Kapitel 22
Wenden wir uns liebevoll den Neubekehrten und den weniger aktiven Mitgliedern zu
Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, wie ungeheuer wichtig die Aufgabe ist, die Bekehrten, die sich der Kirche anschließen, in die Gemeinschaft aufzunehmen und uns liebevoll derer anzunehmen, die sich in den Schatten der Inaktivität zurückziehen.
Aus dem Leben von Gordon B. Hinckley
Ein Thema, das Präsident Hinckley während seiner Amtszeit als Präsident der Kirche immer wieder aufgriff, war, wie wichtig es ist, uns den Neubekehrten und den weniger aktiven Mitgliedern zuzuwenden. Er führte auch oft seine eigenen Anstrengungen als Beispiel an. Unter anderem erzählte er von einem Fall, den er tief bewegt als einen seiner Fehlschläge bezeichnete:
„Während ich … auf den Britischen Inseln auf Mission war, haben mein Mitarbeiter und ich einen jungen Mann im Evangelium unterwiesen, den ich dann taufen durfte. Er war gebildet und kultiviert. Er war sehr wissbegierig. Ich war so stolz auf diesen talentierten jungen Mann, der da in die Kirche gekommen war. Meiner Meinung nach brachte er alle Eigenschaften mit, die ihn befähigten, einmal in der Kirche ein Führer zu werden.
Er war gerade im Begriff, die große Umstellung vom Bekehrten zum Mitglied zu bewältigen. Für eine kurze Zeit vor meiner Entlassung durfte ich sein Freund sein. Dann wurde ich entlassen und kehrte nach Hause zurück. Er erhielt in dem Zweig in London eine kleine Aufgabe. Er wusste nicht, was von ihm erwartet wurde, und machte einen Fehler. Der Leiter der Organisation, in der er diente, war ein Mann, den ich bestenfalls als Menschen mit einem Mangel an Liebe und einem starken Hang zur Kritik beschreiben kann. Ziemlich unbarmherzig setzte er meinem Freund zu, der nur einen einfachen Fehler begangen hatte.
Der junge Mann verließ unseren angemieteten Saal an dem Abend zutiefst verletzt. … Er sagte sich: ‚Wenn das solche Menschen sind, gehe ich da nicht wieder hin.‘
Er wurde inaktiv. Die Jahre vergingen. … Als ich [wieder] in England war, versuchte ich verzweifelt, ihn zu finden. … Ich kam wieder nach Hause und konnte ihn endlich, nach langer Suche, ausfindig machen.
Ich schrieb ihm. Er antwortete, ohne aber das Evangelium zu erwähnen.
Bei meinem nächsten Besuch in London suchte ich wieder nach ihm. Ich fand ihn an dem Tag, als ich wieder abreisen musste. Ich rief ihn an, und wir trafen uns am U-Bahnhof. Wir umarmten einander herzlich. Ich hatte kaum Zeit bis zum Abflug, aber wir unterhielten uns kurz und spürten meiner Meinung nach auch noch die alte Freundschaft. Er umarmte mich wieder, ehe ich abreiste. Ich beschloss, ihn nie wieder aus den Augen zu verlieren. …
Die Jahre vergingen. Ich wurde älter und er auch. Er ging in Rente und zog in die Schweiz. Einmal, als ich in der Schweiz war, nahm ich mir die Zeit, das Dorf, in dem er wohnte, aufzusuchen. Wir verbrachten einen großen Teil des Tages miteinander – er, seine Frau, meine Frau und ich. Es war wundervoll, aber es war offensichtlich, dass das Feuer des Glaubens längst erloschen war. Ich versuchte alles, was mir einfiel, aber es gelang mir nicht, es wieder zu entfachen. Ich schrieb ihm weiterhin. Ich schickte ihm Bücher, Zeitschriften, Aufnahmen vom Tabernakelchor und anderes, und er bedankte sich immer dafür.
Vor ein paar Monaten ist er gestorben. Seine Frau hat es mir mitgeteilt. Sie schrieb: ‚Sie waren der allerbeste Freund, den er je hatte.‘
Mir liefen die Tränen über das Gesicht, als ich den Brief las. Ich wusste, ich hatte versagt. Wenn ich da gewesen wäre, als er damals den ersten Schlag erhielt, wäre sein Leben vielleicht anders verlaufen. Ich glaube, ich hätte ihm damals helfen können. Ich glaube, ich hätte die Wunde, die ihm zu schaffen machte, verbinden können. Ich habe nur den einen Trost: Ich habe es versucht. Ich habe nur den einen Kummer: Ich habe versagt.
Die Herausforderung ist heute größer als jemals zuvor, da die Zahl der Bekehrten größer ist, als wir es je erlebt haben. … Jeder Bekehrte ist kostbar. Jeder Bekehrte ist ein Sohn, eine Tochter Gottes. Jeder Bekehrte stellt eine große und schwere Verantwortung dar.“1
Präsident Hinckleys Sorge um die Neubekehrten und die weniger aktiven Mitglieder ergab sich aus seinen eigenen Erfahrungen damit, wie segensreich das Evangelium ein Leben verändern kann. Ein Zeitungsreporter fragte ihn einmal: „Was verschafft Ihnen die größte Zufriedenheit, wenn Sie heute das Werk der Kirche betrachten?“ Präsident Hinckley antwortete:
„Die größte Zufriedenheit verschafft es mir, wenn ich sehe, was das Evangelium bei den Menschen bewirkt. Es gibt ihnen eine neue Einstellung zum Leben. Es eröffnet ihnen eine bis dahin nicht gekannte Perspektive. Sie richten ihren Blick auf das, was edel und göttlich ist. Es ist wunderbar, mitzuerleben, was mit ihnen geschieht. Sie blicken auf Christus und leben auf.“2
Lehren von Gordon B. Hinckley
1
Wir haben die große Aufgabe, uns um den Einzelnen zu kümmern
Wir müssen uns um den Einzelnen kümmern. Christus hat immer vom Einzelnen gesprochen. Er hat die Kranken geheilt, jeden einzelnen. Er hat in seinen Gleichnissen vom Einzelnen gesprochen. In dieser Kirche dreht sich alles um den Einzelnen, trotz unserer Größe. Ob wir nun sechs oder zehn oder zwölf oder fünfzig Millionen sind, wir dürfen nie aus den Augen verlieren, dass es auf den Einzelnen ankommt.3
Wir sind im Begriff, eine große, erdumspannende Gesellschaft zu werden. Aber unser Interesse und unsere Anteilnahme müssen immer dem Einzelnen gelten. Jedes Mitglied der Kirche ist ein einzelner Mensch – ob Mann, ob Frau, ob Junge oder Mädchen. Unsere große Aufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, dass jeder „durch das gute Wort Gottes genährt“ wird (siehe Moroni 6:4), dass es jedem möglich ist, sich auf seine Weise zu entwickeln und im Werk und in den Wegen des Herrn geschult zu werden, dass niemandem fehlt, was er zum Leben braucht, dass an die Bedürfnisse der Armen gedacht wird, dass jedes Mitglied Ansporn, Schulung und die Möglichkeit erhält, auf dem Weg zu Unsterblichkeit und ewigem Leben voranzugehen. …
Es geht bei diesem Werk um den Menschen, um den einzelnen Sohn, die einzelne Tochter Gottes. Wenn wir über das Erreichte sprechen, nennen wir zwar Zahlen, aber bei allen unseren Anstrengungen muss es immer um den Einzelnen gehen.4
Ich möchte betonen, dass es einen sehr erfreulichen, wunderbaren Nettozuwachs in der Kirche gibt. … Wir haben allen Grund, Mut zu fassen. Doch wann immer ein Bekehrter seinen Glauben verliert, ist das sehr tragisch. Um jedes Mitglied, das inaktiv wird, müssen wir uns ernsthaft Gedanken machen. Der Herr ließ die neunundneunzig allein, um das verlorene Schaf zu suchen. Seine Sorge um den Einzelnen war so groß, dass er sie zum Gegenstand einer seiner großartigen Belehrungen machte [siehe Lukas 15:1-7]. Wir dürfen nicht nachlassen. Wir müssen den Führungsbeamten und allen Mitgliedern immer wieder bewusst machen, wie ungeheuer wichtig die Aufgabe ist, die Bekehrten, die sich der Kirche anschließen, aufrichtig und herzlich in die Gemeinschaft aufzunehmen und uns liebevoll derer anzunehmen, die sich aus dem einen oder anderen Grund in den Schatten der Inaktivität zurückziehen. Es gibt ausreichend Beweise, dass dort, wo ein Wille ist, auch ein Weg ist.5
2
Jeder Bekehrte ist kostbar und stellt eine große und schwere Verantwortung dar
Ich denke mittlerweile, dass die größte Tragödie in der Kirche der Verlust derer ist, die sich der Kirche anschließen und dann abfallen. Das könnte in den allermeisten Fällen vermieden werden. Ich bin überzeugt, dass fast alle, die sich haben taufen lassen, von den Missionaren ausreichend unterwiesen worden sind und Erkenntnis und ein Zeugnis empfangen haben, sodass ihre Taufe gerechtfertigt ist. Aber es ist nicht leicht, sich zu ändern, wenn man der Kirche beitritt. Es bedeutet, alte Verbindungen zu lösen. Es bedeutet, Freunde zu verlieren. Es kann bedeuten, dass man liebgewordene Ansichten aufgeben muss. Es kann bedeuten, dass man Gewohnheiten verändern und Begierden unterdrücken muss. In sehr vielen Fällen bedeutet es Einsamkeit und sogar Furcht vor dem Unbekannten. Während dieser schwierigen Phase muss der Bekehrte geistig genährt und stark gemacht werden. Für seine Mitgliedschaft in der Kirche ist ein außerordentlich hoher Preis gezahlt worden. Die langwierigen Bemühungen der Missionare und die Kosten ihres Dienstes, die Ablösung von alten Beziehungen und die seelische Erschütterung, die mit all dem verbunden sind, machen es unbedingt erforderlich, dass diese kostbaren Seelen herzlich aufgenommen werden, dass ihnen Mut zugesprochen wird, dass man ihnen in schwachen Momenten beisteht, dass sie eine Aufgabe bekommen, durch die sie stark werden können, und dass man sie unterstützt und ihnen für alles, was sie tun, dankt.6
Es hat überhaupt keinen Sinn, Missionsarbeit zu betreiben, wenn wir die Früchte dieser Anstrengungen nicht festhalten können. Beides muss untrennbar sein. Die Bekehrten sind kostbar. … Jeder Bekehrte stellt eine große und schwere Verantwortung dar. Es ist zwingend notwendig, dass wir uns um diejenigen kümmern, die ein Teil von uns geworden sind. …
Ich habe kürzlich einen sehr interessanten Brief bekommen. Er kommt von einer Frau, die sich vor einem Jahr der Kirche angeschlossen hat. Sie schreibt:
„Mein Weg in die Kirche war außergewöhnlich und ziemlich schwierig. Das vergangene Jahr war das schwerste meines ganzen Lebens. Aber es war auch ein sehr lohnendes Jahr. Als neues Mitglied stehe ich nach wie vor jeden Tag vor Herausforderungen.“ …
Sie schreibt dann: „Die Mitglieder der Kirche wissen nicht, wie es ist, ein neues Mitglied zu sein. Daher können sie ja kaum wissen, wie man uns unterstützen kann.“
Ich fordere Sie auf, meine Brüder und Schwestern: Wenn Sie nicht wissen, wie das ist, dann versuchen Sie, es sich vorzustellen. Man kann schrecklich einsam sein. Es kann enttäuschend sein. Es kann beängstigend sein. Wir haben oft keine Vorstellung davon, wie sehr wir in der Kirche uns von der Welt unterscheiden. Die Frau schreibt weiter:
„Wenn wir uns der Kirche angeschlossen haben, stellen wir überrascht fest, dass wir eine völlig fremde Welt betreten haben, eine Welt mit eigenen Traditionen, eigener Kultur und eigenem Sprachgebrauch. Wir stellen fest, dass es nichts und niemanden gibt, woran wir uns auf der Reise in diese neue Welt halten können. Am Anfang ist die Reise aufregend, und sogar unsere Fehler sind amüsant. Dann wird die Sache frustrierend, und irgendwann wandelt sich der Frust in Ärger. Wenn wir das Stadium von Frust und Ärger erreicht haben, dann gehen wir. Wir kehren in die Welt zurück, aus der wir gekommen sind, wo wir wissen, wer wir sind, wo wir unseren Beitrag geleistet haben und wo uns die Sprache vertraut ist.“7
Einige Leute sind lediglich getauft worden. Niemand hat sie bei der Hand genommen, und nach zwei oder drei Monaten verabschieden sie sich wieder. Es ist so wichtig, meine Brüder und Schwestern, darauf zu achten, dass ein [neu getauftes Mitglied] bekehrt ist, dass es im Herzen von diesem großartigen Werk überzeugt ist. Das ist nicht nur eine Sache des Verstandes. Es ist eine Sache des Herzens, das vom Heiligen Geist berührt wird, bis jemand weiß, dass dieses Werk wahr ist, dass Joseph Smith wirklich ein Prophet Gottes war, dass Gott lebt und Jesus Christus lebt und dass sie dem jungen Joseph Smith erschienen sind, dass das Buch Mormon wahr ist und das Priestertum mit all seinen Gaben und Segnungen auf der Erde ist. Das kann ich gar nicht nachdrücklich genug betonen.8
3
Jeder Bekehrte braucht einen Freund und eine Aufgabe und muss durch das gute Wort Gottes genährt werden
Da wir immer mehr Bekehrte haben, müssen wir auch erhebliche Anstrengungen unternehmen, ihnen zu helfen, dass sie ihren Weg finden. Jeder von ihnen braucht dreierlei: einen Freund, eine Aufgabe und dass er „durch das gute Wort Gottes genährt“ wird (Moroni 6:4). Wir haben die Möglichkeit und die Pflicht, ihnen dies alles zu geben.9
Freunde
[Die Bekehrten] kommen in die Kirche und sind begeistert von dem, was sie da gefunden haben. Auf dieser Begeisterung müssen wir sofort aufbauen. … Hören Sie ihnen zu, leiten Sie sie an, beantworten Sie ihre Fragen und stehen Sie ihnen unter allen Umständen und in jeder Lage zur Seite. … Ich fordere jedes Mitglied auf, den Bekehrten, die sich der Kirche anschließen, in Freundschaft und Liebe die Hand zu reichen.10
Wir haben eine große Verpflichtung gegenüber denen, die sich taufen lassen. Wir dürfen sie nicht vernachlässigen. Wir dürfen sie nicht allein lassen. Sie brauchen Hilfe, um sich an die Wege und die Lebensweise dieser Kirche zu gewöhnen. Für uns ist es ein großer Segen, dass wir ihnen diese Hilfe anbieten können. … Ein freundliches Lächeln, ein herzlicher Händedruck und Ansporn bewirken Wunder.11
Gehen wir auf die neuen Mitglieder zu! Freunden wir uns mit ihnen an. Wir wollen freundlich zu ihnen sein. Wir wollen ihnen Mut machen. Wir wollen ihren Glauben und ihre Erkenntnis von diesem Werk, dem Werk des Herrn, stärken.12
Ich bitte Sie von ganzem Herzen: Nehmen Sie die Menschen, die in die Kirche kommen, in die Arme, seien Sie ihnen ein Freund, lassen Sie sie spüren, dass sie willkommen sind, und trösten Sie sie. Das Ergebnis wird wunderbar sein. Der Herr wird Sie segnen, damit Sie bei der großen Aufgabe helfen können, Bekehrte in der Kirche zu halten.13
Aufgaben
Diese Kirche erwartet von ihren Mitgliedern etwas. Sie hat hohe Grundsätze. Sie hat eine klare Lehre. Sie erwartet von ihren Mitgliedern großen Einsatz. Sie schlendern nicht nur gemächlich mit. Wir erwarten, dass sie etwas tun. Das wird positiv aufgenommen. Unsere Mitglieder freuen sich, mitarbeiten zu können, und wenn sie es tun, entwickeln sie ihre Fähigkeiten, ihre Erkenntnis nimmt zu und sie sind immer besser in der Lage, etwas zu tun und es gut zu tun.14
Geben Sie [neuen Mitgliedern] eine Aufgabe. Ihr Glaube kann ohne Übung nicht wachsen. Der Glaube und das Zeugnis sind wie meine Armmuskeln. Gebrauche und nähre ich sie, werden sie stärker. Stelle ich meinen Arm in einer Schlinge ruhig, wird er schwach und kann nicht genutzt werden. Genauso ist es mit dem Zeugnis.
Vielleicht mögen nun manche sagen, sie seien noch nicht bereit, eine Aufgabe zu übernehmen. Niemand von uns war bereit, als die Berufung kam. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Glauben Sie, dass ich für diese große und heilige Berufung bereit war? Ich fühlte mich überfordert. Ich fühlte mich unzulänglich. Ich fühle mich immer noch überfordert. Ich fühle mich immer noch unzulänglich. Aber ich bemühe mich, vorwärtszugehen, bitte den Herrn um seinen Segen und bemühe mich, seinen Willen zu tun. Und ich hoffe und bete, dass mein Tun von ihm angenommen wird. Als mir zum ersten Mal eine Aufgabe in der Kirche übertragen wurde, war ich zwölf Jahre alt. Ich wurde Ratgeber des Präsidenten des Diakonskollegiums. Ich fühlte mich dem nicht gewachsen. Ich fühlte mich überfordert. Aber ich gab mir Mühe, so wie Sie es tun, und danach erhielt ich weitere Aufgaben. Ich habe mich immer unzulänglich gefühlt, aber ich war immer dankbar und bereit, es zu versuchen.15
Jeder Bekehrte, der sich der Kirche anschließt, soll sofort eine Aufgabe erhalten. Selbst wenn sie noch so klein ist, wird sie sich nachhaltig auswirken.16
Natürlich weiß ein Neubekehrter nicht alles. Er wird wahrscheinlich Fehler machen. Na und? Wir alle machen Fehler. Es kommt auf das Wachstum an, das wir durch unsere Mitwirkung erzielen.17
Durch das gute Wort Gottes genährt
Ich glaube, dass die Bekehrten ein Zeugnis vom Evangelium haben. Ich denke, dass sie Glauben an den Herrn Jesus Christus haben und wissen, dass er Gottes Sohn ist und lebt. Ich glaube, dass sie aufrichtig von ihren Sünden umgekehrt und fest entschlossen sind, dem Herrn zu dienen.
Moroni sagt über sie und die Zeit nach ihrer Taufe: „Und nachdem sie zur Taufe angenommen worden waren und durch die Macht des Heiligen Geistes auf sie eingewirkt worden war und sie dadurch gesäubert worden waren, wurden sie dem Volk der Kirche Christi zugezählt; und ihr Name wurde aufgenommen, damit ihrer gedacht werde und sie durch das gute Wort Gottes genährt würden, um sie auf dem rechten Weg zu halten, um sie beständig wachsam zu halten zum Beten, sich allein auf die Verdienste Christi verlassend, des Urhebers und Vollenders ihres Glaubens.“ (Moroni 6:4.)
Heute wie damals werden die Bekehrten „dem Volk der Kirche [zugezählt], damit ihrer gedacht werde und sie durch das gute Wort Gottes genährt würden, um sie auf dem rechten Weg zu halten, um sie beständig wachsam zu halten zum Beten“. … Helfen wir ihnen doch bei ihren ersten Schritten als Mitglied.18
Es ist unbedingt erforderlich, dass sich [jeder Neubekehrte] mit einem Priestertumskollegium oder der Frauenhilfsvereinigung, den Jungen Damen, den Jungen Männern, der Sonntagsschule oder der Primarvereinigung verbunden fühlt. Man muss ihn darin bestärken, dass er zur Abendmahlsversammlung kommt und vom Abendmahl nimmt, um die bei der Taufe geschlossenen Bündnisse zu erneuern.19
4
Wenn man zur Kirche zurückkommt, hat man alles zu gewinnen und nichts zu verlieren
Auf der ganzen Welt gibt es Tausende, … die dem Namen nach Mitglieder der Kirche sind, die sich aber abgewandt haben und sich jetzt von Herzen danach sehnen zurückzukehren. Sie wissen aber nicht, wie, und scheuen sich davor, es zu versuchen. …
Für Sie, meine Brüder und Schwestern, die Sie Ihr geistiges Erbe genommen haben und gegangen sind und jetzt eine Leere in Ihrem Leben vorfinden, ist der Weg für die Rückkehr offen. … Wenn Sie nur den ersten zaghaften Schritt zur Rückkehr machen, werden Sie feststellen, dass Sie mit offenen Armen aufgenommen und von Freunden herzlich begrüßt werden, damit Sie sich willkommen fühlen.
Ich glaube zu wissen, weshalb einige von Ihnen uns verlassen haben. Sie sind von einem unbesonnenen Menschen beleidigt worden, und Sie haben sein Verhalten als charakteristisch für die Kirche aufgefasst. Oder Sie sind von einem Gebiet, wo man Sie kannte, in ein Gebiet gezogen, wo Sie in der Hauptsache auf sich selbst gestellt waren, und sind mit nur wenig Kenntnis von der Kirche aufgewachsen.
Oder Sie sind vielleicht von anderer Gesellschaft oder anderen Gewohnheiten angezogen worden, die Ihrer Meinung nach mit der aktiven Mitgliedschaft in der Kirche nicht vereinbar waren. Es kann auch sein, dass Sie sich in der Weisheit der Welt für klüger gehalten haben als diejenigen, mit denen Sie in der Kirche Umgang hatten, und sich mit einer gewissen Geringschätzung von deren Gesellschaft zurückgezogen haben.
Ich möchte nicht weiter auf die Gründe eingehen. Das hoffe ich auch von Ihnen. Lassen Sie die Vergangenheit hinter sich. … Sie haben alles zu gewinnen und nichts zu verlieren. Kommen Sie zurück, meine Freunde. In der Kirche finden Sie mehr Frieden, als Sie seit langer Zeit verspürt haben. Es gibt viele, deren Freundschaft Sie mit der Zeit sehr schätzen werden.20
Liebe Brüder und Schwestern, die Sie vom Weg abgekommen sind – die Kirche braucht Sie, und Sie brauchen die Kirche. Sie werden feststellen, dass viele Mitglieder Ihnen verständnisvoll zuhören und Ihnen helfen werden, den Weg zurück zu finden. Sie werden Zuneigung spüren, und Sie werden weinen – keine bitteren Tränen der Trauer, sondern Tränen der Freude.21
5
Für Mitglieder, die in der Kirche wieder aktiv werden, ist es ein gutes Gefühl, wieder zu Hause zu sein
Eines Sonntags besuchte ich in einem Ort in Kalifornien eine Pfahlkonferenz. Die Lokalzeitung hatte mein Foto und meinen Namen abgedruckt. Als der Pfahlpräsident und ich am Morgen das Pfahlhaus betraten, läutete dort das Telefon. Der Anruf war für mich. Der Anrufer stellte sich vor und wollte sich mit mir treffen. Ich entschuldigte mich beim Pfahlpräsidenten und bat ihn, die Versammlung zu leiten, die ich an diesem Morgen hätte abhalten sollen. Ich hatte Wichtigeres zu tun.
Er kam, dieser Freund von mir, schüchtern und etwas ängstlich. Er war lange Zeit fort gewesen. Wir umarmten uns wie Brüder, die lange getrennt gewesen waren. Zuerst verlief das Gespräch etwas stockend, doch bald unterhielten wir uns angeregt über die Zeit, die wir viele Jahre zuvor in England verbracht hatten. Tränen standen dem starken Mann in den Augen, als er über die Kirche sprach, in der er einst so eifrig tätig gewesen war, und dann von den langen, leeren Jahren berichtete, die darauf gefolgt waren. Er sprach über diese Jahre wie über einen Alptraum. Nachdem er die verschwendeten Jahre beschrieben hatte, sprachen wir über seine Rückkehr. Er war der Meinung, dass es schwierig werden würde, dass es peinlich werden würde, aber er willigte ein, es zu versuchen.
Vor nicht allzu langer Zeit erhielt ich einen Brief von ihm. Er schrieb: „Ich bin wieder da! Ich bin wieder da, und es ist ein wunderbares Gefühl, wieder zu Hause zu sein!“
Nun zu Ihnen, meine Freunde, die Sie sich wie er danach sehnen zurückzukehren, aber noch zögern, den ersten Schritt zu machen: Versuchen Sie es. Wir wollen Ihnen dort begegnen, wo Sie jetzt stehen, Sie bei der Hand nehmen und Ihnen helfen. Ich verspreche Ihnen, dass es ein gutes Gefühl sein wird, wieder zu Hause zu sein.22
Anregungen für Studium und Unterricht
Fragen
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Warum müssen, auch in einer weltweit verbreiteten Kirche, „unser Interesse und unsere Anteilnahme … immer dem Einzelnen gelten“? (Siehe Abschnitt 1.) Wann war es für Sie schon einmal ein Segen, dass sich jemand für Sie persönlich interessiert hat? Was können wir tun, um aufmerksamer auf den Einzelnen zu achten?
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Was können wir aus dem Brief lernen, aus dem Präsident Hinckley in Abschnitt 2 vorliest? Wie können wir das umsetzen? Überlegen Sie, was Sie tun können, um diejenigen zu stärken, die gerade ihren Glauben aufbauen.
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Warum braucht jeder Neubekehrte einen Freund und eine Aufgabe und muss durch das gute Wort Gottes genährt werden? (Siehe Abschnitt 3.) Wie können wir Neubekehrten ein Freund sein? Wie können wir sie in ihren Aufgaben in der Kirche unterstützen? Wie können wir ihnen helfen, „durch das gute Wort Gottes genährt“ zu werden?
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Warum ist es für Mitglieder manchmal schwer, zur Kirche zurückzukommen? (Siehe Abschnitt 4.) Wie können wir anderen helfen, zurückzukommen? Wann haben Sie schon einmal selbst erlebt oder gesehen, welche Freude damit verbunden ist, dass jemand in die Kirche zurückkehrt?
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Was lernen Sie aus der Begebenheit, die Präsident Hinckley in Abschnitt 5 erzählt? Überlegen Sie, wie Sie sich jemandem, der sich von der Kirche zurückgezogen hat, zuwenden und ihm helfen können, „wieder nach Hause zu kommen“.
Einschlägige Schriftstellen
Lukas 15; Johannes 10:1-16,26-28; 13:34,35; Mosia 18:8-10; Helaman 6:3; 3 Nephi 18:32; Moroni 6:4-6; LuB 38:24
Studienhilfe
„Viele stellen fest, dass die beste Zeit zum Studieren die frühen Morgenstunden nach der Nachtruhe sind. … Andere beschäftigen sich lieber in den ruhigen Abendstunden mit den heiligen Schriften, nach getaner Arbeit, wenn die Sorgen des Tages hinter einem liegen. … Wichtiger als die Tageszeit ist vielleicht, dass man einen regelmäßigen Zeitpunkt für das Studium festlegt.“ (Howard W. Hunter, „Reading the Scriptures“, Ensign, November 1979, Seite 64.)