Kapitel 23
Die Segnungen des heiligen Tempels
Die heiligen Handlungen im Tempel sind die krönenden Segnungen, die die Kirche anzubieten hat.
Aus dem Leben von Gordon B. Hinckley
„Ich glaube, dass kein Mitglied der Kirche in vollem Umfang empfangen hat, was die Kirche zu geben hat, wenn es nicht die Segnungen des Tempels im Haus des Herrn empfangen hat“, sagte Präsident Gordon B. Hinckley in der Priestertumsversammlung der Herbst-Generalkonferenz 1997. „Infolgedessen tun wir alles, was wir können, um den Bau dieser heiligen Gebäude zu beschleunigen und noch mehr Menschen die Segnungen, die man darin empfängt, zugänglich zu machen.“1 Er zählte dann mehrere Tempel auf, die sich in verschiedenen Planungs- und Baustadien befanden und kündigte anschließend etwas an, was das Leben vieler Menschen überall auf der Welt verändern sollte:
„Es gibt aber viele Gebiete der Kirche, die sehr abgelegen sind, wo es nur wenige Mitglieder gibt und es in naher Zukunft sicher nicht viel mehr sein werden. Sollen denen, die an solchen Orten wohnen, die Segnungen der heiligen Handlungen des Tempels für immer vorenthalten bleiben? Als ich vor ein paar Monaten ein solches Gebiet besuchte, habe ich gebeterfüllt über diese Frage nachgedacht. Die Antwort, so glauben wir, kam klar und deutlich.
Wir werden in manchen dieser Gebiete kleine Tempel bauen. … Sie [werden] den Qualitätsanspruch für einen Tempel erfüllen, der wesentlich höher ist als der für ein Gemeindehaus. Es [werden] darin Taufen für Verstorbene, das Endowment, Siegelungen und alle übrigen heiligen Handlungen vollzogen, die im Haus des Herrn für Lebende und Verstorbene durchgeführt werden.“2
Die Inspiration zu diesem Plan hatte bereits mehr als zwanzig Jahre zuvor ihren Anfang genommen. Damals war Präsident Hinckley Vorsitzender des Tempelkomitees der Kirche. Es bekümmerte ihn, dass es für viele Mitglieder sehr schwer war, in den Genuss der Segnungen des Tempels zu kommen. Er schrieb in sein Tagebuch: „Die Kirche könnte für die Baukosten des Washington-D.C.-Tempels [damals im Bau] viele kleinere Tempel bauen. Damit könnte man den Tempel zu den Mitgliedern bringen, anstatt dass sie weite Entfernungen zurücklegen müssen, um zum Tempel zu gelangen.“3
1997 nahm diese Idee durch eine Offenbarung vom Herrn Gestalt an. Im Weihungsgebet für den Colonia-Juárez-Chihuahua-Tempel in Mexiko sagte Präsident Hinckley über diese Offenbarung: „Es war hier in Nordmexiko, hier hast du die Idee und den Plan für kleinere Tempel offenbart. Sie sollten bis in jedes notwendige Detail vollständig sein, jedoch in der Größe an den Bedarf und die Umstände der Mitglieder in diesem Gebiet deines Weingartens angepasst sein. Diese Offenbarung erging auf den Wunsch und das Gebet hin, deinem Volk in diesen Siedlungen, das treu und ergeben ist, möge geholfen werden.“4
Sechs Monate, nachdem Präsident Hinckley den Plan, kleinere Tempel zu bauen, angekündigt hatte, machte er eine weitere bedeutende Ankündigung:
„Wir sind in den letzten Monaten weit gereist und sind mit vielen Mitgliedern der Kirche zusammengekommen. Ich war bei vielen, die nur sehr wenig weltliche Güter besitzen. Aber in ihrem Herzen brennt ein starker Glaube an das Werk dieser Letzten Tage. Sie lieben die Kirche. Sie lieben das Evangelium. Sie lieben den Herrn und wollen seinen Willen tun. Sie zahlen den Zehnten, so bescheiden er auch ist. Sie bringen gewaltige Opfer, um den Tempel zu besuchen. Sie reisen tagelang in wenig komfortablen Bussen und mit alten Booten. Sie sparen ihr Geld und verzichten auf so manches, um das alles zu ermöglichen.
Sie brauchen den Tempel in ihrer Nähe; einen kleinen, schönen, zweckmäßigen Tempel. Deshalb nehme ich jetzt die Gelegenheit wahr, der gesamten Kirche ein Programm anzukündigen, nach dem sofort rund 30 kleinere Tempel gebaut werden. …
Es wird ein gewaltiges Unterfangen. Noch nie zuvor ist auch nur annähernd so etwas versucht worden. … Das ergibt dann insgesamt 47 neue Tempel zusätzlich zu den 51, die bereits in Betrieb sind. Ich glaube, wir fügen besser noch zwei weitere hinzu, dann sind es 100 bis zum Ende des Jahrhunderts, 2000 Jahre nachdem ‚unser Herr und Erretter Jesus Christus im Fleische gekommen ist‘ (LuB 20:1). Wir bewegen uns mit diesem Programm in einer nie da gewesenen Größenordnung.“5
Am 1. Oktober 2000 nahm Präsident Hinckley mit der Weihung des Boston-Massachusetts-Tempels den 100. Tempel in Betrieb. Vor Jahresende weihte er noch zwei Tempel in Brasilien. Und als er am 27. Januar 2008 starb, waren in der Kirche 124 Tempel in Betrieb und 13 weitere angekündigt. Präsident Hinckley war an der Planung und dem Bau der meisten der 124 Tempel beteiligt gewesen und hatte 85 davon selbst geweiht.
Wenn Präsident Hinckley eine große Anzahl neuer Tempel ankündigte und wenn er über die Schönheit der Gebäude sprach, rief er den Mitgliedern auch immer ins Gedächtnis, welchem Zweck diese heiligen Gebäude dienen: die einzelnen Mitglieder und die Familien zu segnen, eine nach der anderen. Er sagte einmal über den San-Diego-Kalifornien-Tempel: „Was für ein herrliches, wunderschönes Gebäude dies ist! Doch ungeachtet all seiner Schönheit ist dieses Gebäude nur Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck. Es wurde errichtet und geweiht, damit die heiligen Handlungen, die der Herr in dieser Zeit offenbart hat, durchgeführt werden können.“6
Bei einer anderen Gelegenheit sagte er: „Das gesamte Evangelium hat man erst dann empfangen, wenn man auch [die heiligen Handlungen im Tempel] empfangen kann. Die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Gebäude dafür vorhanden sind, liegt bei uns. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt, aber ich hoffe, dass ich bis zum Ende meiner Tage Tempel des Herrn bauen und dafür sorgen kann, dass die Tempel zu den Mitgliedern gebracht werden, damit sie die wunderbaren Segnungen erhalten können, die man [darin] empfängt.“7
Lehren von Gordon B. Hinckley
1
Der Tempel ist Ausdruck unseres Zeugnisses und der Höhepunkt unseres Gottesdienstes
Jeder Tempel, der von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gebaut wird, ist Ausdruck des Zeugnisses dieses Volkes, dass Gott, unser ewiger Vater, lebt, dass er einen Plan dafür hat, seine Söhne und Töchter in allen Generationen zu segnen, und dass sein geliebter Sohn, Jesus der Christus, der in Betlehem in Judäa geboren und auf Golgota ans Kreuz geschlagen wurde, der Erretter und Erlöser der Welt ist, dessen Sühnopfer die Erfüllung dieses Plans ermöglicht, nämlich das ewige Leben all derer, die das Evangelium annehmen und danach leben.8
Alles, was im Tempel geschieht, dient der Erbauung und Veredelung. Es geht um das Leben hier und das Leben nach dem Tod. Es geht darum, wie wichtig jeder Einzelne als Kind Gottes ist. Es geht darum, wie wichtig die Familie ist, die der Allmächtige geschaffen hat. Es geht darum, dass der Ehebund ewig ist. Es geht darum, dass wir zu größerer Herrlichkeit fortschreiten. Der Tempel ist ein Ort des Lichts, ein Ort des Friedens, ein Ort der Liebe, wo wir uns mit dem befassen, was die Ewigkeit betrifft.9
Jeder Tempel … ist ein Denkmal unseres Glaubens an die Unsterblichkeit der Menschenseele und daran, dass die Zeit des Erdenlebens, die wir durchschreiten, sozusagen Teil eines unablässig nach oben führenden Anstiegs ist und dass es genauso sicher, wie es das Leben im Diesseits gibt, auch im Jenseits ein Leben geben wird. Daran glauben wir fest. Dieser Glaube gründet sich im Sühnopfer des Erretters, und der Tempel wird – wie ich bereits angedeutet habe – zur Brücke zwischen diesem Leben und dem nächsten Leben. Im Tempel geht es um das, was die Unsterblichkeit betrifft.10
Diese einzigartigen und wunderbaren Gebäude und die darin vollzogenen heiligen Handlungen sind der Höhepunkt unseres Gottesdienstes. Diese heiligen Handlungen werden zum tiefgründigsten Ausdruck unserer Theologie.11
Was heilig ist, muss entsprechend behandelt werden. … Halten Sie sich, wenn Sie das Haus des Herrn verlassen, treu an die heilige Verpflichtung, über Heiliges nicht zu sprechen.
Der Herr sagt: „Denkt daran: Das, was von oben kommt, ist heilig und muss mit Sorgfalt und unter dem Drängen des Geistes gesprochen werden.“ (LuB 63:64.) Und auch: „Gehe mit Heiligem nicht leichtfertig um.“ (LuB 6:12.)12
2
Durch die heiligen Handlungen im Tempel empfangen wir die krönenden Segnungen des Evangeliums
Diese Tempel, die es nun an vielen Orten auf der Erde gibt, sind zur vollständigen Erfüllung des Sühnopfers des Heilands notwendig. Hier werden unter der Vollmacht des heiligen Priestertums die heiligen Handlungen vollzogen, die nicht nur zur Erlösung, sondern auch zu ewiger Erhöhung führen.13
Jesus Christus, der Sohn Gottes, hat am Kreuz auf Golgota sein Leben hingegeben, um für die Sünden der Menschen zu sühnen. Er hat damit stellvertretend für jeden von uns ein Opfer gebracht. Durch dieses Opfer haben wir die Verheißung, dass alle Menschen auferstehen werden. Dies verdanken wir der Gnade Gottes, der Mensch muss nichts dazu beitragen. Darüber hinaus wurden uns aber durch die Schlüssel des heiligen Priestertums, die der Herr den Zwölf übertrug, als er auf Erden war, und die in unserer Evangeliumszeit von ebenjenen wiedergebracht wurden, die sie in alter Zeit innehatten, große weitere Segnungen zuteil, wozu auch die einzigartigen heiligen Handlungen gehören, die im Haus des Herrn vollzogen werden. Nur in diesen Verordnungen kommt die „Fülle des Priestertums“ (LuB 124:28) zum Tragen.14
Die heiligen Handlungen im Tempel [sind] die krönenden Segnungen, die die Kirche anzubieten hat.15
Zu den Segnungen des Tempels für den Mann und die Frau, die würdig sind, in den Tempel zu gehen, … gehören Waschungen und Salbungen. Sie ermöglichen, dass wir vor dem Herrn rein sind. Weiter gehört dazu ein Gottesdienst, in dem wir Anleitungen empfangen: das Endowment. Dabei werden wir mit Verpflichtungen und Segnungen ausgestattet, die uns anspornen, uns so zu verhalten, wie es den Grundsätzen des Evangeliums entspricht. Schließlich gehören dazu die Siegelungen. Durch diese Verordnungen wird das, was auf Erden gebunden ist, auch im Himmel gebunden, wodurch die Familie fortbestehen kann.16
Vor vielen Jahren wurde ich ins Krankenhaus an das Bett einer Mutter gerufen, die sich im letzten Stadium einer tödlichen Krankheit befand. Kurz darauf starb sie und hinterließ ihren Mann und vier Kinder, von denen das jüngste, ein Junge, erst sechs Jahre alt war. Es herrschte Trauer – tiefe, schmerzliche Trauer. Doch hinter den Tränen glänzten der Glaube und die Gewissheit, dass es eines Tages – so gewiss wie die schmerzliche Trennung – ein freudiges Wiedersehen geben würde, denn die Ehe hatte ihren Anfang mit der Siegelung für Zeit und Ewigkeit im Haus des Herrn genommen, unter der Vollmacht des heiligen Priestertums. …
Viele sind [sehr weit] gereist, um in den Genuss der Segnungen der Tempelehe zu kommen. Ich habe eine Gruppe von Heiligen der Letzten Tage aus Japan gesehen, die vor dem Bau eines Tempels in ihrer Heimat gehungert haben, um sich die lange Reise zum Laie-Tempel auf Hawaii zu ermöglichen. Ehe in Johannesburg ein Tempel gebaut wurde, gab es Mitglieder, die auf vieles verzichteten, was sie dringend gebraucht hätten, um sich den elftausend Kilometer langen Flug von Südafrika zum Tempel in Surrey in England leisten zu können. In ihren Augen leuchtete ein Licht; sie hatten ein Lächeln auf den Lippen und gaben Zeugnis, dass dieses Erlebnis unendlich mehr wert war als alles, was es gekostet hatte.
Ich weiß noch, wie ich vor vielen Jahren in Neuseeland einen Mann aus einer abgelegenen Gegend in Australien Zeugnis geben hörte. Er war von einem Standesbeamten getraut worden und hatte sich dann zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern der Kirche angeschlossen. Sie hatten den langen Weg quer über das weite Land und die Überfahrt über die Tasmansee bis nach Auckland und von dort weiter zum Tempel im schönen Waikatotal auf sich genommen. Wenn ich mich recht entsinne, sagte er: „Wir konnten uns die Reise nicht leisten. Unser irdischer Besitz bestand aus einem alten Auto, unseren Möbeln und unserem Geschirr. Ich sagte zu meiner Familie: ‚Wir können uns die Reise nicht leisten.‘ Dann schaute ich meine liebe Frau und unsere süßen Kinder an und sagte: ‚Wir können es uns nicht leisten, die Reise nicht zu machen. Wenn der Herr mir Kraft gibt, kann ich arbeiten und genug verdienen, um ein neues Auto und neue Möbel und Geschirr zu kaufen, aber wenn ich meine Lieben verlöre, wäre ich wirklich arm – hier auf Erden ebenso wie in der Ewigkeit.‘“17
Kein Wunder, meine Brüder und Schwestern, dass ich bei der Eröffnung … neuer Tempel starke Männer habe weinen sehen, als sie am Altar des heiligen Hauses ihre Frau umarmten. Ich habe Väter und Mütter weinen sehen, als sie am gleichen Altar ihre Kinder umarmten. Durch die Macht, die hier ausgeübt wird, haben sie die Gewissheit, dass weder Zeit noch Tod die Bande zerreißen können, die sie verbinden.18
3
Der Tempel ist ein Heiligtum, das dem Dienen geweiht ist, wo wir stellvertretend für Verstorbene, die das Evangelium nicht kannten, errettende heilige Handlungen empfangen
Es gibt Abermillionen, die auf der Erde gelebt haben und nie die Möglichkeit hatten, vom Evangelium zu hören. Sollen ihnen die Segnungen, die im Tempel des Herrn zu finden sind, vorenthalten bleiben?
Durch lebende Stellvertreter, die für die Verstorbenen handeln, werden denjenigen, die das irdische Leben bereits verlassen haben, dieselben heiligen Handlungen ermöglicht. Denen, die sich in der Geisterwelt befinden, steht es frei, die irdischen heiligen Handlungen, die für sie vollzogen worden sind, einschließlich der Taufe, der Ehesiegelung und der Siegelung von Kindern an die Eltern, anzunehmen oder abzulehnen. Es gibt im Werk des Herrn keinen Zwang, aber Möglichkeiten müssen bestehen.19
Dies ist ein Heiligtum, das dem Dienen geweiht ist. Die meiste Arbeit, die in diesem heiligen Haus verrichtet wird, wird stellvertretend für diejenigen vollzogen, die sich schon auf der anderen Seite des Schleiers befinden. Ich kenne keine andere Arbeit, die dieser vergleichbar wäre. Sie kommt dem stellvertretenden Opfer des Gottessohns für die ganze Menschheit näher als jede andere Arbeit, die ich kenne. Von denen, denen im Jenseits dieser geheiligte Dienst zugutekommt, wird kein Dank erwartet. Es ist ein Dienst, den die Lebenden für die Toten verrichten. Es ist ein Dienst, der von wahrer Selbstlosigkeit geprägt ist.20
Jungen und Mädchen [in großer Zahl] werden daran erinnert, dass der Tempel nicht nur für ihre Eltern da ist, sondern auch für sie. Wenn sie zwölf Jahre alt sind, können sie ins Haus des Herrn gehen und sich für diejenigen, die den Schleier des Todes durchschritten haben, stellvertretend taufen lassen. Welch großer und selbstloser Dienst das doch ist. Welch wundervolle Sache, dass unsere Jugendlichen so selbstlos für andere, die sich selbst nicht mehr helfen können, tätig werden.
Mit der zunehmenden Tempelarbeit geht auch die zunehmende genealogische Arbeit einher. Der Computer mit seinen vielen Einsatzmöglichkeiten beschleunigt die Arbeit, und die Menschen nutzen die neuen Techniken, die ihnen angeboten werden. Wie kann man sich der Schlussfolgerung entziehen, dass bei all dem die Hand des Herrn im Spiel ist? In dem Maß, wie die Computermöglichkeiten sich ausweiten, wächst auch die Zahl der Tempel, sodass wir der zunehmenden genealogischen Forschung Rechnung tragen können.21
Es ist unsere Aufgabe, all denen, die auf Erden gelebt haben, Segen zukommen zu lassen – einen ewigen Segen: den unzähligen Generationen von Männern und Frauen, die auf Erden gelebt haben oder heute auf der Erde sind, und allen, die noch hier leben werden. Wie groß ist unsere Verantwortung! Wir müssen ein wenig beherzter sein und ein wenig härter arbeiten, um diesen Auftrag zu erfüllen.22
Diejenigen, die auf der anderen Seite sind, die nicht tot sind, sondern deren Geist lebt, werden jubeln und glücklich sein, wenn sie erwachen und auf ihrem Weg zur Unsterblichkeit und zum ewigen Leben (siehe Mose 1:39) voranschreiten.23
4
Uns erwarten große Segnungen, wenn wir würdig bleiben und häufig in den Tempel gehen
Ich fordere Sie heute alle auf, Ihr Leben in Ordnung zu bringen und würdig zu sein, ins Haus des Herrn zu gehen und dort die Segnungen zu empfangen, die für Sie bestimmt sind. … Groß sind die Anforderungen, aber noch größer sind die Segnungen.24
Mit meiner ganzen Überzeugungskraft fordere ich unsere Mitglieder überall auf, würdig zu leben, damit sie einen Tempelschein haben können. Betrachten Sie den Tempelschein als etwas Wertvolles, und unternehmen Sie größere Anstrengungen, um zum Haus des Herrn zu gehen und am Geist und an den Segnungen des Tempels teilzuhaben.25
Unabhängig davon, ob Sie häufig oder selten in den Tempel gehen können – machen Sie sich würdig für den Tempelschein und tragen Sie ihn immer bei sich. Er wird Ihnen vor Augen halten, was von Ihnen als Heiligen der Letzten Tage erwartet wird.26
Ich bin sicher, dass jeder Mensch, der aufrichtig und gläubig zum Tempel kommt, das Haus des Herrn als besserer Mensch verlässt. Ein jeder von uns muss sich ständig verbessern. Gelegentlich müssen wir den Lärm und die Unruhe der Welt hinter uns lassen und das heilige Haus Gottes betreten, um dort seinen Geist in einer heiligen und friedvollen Umgebung zu spüren.27
Dieses heilige Gebäude wird zu einer Schule, in der man in den erhabenen und heiligen Belangen Gottes unterwiesen wird. Hier wird uns der Plan unseres lieben Vaters für seine Söhne und Töchter aus allen Generationen dargelegt. Hier wird die ewige Reise des Menschen dargestellt, ausgehend vom vorirdischen Dasein über dieses Leben hinaus bis ins Jenseits. Bedeutsame, grundlegende Wahrheiten werden klar und einfach vermittelt, sodass sie jeder Zuhörer gut begreifen kann. …
Der Tempel ist auch ein Ort für persönliche Inspiration und Offenbarung. Unzählige Menschen sind schon in schweren Zeiten, wenn schwierige Entscheidungen anstanden und dringliche Probleme zu lösen waren, im Geist des Fastens und Betens in den Tempel gekommen, um Weisung von Gott zu erlangen. Viele haben bezeugt, dass sie zwar keine Stimme gehört haben, dass sie aber im Tempel oder auch später Eindrücke empfangen haben, welchen Weg sie gehen sollen, und dass damit ihre Gebete erhört wurden.
Dieser Tempel ist eine Quelle ewiger Wahrheit. „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben.“ (Johannes 4:14.) Hier werden Wahrheiten gelehrt, die göttlicher Natur und von ewiger Tragweite sind.
Für diejenigen, die hier eintreten, wird dieses Haus zu einem Haus der Bündnisse. Hier leisten wir das feierliche und heilige Versprechen, so gut wie nur irgend möglich nach dem Evangelium Jesu Christi zu leben. Wir geloben Gott, dem ewigen Vater, nach den Grundsätzen zu leben, die die Grundlage aller wahren Religion sind.28
Ist Ihr Leben voller Sorgen? Haben Sie Probleme, gibt es etwas, was Sie beunruhigt? Sehnen Sie sich nach Frieden im Herzen und einer Möglichkeit, mit dem Herrn in Verbindung zu treten und über seine Wege nachzusinnen? Gehen Sie ins Haus des Herrn und verspüren Sie dort seinen Geist, treten Sie mit dem Herrn in Verbindung. Sie werden einen Frieden erfahren, wie Sie ihn nirgends sonst finden können.29
Bemühen Sie sich, in finsteren Zeiten ins Haus des Herrn zu gehen, und lassen Sie die Welt dort hinter sich. Empfangen Sie seine heiligen Handlungen für sich selbst und auch für Ihre Vorfahren. Setzen Sie sich nach Beendigung einer Session im Tempel ruhig in den celestialen Saal. Denken Sie über die Segnungen nach, die Sie selbst empfangen haben oder jemandem ermöglicht haben, der schon vorausgegangen ist. Ihr Herz wird von Dankbarkeit erfüllt sein und Gedanken über die ewigen Wahrheiten des großen Plans des Glücklichseins werden Ihre Seele durchdringen.30
In dieser lauten, geschäftigen, wettbewerbsorientierten Welt ist es doch ein Vorzug, ein heiliges Haus zu haben, wo wir den heiligenden Einfluss des Geistes des Herrn verspüren können. Egoismus findet immer wieder Einzug in unser Leben. Wir müssen ihn überwinden, und es gibt dazu keine bessere Möglichkeit, als zum Haus des Herrn zu gehen und stellvertretend für diejenigen, die bereits auf der anderen Seite des Schleiers sind, zu arbeiten. …
Und so möchte ich Sie … ermutigen, dieses große Vorrecht häufiger in Anspruch zu nehmen. Dadurch wird Ihr Wesen geläutert. Dadurch wird die egoistische Schale, die die meisten von uns umhüllt, entfernt. Dadurch kehrt in unser Leben etwas Heiligendes ein und wir werden zu besseren Menschen.31
Ich weiß, dass Sie sehr beschäftigt sind. Ich weiß, dass Sie viel zu tun haben. Aber ich gebe Ihnen die Verheißung, dass Sie gesegnet werden, wenn Sie ins Haus des Herrn gehen. Ihr Leben wird besser sein. Meine lieben Brüder und Schwestern, ich bitte Sie: Nutzen Sie die großartige Gelegenheit, ins Haus des Herrn zu gehen und dadurch an all den herrlichen Segnungen teilzuhaben, die Sie dort empfangen können.32
Anregungen für Studium und Unterricht
Fragen
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Präsident Hinckley sagt, dass die heiligen Handlungen im Tempel der „tiefgründigste Ausdruck unserer Theologie“ (Abschnitt 1) und die „krönenden Segnungen [sind], die die Kirche anzubieten hat“ (Abschnitt 2). Welche Segnungen haben Sie schon durch diese heiligen Handlungen empfangen?
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Präsident Hinckley erzählt von Männern und Frauen, die im Tempel Freudentränen vergossen haben (siehe Abschnitt 2). Warum rufen Ihrer Erfahrung nach die Tempelverordnungen solch tiefe Gefühle hervor?
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Über das Erlösungswerk für die Toten sagt Präsident Hinckley: „Welch wundervolle Sache, dass unsere Jugendlichen so selbstlos für andere … tätig werden“ (Abschnitt 3). Wie können Eltern und Jugendliche in diesem Werk zusammenarbeiten?
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Wie können wir Zeit dafür schaffen, am Gottesdienst im Tempel teilzunehmen? Wie wirkt sich unser Dienst im Tempel auf unser Leben außerhalb des Tempels aus? (Beispiele finden Sie in Abschnitt 4.) Wie sind Sie schon durch den Besuch des Tempels gesegnet worden?
Einschlägige Schriftstellen
Exodus 25:8; 1 Könige 6:11-13; LuB 88:119,120; 109:12,13,24-28; 110:1-10; 128:22-24
Studienhilfe
„Sprechen Sie mit anderen über das, was Sie gelernt haben. Sie denken dadurch klarer und merken es sich leichter.“ (Lehren, die größte Berufung, Seite 17.)