Kapitel 16
Offenbarung und der lebende Prophet
„Im Himmel [besteht] eine bindende Regel …, wonach auf Erden nichts je geschehen soll, ohne dass der Herr seinen Ratschluss zuvor seinen Knechten, den Propheten, offenbart.“
Aus dem Leben von Joseph Smith
In Kirtland, Ohio, erhielt der Prophet Joseph Smith eine Flut von Offenbarungen, wodurch dies zu einer sehr wichtigen Periode für die Etablierung der Lehre und Führung der Kirche wurde. Der Prophet war oft, wenn er diese Offenbarungen empfing, in der Gegenwart anderer Führungskräfte der Kirche, von denen dann jemand die Worte des Propheten so niederschrieb, wie dieser sie vom Herrn empfing. Er erhielt die Offenbarungen oft als Antwort auf Gebete. Parley P. Pratt, der später Mitglied der Zwölf wurde, war anwesend, als der Prophet die Offenbarung empfing, die heute als Lehre und Bündnisse 50 bekannt ist.
„Nachdem wir in seinem Übersetzungsraum zum Gebet zusammengekommen waren, diktierte er in unserer Gegenwart die folgende Offenbarung. Jeder Satz – danach eine Pause – wurde so langsam und deutlich gesprochen, dass er von jedem Schreiber vollständig mitgeschrieben werden konnte. … Niemals gab es ein Zögern, niemals musste er etwas erneut durchsehen oder durchlesen, um nicht den Faden zu verlieren.“1
Obwohl einige Offenbarungen von Hand für den eigenen Gebrauch kopiert wurden, standen sie den Mitgliedern der Kirche im Allgemeinen nicht zur Verfügung. Joseph Smith wusste, dass die Offenbarungen Gottes von solcher Wichtigkeit waren, dass sie sorgsam bewahrt und der Welt zugänglich gemacht werden mussten. Im November 1831, entschieden der Prophet und andere Führer der Kirche bei einer besonderen Konferenz, die in Hiram, Ohio, abgehalten wurde, dass eine Auswahl der Offenbarungen, die der Prophet bis zu jenem Zeitpunkt erhalten hatte, veröffentlicht werden sollten. Nachdem dieser Beschluss gefasst war, erhielt der Prophet eine göttliche Mitteilung, die der Herr „mein Geleitwort für das Buch meiner Gebote“ (LuB 1:6) nannte. Diese Offenbarung, die jetzt als Lehre und Bündnisse 1 bekannt ist, zeigt die Zustimmung des Herrn zur Veröffentlichung der Offenbarungen und erklärt seine Absicht, mit der er sie gegeben hat. „Forscht in diesen Geboten“, sagt der Herr, „denn sie sind wahr und treu, und die Prophezeiungen und Verheißungen, die darin sind, werden sich alle erfüllen“ (LuB 1:37). Nachdem der Prophet zugehört hatte, wie ihm die Offenbarung am zweiten Tag der Konferenz vorgelesen wurde, „erhob er sich und gab seinen Gefühlen und seiner Dankbarkeit Ausdruck“ für diese Kundgebung der Zustimmung des Herrn.2
Im Anschluss an diese Konferenz, erinnerte sich der Prophet, „war meine Zeit fast zwei Wochen lang vom Durchsehen der Gebote und der Teilnahme an Konferenzen stark in Anspruch genommen; denn vom ersten bis zum zwölften November hielten wir vier Sonderkonferenzen ab. In der letzten … gab die Konferenz die Erklärung ab, dass … der Wert der Offenbarungen den Reichtümern der ganzen Welt gleichkomme.“ Die Konferenz erklärte ebenfalls, dass die Offenbarungen „die Grundlage der Kirche in diesen Letzten Tagen und ebenso einen Segen für die Welt darstellt, denn [sie beweisen], dass die Schlüssel der Geheimnisse des Reiches unseres Erretters wieder den Menschen anvertraut sind; und dass die Reichtümer der Ewigkeit denjenigen zugänglich sind, die gewillt sind, nach einem jeden Wort zu leben, dass aus Gottes Mund kommt.“3
Handschriftliche Kopien der Offenbarungen wurden zu William W. Phelps in Missouri gebracht, um dort als Buch der Gebote herausgegeben zu werden. Bruder Phelps, dem vom Herrn geboten worden war, nach Missouri zu gehen und dort Drucker für die Kirche zu werden (siehe LuB 57:11), begann schon bald, den Satz für das Buch zu erstellen. Am 20. Juli 1833 zerstörte jedoch ein Pöbel die Druckerpresse und die meisten der gedruckten Blätter. Einige lose, ungeschnittene Blätter wurden von Mitgliedern der Kirche gerettet und individuell gebunden, doch das Buch wurde nie offiziell veröffentlicht. 1835 wurden die Offenbarungen, die für das Buch der Gebote vorgesehen waren, sowie viele zusätzliche Offenbarungen in Kirtland als das Buch „Lehre und Bündnisse“ herausgegeben. Mit zusätzlichen Offenbarungen, die seit 1835 hinzugefügt wurden, steht dies Buch als Zeuge dafür, dass Gott heutzutage zum Segen und zur Führung seiner Kirche durch seinen lebenden Propheten spricht, den Präsidenten der Kirche.
Lehren von Joseph Smith
Gott führt immer sein Volk und seine Kirche durch Offenbarung
9. Glaubensartikel: „Wir glauben alles, was Gott offenbart hat, und alles, was er jetzt offenbart; und wir glauben, dass er noch viel Großes und Wichtiges offenbaren wird, was das Reich Gottes betrifft.“4
„Das, was mit Gott und dem Himmel zu tun hat, lässt sich nur durch Offenbarung erfassen. Wir mögen bis in alle Ewigkeit herumdeuten und Ansichten äußern, aber das ist keine Vollmacht.“5
„Die Lehre von der Offenbarung übertrifft die Lehre, die keine Offenbarung zugibt, bei weitem. Denn eine einzige Wahrheit, die vom Himmel kommt, wiegt alle sektiererischen Vorstellungen auf der ganzen Welt auf.“6
„Ohne Offenbarung kann es keine Errettung geben; es wäre vergeblich, wollte jemand ohne sie geistlich dienen. Niemand kann ein geistlicher Diener Jesu Christi sein, wenn er kein Zeugnis von Jesus besitzt, und das ist der Geist prophetischer Rede [siehe Offenbarung 19:10]. Wenn jemand die Errettung nähergebracht wurde, ist es durch das Zeugnis geschehen. Die Menschen der heutigen Zeit geben Zeugnis von Himmel und Hölle und haben weder das eine noch das andere je gesehen; und ich sage, ohne diesen Geist kann auch niemand davon wissen.“7
„Jesus sagt in seinen Belehrungen: ‚Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen‘ [Matthäus 16:18]. Welcher Felsen? Offenbarung!“8
„Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wurde auf direkter Offenbarung gegründet, so wie es die wahre Kirche Gottes gemäß den heiligen Schriften (Amos 3:7 und Apostelgeschichte 1:2) immer wurde, und durch den Willen und die Segnungen Gottes war ich bislang ein Werkzeug in seiner Hand, um die Sache Zions voranzubringen.“9
Der Prophet sprach im April 1834 bei einer Konferenz der Kirche: „Präsident Joseph Smith, Jun. las das zweite Kapitel der Prophezeiung Joels, betete und wandte sich dann mit folgenden Worten an die Konferenz: … ‚Wir sind in einer ganz anderen Lage als jedes andere Volk, das es je auf der Erde gegeben hat. Daher lassen sich frühere Offenbarungen nicht an unsere Verhältnisse anpassen, sie sind anderen Völkern gegeben worden, die vor uns waren; aber in den Letzten Tagen wollte Gott einen Überrest rufen, in welchem es Befreiung geben sollte, ebenso wie in Jerusalem und Zion [siehe Joel 3:5]. Nun aber, wenn Gott uns keine Offenbarung mehr gäbe, wo sollen wir dann Zion und diesen Überrest finden? …‘
Der Präsident gab dann einen Bericht über, den Erhalt und die Übersetzung des Buches Mormon, die Offenbarung des Priestertums Aarons, die Gründung der Kirche im Jahre 1830, die Offenbarung des Hohen Priestertums und die Gabe des Heiligen Geistes, die über die Kirche ausgegossen worden war, und sagte: ‚Man nehme uns das Buch Mormon und die Offenbarungen, und wo ist unsere Religion? Wir haben keine mehr.‘“10
Der Präsident der Kirche ist dazu bestimmt, die Offenbarung Gottes für die Kirche zu empfangen; der Einzelne kann Offenbarung für sein eigenes Aufgabengebiet erhalten
„Jesus … setzte in der Kirche die einen als Apostel ein, die anderen als Propheten, um die Heiligen … zu vollkommenen Menschen werden zu lassen. … Im Himmel [besteht] eine bindende Regel …, wonach auf Erden nichts je geschehen soll, ohne dass der Herr seinen Ratschluss zuvor seinen Knechten, den Propheten offenbart, wie es in Amos 3:7 heißt.“11
Im August 1830 zogen Joseph und Emma Smith von Harmony, Pennsylvania, nach Fayette, New York. Als sie dort ankamen, stellten sie fest, dass einige Heilige durch Behauptungen von falschen Offenbarungen getäuscht worden waren: „Zu unserem großen Kummer … stellten wir bald fest, dass der Satan auf der Lauer lag, um zu betrügen und herauszufinden, wen er verschlingen könne. Bruder Hiram Page hatte einen bestimmten Stein, durch den er gewisse ‚Offenbarungen‘ über die Errichtung Zions, die Ordnung der Kirche und so weiter erhalten hatte, die alle im Widerspruch zur Ordnung des Hauses Gottes stehen, wie sie im Neuen Testament und auch in unseren neuzeitlichen Offenbarungen niedergelegt ist. Da für den 26. September eine Konferenz anberaumt war, hielt ich es für weise, nicht viel mehr zu tun, als bis zum Beginn der Konferenz mit den Brüdern über die Sache zu reden. Als ich aber feststellte, dass viele, besonders die Whitmers und Oliver Cowdery, weitgehend an das glaubten, was dieser Stein hervorbrachte, hielten wir es für das Beste, wegen einer so schwerwiegenden Sache den Herrn zu befragen; und empfingen, noch bevor die Konferenz zusammenkam, Folgendes:
„Offenbarung gegeben an Oliver Cowdery im September 1830 zu Fayette, New York.
,… Siehe, wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Niemand wird bestimmt werden, Gebote und Offenbarungen in dieser Kirche zu empfangen, ausgenommen mein Knecht Joseph Smith Jr., denn er empfängt sie gleichwie Mose. Und du sollst das, was ich ihm gebe, befolgen. …
Und du sollst nicht ihm gebieten, der dir als Haupt gesetzt ist und als Haupt über die Kirche; denn ich habe ihm die Schlüssel der Geheimnisse und der Offenbarungen, die versiegelt sind, gegeben, bis ich ihnen einen anderen an seiner Stelle bestimmen werde. …
Und weiter sollst du dir deinen Bruder Hiram Page nehmen, zwischen ihm und dir allein, und ihm sagen, dass all jenes, was er von jenem Stein geschrieben hat, nicht von mir ist und dass der Stan ihn täuscht; denn siehe, dies alles ist nicht ihm bestimmt, auch wird niemandem in dieser Kirche irgend etwas im Gegensatz zu den Bündnissen der Kirche bestimmt werden.
Denn alles muss in Ordnung geschehen und durch allgemeine Zustimmung der Kirche, durch das Gebet des Glaubens.‘ [LuB 28:2,3,6,7,11-13.] …
Schließlich versammelte sich unsere Konferenz. Thema war der zuvor erwähnte Stein, und nach eingehender Untersuchung distanzierten sich Bruder Page und alle anwesenden Mitglieder von dem besagten Stein und allem, was damit zusammenhing, sehr zur allgemeinen Befriedigung und Freude.“12
„Die Präsidenten oder die [Erste] Präsidentschaft sind über die Kirche gesetzt, und Offenbarungen in Bezug auf die Absicht und den Willen Gottes ergehen durch die Präsidentschaft. Dies ist die Ordnung des Himmels, und die Macht und das Vorrecht des [Melchisedekischen] Priestertums. Es ist auch das Vorrecht eines jeden Beamten in dieser Kirche, Offenbarung zu erhalten, soweit sie sich auf seine besondere Berufung und Obliegenheit in der Kirche bezieht.“13
„Wir halten nicht dafür, dass wir irgendeine Offenbarung von irgendeinem Mann oder irgendeiner Frau annehmen müssen, ohne dass der Betreffende rechtmäßig befugt und zu dieser Vollmacht ordiniert worden ist und ausreichende Beweise dafür beibringt.
… Es widerspricht der Ordnung Gottes, dass ein Mitglied der Kirche oder sonst jemand eine Anweisung erhält für jemanden, der eine höhere Vollmacht innehat als er selbst. Man ersieht daraus, dass es nicht recht wäre, eine solche Anweisung zu beachten. Wenn aber jemand eine Vision oder den Besuch eines Himmelsboten erhält, so muss dies zu seinem eigenen Nutzen, zu seiner eigenen Belehrung sein; denn die fundamentalen Grundsätze, die Führung und die Lehre der Kirche sind an die Schlüssel des Reiches gebunden.“14
Der Präsident der Kirche übermittelt uns das Wort Gottes für unsere Zeit und Generation
Heber C. Kimball berichtete einmal, als er Ratgeber von Präsident Brigham Young war: „Bruder Joseph Smith sagte viele Male zu Bruder Brigham, mir und anderen, dass er für uns ein Stellvertreter Gottes sei, der uns belehren und führen und die Missetäter tadeln solle.“15
Wilford Woodruff, der vierte Präsident der Kirche, berichtete: „Ich beziehe mich auf eine bestimmte Versammlung, die ich in meinen frühen Tagen in der Stadt Kirtland besuchte. In dieser Versammlung fielen einige Anmerkungen … hinsichtlich Offenbarungen aus dem Mund lebender Personen und hinsichtlich des niedergeschriebenen Wortes Gottes. … Eine Führungskraft der Kirche stand auf, sprach über das Thema und sagte: ‚Ihr habt das Wort Gottes hier vor euch in der Bibel, im Buch Mormon und im Buch der Lehre und Bündnisse, ihr habt das niedergeschriebene Wort Gottes, und ihr, die ihr Offenbarungen gebt, müsst Offenbarungen in Übereinstimmung mit diesen Büchern geben, denn was in ihnen geschrieben steht, ist das Wort Gottes. Wir sollten uns auf sie beschränken.‘
Als er zum Schluss gekommen war, wandte sich Bruder Joseph an Bruder Brigham Young und sagte: ‚Bruder Brigham, ich möchte, dass du ans Pult gehst und uns deine Sicht hinsichtlich der Offenbarungen aus dem Mund lebender Personen und dem geschriebenen Wort Gottes erklärst.‘ Brigham Young ging ans Pult, nahm die Bibel und legte sie hin, nahm das Buch Mormon und legte es hin, nahm das Buch der Lehre und Bündnisse und legte es vor sich hin und sagte: ‚Dies ist das niedergeschriebene Wort Gottes an uns, bezüglich des Werkes Gottes seit Anfang der Welt bis nahezu zum heutigen Tag. Und jetzt‘, sagte er, ‚bedeuten mir diese Bücher im Vergleich zu lebendiger Offenbarung nichts; diese Bücher übermitteln nicht das an uns heute gerichtete Wort Gottes wie es die Worte eines Propheten oder eines Mannes, der das heilige Priestertum heutzutage und in der heutigen Generation tut. Mir ist lebendige Offenbarung wichtiger als alles Geschriebene in den Büchern.‘ Das war die Richtung, die er einschlug. Als er fertig war, sagte Bruder Joseph zu den Versammelten: ‚Bruder Brigham hat euch das Wort des Herrn mitgeteilt, und er hat die Wahrheit gesagt.‘“16
Brigham Young, der zweite Präsident der Kirche, erinnerte sich: „Vor vielen Jahren stellte der Prophet Joseph fest, dass, wenn die Menschen die Offenbarungen, die er in Besitz hatte, angenommen und in Klugheit ihnen gemäß gehandelt hätten, wie der Herr es vorgeben würde, könnten sie in ihrer Fähigkeit zu handeln und zu verstehen um Jahre weiter sein, als sie es waren.“17
Wir unterstützen den Präsidenten der Kirche und andere Führer der Kirche, indem wir für sie beten und ihren Rat befolgen
Joseph Smith berichtete, dass Folgendes bei der Weihung des Kirtland-Tempels am 27. März 1836 geschah: „Dann hielt ich eine kurze Rede und rief die verschiedenen Kollegien und die Versammlung der Heiligen auf, die [Erste] Präsidentschaft als Propheten und Seher zu anzuerkennen und sie durch ihre Gebete zu unterstützen. Sie gelobten dies indem alle aufstanden.
Ich forderte dann die Kollegien und die Versammlung der Heiligen auf, die Zwölf Apostel, die zugegen waren, als Propheten, Seher und Offenbarer und besondere Zeugen für alle Völker der Erde zu bestätigen, die die Schlüssel des Reiches innehaben, um es zu eröffnen oder unter ihnen entstehen zu lassen, und sie durch ihre Gebete zu unterstützen. Dem stimmten sie zu, indem sie sich erhoben.
Als nächstes forderte ich die Kollegien und die Versammlung der Heiligen auf, die Präsidenten der Siebziger … anzuerkennen und diese durch ihre Gebete zu unterstützen, was sie taten, indem alle aufstanden. …
Die Abstimmung war in jedem Fall einstimmig und ich prophezeite allen, dass sie, sofern sie diese Männer in ihren verschiedenen Ämtern unterstützen würden, vom Herrn gesegnet würden; ja, dass im Namen Christi die Segnungen des Himmels ihnen gehören würden.“18
„Wie jene, die Mose die Arme stützten [siehe Exodus 17:8-13], so lasst auch uns denjenigen die Arme derjenigen stützen, die bestimmt sind, die Angelegenheiten des Reiches zu leiten, damit sie gestärkt sind und in der Lage dazu sind, ihren großen Plan zu verfolgen und mitzuwirken, das große Werk der Letzten Tage zustande zu bringen.“19
„Diejeniegen, die etwas tun, weil es ihnen geraten wurde, und dann, wenn sie es tun, ständig murren, wird es überhaupt nichts nützen; sie könnten es auch gleich lassen. Da gibt es einige, die behaupten, Heilige zu sein, die aber nur zu gern murren und nörgeln, wenn Rat erteilt wird, der ihren Gefühlen widerspricht, obwohl sie selbst um Rat nachgesucht haben. Noch heftiger reagieren sie, wenn ungebeten Rat erteilt wird, der nicht ihren Vorstellungen entspricht. Aber Brüder, wir erhoffen uns von den meisten von euch etwas Besseres. Wir vertrauen darauf, dass ihr von Zeit zu Zeit gern Rat hören wollt und dass ihr ihm fröhlich nachkommt, wenn ihr ihn aus der richtigen Quelle erhaltet.“20
Eliza R. Snow berichtete: „[Joseph Smith] sagte, wenn Gott ihn als Werkzeug bestimmt und erwählt hat, die Kirche zu leiten, warum lässt man ihn dann dies nicht tun? Warum lässt man im Wege stehen, wenn er etwas zu tun hat? Wer kennt den Willen Gottes? Offenbart er nicht vieles anders als wir es erwarten? [Der Prophet] merkte an, dass es ständig mit ihm aufwärts ginge, obwohl alles ihn niederdrücke, sich ihm in den Weg stelle oder sich ihm wiedersetze. Trotz all dieser Widerstände stehe er am Ende gut da. …
Er ermahnte diejenigen, die dazu neigen, nach Fehlern zu suchen, was die Verwaltung der Belange der Kirche betrifft, und sagte, dass Gott ihn berufen habe, die Kirche zu führen, und dass er sie auf die richtige Weise führe. Diejeniegen, die vorhaben, sich einzumischen, werden beschämt dastehen, wenn ihre Torheit offenbar wird.“21
Diejenigen, die den lebenden Propheten ablehnen, werden keinen Fortschritt machen und das Strafgericht Gottes über sich bringen
„Obwohl, im wahrsten Sinne des Wortes, alle Erkenntnis von Gott stammt, haben sie – als sie offenbart wurde – doch nicht alle Menschen geglaubt, dass es sich hierbei um eine Offenbarung handle. …
Noach war ein vollkommener Mensch und seine Erkenntnis oder Offenbarung bezüglich dessen, was auf der Erde geschehen würde, gab ihm die Macht, sich vorzubereiten und sich und seine Familie vor der Zerstörung der Flut zu retten. Diese Erkenntnis oder Offenbarung … wurde von den Bewohnern der Erde nicht geglaubt. Sie wussten, dass Adam der erste Mensch war, als Abbild Gottes erschaffen; dass er ein guter Mensch war; dass Henoch mit Gott dreihundertfünfundsechzig Jahre wandelte und dass er in den Himmel aufgenommen wurde, ohne den Tod zu schmecken. Aber sie konnten die neue Offenbarung nicht ertragen: Das Alte glauben wir, weil unsere Väter es taten, aber hinweg mit neuen Offenbarungen. Und die Flut schwemmte sie fort. …
Der gleiche Grundsatz … war deutlich sichtbar unter den Juden als der Erretter auf die Erde kam. [Sie] brüsteten sich mit den alten Offenbarungen, schmückten die Grabstätten der Verstorbenen, gaben Zehnten von Minze und Dill, sprachen lange Gebete, um etwas vorzugeben und überquerten Meer und Land, um Menschen zu bekehren; doch als die neue Offenbarung frisch aus dem Mund des großen Ich Bin kam, konnten sie es nicht ertragen – es war zu viel. Sie machte die Verderbtheit jener Generation wie auch früherer deutlich; und sie schrien: Weg mit ihm, kreuzige ihn! …
Erneut wurde derselbe Kurs eingeschlagen, dieselben Worte verwendet, als das Buch Mormon dieser Generation präsentiert wurde. Die alte Offenbarung, die alten Patriarchen, Pilger und Apostel waren gesegnet. Wir glauben an sie, aber die neuen können wir nicht tolerieren.“22
„Die Welt hat schon immer falsche Propheten für wahre Propheten gehalten und diejenigen, die von Gott gesandt sind, als falsche Propheten hingestellt und sie daher getötet, gesteinigt, gestraft und eingekerkert, und sie mussten sich verstecken ‚in Wüsten und Gebirgen, in den Höhlen und Schluchten des Landes‘ [siehe Hebrund 11:38]. Sie waren die ehrenwertesten Menschen auf Erden, und doch hat man sie als Vagabunden aus der Gesellschaft ausgestoßen, während die Schurken und Vagabunden, die Heuchler und Hochstapler, der Abschaum der Menschheit Wertschätzung und Ehre und Unterstützung genossen.“23
„Es steht für mich ganz außer Frage: Wenn Christus jetzt zur Erde käme und ebenso ungestüm predigen würde wie seinerzeit den Juden, so würde ihn die heutige Generation verwerfen, weil er so ungestüm sei. … Viele sagen: ‚Ich werde dich nie verlassen, sondern dir allezeit bestehen!‘ In dem Augenblick aber, da man sie einige Geheimnisse des Gottesreiches lehrt, die im Himmel zurückgehalten werden und den Menschenkindern erst dann offenbart werden sollen, wenn diese dafür bereit sind, sind sie die ersten, die dich steinigen und umbringen. Nach eben diesem Prinzip wurde der Herr Jesus Christus gekreuzigt und wird das Volk dazu gebracht, die Propheten in dieser Generation zu töten.
In den Letzten Tagen gibt es vieles, was für die Menschenkinder unlösbar ist, zum Beispiel, dass Gott die Toten aufwecken wird; und sie vergessen, dass es Dinge gibt, die seit Grundlegung der Welt verborgen gewesen sind, in den Letzten Tagen aber den Unmündigen offenbart werden sollen.
In unseren Reihen gibt es viele kluge Männer und Frauen – so klug, dass sie sich nicht bekehren lassen. Darum müssen sie in ihrer Unwissenheit sterben, und bei der Auferstehung werden sie dann ihren Fehler sehen. Viele versiegeln sich selbst die Himmelstür, indem sie sagen: Bis hierher mag Gott Offenbarung geben, und bis hierher will ich daran glauben. …
Es ist immer so gewesen: Wenn jemand von Gott mit dem Priestertum ausgesandt wurde und die Fülle des Evangeliums zu predigen anfing, wurde er von seinen Freunden hinausgeworfen, von denen, die durchaus bereit sind, ihn hinzuschlachten, wenn er etwas lehrt, was ihrer Meinung nach falsch ist; schon Jesus wurde nach diesem Prinzip gekreuzigt.“24
„Weh, wehe dem oder denen, die ihre Hand gegen Gott und seinen Zeugen in diesen Letzten Tagen erheben: Sie werden beinah sogar die Erwählten irreführen!
… Wenn jemand prophezeit und den Menschen gebietet, seine Lehren zu befolgen, dann muss er entweder ein wahrer oder ein falscher Prophet sein. Es erheben sich immer falsche Propheten, die den wahren Propheten entgegenarbeiten, und was sie prophezeien, ist so nahe an der Wahrheit, dass sie beinah auch die Erwählten irreführen.“25
„Weil aber die Menschen das Evangelium Jesu Christi und die von Gott gesandten Propheten verwarfen, kam das Strafgericht Gottes über sie, über die Städte und Nationen, zu verschiedenen Zeitaltern der Welt; so war es bei Sodom und Gomorra, die vernichtet wurden, weil sie die Propheten verworfen hatten.“26
William P. McIntire berichtete: „[Joseph Smith] prophezeite, dass alle, die leichtfertig mit den gegebenen Offenbarungen, mit ihm und seinen Worten umgingen, schon bald ausrufen und klagen würden und sagen: O, hätten wir auf die Worte Gottes und die gegebenen Offenbarungen gehört!“27
Anregungen für Studium und Unterricht
Beachten Sie diese Anregungen, wenn Sie sich mit dem Kapitel befassen oder sich auf den Unterricht vorbereiten. Weitere Anregungen siehe Seite VII–XIII:
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Gehen Sie den Bericht auf Seite 211f. durch und beachten Sie, wie die frühen Mitglieder der Kirche bezüglich der Offenbarungen empfanden, die Joseph Smith empfing. Was empfinden Sie hinsichtlich der Lehre und Bündnisse?
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Lesen Sie den vierten Absatz auf Seite 213. Warum trifft Ihrer Meinung nach die Aussage „Es gibt keine Errettung ohne Offenbarung“ zu?
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Warum lassen sich Ihrer Meinung nach Menschen manchmal täuschen, so wie es in der Geschichte um Hiram Page geschah? Was können wir tun, um zu vermeiden, von falschen Propheten oder falschen Lehren getäuscht zu werden?
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Gehen Sie die drei letzten vollständigen Absätze auf Seite 216 durch. Welchen Nutzen haben wir daraus, dass es nur einen Menschen gibt, der Offenbarungen für die gesamte Kirche empfangen kann? Über welche Erfahrungen können Sie berichten, in denen der Herr Sie bei bestimmten Aufgaben geführt hat?
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Lesen Sie auf Seite 217f., wie Joseph Smith und Brigham Young reagiert haben, als ein Mann sagte, wir sollten uns auf die Offenbarungen beschränken, die in den heiligen Schriften niedergeschrieben sind. Was würde in Ihrem Leben fehlen, wenn Sie sich auf den Kanon der heiligen Schriften beschränken würden, ohne die Worte des lebenden Propheten zu hören? Was können wir tun, um im Sinne von Brigham Youngs Ratschlag zu handeln?
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Was können wir tun, um den Präsidenten der Kirche und andere Führungsbeamte der Kirche zu unterstützen? (Beispiele finden Sie auf Seite 218f.) Welchen Rat hat der Präsident der Kirche bei der letzten Generalkonferenz gegeben? Wie wurden Sie gesegnet, als Sie dem Propheten und anderen Führungskräften der Kirche gefolgt sind?
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Auf welche Weise können Menschen die Propheten Gottes ablehnen? (Beispiele finden Sie auf Seite 220-223.) Welche Folgen kann es haben, wenn man sich entscheidet, nicht dem Rat derer zu folgen, die der Herr für die Führung seiner Kirche ausgewählt hat?
Einschlägige Schriftstellen: Sprichwörter 29:18; Jakob 4:8; 3 Nephi 28:34; Mormon 9:7-9; LuB 21:1-6