Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 12: Gehorsam: einfach nach dem Evangelium leben


Kapitel 12

Gehorsam: einfach nach dem Evangelium leben

„Der Weg des Evangeliums ist ein einfacher Weg. … Demütigen Sie sich, und seien Sie gehorsam.“

Aus dem Leben von Gordon B. Hinckley

Als Gordon B. Hinckley etwa 14 Jahre alt war, hatte er im Tabernakel von Salt Lake City ein Erlebnis, das ihn zu einem wichtigen Entschluss veranlasste. Er berichtete später:

„Ich hörte Präsident Heber J. Grant erzählen, was er als Junge beim Lesen im Buch Mormon erlebt hatte. Er sprach von Nephi und darüber, wie sehr dieser ihn beeinflusste. Und dann zitierte er mit einer Überzeugung, die ich niemals vergessen werde, die großartigen Worte Nephis: ‚Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat; denn ich weiß, der Herr gibt den Menschenkindern keine Gebote, ohne ihnen einen Weg zu bereiten, damit sie das vollbringen können, was er ihnen gebietet.‘ (1 Nephi 3:7.)

So jung ich damals war, fasste ich in diesem Moment den Entschluss, immer das tun zu wollen, was der Herr geboten hat.“1

Diesen Entschluss trug Gordon B. Hinckley stets in seinem Herzen. Jahre später, als er Präsident der Kirche war, bezog er sich in seinen Worten auf die Botschaft, die er als junger Mann gehört hatte. Bei einer Regionalkonferenz sagte er den Mitgliedern der Kirche:

„Ich bin schon häufig von Reportern interviewt worden. Immer wieder werde ich dabei gefragt: Wie lautet das Motto Ihrer Präsidentschaft? Darauf erwidere ich stets: Es ist dasselbe, das ich von den Präsidenten und Aposteln in dieser Kirche immer wieder gehört habe, solange ich zurückdenken kann: Leben Sie einfach nach dem Evangelium. Jeder, der sich daran hält, gelangt zu der inneren Überzeugung, dass es wahr ist.“2

Bei seiner ersten Generalkonferenz als Präsident der Kirche forderte Präsident Hinckley jedermann auf, sich noch mehr darum zu bemühen, nach dem Evangelium zu leben:

„Es ist nun an der Zeit, meine Brüder und Schwestern, dass wir ein wenig aufrechter dastehen, den Blick erheben, unseren Verstand anstrengen und die große Mission der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Bezug auf das Millennium umfassender und besser verstehen. Es ist an der Zeit, stark zu sein. Es ist an der Zeit, ohne zu zögern vorwärtszugehen und sich dabei der Bedeutung, der Tiefe und der Dringlichkeit unserer Mission bewusst zu sein. Es ist an der Zeit, das Rechte zu tun, und zwar ungeachtet der möglichen Konsequenzen. Es ist an der Zeit, die Gebote zu halten. Dies ist die Zeit, denjenigen Freundlichkeit und Liebe entgegenzubringen, die in Not sind oder die in Finsternis und Schmerz umherirren. Es ist an der Zeit, einander in jeder Beziehung rücksichtsvoll und gut, anständig und höflich zu begegnen. Mit anderen Worten: Es ist an der Zeit, Christus ähnlicher zu werden.“3

Präsident Hinckley legte immer wieder großen Wert auf diese Botschaft. Zehn Jahre später wiederholte er diese Worte bei der Generalkonferenz und fügte hinzu: „Das Urteil bleibt wohl Ihnen überlassen, inwieweit wir den Aufforderungen, die da vor zehn Jahren ausgesprochen wurden, nachgekommen sind.“4

Nephi bei der Jagd

Nephis beispielhafter Gehorsam prägte den jungen Gordon B. Hinckley

Lehren von Gordon B. Hinckley

1

Wir sind ein Bundesvolk, und mit diesem Bund ist eine große Verpflichtung verbunden

Wir sind ein Bundesvolk, und das ist eine sehr ernste Angelegenheit. Als dieses Werk wiederhergestellt wurde und der Herr den Zweck der Wiederherstellung kundtat, sagte er, dass ein Grund für die Wiederherstellung darin liege, dass sein immerwährender Bund wieder aufgerichtet werde. Diesen Bund … ging Abraham mit Jehova ein, als der mächtige Jehova dem Abraham ein großes und feierliches Versprechen gab. Er sagte ihm nämlich, dass seine Nachkommen so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres sein und alle Völker durch ihn gesegnet werden würden. Er machte mit Abraham den Bund, dass er ihr Gott sein würde und sie sein Volk sein würden. … Dies war der Beginn einer Beziehung von ewiger Tragweite im ewigen Leben all derer, die in den Bund eintreten. Was daraus folgt, ist wundervoll: Wenn wir uns so verhalten, wie es sich für ein Kind Gottes gehört, dann ist er unser Gott und segnet uns, liebt uns, führt uns und hilft uns.

Dieser immerwährende Bund ist nun in dieser Evangeliumszeit wieder bekräftigt worden. Wir haben ja bei der Taufe diesen Bund geschlossen. Dabei sind wir im buchstäblichen Sinn Teil seiner göttlichen Familie geworden. Alle Kinder Gottes gehören zu dieser Familie, doch auf eine bestimmte und wunderbare Weise besteht zwischen Gott und den Kindern des Bundes eine ganz besondere Beziehung. Mit unserem Eintritt in die Kirche … sind wir auch in das Bundesvolk aufgenommen worden. Wenn wir vom Abendmahl nehmen, tun wir es nicht nur zum Gedächtnis an das Opfer des Sohnes Gottes, der sein Leben für jeden von uns hingegeben hat, sondern wir tun noch mehr, indem wir nämlich den Namen Jesu Christi auf uns nehmen und geloben, seine Gebote zu halten. Dafür gelobt er uns, dass er uns mit seinem Heiligen Geist segnen wird.

Wir sind ein Bundesvolk, und mit diesem Bund ist eine große Verpflichtung verbunden. Wir dürfen keine Durchschnittsmenschen sein. Wir müssen uns von der Masse abheben. Wir müssen ein wenig aufrechter dastehen. Wir müssen uns ein wenig bessern, ein wenig freundlicher, ein wenig großzügiger, ein wenig höflicher, ein wenig rücksichtsvoller sein und uns anderer ein wenig mehr annehmen.5

Wir sind ein Volk, das einen feierlichen Bund eingegangen ist und den Namen des Herrn Jesus Christus auf sich genommen hat. Mögen wir uns ein wenig mehr darum bemühen, die Gebote zu halten und so zu leben, wie der Herr es uns aufgetragen hat.6

Abendmahlsversammlung

Wenn wir vom Abendmahl nehmen, [nehmen] wir … den Namen Jesu Christi auf uns … und geloben, seine Gebote zu halten.

2

Der Herr erwartet von uns, dass wir in jeder Hinsicht nach dem Evangelium leben

Wir leben in einer Zeit der Kompromisse und der Nachgiebigkeit. In Situationen, mit denen wir täglich konfrontiert werden, wissen wir zwar, was richtig ist, kapitulieren jedoch unter dem Druck Gleichgestellter und der betörenden Stimme derer, die uns überreden wollen. Wir gehen Kompromisse ein. Wir fügen uns. Wir geben nach, und dann schämen wir uns. … Wir müssen die Kraft aufbringen, zu unserer Überzeugung zu stehen!7

Der Weg des Evangeliums ist ein einfacher Weg. Einige der Bedingungen erscheinen Ihnen vielleicht simpel oder unnötig. Weisen Sie sie nicht verächtlich zurück. Demütigen Sie sich, und seien Sie gehorsam. Ich verspreche Ihnen, dass die Folgen wunderbar sein werden und Sie zufriedenstellen.8

Ich rufe uns alle dazu auf, dass wir uns ein wenig mehr darum bemühen, unserem göttlichen Potenzial gerecht zu werden. Wir können noch Besseres leisten. Wir können ein noch besserer Mensch werden. Wenn wir uns dieses Bild unseres göttlichen Erbes ständig vor Augen führen würden, dass Gott unser Vater ist und alle Menschen unsere Brüder, dann wären wir etwas toleranter, etwas freundlicher und würden mehr auf die Menschen um uns herum zugehen, um sie aufzubauen, ihnen zu helfen und sie zu unterstützen. Wir wären weniger geneigt, uns auf Dinge einzulassen, die uns herabwürdigen.9

Die Religion, der Sie angehören, gilt sieben Tage in der Woche, nicht nur am Sonntag. … Sie wird rund um die Uhr ausgeübt, 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr.10

Der Herr erwartet von uns, dass wir unser Leben im Griff haben und in jeder Hinsicht nach dem Evangelium leben.11

3

Gott schüttet Segnungen auf diejenigen herab, die seinen Geboten gehorchen

Der Herr sagte Elija, dass er zum Bach Kerit gehen, sich dort verbergen und daraus trinken soll und dass er dort von den Raben gespeist werden würde. Die Schrift überliefert in einfachen, eindrucksvollen Worten über Elija: „Elija ging weg und tat, was der Herr befohlen hatte.“ (1 Könige 17:5.)

Es gab keine Debatte. Es gab keine Entschuldigungen. Es gab keine Ausflüchte. Er ging einfach weg und „tat, was der Herr befohlen hatte“. So entging er dem schrecklichen Unheil, das alle diejenigen ereilte, die gespottet und debattiert und gezweifelt hatten.12

Die ganze Geschichte des Buches Mormon handelt von Völkern, denen es im Land wohl erging und die reichlich vom Herrn gesegnet wurden, solange sie rechtschaffen lebten und Jesus Christus verehrten. Wenn sie jedoch sündigten, auf Abwege gerieten und ihren Gott vergaßen, stürzten sie ins Elend und hatten Kriege und Schwierigkeiten zu erleiden. Ihr Schutz, Ihr Frieden und Ihr Wohlergehen entspringen dem Gehorsam gegenüber den Geboten des Allmächtigen.13

„Halte beständig meine Gebote, und eine Krone der Rechtschaffenheit wirst du empfangen.“ [LuB 25:15.] Das ist die Verheißung des Herrn an Emma Hale Smith. Es ist die Verheißung des Herrn an Sie alle. Glücklich wird man, wenn man die Gebote hält. Wenn [ein Mitglied] die Gebote verletzt, bringt [ihm] das nur Elend. Wer sie aber befolgt, dem ist … eine Krone der Rechtschaffenheit und ewigen Wahrheit verheißen.14

Wahre Freiheit entspringt dem Gehorsam gegenüber den Ratschlägen Gottes. Im Buch der Sprichwörter lesen wir, dass das Gebot „eine Leuchte … und die Lehre ein Licht“ ist (Sprichwörter 6:23).

Das Evangelium ist keine Philosophie der Unterdrückung, wie so viele meinen. Es ist ein Plan der Freiheit, der das Verlangen zügelt und das Verhalten lenkt. Die Früchte des Plans sind süß und der Lohn ist großzügig. …

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Galater 5:1.)

„Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.“ (2 Korinther 3:17.)15

Wir sind sicher, wenn wir umkehren. Unsere Kraft entspringt dem Gehorsam gegenüber Gottes Geboten. … Wir wollen dem Bösen standhalten, hierzulande und in aller Welt. Wir wollen so leben, dass wir des himmlischen Segens würdig sind, wollen unser Leben ändern, wo es nötig ist, und zu ihm aufschauen, zu unser aller Vater.16

Wir haben nichts zu befürchten. Gott führt uns. Er wird zum Nutzen seines Werkes eingreifen. Er wird Segen auf diejenigen herabschütten, die den Geboten gehorchen. Das hat er verheißen. Keiner von uns kann bezweifeln, dass er diese Verheißung erfüllen kann.17

4

Die Führer der Kirche zeigen den Weg auf und laden jedes Mitglied ein, das Evangelium zu leben

Es gibt einige, die sagen: „Die Kirche kann mir nicht vorschreiben, wie ich über dies, das oder jenes denken soll oder wie ich mein Leben zu leben habe.“

Nein, die Kirche schreibt niemandem vor, wie er denken oder was er tun soll. Die Kirche zeigt den Weg auf und lädt jedes Mitglied ein, das Evangelium zu leben und sich an den Segnungen zu erfreuen, die sich daraus ergeben. Die Kirche schreibt niemandem etwas vor, aber sie erteilt Rat, überzeugt, bittet eindringlich und erwartet Treue von denen, die sich als Mitglieder der Kirche betrachten.

Als ich Student war, sagte ich einmal zu meinem Vater, die Generalautoritäten hätten meiner Ansicht nach ihre Vollmachten überschritten, als sie eine bestimmte Sache befürworteten. Mein Vater war ein sehr weiser und guter Mann. Er sagte: „Der Präsident der Kirche hat uns unterwiesen und ich unterstütze ihn als Propheten, Seher und Offenbarer, und ich gedenke, seinen Rat zu befolgen.“

Ich gehöre seit [vielen] Jahren den führenden Gremien dieser Kirche an. … Ich bezeuge Ihnen, dass ich buchstäblich in tausenden Sitzungen gesessen habe, in denen Richtlinien und Programme der Kirche besprochen wurden, und ich bisher in keiner Sitzung war, in der nicht um die Führung des Herrn gebetet wurde oder in der einer der Anwesenden gewünscht hätte, etwas zu befürworten oder zu tun, was für andere schädlich sein könnte oder sie zu etwas zwingen würde.18

Ich sage allen und jedem, dass wir [in den führenden Gremien der Kirche] keine persönlichen Ziele verfolgen. Wir erfüllen nur die Absichten des Herrn. Manche üben Kritik, wenn wir einen Rat geben oder eine Warnung aussprechen. Seien Sie gewiss, dass unsere Bitten nicht auf irgendwelchen selbstsüchtigen Wünschen beruhen. Seien Sie gewiss, dass wir keine Warnung ohne Anlass und Grund aussprechen. Seien Sie gewiss, dass die Entscheidung, sich zu verschiedenen Angelegenheiten zu äußern, nicht ohne reifliche Überlegung, Gespräche und Gebete getroffen wird. Seien Sie gewiss, dass unser einziges Ziel darin besteht, Ihnen bei Ihren Problemen und Bemühungen und in Ihrer Familie und in Ihrem Leben zu helfen. … Es gibt keinen Wunsch, etwas zu lehren, was der Herr nicht auch gelehrt hätte. …

Ezechiel hat unsere Aufgabe beschrieben: „Menschensohn, ich gebe dich dem Haus Israel als Wächter. Wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, musst du sie vor mir warnen.“ (Ezechiel 3:17.)

Wir wünschen dabei nichts für uns selbst, wir wünschen nur, dass unsere Brüder und Schwestern glücklich sind, dass in ihrer Familie Friede und Liebe herrschen und dass sie bei all ihren rechtschaffenen Unternehmungen durch die Macht des Allmächtigen gesegnet werden.19

Gott tut auf seine Art fortwährend seinen Willen kund, was sein Volk betrifft. Ich gebe Ihnen mein Zeugnis, dass uns die Führer dieser Kirche nie um etwas ersuchen werden, was wir mit der Hilfe des Herrn nicht schaffen könnten. Wir mögen uns unzulänglich fühlen. Wir mögen um etwas gebeten werden, was uns nicht gefällt oder nicht unseren Vorstellungen entspricht. Wenn wir es aber mit Glauben, Gebet und Entschlossenheit angehen, können wir es schaffen.

Ich bezeuge Ihnen, dass das Glück der Heiligen der Letzten Tage, der Friede der Heiligen der Letzten Tage, der Fortschritt, der Wohlstand und die ewige Errettung und Erhöhung dieses Volkes darin begründet liegen, dass dieses Volk gehorsam den Ratschlägen des Priestertums Gottes folgt.20

5

Eine kleine Entscheidung kann gewaltige Folgen nach sich ziehen

Ich möchte einen Grundsatz … nennen, der, sofern er befolgt wird, ganz wesentlich dazu beitragen kann, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen. Das wiederum hat zur Folge, dass wir in unserem Leben wesentlich mehr Fortschritt machen und viel mehr Glück erfahren. Dieser großartige Grundsatz lautet: Halten Sie am Glauben fest. …

Ich kann Ihnen nicht genau sagen, wie Sie all Ihre Entscheidungen zu treffen haben. Aber ich verheiße Ihnen: Wenn Sie Ihre Entscheidungen an den Maßstäben des Evangeliums und den Lehren der Kirche ausrichten, und wenn Sie am Glauben festhalten, bringt Ihr Leben wunderbare Früchte hervor und Sie werden glücklich und erfolgreich sein.21

Vor vielen Jahren habe ich bei einer Eisenbahngesellschaft gearbeitet. … Das war zu einer Zeit, als fast jeder mit dem Zug reiste. Eines Morgens rief mich mein Kollege in Newark in New Jersey an. Er sagte: „Zug Nummer soundso ist angekommen, aber ohne Gepäckwagen. Irgendwo ist das Gepäck von dreihundert Passagieren verlorengegangen, und jetzt sind sie aufgebracht.“

Ich machte mich sofort daran, herauszufinden, wo der Wagen abgeblieben sein mochte. Ich stellte fest, dass er in Oakland in Kalifornien ordnungsgemäß beladen und angekoppelt worden war. Er war in unserem Bahnhof in Salt Lake City angekommen [und ist schließlich] nach St. Louis gefahren. Danach sollte er dann von einer anderen Gesellschaft nach Newark in New Jersey befördert werden. Aber dann verstellte ein unaufmerksamer Bahnbeamter im Rangierbahnhof von St. Louis ein kleines Stahlteil, nämlich die Weiche, um gerade einmal siebeneinhalb Zentimeter und zog den Hebel an, um den Wagen abzukoppeln. Wir stellten fest, dass sich der Gepäckwagen, der nach Newark in New Jersey gehörte, stattdessen in New Orleans in Louisiana befand, fast zweieinhalbtausend Kilometer von seinem Ziel entfernt. Diese eine Bewegung eines unachtsamen Bahnangestellten von nicht einmal zehn Zentimetern hatte den Wagen auf den falschen Weg gebracht und die Entfernung von seinem eigentlichen Ziel drastisch erhöht. So ist es auch mit dem Leben. Statt den vorgezeichneten Weg zu gehen, werden wir von einer irrigen Ansicht in eine andere Richtung gezogen. Die Abweichung vom Weg, der zu unserem ursprünglichen Ziel führt, mag noch so klein sein, aber auf die Dauer kann diese kleine Abweichung eine große Kluft schaffen, und dann finden wir uns fern von dem Ziel wieder, zu dem wir eigentlich gewollt hatten. … Es sind die Kleinigkeiten, um die es im Leben geht, die den Ausschlag geben.22

Eines Tages lief ich auf einer Farm zu einem großen Tor. Ich hob die Verriegelung an und öffnete das Tor. Dabei bewegten sich die Scharniere selbst nur geringfügig, kaum wahrnehmbar, wohingegen fünf Meter weiter das andere Ende des Tores weit nach außen schwang. Achtet man nur auf die Scharniere, kann man sich gar nicht vorstellen, dass diese eine um ein Vielfaches größere Bewegung zur Folge haben.

So ist es auch mit den Entscheidungen im Leben. Auch ein kurzer Gedanke, ein kleines Wort, eine scheinbar unwichtige Tat kann gewaltige Folgen nach sich ziehen.23

Ein offenes Metalltor

Präsident Hinckley verglich unsere Entscheidungen mit den Scharnieren an einem Tor

6

Wenn wir nach dem Evangelium leben, stärken wir die Kirche und tragen dazu bei, dass sich das Werk Gottes über die ganze Erde ausbreitet

Sie können [die Kirche] durch Ihre Lebensweise stärker machen. Lassen Sie das Evangelium Ihr Schwert und Ihr Schild sein. …

Wie herrlich wird doch die Zukunft sein, wenn der Allmächtige sein herrliches Werk voranbringt und alle zum Guten bewegt, die sein Evangelium annehmen und leben.24

Ich sehe in einer sehr ungewissen Welt eine wundervolle Zukunft. Wenn wir an unseren Wertvorstellungen festhalten, wenn wir auf unserem Vermächtnis aufbauen, wenn wir vor dem Herrn in Gehorsam wandeln, wenn wir einfach nach dem Evangelium leben, werden wir auf eine erhabene und wundervolle Weise gesegnet. Man wird in uns ein eigentümliches Volk sehen, das den Schlüssel zu einem besonderen Glück gefunden hat.25

Möge jeder Mann, jede Frau und jedes Kind den Entschluss fassen, das Werk des Herrn besser und stärker und großartiger als jemals zuvor zu machen. Dabei kommt es darauf an, wie wir unser Leben führen. Es kommt auf unseren Entschluss an, nach dem Evangelium Jesu Christi zu leben. Es kommt auf jeden Einzelnen an. Die Kirche ist viel stärker, wenn wir alle beten. Das gilt auch für jeden anderen Grundsatz des Evangeliums. Lassen Sie uns alle Teil dieser großen Sache sein, die immer weiter vorwärtsgeht und sich über die ganze Erde ausbreitet. Wir dürfen nicht auf der Stelle treten, wir müssen voranschreiten – das ist ein absolutes Muss. Die wahre Stärke der Kirche liegt in der persönlichen Überzeugung im Herzen jedes Einzelnen. Ohne sie bliebe uns fast nichts, doch mit ihr haben wir alles.26

Ich bitte jeden von Ihnen, wo Sie als Mitglied der Kirche auch sein mögen: Stehen Sie fest auf den Beinen und gehen Sie mit einem Lied in Ihrem Herzen vorwärts, leben Sie das Evangelium, lieben Sie den Herrn, und bauen Sie sein Reich auf. Gemeinsam werden wir den Kurs und die Treue halten. Der Allmächtige ist unsere Kraft.27

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Warum dürfen wir als Angehörige des Bundesvolks des Herrn „keine Durchschnittsmenschen sein“? (Siehe Abschnitt 1.) Welchen Einfluss haben die Bündnisse, die Sie mit Gott geschlossen haben, auf Ihren Alltag?

  • Präsident Hinckley hat gesagt, dass wir „die Kraft aufbringen [müssen], zu unserer Überzeugung zu stehen“ (Abschnitt 2). Inwiefern gehen wir manchmal hinsichtlich unserer Überzeugung Kompromisse ein? Wie können wir uns besser gegen Versuchungen wappnen?

  • Wie lässt sich die Geschichte von Elija, die Präsident Hinckley erzählt hat, auf uns übertragen? (Siehe Abschnitt 3.) Was würden Sie jemandem sagen, der meint, die Gebote schränken zu sehr ein? Wie haben Sie durch das Halten der Gebote Freiheit, Schutz und Frieden erfahren?

  • Denken Sie darüber nach, was Präsident Hinckley zu den Ratschlägen und Warnungen der Führer der Kirche gesagt hat (siehe Abschnitt 4). Wann sind Sie schon einmal gesegnet worden, weil Sie auf den Ratschlag eines Führers der Kirche gehört haben?

  • Was kann man aus Präsident Hinckleys Geschichte über den verlorengegangenen Gepäckwagen lernen? (Siehe Abschnitt 5.) Warum haben kleine Entscheidungen oder Taten solch große Auswirkungen auf unser Leben? Welche kleine Entscheidung hat zu einer großen Veränderung in Ihrem Leben geführt? Wie können wir kleine Abweichungen von dem Weg, der zu Gott führt, besser erkennen?

  • Wie kann uns das Evangelium dabei helfen, besser mit der ungewissen Welt umzugehen? (Siehe Abschnitt 6.) Wie wird unser Leben vereinfacht, wenn wir nach dem Evangelium leben? Denken Sie darüber nach, wie Sie die Kirche noch stärker machen und mehr dazu beitragen können, dass sich das Werk Gottes über die ganze Erde ausbreitet.

Einschlägige Schriftstellen

Deuteronomium 4:39,40; Hebräer 5:8,9; LuB 64:33,34; 93:26-28; 98:22; Abraham 3:24-26; 3. Glaubensartikel

Studienhilfe

„Die Begriffe lesen, studieren und nachsinnen sind … nicht gleichbedeutend. Wir lesen etwas, und uns kommt vielleicht ein Gedanke. Wir studieren und entdecken vielleicht Muster und Zusammenhänge in den Schriften. Wenn wir jedoch nachsinnen, machen wir uns für Offenbarung durch den Geist bereit. Für mich bedeutet das, dass ich, nachdem ich aufmerksam in den heiligen Schriften gelesen und sie studiert habe, in mich gehe und bete.“ (Henry B. Eyring, „Dienen Sie mit dem Geist“, Liahona, November 2010, Seite 60.)

Anmerkungen

  1. „If Ye Be Willing and Obedient“, Ensign, Juli 1995, Seite 2

  2. Teachings of Gordon B. Hinckley, 1997, Seite 404

  3. „This Is the Work of the Master“, Ensign, Mai 1995, Seite 71

  4. „Zum Auftakt“, Liahona, Mai 2005, Seite 4

  5. Teachings of Gordon B. Hinckley, Seite 148f.

  6. Teachings of Gordon B. Hinckley, Seite 146

  7. „Building Your Tabernacle“, Ensign, November 1992, Seite 52

  8. „Alles zu gewinnen – nichts zu verlieren“, Der Stern, April 1977, Seite 50

  9. Teachings of Gordon B. Hinckley, Seite 160f.

  10. Teachings of Gordon B. Hinckley, Seite 404

  11. Discourses of President Gordon B. Hinckley, Band 2: 2000–1999, 2005, Seite 412

  12. „If Ye Be Willing and Obedient“, Seite 4

  13. Teachings of Gordon B. Hinckley, Seite 406f.

  14. „Wenn du treu bist“, Der Stern, März 1992, Seite 7

  15. Frühjahrs-Generalkonferenz 1965

  16. „The Times in Which We Live“, Ensign, November 2001, Seite 74

  17. „This Is the Work of the Master“, Seite 71

  18. „Treue“, Liahona, Mai 2003, Seite 59f.

  19. „The Church Is on Course“, Ensign, November 1992, Seite 59f.

  20. „If Ye Be Willing and Obedient“, Ensign, Dezember 1971, Seite 125

  21. „Keep the Faith“, Ensign, September 1985, Seite 3ff.

  22. „A Prophet‘s Counsel and Prayer for Youth“, Ensign, Januar 2001, Seite 5ff.

  23. „Keep the Faith“, Seite 3

  24. „Stay the Course – Keep the Faith“, Ensign, November 1995, Seite 72

  25. „Look to the Future“, Ensign, November 1997, Seite 69

  26. Teachings of Gordon B. Hinckley, Seite 138f.

  27. „Stay the Course – Keep the Faith“, Seite 72