertagten das Schulprojekt auf April 1833. Schon bald wurde Land gekauft und es wurden Männer bestimmt, die die verschiedenen Arbeiten darauf beaufsichtigen sollten.5 Am 4. Mai besprachen die Hohen Priester auf einer Konferenz „die Notwendigkeit der Errichtung eines Schulgebäudes, in dem die Ältesten zusammenkommen könnten, um zwecks ihres geistlichen Wirkens unterwiesen zu werden“. Hyrum Smith, Jared Carter und Reynolds Cahoon wurden als „Komitee [berufen,] Beiträge [Spenden] für die Errichtung eines solchen Gebäudes zu sammeln“.6
Obgleich das Gebäude später als der Kirtland-Tempel bekannt wurde, wussten die Heiligen im Jahr 1833 noch nicht, dass sie einen Tempel bauten. Sie hatten zwar in der Bibel und im Buch Mormon schon etwas über Tempel gelesen, wussten aber nach wie vor sehr wenig darüber. Zwei Jahre zuvor war in einer Offenbarung angedeutet worden, dass man im Kreis Jackson in Missouri einen Tempel errichten würde.7 Joseph Smith selbst hatte 1831 bei der Ecksteinlegung mitgeholfen, doch machte man kaum Fortschritt, und weitere Offenbarungen ließen nur vage erahnen, welchen Zweck ein Tempel erfüllen sollte.
Aus den Unterlagen vom Frühling 1833 geht hervor, dass die Heiligen das Kirtland-„Haus“ hauptsächlich als „Schule“ betrachteten und es nicht mit dem Gebot in Bezug auf den Tempel in Zion in Verbindung brachten. In der Offenbarung vom 1. Juni hingegen hieß es nun, dass Joseph Smith und die Heiligen weder die Dringlichkeit noch die Bedeutung des Gebots ausreichend „beachtet“ hatten.
Diese Offenbarung (jetzt Lehre und Bündnisse 95) gab einige Hinweise auf das Gesamtbild. In ihr wurde kundgetan, dass der Herr in dem „Haus“ „diejenigen, die ich erwählt habe, mit Macht aus der Höhe [ausrüsten werde]“8, was zwischen dem Bau des Hauses und der Verheißung des Endowments der Macht eine Verbindung herstellte.9 In der Offenbarung wurden die Maße des Innenraums des Gebäudes festgelegt (16,76 Meter breit und 19,81 Meter lang) sowie die Funktionen der oberen und unteren Stockwerke – des „inneren Hof[es]“ – beschrieben, was an den biblischen Tempel in Jerusalem erinnerte. Darüber hinaus wurde in der Offenbarung weitere Weisung verheißen: Das Haus sollte „nicht nach der Weise der Welt“, „sondern nach der Weise gebaut werden, die ich dreien von euch zeigen werde, die ihr bestimmen und zu dieser Macht ordinieren sollt“.10
Joseph Smith und seine Ratgeber Sidney Rigdon und Frederick G. Williams wurden ordnungsgemäß dazu bestimmt, „einen Entwurf oder Plan des inneren Hofes des Hauses zu erhalten“.11 Später schilderte Williams die Vision, zu der es dann kam, wie folgt: „Wir knieten nieder“, erinnerte er sich. „Wir riefen den Herrn an, und dann sahen wir vor uns das Gebäude. Ich war der Erste, der es sah. Dann sahen wir es alle drei. Nachdem wir das Äußere genau betrachtet hatten, schien das Gebäude direkt über uns zu schweben.“ Das fertige Gebäude, sagte er, schien bis ins kleinste Detail dem zu entsprechen, was er dort gesehen hatte.12
Eine grundlegende Frage wurde durch diese Offenbarung geklärt, nämlich welches Material für den Bau des Hauses verwendet werden sollte. Lucy Mack Smith berichtete von einer Ratsversammlung, in der beschlossen wurde, dass ein Holzgebäude zu teuer sei; stattdessen wurde ein Blockhaus vorgeschlagen. Joseph Smith wies die Versammelten jedoch darauf hin, „dass sie kein Haus für sich oder für irgendeinen anderen Menschen bauten, sondern ein Haus für Gott“. Er sagte: „Und sollen wir, Brüder, für unseren Gott ein Haus aus Holzstämmen bauen? Nein, Brüder, ich habe einen besseren Plan. Ich habe den Plan für das Haus des Herrn, den er selbst gegeben hat.“ Lucy erinnerte sich später, dass Josephs Worten zufolge dieser Plan ihnen „den Unterschied zwischen unseren Berechnungen und seinen Plänen“ zeigen sollte. Die Brüder waren begeistert, als Joseph den vollständigen Plan darlegte, der ein Steinhaus vorsah.13
Ein Plan für die „Stadt des Zionspfahles“
Diese Ereignisse erweiterten die Vorstellung, die Joseph Smith und die Heiligen in Hinblick auf die äußere Erscheinung des Hauses des Herrn hatten, das in Kirtland gebaut werden sollte, und weitere Offenbarungen ergänzten, was man von Zion und dessen Standort wusste. Drei Wochen nachdem die Präsidentschaft den Auftrag erhalten hatte, in Hinblick auf die Gestaltung des Hauses des Herrn in Kirtland den Willen Gottes in Erfahrung zu bringen, erstellte sie im Juni einen Bebauungsplan von der geplanten Stadt Zion in Missouri, in den der Tempel als Zentrum eingetragen wurde. Auch umfasste er einen Entwurf von dessen Größe, äußerer Gestalt und Abmessungen.14 Die Präsidentschaft wies die Führer in Missouri an, „in Zion umgehend“ mit dem Bau nach diesen Vorlagen zu beginnen.15
In der Zwischenzeit wurde Bischof Newel K. Whitney in einer Offenbarung am 4. Juni 1833 (heute Lehre und Bündnisse 96) angewiesen, sich um das Grundstück zu kümmern, auf dem das Haus des Herrn in Kirtland gebaut werden sollte. Kirtland sollte die „Stadt des Zionspfahles“ sein – ein zweiter Sammlungsort, dem Zentrum Missouris nachgestaltet. Gemäß einer Offenbarung vom 2. August 1833 (heute Lehre und Bündnisse 94) sollte Kirtland dem Plan für Missouri nachempfunden werden: mit dem Haus des Herrn im Zentrum. Auch in der geplanten Stadt Zion sollte der Tempel nämlich im Mittelpunkt stehen.16 In der Offenbarung wurde zudem der Bau von zwei weiteren Gebäuden gefordert – einem „Haus“ für die Präsidentschaft und einem weiteren für Druckprojekte –, die beide neben dem Tempel im Stadtzentrum gebaut werden sollten.17 In einer weiteren Offenbarung vom 2. August (Lehre und Bündnisse 97) wurde das Gebot bekräftigt, man solle ein „Haus“ in Zion (Missouri) bauen, und zwar „dem Muster entsprechend, das ich euch gegeben habe“. Es sollte „schnell gebaut“ werden, und zwar als ein Ort der Danksagung und der Unterweisung.18
Die Präsidentschaft zeichnete einen Bebauungsplan von Kirtland und überarbeitete den Plan für die Stadt Zion, wie sie durch Offenbarungen dazu angeleitet wurde.19 Sie schickte die überarbeiteten Pläne und die Kopien der Offenbarungen an die Führer in Missouri, doch als der Brief ankam, war es bereits zu Gewalttaten und Übergriffen gekommen. Innerhalb weniger Monate mussten die Mitglieder der Kirche den Kreis Jackson verlassen und ihre Pläne, einen Tempel zu bauen, zurückstellen.
Joseph Smiths Stadtplanung war für das Amerika des 19. Jahrhunderts keineswegs außergewöhnlich. Man sah darin im Zeitalter der schnellen Ausdehnung gen Westen und der Stadtentwicklung „ein Beispiel unter vielen Stadtentwürfen“.20 Die Pläne für die Stadt Zion schienen auch denen für viele andere Städte zu ähneln: der Stadt lag ein Gittermuster zugrunde, die breiten Straßen verliefen in alle Himmelsrichtungen, dazwischen lagen weitläufige Landstriche. Es gab jedoch einen wesentlichen Unterschied: Im Zentrum von Zion befand sich ein Tempel und kein Markt. Es war ein Sammlungsort, den Bekehrte aufsuchten, um an einem heiligen Platz leben zu können, und von dem aus Missionare loszogen, das Evangelium zu verkünden, wodurch sich wiederum noch mehr Menschen sammelten. Dieses geistige und räumliche Muster, das im Sommer 1833 geschaffen wurde, sollte die Gemeinschaften der Heiligen der Letzten Tage nicht nur für den Rest des Jahrhunderts, sondern auch darüber hinaus prägen.21
Eine treibende Kraft „für all unsere Gedanken“
Nach den Gewalttaten und Übergriffen in Missouri hatte man damit begonnen, den Bau des Hauses des Herrn in Kirtland zu beschleunigen. Als Reaktion auf die oben erwähnten Offenbarungen wurde das zuvor ernannte Komitee mit Hyrum Smith, Reynolds Cahoon und Jared Carter nun als „Baukomitee“ bezeichnet. Seine Aufgabe wurde erweitert und bestand nicht mehr bloß in der Geldbeschaffung, sondern umfasste jetzt auch den Bau selbst. Es sollte „umgehend mit dem Bau des Hauses des Herrn beginnen und Materialien wie Stein, Holz und dergleichen besorgen“.22 Am 7. Juni schrieb Hyrum Smith in sein Tagebuch: „Dieser Tag begann damit, dass Vorbereitungen für den Bau des Hauses des Herrn getroffen wurden.“23
Der Bau des Tempels sollte für die Heiligen eine gewaltige Herausforderung sein. Im Sommer 1833 lebten gerade einmal 150 Mitglieder der Kirche in dem Gebiet.24 Keiner von ihnen hatte das nötige Wissen, solch ein anspruchsvolles Bauprojekt zu überwachen. Es gab keinen einzigen Architekten und keinen Ingenieur, noch nicht einmal einen erfahrenen Bauzeichner für die Pläne.25 Das Geld war bereits knapp, und der Bau dieses großen, bedeutenden Gebäudes – die Kosten beliefen sich geschätzt auf 40.000 US-Dollar – strapazierte die Geldmittel der Kirche in den kommenden drei Jahren enorm.26
Während die Größe des Gebäudes und dessen Funktionen sowie einige Aspekte in Hinblick auf dessen äußere Erscheinung durch Offenbarung festgelegt worden waren, wurden andere Elemente den Führern und den am Bau beteiligten Arbeitern überlassen. Die Gestaltung des Gebäudes lässt erkennen, dass sie sich davon leiten ließen, wie ihrer Erfahrung und ihren eigenen Vorstellungen nach eine Kirche wohl aussehen sollte. Seine äußere Gestalt spiegelt den bekannten Greek-Revival-Stil wider. Wie viele Baumeister dieser Zeit verwendeten auch sie viele verschiedene Elemente aus den damals gängigen Bauanleitungen.27 Die gotischen Fenster wurden weithin mit Gotteshäusern in Verbindung gebracht; der Turm mit Spitze war zu einem typischen Element der Kirchen in Neuengland geworden.
Im Herbst standen die steinernen Grundmauern, doch schon bald kamen die Bauarbeiten zum Erliegen.28 Die Arbeiter in der kircheneigenen Ziegelei waren nicht in der Lage gewesen, genug Ziegel für den Bau herzustellen.29 Man entschloss sich dazu, „den Bau des Tempels wegen des Materialmangels die Winterzeit über zu unterbrechen und alle Vorbereitungen und Vorkehrungen zu treffen, den Bau in den ersten Frühlingstagen wieder aufzunehmen“.30
Die nächste große Bauphase begann im April 1834 mit der Ankunft von Artemus Millet, einem Bekehrten und erfahrenen Maurer aus Kanada. Millets entscheidender Beitrag bestand in dem Vorschlag, für den Bau des Gebäudes Bruchgestein zu verwenden und es anschließend mit Gipsputz abzudecken, anstatt es mit den viel teureren Ziegeln zu bauen.31 Die Heiligen befolgten seinen Rat und bauten die Wände aus unbehauenem Stein, den sie aus einer nahegelegenen Sandsteingrube anschleppten und der anschließend aus ästhetischen Gründen mit Gipsputz abgedeckt wurde.
Im Frühling und im Sommer 1834 kam der Tempelbau nur schleppend voran, weil die meisten Männer der Gemeinschaft mit Joseph Smith nach Missouri ins Lager Israel gingen und hofften, den Heiligen helfen zu können, die durch die gewalttätigen Übergriffe des Mobs aus ihren Häusern vertrieben worden waren. Da die Männer unterwegs waren, setzten nun die Frauen die Arbeit fort. Einige errichteten Mauern, andere trieben das Vieh und transportierten Steine, wiederum andere nähten, spannen und strickten Kleidung für die Arbeiter.32
Mit der Rückkehr von Joseph Smith und den meisten der Männer vom Lager Israel wurde auch der Tempelbau wieder das Hauptanliegen der Heiligen in Kirtland. Joseph selbst „arbeitete als Vorarbeiter in dem Steinbruch für den Tempel“ und half bei den Bauarbeiten mit, „wenn andere Pflichten dies zuließen“.33 Im Februar 1835 standen die Mauern und man hatte bereits mit den Dacharbeiten begonnen. Am 7. März 1835 bedankte sich Joseph Smith in einer Versammlung bei all denen, „die so sehr über sich hinausgewachsen waren und sich dem Aufbau des besagten Hauses gewidmet und [bei dessen Bau] mitgewirkt hatten“. Im Anschluss daran spendete Sidney Rigdon 120 Leuten, die durch ihre Arbeit und ihren Fleiß beim Bau des Hauses des Herrn mitgeholfen hatten, einen Segen.34
In jenem Herbst verspürte man noch größere Dringlichkeit, den Tempel fertigzustellen. Lucy Mack Smith beschrieb das Engagement der Mitglieder der Kirche wie folgt: „Es gab für all unsere Gedanken nur eine treibende Kraft“, sagte sie. „Und das war der Bau des Hauses des Herrn.“35 Truman Angell, ein Zimmermannslehrling aus Providence in Rhode Island, übernahm die Aufsicht über die Zimmermannsarbeiten im oberen Stockwerk.36 Brigham Young und sein Bruder Joseph machten sich als erfahrene Handwerker ihr Wissen zunutze und bauten und setzten die Fenster ein.37 Lorenzo, ein anderer Bruder Brigham Youngs, verputzte zusammen mit Artemus Millet die Außenwände, was bei dem kalten Winterwetter alles andere als einfach war. Die Putzarbeiten im Inneren wurden von Jacob Bump überwacht, einem erfahrenen Zimmermann, der auch die Kanzeln gebaut und die schöne Holzarbeit im unteren Stockwerk angefertigt hatte. Man platzierte an günstigen Stellen Öfen, um den Innenraum zu wärmen und um den Putz schneller trocknen zu lassen.38
Die Frauen arbeiteten an den Vorhängen, die von der Decke herunterhängen und die untere Halle unterteilen sollten. Auch fertigten sie weitere Einrichtungsgegenstände für den Tempel an. Joseph Smith sprach später „einen Segen über die Schwestern aus, weil sie so bereitwillig und fröhlich dabei geholfen haben, den Vorhang für das Haus des Herrn anzufertigen“.39 Selbst Kinder halfen mit und sammelten zerbrochenes Geschirr und Glas, das dem Putz beigemischt wurde, damit er in der Sonne glitzerte.40
„Eine Stätte …, wo [des Menschen Sohn] sich kundtun kann“
Das Innere des Tempels wurde nach und nach vervollständigt. Sobald ein Raum fertiggestellt war, begannen Führer und Mitglieder der Kirche damit, ihn für unterschiedliche Zwecke zu nutzen. In der Zwischenzeit war Joseph Smith unablässig damit beschäftigt, die Heiligen geistig auf die Kundgebungen vorzubereiten, die in den Offenbarungen verheißen worden waren. „Ich kehrte zu meinem Haus zurück und war noch ganz erschöpft wegen der anhaltenden Aufregung und der Mühe, die es mich kostete, all die Autoritäten [vorzubereiten] und sie gemäß dem Gebot des Herrn für die feierliche Versammlung zu läutern“, schrieb er am 30. Januar 1836 in sein Tagebuch.41 Wenige Tage zuvor hatte Joseph inmitten solcher Vorbereitungen eine Vision vom celestialen Reich (Lehre und Bündnisse 137) erhalten, und auch weitere geistige Kundgebungen gewährten zu dieser Zeit einen flüchtigen Blick auf noch wunderbarere Erlebnisse, die da kommen sollten.
Die Weihung des Hauses des Herrn war für die Mitglieder aus der Anfangszeit der Kirche ein feierlicher und befriedigender Augenblick. Die Offenbarungen von drei Jahren zuvor hatten aufgrund unfassbar großer Opfer an Arbeit und Mittel endlich Form angenommen. Im Weihungsgebet, das heute in Lehre und Bündnisse 109 steht, flehte Joseph Smith: „Wir bitten dich, o Herr, nimm dieses Haus an, das Werk unserer, deiner Knechte, Hände, das zu bauen du uns geboten hast. Denn du weißt, dass wir dieses Werk inmitten großer Drangsal vollbracht haben; und in unserer Armut haben wir von unserer Habe gegeben, um deinem Namen ein Haus zu bauen, damit des Menschen Sohn eine Stätte habe, wo er sich seinem Volk kundtun kann.“42
Und die verheißenen Kundgebungen kamen. Der Erretter erschien und erklärte, dass er den Tempel annahm. Auch erschienen weitere himmlische Wesen, die Joseph Smith und Oliver Cowdery die Schlüssel des Priestertums übertrugen.43 Diese Kundgebungen öffneten den Weg für künftige Offenbarungen zum Tempel sowie für die heiligen Handlungen des Tempels. Die Heiligen der Letzten Tage hatten gezeigt, dass sie gewillt waren, dem Herrn ein Haus zu bauen. Und damit hatten sie im Grunde die ersten Schritte getan, den Zweck des Tempels zu ergründen.